@Carsten: Lieber Carsten, die Komposition sollte natürlich bedrückend wirken, jedenfalls ein wenig. Sie bezieht sich auf einer wichtigen Deutungsebene auf das Stück, in dem wir momentan im globalen Maßstab, mehr oder weniger intensiv mitspielen und das Du, meiner Intention entsprechend, u.a. auch mit der belasteten Umwelt ansprichst.
Mit der perspektivischen Darstellung lassen sich ja bezüglich der bewussten Bildgestaltung recht schöne Wirkungen erzielen; ich denke dabei auch zurück an Eckhards Bild „Eine Frage der Perspektive (2): Die zwei Türme“, das ohne diese Ausrichtung möglicherweise eine ganz andere Aussage gehabt hätte.
Du hast natürlich vollkommen Recht, wenn Du schreibst, dass Gebäude in aller Regel nicht einfach so umfallen. Dazu gehören schon starke Risse im Fundament oder Erschütterungen, denen es nicht standhalten kann. Oder man baut kostensparend mit drittklassigem Beton, wie kürzlich in Baden-Württemberg ans Licht kam („Wir können alles, außer hochdeutsch“) . Aber um die Bauwirtschaft selbst geht es hier zunächst nicht; wie so oft können wir die Darstellung, hier die „Schieflage“, als Symbol nehmen.
Was den Baum betrifft, muss man es noch ein wenig verschärfter sehen. Der Titel „Inversion“ sagt ja bereits aus, dass wir etwas umkehren müssen, zunächst einmal den Baum selbst, oder das Wachstum (sinngemäß auch über den Bereich der Natur hinaus), aber vielleicht auch unsere Sicht auf manche Dinge oder unser Tun usw.. Wie weit man in diesen Gedanken geht, bleibt der Vorstellungskraft jedes Einzelnen überlassen.
Deinen letzten Satz unterschreibe ich ;-))
Gruß. Kerstin
@Jürgen Quensel: Lieber Jürgen, danke für das Kompliment. Freut mich natürlich! Die farbliche Reduziertheit ergab sich größtenteils bereits aus der Belichtungseinstellung (Ich hatte Aufnahmen mit verschiedenen Einstellungen gemacht; die vorliegende erschien mir für den Zweck am besten zu passen.). Über die Tonwertkorrektur hatte ich nur noch geringfügig „nachgeholfen“.
Was Deine Vision betrifft: Der Mensch hat es in der Hand (gehabt; vielleicht hat er es auch noch), mit der Welt im Einklang zu leben.
Gruß. Kerstin
@Kitty Goerner: Liebe Kitty, danke, Du hast das wunderbar gesehen! Ich habe unter dem Baum recht lange zugebracht und verschiedene Blickwinkel ausprobiert (und sicher an die 30 Aufnahmen gemacht). - Dabei musste ich darauf recht lange warten; ein ARTE-Fotograf hatte sich vorher unter dem Baum mit seiner beeindruckenden Ausrüstung breit gemacht ;-) - Die Astgabeln (bzw. die Wurzeln) setzen in diesem Bild bewusst exakt an der Kante des Hochhauses an, nur an der oberen linken Ecke ließ sich das nicht ganz genau machen. Der untere rechte Ast führt mit seiner Gabelung genau Richtung Sonnenspiegelung und lässt somit in der Tat eine Assoziation zu einem Blitz zu.
Gruß. Kerstin
Liebe Kerstin, ist es nicht schön?: Die Fotografin inszeniert etwas, sie spielt mit unseren gewohnten Wahr-Nehmungen und mit unserer Lust am Fantasieren und alle, die es sehen, und kommentieren, spielen mit! Das ist ja ein richtig kommunikativer Prozess und beim Lesen bekomme ich den Eindruck eines reichhaltigen Mit-Spiels unserer Fantasien, auch wenn viel sich etwas kritisches, bedrohliches vorstellen.
