Lieber Eckhard, das Bild lässt mich in seiner Tiefe fast ein wenig an die Art der mystischen Romane Dan Browns denken :-). Jedenfalls könnte man sich gedanklich in den Untiefen von Farbkombinationen, Zahlensymbolik, Formensprachen und entsprechenden Deutungen und Zuordnungen regelrecht verlieren. Meine Anmerkung wird also nur ein erster Ansatz und der Versuch einer Interpretation sein können, die vielleicht auch nur als Randgeschichte zu sehen ist.
Ausgehend vom goldgelben Ginkgoblatt in "October Road (9)", das in seiner phänologischen Erscheinung bereits einmal in sich geteilt ist, könnte man sich in "October Road (10)" die leuchtende Farbe, von der ich gern annehmen möchte, dass sie aus diesem Blatt aufgenommen wurde, sowie die Blattfläche selbst weiter abstrahiert und zerlegt vorstellen (wobei man möglicherweise auch wieder auf die Zahl "2" zurückkommen kann, wenn man das Bild beispielsweise wie eine Bach'sche Spiegelfuge betrachtet).
Mich führt eine solche Betrachtung recht schnell zum Kubismus und aufgrund der speziellen Aufnahmetechnik, die aus dem Originalgemälde von Diesberger, das auf der Internetseite http://www.hans-diesperger.de/ unter Galerie/Abstraktionen zu finden ist, dieses Bild entstehen ließ, zu den kubistischen Werken Lyonel Feiningers. Man könnte beispielsweise an eine der bekannten kristallinen Architekturdarstellungen in fast transparent wirkenden, charakteristisch überblendeten Farbflächen denken und da rechts im Bild scheinbar auch eine Kirche abgebildet ist, natürlich auch an die Gemälde der Dorfkirche in Gelmeroda bei Weimar.
Zwei Beispiele zum Vergleich: http://i23.photobucket.com/albums/b388/citysafari/summer_07/feininger_church.jpghttp://www.lempertz.com/typo3temp/pics/90a7f779ae.jpg Kalt-Warm- und Hell-Dunkel-Kontraste waren bei Feininger häufig zu finden, ebenso wie die senkrechte Anordnung der einzelnen Flächen und bewusst gegensätzlich angeordnete (Dach-)Schrägen.
"Das Kristalline wird ihm hierbei zunehmend zum Ausdruck einer solchen Erhöhung. Der Kristall mit seinen komplexen Raumstrukturen, schillernden Transparenzen und der strengen Regularität der geometrischen Gebilde erschien den Malern seit der Romantik als Metapher für die Immaterialisierung des Wirklichen zum Geistigen hin. Bei Feininger kristallisieren sich Architektur und Natur in der Symbiose zum Licht hin, in Stufungen von Körperlichkeit zu Unkörperlichkeit, von greifbarer Undurchdringlichkeit bis zur Durchsichtigkeit, von der Tiefe zur Ferne.
Im Gründungsmanifest des Bauhauses in Weimar, dem Feininger 1919 beitritt, heißt es enthusiastisch: „Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens. Feininger schuf den Titelholzschnitt: eine gotische Basilika, die als kristallenes Gebilde der Licht-Inkarnation in den Kosmos einer erträumten Zukunft wächst." http://www.artechock.de/kunst/magazin/be/lyofei.htm In seinen Visionen, dem Weg zum Licht, dem Geistigen und nicht zuletzt dem symbolischen Blick zum Himmel vom Dach aus http://my.opera.com/djosh_losh/blog/2007/11/15/on-the-roof-or-on-top finde ich auch eine ganze Reihe von Anknüpfungspunkten zu den verlinkten Bildern aus der "October Road"-Serie und dem Song-Text von Goffin und King.
