Lieber Eckhard,
daß das Glücksbärchi dich hat hetzen lassen, kommt in dem Bild gar nicht so rüber, eher scheint das "Bärchi" etwas abgehetzt im Fenster "hängen" geblieben zu sein. Kam er vielleicht zu spät zu seinem Job, Kunden für den Lampenladen anzulocken. Aber wenn man seine Augen anschaut, scheint er dich doch genau zu beobachten. Wenn man so fixiert wird, kann einem doch etwas unheimlich werden und dann ist die Frage, was er im nächsten Moment machen wird. Hat er dich also doch gehetzt?
Gruß Andreas
Was ich übrigens noch anmerken wollte: Die verlinkten Musiktitel von James Taylor unter Deinen letzten Bildern sind schön und passen gut in den jeweiligen Kontext. Neuerdings hört man ihn sogar wieder im Radio; so heute auf der Heimfahrt von der Arbeit.
Kerstin
Das Glück in seiner positiven Bedeutung als Art, wie etwas ausgeht bzw. etwas endet, das uns - wenn wir Glück haben - im Leben begleitet, dürfte in der Regel an Gefühle, an eine Situation, einen Augenblick geknüpft sein. Es ist keine dauerhafte Erscheinung und bestenfalls eine Aneinanderreihung von Glücksmomenten, kleinen und großen. Dabei hängt die Fähigkeit des Einzelnen zum Glücklichsein wohl einerseits von äußeren Umständen und vom Grad der Selbstbestimmung ab (Menschen, die im Frieden leben, dürften glücklicher sein als Menschen in Kriegsgebieten, jemand, der satt ist, glücklicher als jemand, der unter permanentem Hunger leidet, ein Gesunder glücklicher als ein Todkranker), andererseits auch von der Einstellung zum Leben und zur jeweils gegebenen Situation.
Die Auffassung von Glück kann dementsprechend auch nicht allgemeingültig sein, da sie eng mit der persönlichen
, also der eigenen Weltsicht, der Einschätzung und Einordnung der Lebensumstände sowie der Möglichkeit des Reflektierens verbunden ist.
„Für die ersehnten Lichtblicke gibt es nach Vogler nur eine Bedingung: bereit zu sein, sich von der eigenen Welt angenehm überraschen zu lassen. Dann kann man gerade mitten in einer konzentrierten, selbstvergessenen Tätigkeit, die keine Zeit lässt, sich Gedanken über das eigene Wohl zu machen, Augenblicke glücklicher Welterweiterung erleben. Dem übernächtigten Blick der Leserin wirken die Lichterketten plötzlich ungemein schön und angenehm vergänglich.“ http://www.freitag.de/2001/52/01521502.php
Viele suchen ihr Glück,
wie sie Ihren Hut suchen, den sie auf dem Kopf tragen.
(Lenau Nikolaus)
Glück zu haben, wird heute als wichtiger Bestandteil der Lebensqualität angesehen. Wie immer boomt in solchen Zeiten auch der Markt für die entsprechende Literatur im Bereich der Lebenshilfe (im online-Versandhandel sind hunderte Bücher zur Thematik „Glück“ zu finden), Volkshochschulkurse bieten kompetente Anleitungen zum Glücklichwerden, aber auch die Glückspille ist seit langer Zeit für jedermann verfügbar. Der amerikanische Psychiater Peter D. Kramer landete in Deutschland mit seinem Buch „Glück auf Rezept“ 1995 einen Bestseller. Nach seiner Aussage könnten Pillen helfen, die eigene Persönlichkeit zu formen („kosmetische Psychopharmakologie“) und der Seele den letzten Schliff zu verpassen. http://www.stern.de/wissenschaft/gesund_leben/aktuell/502934.html?eid=503001 Aber auch rezeptfreie Mittel werden nach wie vor stark nachgefragt, was nicht zuletzt sogar unsere Forschungsarbeit vor einigen Jahren direkt tangierte. In Zusammenarbeit mit einem Arzneimittelhersteller führten wir Johanniskrautversuche durch (Johanniskraut wird als Antidepressivum im freien Verkauf angeboten, aber nicht ausschließlich als Antidepressivum genutzt), um die höchste Konzentration der wertgebenden Inhaltsstoffe zu bestimmen. - Dauerhaftes Glück durch Medizin? Bei solchen Aussichten fühlt man sich in der Tat verfolgt!
Muss man sehr großes Glück nun betrachten wie andere Dinge, wenn man sie im Überfluss hat? Würde man ihm gegenüber gleichgültig werden? Verlernt man, den glücklichen Augenblick zu erkennen, zu schätzen, zu genießen, vielleicht zu teilen; leidet die Motivation? Verfällt man in eine unreflektierte Unbekümmertheit? Oder beginnt man in der Tat gerade in solchen Momenten nachzudenken, warum es einem geschieht.