Abgesehen davon, dass mir das Foto sehr gut gefällt, es lädt richtig zum Betrachten und Denken ein, ist mir die Fassade einen Augenblick lang wie ein in den Himmel gehaltenes Spaliergitter vorgekommen: Die Äste WERDEN grünen und sich ranken. Wie dem auch wird, mach weitere solche interessanten Bilder und hab solche aufmerksamen Betrachter und Deuter.
herzlich piet
Kunst und Architektur bilden eine unverzichtbare Symbiose. Die eine unterstützt die Aussage der anderen - manchmal im Sinne einer Verstärkung und manchmal auch, um Kontraste deutlich zu machen. Dein Foto bringt ein weiteres Element hinein, nämlich die Sichtweise eines Betrachters und hier wiederum eines Betrachters der als Fotograf(in) mit der Perspektive und der Lichtstimmung einen bestimmten Eindruck erzeugt.
Die Skulptur des kahlen Baumes und die schnörkellose Glasfassade des Gebäudes vereint ein gewisser Ausdruck von Sterilität. Deine Blickführung verbindet das Streben nach oben und macht die Begrenztheit dieses Strebens offensichtlich.
Gleichzeitig steht das Astwerk des Baumes mit seiner zufälligen "Wachstumsführung" in einem klaren Kontrast zur Geradlinigkeit der Glasarchitektur und belebt damit die Wirkung. Hier "stört" kein Laub die Transparenz der Aussage.
Deine Lichtgestaltung, die Begrenztheit des Farbspektrums und die kargen Bildobjekte können (neben der Anmut von Klarheit) aber auch eine warnende Aussage bewirken, etwa "Wo soll das hinführen? Was tun wir uns an? Haben wir an alles gedacht?"
Gruß KD
Liebe Kerstin, aus dem von Dir verlinkten Text darf ich zwei Passagen zitieren, die mir für die Interpretation des Bildes wichtig erscheinen, so dass ich sie nicht paraphrasieren muss:
„In his diverse body of work, Roxy Paine mirrors natural processes, drawing increasingly on the tension between organic and man-made environments, between the human desire for order and nature's drive to reproduce. His highly detailed simulations of natural phenomena include an ambitious series of hand-wrought stainless steel trees, vitrines of mushroom and plant life in various states of decay and several large-scale machines designed to replicate creative processes. Collectively, his works demonstrate the human attempt to impose order on natural forces, depicting the struggle between the natural and the artificial, the rational and the instinctual.“
„Trees
In an interesting combination of his two primary ways of working, Roxy Paine uses both mechanical means and the innate logic of natural forms to create his tree sculptures. Paine's meticulous research and observation of a variety of tree species help him to understand the "language" of how a tree grows, and from there he creates fictional tree species that grow to a logic of their own. Paine has said: "I've processed the idea of a tree and created a system for its form. I take this organic majestic being and break it down into components and rules. The branches are translated into pipe and rod." Employing the language that he has invented pertaining to each of these fictive species, Paine's trees are "grown" through a laborious process of welding together the cylindrical piping and rods of diminishing size.
The first of these trees was Imposter, 1999, now at the Wanas Foundation, in Knislinge, Sweden. Roxy has gone on to create twelve more trees, including Bluff, 2002, which premiered in New York's Central Park during the Whitney Biennial in 2002, and the very ambitious Conjoined, 2007, recently on display in Manhattan's Madison Square Park (through December 31, 2007). Conjoined is a 40 ft tall by 45 ft wide sculpture of two trees whose branches cantilever in space and connect in mid air. Paine creates two different fictional tree species where each branch from one tree joins with a branch from the other. For the observer, it is unclear where one tree begins and the other ends.“
Von Friedrich Nietzsche, dessen Auffassung von der menschlichen Fähigkeit, sich und seine Welt zu erkennen, stammt der Satz, dass das Tier an den Augenblick angepflockt sei. Nun, diese Auffassung ist, soweit sie sich auf alle Tiere bezieht, nicht haltbar, ist eine Auffassung des 19. Jahrhunderts, ist also überholt. Denn die klügsten Tiere unter den Meeressäugern, unter den Vögeln, unter den Quadrupedes und unter den Primaten erreichen die Intelligenz eines fünfjährigen Kindes. Für sie gibt es ein Selbstbewusstsein, und man kann annehmen, dass es für sie auch eine Vergangenheit in der Erinnerung gibt. Und auch so etwas wie die Rudimente einer Planung für die Zukunft.
