@Andreas Pawlouschek: Lieber Andreas, DAS PARADIES in einer Verallgemeinerung gibt es ja vielleicht gar nicht, abgesehen von der biblischen Betrachtungsweise; vielleicht entsteht es einfach in unserer Vorstellung, für jeden etwas anders. Und wie bereits von Carsten sehr schön beschrieben, müssen wir wohl erst einmal unsere inneren Pforten aufstoßen, um ein mögliches Paradies zu erkennen.
Kerstin
@Eckhard: Vielleicht finde ich im Münster Informationen dazu. Man könnte auch vor Ort nachfragen. Es müsste dort ja sachkundige Menschen geben.
Kerstin
@Carsten: Lieber Carsten, ja, die über 300 zu bewältigen Stufen könnten durchaus zu einer Grundsatzentscheidung für oder wider einen Aufstieg führen. Aber der grandiose Ausblick, den man vor allem bei solch schönem Wetter wie am vergangenen Sonntag hat, belohnt einen dann für diese „Mühe“.
Den gedanklichen Ansatz der äußeren und der inneren Pforte, bezogen auf uns Menschen, auf unsere Seele hatte ich auch. Wir hatten uns bezüglich der Fenster und Türen im Hinblick auf deren Ausdeutungsmöglichkeiten an anderer Stelle bereits unterhalten. Sie zu öffnen, in unser Inneres zu blicken, den Anderen als Geschöpf mit seinen Eigenheiten, Vorzügen und Nachteilen zu akzeptieren, ist ein wichtiger Ansatz für den Gedanken an ein Paradies im Sinne eines harmonischen, friedlichen, auf Verständnis basierenden Miteinander in unserem Dasein.
Die Farben von Tor und Tür beinhalten zusätzlich eine schöne Symbolik. Die schwarze, abblätternde Farbe am äußeren Tor könnte so gedeutet werden, dass dieses an sich Negative, Verschlossene nicht mehr als absolut zu sehen ist, auch in Bezug auf das zu öffnende Selbst. Rot steht unter anderem als Farbe für das Leben. Und wie es Dostojewski bereits beschrieb, könnten wir es bereits als Paradies begreifen, dass wir es haben und genießen dürfen.
Wie stets herzlichen Dank für die Erläuterung Deiner Bildabsicht. Von dem mystischen Lichtstrahl hatte ich auch gelesen (und mir 200 Bilder des Münsters angeschaut). Möglicherweise wurden derlei Effekte geplant, aber es gibt wohl keine Nachrichten darüber.
@Eckhard: Lieber Eckhard, wenn ich diese wundervollen Besprechungen von Dir und Carsten lesen darf, ist das doch bereits paradiesisch! Die im Titel gestellte Frage ließe sich demnach positiv beantworten ;-)
Natürlich werde ich mir eine solche Frage nicht in der Realität stellen. Sie ist ja auch nur eine „Pforte“ zum Bild, Du weißt das. Da Du das Münster recht gut kennst, wie ich annehme, kannst Du Dir dieses Tor und die rote Tür direkt links im Anschluss an das südliche Querhaus vorstellen. Ich denke mir, dass man von dort direkt in das Seitenschiff gelangen müsste.
Interessant ist, dass man, selbst wenn man bereits sehr oft in dieser Kirche war, immer wieder neue Details sieht, die einem bis dahin nicht aufgefallen waren.
Ein interessantes Phänomen, von dem ich lange Zeit nichts wusste, werde ich mir demnächst einmal ansehen. Zum Frühlings- und Herbstanfang soll ein Lichtstrahl das Kruzifix an der Kanzel des Münsters in grünes Licht tauchen.