Nun ergibt sich aus der Einstellzeit deines Fotos die Quersumme "14", was natürlich reiner Zufall sein kann, aber nicht sein muss, da auch das Einstelldatum ein 14. ist. Spätestens an diesem Punkt wird man auch eine Verbindung zwischen Feininger und Johann Sebastian Bach finden. "Die Zahl 14 hat Bach womöglich bewusst in esoterische Kompositionen eingebaut, etwa in Kanons", glaubt Martin Geck, Musikwissenschaftler an der Universität Dortmund. 14 sei insofern die Bach-Zahl, weil B-A-C-H nach dem Zahlenalphabet genau 14 ergebe." http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,447530,00.htmlhttp://www.darmstadt-online.de/paulusgemeinde/kf.htm
Feininger hat sich intensiv mit den Werken Bachs, insbesondere "Der Kunst der Fuge" auseinandergesetzt. http://de.youtube.com/watch?v=zwkzf-KUNPM ,,Meine Bilder nähern sich immer mehr der Synthese der Fuge" stellt Feininger fest und die beschworene Analogie von Malerei und Musik überrascht auch nicht, war der Maler doch von Jugend an mit Johann Sebastian Bachs Fugen vertraut. Er fand imvon Dur und Moll, Stimme und Gegenstimme sowie der auf- und absteigenden Melodieführung die Entsprechung zu seiner eigenen Malerei. Bachs ,,Leitmotive" mit ihren Phrasen und Wendungen kehren in Feiningers Variationen von Themen vor allem in den Gelmeroda-Bildern programmatisch wieder." http://www.artechock.de/kunst/magazin/be/lyofei.htm Das Befassen mit Kontrapunkten, mit Gegenspielern, die doch ein Gleichgewicht halten, mit Harmonie und Dissonanz, Formstrenge und Rhythmik war ihm in seinen Bildern also ein zentrales Anliegen. Damit könnte man auch wieder auf die Symbolik des Ginkgo-Blattes zurückkommen, das ich als Ausgangspunkt für diese Besprechung wählte. Der Kontrapunkt auf der Leinwand war Feininger jedoch nicht genug; er versuchte, seine Gedanken und Visionen auch selbst in Musik auszudrücken und komponierte eine Reihe eigener Fugen, die vom Aufbau her ja als musikalisches Zwiegespräch betrachtet werden können. In einer Fuge "flieht" das Thema von einer Stimme zur anderen. http://www.lettenbauer.com/kultur/Feininger.html Wie dort ebenfalls nachzulesen ist, war ein entsprechender Austausch zwischen Künstlern aller Genres im Bauhaus von Weimar grundsätzlich gang und gäbe, es wurde nach Überschneidungen und Zusammenhängen zwischen Farben und Tönen gesucht. Wir sprachen Ansätze ähnlicher Art auch bereits unter diesem Bild an.
"So referierte Paul Klee, selbst engagierter Geiger, über den Einfluß der Musik auf die Malerei, Arnold Schönberg und Paul Hindemith komponierten Fugen und selbst Enrico Caruso, der Startenor jener Jahre entdeckte daß er lieber gezeichnet als gesungen hätte. Die ist die Umgebung in der Feininger lebte." Feininger schaffte Abbilder einer Wirklichkeit, die er durch die Anwendung bestimmter Stilmittel zugleich der Wirklichkeit entrückte, erhöhte und durch die beim Betrachter auch ein Gefühl vermittelt wird, das man mit dem Titel des Taylor-Songs verknüpfen könnte.
Sinngemäß auf einem Dach bzw. über den Dächern einer Stadt zu stehen, entrückt einen einerseits dem Alltag, seinen Zwängen und Gedankengängen, Karl-Dieter erwähnte diesen Aspekt in seiner Besprechung bereits, es bringt einen zugleich auch dem Himmel ein Stück näher. Die bereits erwähnte Metapher für die Immaterialisierung des Wirklichen zum Geistigen hin, könnte man also aus der Musik bzw. der Malerei heraus auch weiter fassen.
Und welch ein Vergleich zu "October Road (7)". Nachdem in "October Road (8) die Dunkelheit bereits gewichen war, das Blätterdach jedoch noch wie ein bedrückendes Gewölbe wirkte, tritt der Betrachter hier vollends ins Licht. Die Sonne flutet die gesamte Szene (betrachtet man die Form des abstrahierten "Strahls"genauer, so könnte man auch meinen, er geht von der Spitze der stilisierten Kirche aus). Man könnte sich vorstellen, dass die Stadt, die man nun wiederum auch symbolisch auffassen könnte, wie beispielsweise auch den Garten in Goethes Gedicht "Gingo biloba" unter dem letzten Bild, im warmen, fast glühenden Licht und der expressionistischen Farbigkeit eines Sonnenaufgangs liegt. Die "old world" hat man nun wohl hinter sich gelassen, der anbrechende neue Tag erscheint verheißungsvoll und lässt bereits Strukturen erkennen, obwohl auch hier noch nichts klar differenzierbar ist.