Wenn schon die Tiere nicht an den Augenblick angepflockt sind, dann sollten es die Menschen noch viel weniger sein. Sie jedenfalls müssen aus der Vergangenheit lernen, die Gegenwart verantwortlich leben und die Zukunft vernünftig planen.
Überholt ist nämlich auch eine Auffassung des 20. Jahrhunderts, nämlich die, dass es mit Wirtschaft und Gesellschaft immer nur weiter aufwärts gehen könne. „Die Grenzen des Wachstums (engl. Originaltitel: The Limits to Growth) ist eine 1972 veröffentlichte Studie zur Zukunft der Weltwirtschaft. Im Auftrag des Club of Rome führten Donella und Dennis L. Meadows und seine Mitarbeiter an Jay W. Forresters Institut für Systemdynamik eine Systemanalyse mit einem Rechenmodell durch, das die hohe Vernetzung globaler Prozesse berücksichtigt und Computersimulationen zu unterschiedlichen Szenarien ermöglicht. So wurden Modelle mit unterschiedlich hoch angesetzten Rohstoffvorräten der Erde berechnet, oder eine unterschiedliche Effizienz von landwirtschaftlicher Produktion, Geburtenkontrolle oder Umweltschutz angesetzt.“ (W. I. Kipedia).
Unsere Erde ist ein endlicher Raum. In ihm kann nur eine endliche Anzahl von Menschen leben. Und auch ihr Verbrauch der Umweltressourcen kann nicht beliebig wachsen. Spätestens seit der erwähnten Studie hätte man das zum Gemeingut der Weltpolitik machen müssen, vor allem von seiten der UNO. Insoweit ist das naive Streben nach immer höheren Wolenkratzern nur der Ausdruck einer mancherorts offenbar ungebrochenen Fortschrittsgläubigkeit, die allein im Jetzt lebt und das Morgen nicht bedenkt.
Und die sich einbildet, dass sie bereits die Schöpfung versteht, wenn sie das Genom eines Lebewesens entschlüsselt hat, wie es naiverweise immer wieder kolportiert wird. In Wirklichkeit ist damit nur eine Akzidenz der Schöpfung in den Blick geraten. Aber Nachbauen oder neu konstruieren kann man sie aufgrund der bisherigen Erkenntnisse keineswegs.
Das dürfte auch der umgedrehte Baum symbolisieren, den Du in Beziehung zu dem „rational“ aufgebauten Wolkenkratzer gesetzt hast. Der Baum ist eine Konstruktion des Menschen, der ihn nach Prinzipien hat wachsen lassen, von denen er meint, dass sie für das Wachstum des Baums bestimmend sind. Was herauskam, war ein Gebilde, das auf den Ästen steht und die Wurzeln in die Luft streckt, ein alienmäßiges Monstrum, nicht lebensfähig und ein Menetekel für alle, die immer noch an den großen Irrtum des 21. Jahrhunderts glauben. Und den des 20. Jahrhunderts auch noch nicht überwunden haben. Eckhard
Das gefällt mir sehr gut. Eine tolle Kombination dieses Objekts mit dem gläsernen Hochhaus.