„Mystischer, grüner Lichtstrahl im Straßburger Münster Straßburg. Pünktlich zur Tagundnachtgleiche (Frühlings- und Herbstanfang) ist ein beeindruckendes Phänomen im Straßburger Münster zu sehen. Dann taucht ein rätselhafter, grüner Lichtstrahl den Kruzifix an der 1485 gebauten Kanzel des Münsters wieder in gleißendes, smaragdgrünes Licht. Der Lichtstrahl ist zweimal im Jahr, zum Frühlings- und Herbstanfang, etwa ein Monat lang zu sehen. Dabei wandert er sechs Tage lang vertikal am Christuskreuz entlang, um am sechsten Tag, einen Tag nach der Tagundnachtgleiche, den Baldachin über dem Kopf des Gekreuzigten zu bestrahlen. Die rätselhafte Erscheinung, die Maurice Rosart 1972 entdeckt und 1984 erst-mals der Öffentlichkeit bekannt gemacht hat, zeugt nach Ansicht seines Entdeckers vom genialen Geist der mittelalterlichen Münsterbauer. Das Sonnenlicht fällt durch ein helles Mosaikteil des zweiten Fensters vom gegenüberliegenden südlichen Triforium.“ http://www.rss-nachrichten.de/rss-verzeichnis/reisen-touristik-travel/laenderinformation/rss-anzeigen-22062.html
Die Vorstellung von einem Leben im Paradies des Garten Edens, wie Du es beschreibst, könnte und wollte ich mir nicht wirklich vorstellen. Dann doch lieber den beschwerlicheren Erkenntnisweg und die Sterblichkeit in Kauf nehmen. Aber wer kann schon sagen, wie es wirklich sein würde.
Ich denke auch, dass die Aufschrift auf der Metallplatte kein Schülerstreich war; das wäre sehr untypisch. Und genau wie Du gehe ich davon aus, dass hier ein gläubiger Mensch oder ein Mensch, der sich auch als Nichtgläubiger bezüglich eines Paradieses auf Erden Gedanken machte, mit dieser Aufforderung an das Menschliche, an die Toleranz und die gegenseitige Achtung im Sinne des christlichen Glaubens appellieren wollte. Das würde der positiven Vorstellung, die wir grundsätzlich mit dem Begriff Paradies verbinden, entsprechen.
Symbolisch gesehen, ist der Weg ins Paradies wohl nicht so einfach, wie wir uns das vielleicht vorstellen. Aber die rote Tür im Hintergrund ist verlockend...
Gruß Andreas
Zumindest der Aufstieg auf die Türme des Münsters hat mich nicht unbedingt an das Paradies denken lassen... ;-)
Aber vor den Lohn hat der Liebe Gott den Schweiß nunmal gesetzt.
Die Frage, wie denn das Paradies überhaupt aussehen mag und wo es zu finden ist, wurde von Eckhard ja auch bereits gestellt.
Interessanterweise erscheint die Aufforderung, die Pforten ( die Aufforderung wurde ja im Plural geschrieben, entsprechend sehen wir auch eine äussere Pforte und eine rote Tür) zu öffnen ein wenig widersinnig, den die erste der beiden Türen ist mit einem Schloss gesichert. Die Frage ist, wie dieses Schloss zu öffnen ist.
Können wir uns durch ein, wie von Eckhard angedeutet, gottgefälliges Leben den Schlüssel für diese Pforte selbst erstellen ?
Es wäre ja frustrierend, wenn wir noch so schön gelebt hätten, dennoch auf jemanden warten müssten, der den Schlüssel besitzt um uns einzulassen.
Auch die Frage, was das Paradies überhaupt sein könnte, wie es denn ausschauen mag, muss wohl zunächst offen bleiben. Ich denke, das eigentliche Paradies liegt im Bild noch hinter der zweiten Türe verborgen, ein Einblick wird uns nicht gewährt.
Ich denke, die Frage nach dem Aussehen und dem Wesen des Paradieses wird für uns auch nicht einfach zu beantworten sein. Tatsächlich ist es für mich eine grauenhafte Vorstellung, tagaus, tagein neben Gott zu sitzen, und Hosianna zu singen. Demnach müsste es unzählige Paradiese geben, denn für jeden Menschen hat das Paradies eine andere Gestalt.