Erster! Das kann doch nicht wahr sein?! :-)
„Up on the roof“ – Manchmal braucht man einen Fluchtpunkt an dem man mit sich, seinen Gedanken und Sinnen allein ist. Das Dach bietet einem dabei den Komfort des Abstandes zu anderen Einflüssen und eines Blickes auf das, worin man sonst im alltäglichen Leben selbst verstrickt ist. Von hier aus lässt sich alles ein wenig leichter ertragen. Fragen entstehen: Worüber rege ich mich eigentlich auf? Warum lasse ich mich dort unten mit im Laufrad herumhetzen? Sind die Dinge die mir wichtig sind, die richtigen?
Nicht jeder hat einen Platz auf dem Dach verfügbar aber vielleicht ist es ein Lieblingsplatz in einem Sessel, ein Hobbyraum oder einen besonderen Spazierweg. Auch die „Flucht“ in ein gutes Buch, in ein Konzert, in einen Wochenendurlaub kann die Funktion eines Dachplatzes erfüllen.
- Oder aber in eine Kunstausstellung, um dort die gewonnenen Eindrücke in der eigenen Weise zu interpretieren und umzusetzen. So, wie Du, lieber Eckhard, dies mit der „City 06“ getan hast und uns damit zu eigenen Gedanken anregst. Kein Zweifel, der James Taylor Song passt vortrefflich dazu. In diesem Falle gefällt mir aber die Version von Carole King (letzter Link) am besten. Sie kommt bei mir emotionaler an.
Gruß KD
Stefan Adam 16/11/2008 10:42
Ein schöner Kontrapunkt zum Wetter!Gruß, Stefan
Andreas Denhoff 15/11/2008 15:57
Je dusterer und stiller der November, desto leuchtender und bewegender die Bilder;-))Gruß Andreas
Adrian K 15/11/2008 15:44
In der Vorschau sieht es wie ein brennender Kaminofen aus. Zeit für Glühwein und Gemütlichkeit :-)Adrian
Kerstin Stolzenburg 15/11/2008 0:17
Lieber Eckhard, das Bild lässt mich in seiner Tiefe fast ein wenig an die Art der mystischen Romane Dan Browns denken :-). Jedenfalls könnte man sich gedanklich in den Untiefen von Farbkombinationen, Zahlensymbolik, Formensprachen und entsprechenden Deutungen und Zuordnungen regelrecht verlieren. Meine Anmerkung wird also nur ein erster Ansatz und der Versuch einer Interpretation sein können, die vielleicht auch nur als Randgeschichte zu sehen ist.Ausgehend vom goldgelben Ginkgoblatt in "October Road (9)", das in seiner phänologischen Erscheinung bereits einmal in sich geteilt ist, könnte man sich in "October Road (10)" die leuchtende Farbe, von der ich gern annehmen möchte, dass sie aus diesem Blatt aufgenommen wurde, sowie die Blattfläche selbst weiter abstrahiert und zerlegt vorstellen (wobei man möglicherweise auch wieder auf die Zahl "2" zurückkommen kann, wenn man das Bild beispielsweise wie eine Bach'sche Spiegelfuge betrachtet).
Mich führt eine solche Betrachtung recht schnell zum Kubismus und aufgrund der speziellen Aufnahmetechnik, die aus dem Originalgemälde von Diesberger, das auf der Internetseite http://www.hans-diesperger.de/ unter Galerie/Abstraktionen zu finden ist, dieses Bild entstehen ließ, zu den kubistischen Werken Lyonel Feiningers. Man könnte beispielsweise an eine der bekannten kristallinen Architekturdarstellungen in fast transparent wirkenden, charakteristisch überblendeten Farbflächen denken und da rechts im Bild scheinbar auch eine Kirche abgebildet ist, natürlich auch an die Gemälde der Dorfkirche in Gelmeroda bei Weimar.
Zwei Beispiele zum Vergleich: http://i23.photobucket.com/albums/b388/citysafari/summer_07/feininger_church.jpg http://www.lempertz.com/typo3temp/pics/90a7f779ae.jpg Kalt-Warm- und Hell-Dunkel-Kontraste waren bei Feininger häufig zu finden, ebenso wie die senkrechte Anordnung der einzelnen Flächen und bewusst gegensätzlich angeordnete (Dach-)Schrägen.