Nur mal als Denk-Alternative: Hast Du mal probiert, das Bild horizontal zu spiegeln? Ich weiß, sowas ist eigentlich Manipulation und keine Bild-Bea mehr, aber manchmal ist es vielleicht doch legitim, wenn es zu guten Ergebnissen führt. Wobei ich hier überhaupt nicht weiß, ob es besser wirkt, war nur mal so'ne Idee :-)
Manfred
Nun diesmal hat die Kamera nicht "alleine" auf dem Boden Bilder gemacht ;-) Die perspektivische Baum-Hochhaus Beziehung wurde hier scharfsinnig mit dem Auge hinter dem Sucher sensibel eingefangen.
Gruß Adrian
Dieses Bild ist faszinierend und bedrückend zugleich....Dein Text passt einfach perfekt !!!!
Wo sind wir gelandet.....Stahl, Glas,tote Bäume......?
Zum Glück ist es "nur" ein Ausschnitt....hervorragend von Dir gewählt, mit einer absolut tollen Perspektive....
Lieben Gruß
Andrea
Schönes Foto mit interessanter Perspektive, in der nur scheinbar das menschliche Gebäude der Sieger ist.
Für mich ist der Baum kein Skelett. Ein Baum verliert zwar seine Blätter von Zeit zu Zeit, hat aber in der Regel mehr Lebenskraft als jede von Menschen geschaffene Struktur und wird uns wohl überleben (zumindest als Art :-)))
LG Uwe
Die Gegensätze sind wirklich klasse in Szene gesetzt. Ein Beispiel dafür, daß man den Blick auch mal ein wenig schweifen lassen sollte, um solche Motive einzufangen.
Gruß, Stefan
Kerstin Stolzenburg 15/06/2008 20:06
@Carsten: Lieber Carsten, die Komposition sollte natürlich bedrückend wirken, jedenfalls ein wenig. Sie bezieht sich auf einer wichtigen Deutungsebene auf das Stück, in dem wir momentan im globalen Maßstab, mehr oder weniger intensiv mitspielen und das Du, meiner Intention entsprechend, u.a. auch mit der belasteten Umwelt ansprichst.Mit der perspektivischen Darstellung lassen sich ja bezüglich der bewussten Bildgestaltung recht schöne Wirkungen erzielen; ich denke dabei auch zurück an Eckhards Bild „Eine Frage der Perspektive (2): Die zwei Türme“, das ohne diese Ausrichtung möglicherweise eine ganz andere Aussage gehabt hätte.
Du hast natürlich vollkommen Recht, wenn Du schreibst, dass Gebäude in aller Regel nicht einfach so umfallen. Dazu gehören schon starke Risse im Fundament oder Erschütterungen, denen es nicht standhalten kann. Oder man baut kostensparend mit drittklassigem Beton, wie kürzlich in Baden-Württemberg ans Licht kam („Wir können alles, außer hochdeutsch“) . Aber um die Bauwirtschaft selbst geht es hier zunächst nicht; wie so oft können wir die Darstellung, hier die „Schieflage“, als Symbol nehmen.
Was den Baum betrifft, muss man es noch ein wenig verschärfter sehen. Der Titel „Inversion“ sagt ja bereits aus, dass wir etwas umkehren müssen, zunächst einmal den Baum selbst, oder das Wachstum (sinngemäß auch über den Bereich der Natur hinaus), aber vielleicht auch unsere Sicht auf manche Dinge oder unser Tun usw.. Wie weit man in diesen Gedanken geht, bleibt der Vorstellungskraft jedes Einzelnen überlassen.
Deinen letzten Satz unterschreibe ich ;-))
Gruß. Kerstin
Kerstin Stolzenburg 15/06/2008 19:59
@Jürgen Quensel: Lieber Jürgen, danke für das Kompliment. Freut mich natürlich! Die farbliche Reduziertheit ergab sich größtenteils bereits aus der Belichtungseinstellung (Ich hatte Aufnahmen mit verschiedenen Einstellungen gemacht; die vorliegende erschien mir für den Zweck am besten zu passen.). Über die Tonwertkorrektur hatte ich nur noch geringfügig „nachgeholfen“.Was Deine Vision betrifft: Der Mensch hat es in der Hand (gehabt; vielleicht hat er es auch noch), mit der Welt im Einklang zu leben.