Wenn wir Eckhards These aufgreifen und unsere Mitmenschen als Gottes Geschöpfe begreifen, ist es unabdingbar, auch uns selbst als ein Geschöpf Gottes zu begreifen.
Ich sehe daher die Aufforderung, die Türen zum Paradies zu öffnen, als Aufforderung in unser Inneres zu blicken. Die äussere Türe stellt somit die Blockaden dar, welche uns darin hindern, in uns selbst zu blicken und uns selbst, und somit auch unsere Mitmenschen, als die Wesen zu erkennen, die wir sind.
Womit die zweite Türe, die uns den Blick in das Paradies, bzw. die vielen verschiedenen Paradiese, verwehrt, uns nicht nur den Blick in unser eigenes Selbst ermöglichen würde, sondern uns auch die verschiedenen "Selbste" unserer Mitmenschen erschlösse, sofern wir bereit sind, diesen Weg zu gehen und die Türen zu öffnen.
"Das Leben ist ein Paradies, und alle sind wir im Paradiese, wir wollen es nur nicht wahrhaben; wenn wir es aber wahrhaben wollten, so würden wir morgen im Paradiese sein." - Fjodor Dostojewski
Die Frage, ob die abgebildete Tür mit der Metallplatte unter dem Schloss, die vielleicht mit einem früheren und jetzt ersetzten Kastenschloss zu tun hatte, der Eingang zum Paradies ist, ist zunächst zu verneinen. Der Eingang zum Paradies des Straßburger Münsters, also der Vorhalle des Westwerks, von der aus man zum Hauptschiff und den Seitenschiffen gelangt, liegt woanders. Und auch als einer der Eingänge zur Kirche ist das abgebildete Tor kein Eingang zum Paradies, denn die Kirche ist ja nicht das Paradies.
Überhaupt ist es mit dem Paradies so eine Sache. In der Genesis kommt es als der Garten Eden vor, in den Gott die beiden ersten Menschen, Adam und Eva, setzte. Leider aber hörten die beiden auf die Einflüsterungen der Schlange, des Antagonisten Gottes, und aßen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Dadurch erlangten sie zwar die Erkenntnis, mussten aber den Garten verlassen und mit ihrer Hände Arbeit im Schweiße ihres Angesichts ihr Brot verdienen. Und sie waren sterblich geworden.
Nun ist es aber die Frage, was besser ist: Im Garten Eden als unsterbliches Dummchen zu leben oder aber auf der Erde außerhalb dieses Gartens im Stand der Erkenntnis zu wohnen, wenngleich das Leben nicht immer so leicht ist.
In der Apokalypse ist vom Weltgericht die Rede, als dessen Ergebnis die Gottesfürchtigen in den Himmel kommen werden, die Sünder aber in die Hölle. Hier haben wir die zweite Vorstellung vom Paradies, die des Reiches Gottes, in dem die Guten bis in alle Ewigkeit mit Gott wohnen werden. Dieses Reich ist aber nicht von dieser Welt, und die guten Seelen werden darin erst nach dem Untergang der Welt darin bei Gott sein können.
Wie man sieht, ist das Paradies in beiderlei Gestalt kein Ort, in dem Menschen als Menschen wohnen können, so dass es insoweit gar nicht erstrebenswert ist. Auf der Erde der Menschen kann es, so gesehen, das Paradies gar nicht geben.
Derjenige, der auf die Metallplatte „Ouvrez les portes du paradies“ geschrieben hat, hat sich die Frage, die Du aufwirfst, auch gar nicht gestellt, wie ich vermute. Vielmehr haben wir hier eine aus Anlass der Kirchentür aufgebrachte Aufschrift vor uns, mit der jemand den Wunsch ausdrückt, man möge die Pforten des Paradieses öffnen.
Angenommen, es handelt sich nicht um einen Schülerstreich, sondern Reflex einer gläubigen Einstellung zur Welt, zum Leben, zu den Menschen, dann will dieser Mensch vielleicht ausdrücken, dass man bereits hier im Leben die Pforten des Paradieses insoweit öffnen soll, als es gilt, durch ein Gott gefälliges Leben dafür zu sorgen, dass man vom Jüngsten Gericht nicht in die Hölle geschickt wird. Das kann in der Praxis viel bedeuten.