"Das Kristalline wird ihm hierbei zunehmend zum Ausdruck einer solchen Erhöhung. Der Kristall mit seinen komplexen Raumstrukturen, schillernden Transparenzen und der strengen Regularität der geometrischen Gebilde erschien den Malern seit der Romantik als Metapher für die Immaterialisierung des Wirklichen zum Geistigen hin. Bei Feininger kristallisieren sich Architektur und Natur in der Symbiose zum Licht hin, in Stufungen von Körperlichkeit zu Unkörperlichkeit, von greifbarer Undurchdringlichkeit bis zur Durchsichtigkeit, von der Tiefe zur Ferne.
Im Gründungsmanifest des Bauhauses in Weimar, dem Feininger 1919 beitritt, heißt es enthusiastisch: „Wollen, erdenken, erschaffen wir gemeinsam den neuen Bau der Zukunft, der alles in einer Gestalt sein wird: Architektur und Plastik und Malerei, der aus Millionen Händen der Handwerker einst gen Himmel steigen wird als kristallenes Sinnbild eines neuen kommenden Glaubens. Feininger schuf den Titelholzschnitt: eine gotische Basilika, die als kristallenes Gebilde der Licht-Inkarnation in den Kosmos einer erträumten Zukunft wächst."
http://www.artechock.de/kunst/magazin/be/lyofei.htm In seinen Visionen, dem Weg zum Licht, dem Geistigen und nicht zuletzt dem symbolischen Blick zum Himmel vom Dach aus http://my.opera.com/djosh_losh/blog/2007/11/15/on-the-roof-or-on-top finde ich auch eine ganze Reihe von Anknüpfungspunkten zu den verlinkten Bildern aus der "October Road"-Serie und dem Song-Text von Goffin und King.
Nun ergibt sich aus der Einstellzeit deines Fotos die Quersumme "14", was natürlich reiner Zufall sein kann, aber nicht sein muss, da auch das Einstelldatum ein 14. ist. Spätestens an diesem Punkt wird man auch eine Verbindung zwischen Feininger und Johann Sebastian Bach finden. "Die Zahl 14 hat Bach womöglich bewusst in esoterische Kompositionen eingebaut, etwa in Kanons", glaubt Martin Geck, Musikwissenschaftler an der Universität Dortmund. 14 sei insofern die Bach-Zahl, weil B-A-C-H nach dem Zahlenalphabet genau 14 ergebe." http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,447530,00.html http://www.darmstadt-online.de/paulusgemeinde/kf.htm
Feininger hat sich intensiv mit den Werken Bachs, insbesondere "Der Kunst der Fuge" auseinandergesetzt. http://de.youtube.com/watch?v=zwkzf-KUNPM ,,Meine Bilder nähern sich immer mehr der Synthese der Fuge" stellt Feininger fest und die beschworene Analogie von Malerei und Musik überrascht auch nicht, war der Maler doch von Jugend an mit Johann Sebastian Bachs Fugen vertraut. Er fand imvon Dur und Moll, Stimme und Gegenstimme sowie der auf- und absteigenden Melodieführung die Entsprechung zu seiner eigenen Malerei. Bachs ,,Leitmotive" mit ihren Phrasen und Wendungen kehren in Feiningers Variationen von Themen vor allem in den Gelmeroda-Bildern programmatisch wieder." http://www.artechock.de/kunst/magazin/be/lyofei.htm Das Befassen mit Kontrapunkten, mit Gegenspielern, die doch ein Gleichgewicht halten, mit Harmonie und Dissonanz, Formstrenge und Rhythmik war ihm in seinen Bildern also ein zentrales Anliegen. Damit könnte man auch wieder auf die Symbolik des Ginkgo-Blattes zurückkommen, das ich als Ausgangspunkt für diese Besprechung wählte. Der Kontrapunkt auf der Leinwand war Feininger jedoch nicht genug; er versuchte, seine Gedanken und Visionen auch selbst in Musik auszudrücken und komponierte eine Reihe eigener Fugen, die vom Aufbau her ja als musikalisches Zwiegespräch betrachtet werden können. In einer Fuge "flieht" das Thema von einer Stimme zur anderen. http://www.lettenbauer.com/kultur/Feininger.html Wie dort ebenfalls nachzulesen ist, war ein entsprechender Austausch zwischen Künstlern aller Genres im Bauhaus von Weimar grundsätzlich gang und gäbe, es wurde nach Überschneidungen und Zusammenhängen zwischen Farben und Tönen gesucht. Wir sprachen Ansätze ähnlicher Art auch bereits unter diesem Bild an. "So referierte Paul Klee, selbst engagierter Geiger, über den Einfluß der Musik auf die Malerei, Arnold Schönberg und Paul Hindemith komponierten Fugen und selbst Enrico Caruso, der Startenor jener Jahre entdeckte daß er lieber gezeichnet als gesungen hätte. Die ist die Umgebung in der Feininger lebte." Feininger schaffte Abbilder einer Wirklichkeit, die er durch die Anwendung bestimmter Stilmittel zugleich der Wirklichkeit entrückte, erhöhte und durch die beim Betrachter auch ein Gefühl vermittelt wird, das man mit dem Titel des Taylor-Songs verknüpfen könnte.