Gruß. Kerstin
Kerstin Stolzenburg 15/06/2008 19:58
@Kitty Goerner: Liebe Kitty, danke, Du hast das wunderbar gesehen! Ich habe unter dem Baum recht lange zugebracht und verschiedene Blickwinkel ausprobiert (und sicher an die 30 Aufnahmen gemacht). - Dabei musste ich darauf recht lange warten; ein ARTE-Fotograf hatte sich vorher unter dem Baum mit seiner beeindruckenden Ausrüstung breit gemacht ;-) - Die Astgabeln (bzw. die Wurzeln) setzen in diesem Bild bewusst exakt an der Kante des Hochhauses an, nur an der oberen linken Ecke ließ sich das nicht ganz genau machen. Der untere rechte Ast führt mit seiner Gabelung genau Richtung Sonnenspiegelung und lässt somit in der Tat eine Assoziation zu einem Blitz zu.Gruß. Kerstin
piet h 15/06/2008 18:26
Liebe Kerstin, ist es nicht schön?: Die Fotografin inszeniert etwas, sie spielt mit unseren gewohnten Wahr-Nehmungen und mit unserer Lust am Fantasieren und alle, die es sehen, und kommentieren, spielen mit! Das ist ja ein richtig kommunikativer Prozess und beim Lesen bekomme ich den Eindruck eines reichhaltigen Mit-Spiels unserer Fantasien, auch wenn viel sich etwas kritisches, bedrohliches vorstellen.Abgesehen davon, dass mir das Foto sehr gut gefällt, es lädt richtig zum Betrachten und Denken ein, ist mir die Fassade einen Augenblick lang wie ein in den Himmel gehaltenes Spaliergitter vorgekommen: Die Äste WERDEN grünen und sich ranken. Wie dem auch wird, mach weitere solche interessanten Bilder und hab solche aufmerksamen Betrachter und Deuter.
herzlich piet
Karl-Dieter Frost 15/06/2008 17:16
Kunst und Architektur bilden eine unverzichtbare Symbiose. Die eine unterstützt die Aussage der anderen - manchmal im Sinne einer Verstärkung und manchmal auch, um Kontraste deutlich zu machen. Dein Foto bringt ein weiteres Element hinein, nämlich die Sichtweise eines Betrachters und hier wiederum eines Betrachters der als Fotograf(in) mit der Perspektive und der Lichtstimmung einen bestimmten Eindruck erzeugt.Die Skulptur des kahlen Baumes und die schnörkellose Glasfassade des Gebäudes vereint ein gewisser Ausdruck von Sterilität. Deine Blickführung verbindet das Streben nach oben und macht die Begrenztheit dieses Strebens offensichtlich.
Gleichzeitig steht das Astwerk des Baumes mit seiner zufälligen "Wachstumsführung" in einem klaren Kontrast zur Geradlinigkeit der Glasarchitektur und belebt damit die Wirkung. Hier "stört" kein Laub die Transparenz der Aussage.
Deine Lichtgestaltung, die Begrenztheit des Farbspektrums und die kargen Bildobjekte können (neben der Anmut von Klarheit) aber auch eine warnende Aussage bewirken, etwa "Wo soll das hinführen? Was tun wir uns an? Haben wir an alles gedacht?"