Der zentrale Punkt eines solchen gottgefälligen Lebens ist aber, dass man den anderen Menschen, seinen Nächsten, als Geschöpf Gottes sieht. Dieses im Wortsinn radikale Standpunkt würde verhindern, dass wir andere Menschen benachteiligen, sie verachten, ihnen Gewalt antun. Also alles das verhindern, was in den verschiedensten Formen auf unserer Erde Praxis ist und war. Das aber ist eine Haltung, die man meiner Auffassung nach unbedingt anstreben sollte, denn sie entspringt aus dem Zentrum des christlichen Glaubens und ist auch für den lebbar, der mit den historischen Formen der Kirche nichts anfangen kann. Der aber kann mit dem Christ-Sein bei seinem Nächsten beginnen. Und insoweit wäre dann bereits hier auf der Erde etwas von der Herrlichkeit des Paradieses zu ahnen.
Ja, es sieht gut verschlossen aus. Ist es das für uns?...das Paradies auf Erden? Ich war ja grad dort (*lächel*)...und fühl mich noch nah....
Lass es uns öffnen. Schön, Dein Bild.
LG Claudi
Kerstin Stolzenburg 19/02/2008 22:54
@Andreas Pawlouschek: Lieber Andreas, DAS PARADIES in einer Verallgemeinerung gibt es ja vielleicht gar nicht, abgesehen von der biblischen Betrachtungsweise; vielleicht entsteht es einfach in unserer Vorstellung, für jeden etwas anders. Und wie bereits von Carsten sehr schön beschrieben, müssen wir wohl erst einmal unsere inneren Pforten aufstoßen, um ein mögliches Paradies zu erkennen.Kerstin
Andreas Pawlouschek 19/02/2008 22:40
Wenn es so einfach wäre, die Pforten zum Paradies aufzustoßen - es würden sehr viel mehr Menschen tun.....Kerstin Stolzenburg 19/02/2008 21:36
@Eckhard: Vielleicht finde ich im Münster Informationen dazu. Man könnte auch vor Ort nachfragen. Es müsste dort ja sachkundige Menschen geben.Kerstin
Kerstin Stolzenburg 19/02/2008 21:34
@Carsten: Lieber Carsten, ja, die über 300 zu bewältigen Stufen könnten durchaus zu einer Grundsatzentscheidung für oder wider einen Aufstieg führen. Aber der grandiose Ausblick, den man vor allem bei solch schönem Wetter wie am vergangenen Sonntag hat, belohnt einen dann für diese „Mühe“.Den gedanklichen Ansatz der äußeren und der inneren Pforte, bezogen auf uns Menschen, auf unsere Seele hatte ich auch. Wir hatten uns bezüglich der Fenster und Türen im Hinblick auf deren Ausdeutungsmöglichkeiten an anderer Stelle bereits unterhalten. Sie zu öffnen, in unser Inneres zu blicken, den Anderen als Geschöpf mit seinen Eigenheiten, Vorzügen und Nachteilen zu akzeptieren, ist ein wichtiger Ansatz für den Gedanken an ein Paradies im Sinne eines harmonischen, friedlichen, auf Verständnis basierenden Miteinander in unserem Dasein.
Die Farben von Tor und Tür beinhalten zusätzlich eine schöne Symbolik. Die schwarze, abblätternde Farbe am äußeren Tor könnte so gedeutet werden, dass dieses an sich Negative, Verschlossene nicht mehr als absolut zu sehen ist, auch in Bezug auf das zu öffnende Selbst. Rot steht unter anderem als Farbe für das Leben. Und wie es Dostojewski bereits beschrieb, könnten wir es bereits als Paradies begreifen, dass wir es haben und genießen dürfen.