„Das unmittelbare Glück kann nach Kierkegaard allerdings auch dadurch zerstört werden, dass dem Menschen etwas zustößt, was er als zu großes Glück empfindet, und er dadurch zum Reflektieren angeregt wird, wodurch unmittelbares Glück unmöglich wird.“ (Christiane Tietz: „Freiheit zu sich selbst“. Vandenhoeck&Ruprecht)
In meinen Augen kann es ein zu großes Glück eigentlich gar nicht geben. Unser Leben könnte man vergleichen mit dem Lampenladen im Bild, in dem der Bär auf uns wartet (wenn man ihn überhaupt sieht!). In ihm hängen sowohl strahlende als auch lichtlose Leuchtkörper; so wie auch der Alltag immer ein Konglomerat aus verschiedenen Momenten ist, so dass auch sehr großes Glück relativ gesehen werden muss.
Wenn man ehrlich ist, würde man einen längeren Aufenthalt in einem grell durch alle Lampen erleuchteten Geschäft wahrscheinlich so wenig aushalten wie eine permanente Hochstimmung („Wer hält den Himmel aus.“), und wie alles andere auch müsste man selbst das größte Glück hin und wieder mit etwas Abstand betrachten können, um es als solches zu schätzen und zu genießen. Wie man mit dem Glück umgeht, ob man auch Neues zulassen möchte oder sich im Kreis der bewährten Glücksvorstellungen bewegt, liegt an und in jedem selbst. Ist man sich dessen bewusst, ist das
in einer Balance, kann man das kleine und das große Glück bedenkenlos annehmen, sich darüber freuen, dass das Glücksbärchi einen gefunden hat und es in die Arme schließen. Wenn wir keine Angst vor ihm haben, wird es uns auch nicht fressen! ;-)
Andreas Denhoff 11/10/2008 22:56
Lieber Eckhard,daß das Glücksbärchi dich hat hetzen lassen, kommt in dem Bild gar nicht so rüber, eher scheint das "Bärchi" etwas abgehetzt im Fenster "hängen" geblieben zu sein. Kam er vielleicht zu spät zu seinem Job, Kunden für den Lampenladen anzulocken. Aber wenn man seine Augen anschaut, scheint er dich doch genau zu beobachten. Wenn man so fixiert wird, kann einem doch etwas unheimlich werden und dann ist die Frage, was er im nächsten Moment machen wird. Hat er dich also doch gehetzt?
Gruß Andreas
Kerstin Stolzenburg 11/10/2008 20:08
Lieber Eckhard, herzlichen Dank für Deine umfangreiche Erwiderung. Deine Auffassung kann ich ohne Einschränkung teilen.Kerstin
Gea L. 11/10/2008 19:15
ein interessantes Bild von top Qualität.Bei so viel Lampen müsste selbst dem Bär ein
Licht aufgehen......
Gruß aus dem sonnigen Stuttgart
Gea L.
Kerstin Stolzenburg 10/10/2008 21:57
Was ich übrigens noch anmerken wollte: Die verlinkten Musiktitel von James Taylor unter Deinen letzten Bildern sind schön und passen gut in den jeweiligen Kontext. Neuerdings hört man ihn sogar wieder im Radio; so heute auf der Heimfahrt von der Arbeit.Kerstin
Kerstin Stolzenburg 10/10/2008 17:55
Das Glück in seiner positiven Bedeutung als Art, wie etwas ausgeht bzw. etwas endet, das uns - wenn wir Glück haben - im Leben begleitet, dürfte in der Regel an Gefühle, an eine Situation, einen Augenblick geknüpft sein. Es ist keine dauerhafte Erscheinung und bestenfalls eine Aneinanderreihung von Glücksmomenten, kleinen und großen. Dabei hängt die Fähigkeit des Einzelnen zum Glücklichsein wohl einerseits von äußeren Umständen und vom Grad der Selbstbestimmung ab (Menschen, die im Frieden leben, dürften glücklicher sein als Menschen in Kriegsgebieten, jemand, der satt ist, glücklicher als jemand, der unter permanentem Hunger leidet, ein Gesunder glücklicher als ein Todkranker), andererseits auch von der Einstellung zum Leben und zur jeweils gegebenen Situation.Die Auffassung von Glück kann dementsprechend auch nicht allgemeingültig sein, da sie eng mit der persönlichen , also der eigenen Weltsicht, der Einschätzung und Einordnung der Lebensumstände sowie der Möglichkeit des Reflektierens verbunden ist.