Gruß KD
E. W. R. 15/06/2008 15:01
Liebe Kerstin, aus dem von Dir verlinkten Text darf ich zwei Passagen zitieren, die mir für die Interpretation des Bildes wichtig erscheinen, so dass ich sie nicht paraphrasieren muss:„In his diverse body of work, Roxy Paine mirrors natural processes, drawing increasingly on the tension between organic and man-made environments, between the human desire for order and nature's drive to reproduce. His highly detailed simulations of natural phenomena include an ambitious series of hand-wrought stainless steel trees, vitrines of mushroom and plant life in various states of decay and several large-scale machines designed to replicate creative processes. Collectively, his works demonstrate the human attempt to impose order on natural forces, depicting the struggle between the natural and the artificial, the rational and the instinctual.“
„Trees
In an interesting combination of his two primary ways of working, Roxy Paine uses both mechanical means and the innate logic of natural forms to create his tree sculptures. Paine's meticulous research and observation of a variety of tree species help him to understand the "language" of how a tree grows, and from there he creates fictional tree species that grow to a logic of their own. Paine has said: "I've processed the idea of a tree and created a system for its form. I take this organic majestic being and break it down into components and rules. The branches are translated into pipe and rod." Employing the language that he has invented pertaining to each of these fictive species, Paine's trees are "grown" through a laborious process of welding together the cylindrical piping and rods of diminishing size.
The first of these trees was Imposter, 1999, now at the Wanas Foundation, in Knislinge, Sweden. Roxy has gone on to create twelve more trees, including Bluff, 2002, which premiered in New York's Central Park during the Whitney Biennial in 2002, and the very ambitious Conjoined, 2007, recently on display in Manhattan's Madison Square Park (through December 31, 2007). Conjoined is a 40 ft tall by 45 ft wide sculpture of two trees whose branches cantilever in space and connect in mid air. Paine creates two different fictional tree species where each branch from one tree joins with a branch from the other. For the observer, it is unclear where one tree begins and the other ends.“
Von Friedrich Nietzsche, dessen Auffassung von der menschlichen Fähigkeit, sich und seine Welt zu erkennen, stammt der Satz, dass das Tier an den Augenblick angepflockt sei. Nun, diese Auffassung ist, soweit sie sich auf alle Tiere bezieht, nicht haltbar, ist eine Auffassung des 19. Jahrhunderts, ist also überholt. Denn die klügsten Tiere unter den Meeressäugern, unter den Vögeln, unter den Quadrupedes und unter den Primaten erreichen die Intelligenz eines fünfjährigen Kindes. Für sie gibt es ein Selbstbewusstsein, und man kann annehmen, dass es für sie auch eine Vergangenheit in der Erinnerung gibt. Und auch so etwas wie die Rudimente einer Planung für die Zukunft.
Wenn schon die Tiere nicht an den Augenblick angepflockt sind, dann sollten es die Menschen noch viel weniger sein. Sie jedenfalls müssen aus der Vergangenheit lernen, die Gegenwart verantwortlich leben und die Zukunft vernünftig planen.
Überholt ist nämlich auch eine Auffassung des 20. Jahrhunderts, nämlich die, dass es mit Wirtschaft und Gesellschaft immer nur weiter aufwärts gehen könne. „Die Grenzen des Wachstums (engl. Originaltitel: The Limits to Growth) ist eine 1972 veröffentlichte Studie zur Zukunft der Weltwirtschaft. Im Auftrag des Club of Rome führten Donella und Dennis L. Meadows und seine Mitarbeiter an Jay W. Forresters Institut für Systemdynamik eine Systemanalyse mit einem Rechenmodell durch, das die hohe Vernetzung globaler Prozesse berücksichtigt und Computersimulationen zu unterschiedlichen Szenarien ermöglicht. So wurden Modelle mit unterschiedlich hoch angesetzten Rohstoffvorräten der Erde berechnet, oder eine unterschiedliche Effizienz von landwirtschaftlicher Produktion, Geburtenkontrolle oder Umweltschutz angesetzt.“ (W. I. Kipedia).
Unsere Erde ist ein endlicher Raum. In ihm kann nur eine endliche Anzahl von Menschen leben. Und auch ihr Verbrauch der Umweltressourcen kann nicht beliebig wachsen. Spätestens seit der erwähnten Studie hätte man das zum Gemeingut der Weltpolitik machen müssen, vor allem von seiten der UNO. Insoweit ist das naive Streben nach immer höheren Wolenkratzern nur der Ausdruck einer mancherorts offenbar ungebrochenen Fortschrittsgläubigkeit, die allein im Jetzt lebt und das Morgen nicht bedenkt.