Kerstin
E. W. R. 19/02/2008 21:33
Wie stets herzlichen Dank für die Erläuterung Deiner Bildabsicht. Von dem mystischen Lichtstrahl hatte ich auch gelesen (und mir 200 Bilder des Münsters angeschaut). Möglicherweise wurden derlei Effekte geplant, aber es gibt wohl keine Nachrichten darüber.Kerstin Stolzenburg 19/02/2008 21:21
@Eckhard: Lieber Eckhard, wenn ich diese wundervollen Besprechungen von Dir und Carsten lesen darf, ist das doch bereits paradiesisch! Die im Titel gestellte Frage ließe sich demnach positiv beantworten ;-)Natürlich werde ich mir eine solche Frage nicht in der Realität stellen. Sie ist ja auch nur eine „Pforte“ zum Bild, Du weißt das. Da Du das Münster recht gut kennst, wie ich annehme, kannst Du Dir dieses Tor und die rote Tür direkt links im Anschluss an das südliche Querhaus vorstellen. Ich denke mir, dass man von dort direkt in das Seitenschiff gelangen müsste.
Interessant ist, dass man, selbst wenn man bereits sehr oft in dieser Kirche war, immer wieder neue Details sieht, die einem bis dahin nicht aufgefallen waren.
Ein interessantes Phänomen, von dem ich lange Zeit nichts wusste, werde ich mir demnächst einmal ansehen. Zum Frühlings- und Herbstanfang soll ein Lichtstrahl das Kruzifix an der Kanzel des Münsters in grünes Licht tauchen.
„Mystischer, grüner Lichtstrahl im Straßburger Münster Straßburg. Pünktlich zur Tagundnachtgleiche (Frühlings- und Herbstanfang) ist ein beeindruckendes Phänomen im Straßburger Münster zu sehen. Dann taucht ein rätselhafter, grüner Lichtstrahl den Kruzifix an der 1485 gebauten Kanzel des Münsters wieder in gleißendes, smaragdgrünes Licht. Der Lichtstrahl ist zweimal im Jahr, zum Frühlings- und Herbstanfang, etwa ein Monat lang zu sehen. Dabei wandert er sechs Tage lang vertikal am Christuskreuz entlang, um am sechsten Tag, einen Tag nach der Tagundnachtgleiche, den Baldachin über dem Kopf des Gekreuzigten zu bestrahlen. Die rätselhafte Erscheinung, die Maurice Rosart 1972 entdeckt und 1984 erst-mals der Öffentlichkeit bekannt gemacht hat, zeugt nach Ansicht seines Entdeckers vom genialen Geist der mittelalterlichen Münsterbauer. Das Sonnenlicht fällt durch ein helles Mosaikteil des zweiten Fensters vom gegenüberliegenden südlichen Triforium.“
http://www.rss-nachrichten.de/rss-verzeichnis/reisen-touristik-travel/laenderinformation/rss-anzeigen-22062.html
Die Vorstellung von einem Leben im Paradies des Garten Edens, wie Du es beschreibst, könnte und wollte ich mir nicht wirklich vorstellen. Dann doch lieber den beschwerlicheren Erkenntnisweg und die Sterblichkeit in Kauf nehmen. Aber wer kann schon sagen, wie es wirklich sein würde.
Ich denke auch, dass die Aufschrift auf der Metallplatte kein Schülerstreich war; das wäre sehr untypisch. Und genau wie Du gehe ich davon aus, dass hier ein gläubiger Mensch oder ein Mensch, der sich auch als Nichtgläubiger bezüglich eines Paradieses auf Erden Gedanken machte, mit dieser Aufforderung an das Menschliche, an die Toleranz und die gegenseitige Achtung im Sinne des christlichen Glaubens appellieren wollte. Das würde der positiven Vorstellung, die wir grundsätzlich mit dem Begriff Paradies verbinden, entsprechen.
Kerstin
Andreas Denhoff 19/02/2008 13:36
Symbolisch gesehen, ist der Weg ins Paradies wohl nicht so einfach, wie wir uns das vielleicht vorstellen. Aber die rote Tür im Hintergrund ist verlockend...Gruß Andreas
Carsten Mundt 19/02/2008 12:31
Zumindest der Aufstieg auf die Türme des Münsters hat mich nicht unbedingt an das Paradies denken lassen... ;-)Aber vor den Lohn hat der Liebe Gott den Schweiß nunmal gesetzt.