„Für die ersehnten Lichtblicke gibt es nach Vogler nur eine Bedingung: bereit zu sein, sich von der eigenen Welt angenehm überraschen zu lassen. Dann kann man gerade mitten in einer konzentrierten, selbstvergessenen Tätigkeit, die keine Zeit lässt, sich Gedanken über das eigene Wohl zu machen, Augenblicke glücklicher Welterweiterung erleben. Dem übernächtigten Blick der Leserin wirken die Lichterketten plötzlich ungemein schön und angenehm vergänglich.“ http://www.freitag.de/2001/52/01521502.php
Viele suchen ihr Glück,
wie sie Ihren Hut suchen, den sie auf dem Kopf tragen.
(Lenau Nikolaus)
Glück zu haben, wird heute als wichtiger Bestandteil der Lebensqualität angesehen. Wie immer boomt in solchen Zeiten auch der Markt für die entsprechende Literatur im Bereich der Lebenshilfe (im online-Versandhandel sind hunderte Bücher zur Thematik „Glück“ zu finden), Volkshochschulkurse bieten kompetente Anleitungen zum Glücklichwerden, aber auch die Glückspille ist seit langer Zeit für jedermann verfügbar. Der amerikanische Psychiater Peter D. Kramer landete in Deutschland mit seinem Buch „Glück auf Rezept“ 1995 einen Bestseller. Nach seiner Aussage könnten Pillen helfen, die eigene Persönlichkeit zu formen („kosmetische Psychopharmakologie“) und der Seele den letzten Schliff zu verpassen. http://www.stern.de/wissenschaft/gesund_leben/aktuell/502934.html?eid=503001 Aber auch rezeptfreie Mittel werden nach wie vor stark nachgefragt, was nicht zuletzt sogar unsere Forschungsarbeit vor einigen Jahren direkt tangierte. In Zusammenarbeit mit einem Arzneimittelhersteller führten wir Johanniskrautversuche durch (Johanniskraut wird als Antidepressivum im freien Verkauf angeboten, aber nicht ausschließlich als Antidepressivum genutzt), um die höchste Konzentration der wertgebenden Inhaltsstoffe zu bestimmen. - Dauerhaftes Glück durch Medizin? Bei solchen Aussichten fühlt man sich in der Tat verfolgt!
Muss man sehr großes Glück nun betrachten wie andere Dinge, wenn man sie im Überfluss hat? Würde man ihm gegenüber gleichgültig werden? Verlernt man, den glücklichen Augenblick zu erkennen, zu schätzen, zu genießen, vielleicht zu teilen; leidet die Motivation? Verfällt man in eine unreflektierte Unbekümmertheit? Oder beginnt man in der Tat gerade in solchen Momenten nachzudenken, warum es einem geschieht.
„Das unmittelbare Glück kann nach Kierkegaard allerdings auch dadurch zerstört werden, dass dem Menschen etwas zustößt, was er als zu großes Glück empfindet, und er dadurch zum Reflektieren angeregt wird, wodurch unmittelbares Glück unmöglich wird.“ (Christiane Tietz: „Freiheit zu sich selbst“. Vandenhoeck&Ruprecht)
In meinen Augen kann es ein zu großes Glück eigentlich gar nicht geben. Unser Leben könnte man vergleichen mit dem Lampenladen im Bild, in dem der Bär auf uns wartet (wenn man ihn überhaupt sieht!). In ihm hängen sowohl strahlende als auch lichtlose Leuchtkörper; so wie auch der Alltag immer ein Konglomerat aus verschiedenen Momenten ist, so dass auch sehr großes Glück relativ gesehen werden muss.
Wenn man ehrlich ist, würde man einen längeren Aufenthalt in einem grell durch alle Lampen erleuchteten Geschäft wahrscheinlich so wenig aushalten wie eine permanente Hochstimmung („Wer hält den Himmel aus.“), und wie alles andere auch müsste man selbst das größte Glück hin und wieder mit etwas Abstand betrachten können, um es als solches zu schätzen und zu genießen. Wie man mit dem Glück umgeht, ob man auch Neues zulassen möchte oder sich im Kreis der bewährten Glücksvorstellungen bewegt, liegt an und in jedem selbst. Ist man sich dessen bewusst, ist das in einer Balance, kann man das kleine und das große Glück bedenkenlos annehmen, sich darüber freuen, dass das Glücksbärchi einen gefunden hat und es in die Arme schließen. Wenn wir keine Angst vor ihm haben, wird es uns auch nicht fressen! ;-)
Kerstin
Carsten Mundt 08/10/2008 23:14
http://de.youtube.com/watch?v=STHf46WZVl0Nun wird man so viel Glück nicht immer ertragen können... ;)
Vielleicht schafft da ein Knopf im Ohr Abhilfe ?
lg Carsten
Adrian K 08/10/2008 18:51
Ich wusste nicht, dass die Gummibärchen auf Dich so emotional wirken werden ;-oAdrian