Sinngemäß auf einem Dach bzw. über den Dächern einer Stadt zu stehen, entrückt einen einerseits dem Alltag, seinen Zwängen und Gedankengängen, Karl-Dieter erwähnte diesen Aspekt in seiner Besprechung bereits, es bringt einen zugleich auch dem Himmel ein Stück näher. Die bereits erwähnte Metapher für die Immaterialisierung des Wirklichen zum Geistigen hin, könnte man also aus der Musik bzw. der Malerei heraus auch weiter fassen.
Und welch ein Vergleich zu "October Road (7)". Nachdem in "October Road (8) die Dunkelheit bereits gewichen war, das Blätterdach jedoch noch wie ein bedrückendes Gewölbe wirkte, tritt der Betrachter hier vollends ins Licht. Die Sonne flutet die gesamte Szene (betrachtet man die Form des abstrahierten "Strahls"genauer, so könnte man auch meinen, er geht von der Spitze der stilisierten Kirche aus). Man könnte sich vorstellen, dass die Stadt, die man nun wiederum auch symbolisch auffassen könnte, wie beispielsweise auch den Garten in Goethes Gedicht "Gingo biloba" unter dem letzten Bild, im warmen, fast glühenden Licht und der expressionistischen Farbigkeit eines Sonnenaufgangs liegt. Die "old world" hat man nun wohl hinter sich gelassen, der anbrechende neue Tag erscheint verheißungsvoll und lässt bereits Strukturen erkennen, obwohl auch hier noch nichts klar differenzierbar ist.
Kerstin
Karl-Dieter Frost 14/11/2008 17:24
Erster! Das kann doch nicht wahr sein?! :-)„Up on the roof“ – Manchmal braucht man einen Fluchtpunkt an dem man mit sich, seinen Gedanken und Sinnen allein ist. Das Dach bietet einem dabei den Komfort des Abstandes zu anderen Einflüssen und eines Blickes auf das, worin man sonst im alltäglichen Leben selbst verstrickt ist. Von hier aus lässt sich alles ein wenig leichter ertragen. Fragen entstehen: Worüber rege ich mich eigentlich auf? Warum lasse ich mich dort unten mit im Laufrad herumhetzen? Sind die Dinge die mir wichtig sind, die richtigen?
Nicht jeder hat einen Platz auf dem Dach verfügbar aber vielleicht ist es ein Lieblingsplatz in einem Sessel, ein Hobbyraum oder einen besonderen Spazierweg. Auch die „Flucht“ in ein gutes Buch, in ein Konzert, in einen Wochenendurlaub kann die Funktion eines Dachplatzes erfüllen.
- Oder aber in eine Kunstausstellung, um dort die gewonnenen Eindrücke in der eigenen Weise zu interpretieren und umzusetzen. So, wie Du, lieber Eckhard, dies mit der „City 06“ getan hast und uns damit zu eigenen Gedanken anregst. Kein Zweifel, der James Taylor Song passt vortrefflich dazu. In diesem Falle gefällt mir aber die Version von Carole King (letzter Link) am besten. Sie kommt bei mir emotionaler an.
Gruß KD