Die Frage, wie denn das Paradies überhaupt aussehen mag und wo es zu finden ist, wurde von Eckhard ja auch bereits gestellt.
Interessanterweise erscheint die Aufforderung, die Pforten ( die Aufforderung wurde ja im Plural geschrieben, entsprechend sehen wir auch eine äussere Pforte und eine rote Tür) zu öffnen ein wenig widersinnig, den die erste der beiden Türen ist mit einem Schloss gesichert. Die Frage ist, wie dieses Schloss zu öffnen ist.
Können wir uns durch ein, wie von Eckhard angedeutet, gottgefälliges Leben den Schlüssel für diese Pforte selbst erstellen ?
Es wäre ja frustrierend, wenn wir noch so schön gelebt hätten, dennoch auf jemanden warten müssten, der den Schlüssel besitzt um uns einzulassen.
Auch die Frage, was das Paradies überhaupt sein könnte, wie es denn ausschauen mag, muss wohl zunächst offen bleiben. Ich denke, das eigentliche Paradies liegt im Bild noch hinter der zweiten Türe verborgen, ein Einblick wird uns nicht gewährt.
Ich denke, die Frage nach dem Aussehen und dem Wesen des Paradieses wird für uns auch nicht einfach zu beantworten sein. Tatsächlich ist es für mich eine grauenhafte Vorstellung, tagaus, tagein neben Gott zu sitzen, und Hosianna zu singen. Demnach müsste es unzählige Paradiese geben, denn für jeden Menschen hat das Paradies eine andere Gestalt.
Wenn wir Eckhards These aufgreifen und unsere Mitmenschen als Gottes Geschöpfe begreifen, ist es unabdingbar, auch uns selbst als ein Geschöpf Gottes zu begreifen.
Ich sehe daher die Aufforderung, die Türen zum Paradies zu öffnen, als Aufforderung in unser Inneres zu blicken. Die äussere Türe stellt somit die Blockaden dar, welche uns darin hindern, in uns selbst zu blicken und uns selbst, und somit auch unsere Mitmenschen, als die Wesen zu erkennen, die wir sind.
Womit die zweite Türe, die uns den Blick in das Paradies, bzw. die vielen verschiedenen Paradiese, verwehrt, uns nicht nur den Blick in unser eigenes Selbst ermöglichen würde, sondern uns auch die verschiedenen "Selbste" unserer Mitmenschen erschlösse, sofern wir bereit sind, diesen Weg zu gehen und die Türen zu öffnen.
"Das Leben ist ein Paradies, und alle sind wir im Paradiese, wir wollen es nur nicht wahrhaben; wenn wir es aber wahrhaben wollten, so würden wir morgen im Paradiese sein." - Fjodor Dostojewski
Kerstin Stolzenburg 19/02/2008 10:38
@Alle: Ich danke allen für die wundervollen Besprechungen und Anmerkungen bisher. Ich antworte heute abend darauf.Grüße. Kerstin
E-Punkt 19/02/2008 10:01
Schwer zu erreichen das Tor - mit Hindernissen, wie zu sehen ist.LG Elfi
DSK 19/02/2008 9:21
KlasseE. W. R. 19/02/2008 8:48
Die Frage, ob die abgebildete Tür mit der Metallplatte unter dem Schloss, die vielleicht mit einem früheren und jetzt ersetzten Kastenschloss zu tun hatte, der Eingang zum Paradies ist, ist zunächst zu verneinen. Der Eingang zum Paradies des Straßburger Münsters, also der Vorhalle des Westwerks, von der aus man zum Hauptschiff und den Seitenschiffen gelangt, liegt woanders. Und auch als einer der Eingänge zur Kirche ist das abgebildete Tor kein Eingang zum Paradies, denn die Kirche ist ja nicht das Paradies.Überhaupt ist es mit dem Paradies so eine Sache. In der Genesis kommt es als der Garten Eden vor, in den Gott die beiden ersten Menschen, Adam und Eva, setzte. Leider aber hörten die beiden auf die Einflüsterungen der Schlange, des Antagonisten Gottes, und aßen vom Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Dadurch erlangten sie zwar die Erkenntnis, mussten aber den Garten verlassen und mit ihrer Hände Arbeit im Schweiße ihres Angesichts ihr Brot verdienen. Und sie waren sterblich geworden.