Und die sich einbildet, dass sie bereits die Schöpfung versteht, wenn sie das Genom eines Lebewesens entschlüsselt hat, wie es naiverweise immer wieder kolportiert wird. In Wirklichkeit ist damit nur eine Akzidenz der Schöpfung in den Blick geraten. Aber Nachbauen oder neu konstruieren kann man sie aufgrund der bisherigen Erkenntnisse keineswegs.
Das dürfte auch der umgedrehte Baum symbolisieren, den Du in Beziehung zu dem „rational“ aufgebauten Wolkenkratzer gesetzt hast. Der Baum ist eine Konstruktion des Menschen, der ihn nach Prinzipien hat wachsen lassen, von denen er meint, dass sie für das Wachstum des Baums bestimmend sind. Was herauskam, war ein Gebilde, das auf den Ästen steht und die Wurzeln in die Luft streckt, ein alienmäßiges Monstrum, nicht lebensfähig und ein Menetekel für alle, die immer noch an den großen Irrtum des 21. Jahrhunderts glauben. Und den des 20. Jahrhunderts auch noch nicht überwunden haben. Eckhard
fern-sicht 15/06/2008 14:51
Geniale Perspektive!LG Andrea
Manfred Jochum 15/06/2008 14:11
Das gefällt mir sehr gut. Eine tolle Kombination dieses Objekts mit dem gläsernen Hochhaus.Nur mal als Denk-Alternative: Hast Du mal probiert, das Bild horizontal zu spiegeln? Ich weiß, sowas ist eigentlich Manipulation und keine Bild-Bea mehr, aber manchmal ist es vielleicht doch legitim, wenn es zu guten Ergebnissen führt. Wobei ich hier überhaupt nicht weiß, ob es besser wirkt, war nur mal so'ne Idee :-)
Manfred
Daniel Borberg 15/06/2008 12:30
Wunderschön wie Äste- und Gebäudelinien sich verbinden. Perfekt in Szene gesetzt und tolle Tonung.GL Daniel
erich w. 15/06/2008 11:59
inversionwetterlagig
starkes bild, das!
lg.e
Ernst R. H. 15/06/2008 11:13
Eine herrliche Illustration zu dem guten Spruch.lg erha
Adrian K 15/06/2008 11:09
Nun diesmal hat die Kamera nicht "alleine" auf dem Boden Bilder gemacht ;-) Die perspektivische Baum-Hochhaus Beziehung wurde hier scharfsinnig mit dem Auge hinter dem Sucher sensibel eingefangen.Gruß Adrian
Adrena Lin 15/06/2008 10:39
Dieses Bild ist faszinierend und bedrückend zugleich....Dein Text passt einfach perfekt !!!!Wo sind wir gelandet.....Stahl, Glas,tote Bäume......?
Zum Glück ist es "nur" ein Ausschnitt....hervorragend von Dir gewählt, mit einer absolut tollen Perspektive....
Lieben Gruß
Andrea
Uwe Peuker 15/06/2008 10:04
Schönes Foto mit interessanter Perspektive, in der nur scheinbar das menschliche Gebäude der Sieger ist.Für mich ist der Baum kein Skelett. Ein Baum verliert zwar seine Blätter von Zeit zu Zeit, hat aber in der Regel mehr Lebenskraft als jede von Menschen geschaffene Struktur und wird uns wohl überleben (zumindest als Art :-)))
LG Uwe
Stefan Adam 15/06/2008 9:52
Die Gegensätze sind wirklich klasse in Szene gesetzt. Ein Beispiel dafür, daß man den Blick auch mal ein wenig schweifen lassen sollte, um solche Motive einzufangen.Gruß, Stefan