Nun ist es aber die Frage, was besser ist: Im Garten Eden als unsterbliches Dummchen zu leben oder aber auf der Erde außerhalb dieses Gartens im Stand der Erkenntnis zu wohnen, wenngleich das Leben nicht immer so leicht ist.
In der Apokalypse ist vom Weltgericht die Rede, als dessen Ergebnis die Gottesfürchtigen in den Himmel kommen werden, die Sünder aber in die Hölle. Hier haben wir die zweite Vorstellung vom Paradies, die des Reiches Gottes, in dem die Guten bis in alle Ewigkeit mit Gott wohnen werden. Dieses Reich ist aber nicht von dieser Welt, und die guten Seelen werden darin erst nach dem Untergang der Welt darin bei Gott sein können.
Wie man sieht, ist das Paradies in beiderlei Gestalt kein Ort, in dem Menschen als Menschen wohnen können, so dass es insoweit gar nicht erstrebenswert ist. Auf der Erde der Menschen kann es, so gesehen, das Paradies gar nicht geben.
Derjenige, der auf die Metallplatte „Ouvrez les portes du paradies“ geschrieben hat, hat sich die Frage, die Du aufwirfst, auch gar nicht gestellt, wie ich vermute. Vielmehr haben wir hier eine aus Anlass der Kirchentür aufgebrachte Aufschrift vor uns, mit der jemand den Wunsch ausdrückt, man möge die Pforten des Paradieses öffnen.
Angenommen, es handelt sich nicht um einen Schülerstreich, sondern Reflex einer gläubigen Einstellung zur Welt, zum Leben, zu den Menschen, dann will dieser Mensch vielleicht ausdrücken, dass man bereits hier im Leben die Pforten des Paradieses insoweit öffnen soll, als es gilt, durch ein Gott gefälliges Leben dafür zu sorgen, dass man vom Jüngsten Gericht nicht in die Hölle geschickt wird. Das kann in der Praxis viel bedeuten.
Der zentrale Punkt eines solchen gottgefälligen Lebens ist aber, dass man den anderen Menschen, seinen Nächsten, als Geschöpf Gottes sieht. Dieses im Wortsinn radikale Standpunkt würde verhindern, dass wir andere Menschen benachteiligen, sie verachten, ihnen Gewalt antun. Also alles das verhindern, was in den verschiedensten Formen auf unserer Erde Praxis ist und war. Das aber ist eine Haltung, die man meiner Auffassung nach unbedingt anstreben sollte, denn sie entspringt aus dem Zentrum des christlichen Glaubens und ist auch für den lebbar, der mit den historischen Formen der Kirche nichts anfangen kann. Der aber kann mit dem Christ-Sein bei seinem Nächsten beginnen. Und insoweit wäre dann bereits hier auf der Erde etwas von der Herrlichkeit des Paradieses zu ahnen.
Claudy B. 19/02/2008 7:41
Ja, es sieht gut verschlossen aus. Ist es das für uns?...das Paradies auf Erden? Ich war ja grad dort (*lächel*)...und fühl mich noch nah....Lass es uns öffnen. Schön, Dein Bild.
LG Claudi
BiSa 18/02/2008 23:44
ein sehr symbolhaftes Bilddas Paradies vergittert?
ein Bild zum Nachdenken
LG Birgitt
Daniel Borberg 18/02/2008 22:08
Wundervoll wie Du hier die Lichtführung mit der Linienführung der Metallstäbe vom Tor in Einklang gebracht hast.GL Daniel