Lieber Eckhard,
in den letzten Tagen hatten wir ja fast alle das Glück, solche wunderschönen Wintermotive in der Natur bewundern zu können. Insofern ist das Bild, das Du als erstes der Serie „Winterbilder“ veröffentlicht hast, in der Tat eine Landschaftsimpression, die man zunächst einfach genießen kann.
Nun wurden aber auch bereits verschiedene Punkte herausgearbeitet, die zu einer Bildaussage hinführen könnten, die neben dem rein ästhetischen Eindruck auch in dieser Darstellung zu finden ist. Ich möchte versuchen, mich mit einem kleinen Beitrag zu beteiligen, jedenfalls soweit es mir gelingt, mich vom Betrachterstandpunkt aus in die dargestellte Situation hineinzuversetzen.
Brennweite und Perspektive wurden angesprochen. Ohne Weitwinkelobjektiv hätte man sich bei der Aufnahme vielleicht nur für den Weg mit gleichzeitiger Abbildung der rechten oder der linken Seitenfläche entscheiden müssen oder für eine zentrale Sicht mit eingeschränktem Blick. Hier haben wir aber einen breiteren Ausschnitt der Landschaft vor uns, was hinsichtlich der Interpretationsmöglichkeiten natürlich eine Bedeutung haben muss.
Der befestigte Weg mit seiner Biegung hinter dem Holzstapel fällt natürlich sofort ins Auge. Ihn könnte man auch bereits für sich interpretieren; allerdings sprachen wir das "Wegmotiv" und Fragen nach einer Begrenzung der Sicht in die Zukunft auch an anderer Stelle bereits an. Neben dem befestigten Weg fällt aber auch ein unbefestigter Abzweig, ein nach links führender Weg auf. Dazwischen liegt wie eine „V“-förmige Insel ein Gelände mit Sträuchern und zwei auffälligen, nebeneinanderstehenden Bäumen im Vordergrund. Diese „Insel“ könnte vom Betrachterstandpunkt aus gesehen, wenn ich das richtig deute, auch als typisches Homo in bivio-Symbol gelten, das wir unter deinen Bildern bereits im Zusammenhang mit der Theorie des Scheidewegs angesprochen hatten, bei dem vielleicht nur einer der beiden sich öffnenden Wege gangbar ist bzw. begangen werden will. Auch Doris veröffentlichte letztens ein Bild mit ähnlichem sinnbildlichen Ansatz.
Im Gegensatz zu ihrem zur Diskussion eingestellten Bild unterscheiden sich die beiden Wege in deiner Aufnahme beträchtlich. Der eine, auf dem man ins Bild geht, ist von Menschenhand gemacht, mit sicher begehbarer Oberfläche und einem, wenn auch nicht direkt sichtbaren Ziel (in der Zivilisation), auf das auch das an seinem Rand gestapelte Holz hinweist.
Der andere Weg erscheint kaum berührt und recht wild. Man kann schlecht abschätzen, ob er irgendwohin führt oder ob er nach ein paar Metern endet bzw. ob er überhaupt genutzt wird. Ihn zu begehen, dürfte auch mit mehr Mühe verbunden sein als das Verbleiben auf dem befestigten Untergrund, mit Ungewissheiten, aber vielleicht auch mit sehr positiven Erlebnissen, neuen Möglichkeiten, Beobachtungen, Erscheinungen.
Auf den ersten Blick würde man sich jedoch wohl nicht freiwillig auf einen Spaziergang in dem unebenen Gelände einlassen; aber auf den zweiten vielleicht schon, wenn man bereit ist, eingefahrene Wege zu verlassen.
Und man könnte sie ja auch sinnbildlich oder stellvertretend für bestimmte Situationen, Entwicklungen oder Möglichkeiten sehen. Beispiele fänden sich in vielen Bereichen, sowohl in der Wirtschaft oder der Politik, aber auch bis hin zum zwischenmenschlichen Bereich.
Nun schreibst Du in der Antwort an Andreas auch, dass hier der Winter als solcher bzw. als Jahreszeit herausgestellt wird. Grundsätzlich verbindet man ihn mit einer gewissen Ruhe in den Entwicklungen, manchmal mit Stille, gerade wenn man an Spaziergänge in einer verschneiten Landschaft denkt (Weiß ist auch ein Sinnbild für Stille oder Neutralität) und mit Zurückhaltung; sicher auch mit Kälte, kahlen, einsam erscheinenden Bäumen, leeren Feldern usw.. Symbolisch betrachtet und aus dem Zusammenhang gelöst, könnte man also zu verschiedenen Auffassungen gelangen.
Hier kommt aber der strahlend blaue Himmel hinzu, wobei Blau (laut Frau W.I. Kipedia) in Literatur und Kunst beispielsweise für Ferne und Sehnsucht steht oder in der endlosen Ausdehnung des blauen Himmels Beständigkeit, daraus folgend Harmonie, Sympathie und Zufriedenheit gesehen wird. In diesem Kontext würde ich dieses Winterbild also aus einem positiven Blickwinkel betrachten wollen.
Wenn ich mit diesen Gedanken und einer solchen Sichtweise an diesem Punkt stehen würde, könnte ich mir vorstellen, innezuhalten, den Moment der Ruhe zu genießen, aber auch ein wenig nachzusinnen über die Möglichkeiten, die das vor einem liegende Leben mir oder anderen durch mein Mitwirken bzw. durch meine Anwesenheit bietet, scheinbar vorgezeichnete Wege oder Alternativen zu überdenken. Letztlich wäre dieser Ansatz vielleicht auch übertragbar auf einen größeren Maßstab, auf die Gesellschaft, auf die Menschheit oder zum Erhalt dieser wundervollen Natur.
Aus einem ganz anderen Blickwinkel heraus betrachtet, könnte der Standpunkt, von dem aus wir "ins Bild gehen" auch als ein gemeinsamer Ursprung, und gerade in der Versinnbildlichung der Jahreszeit sowie dem bewussten Aus-dem-Mittelpunkt-Rücken der Menschen als Anfang betrachtet werden. Die Abzweige vom Hauptweg (auch als Linie denkbar), die es auch im weiterführenden Verlauf immer wieder geben wird, ließen sich mit Entwicklungen aufgrund verschiedener Einflussfaktoren verbinden.
Übertragen auf die Natur, denke ich hierbei - sicherlich weil wir das "Darwin-Jahr" haben - an die Abstammungstheorie, vielleicht verbunden mit der Deszendenztheorie als Ausgangspunkt.
Aber das ist vielleicht auch eine etwas abenteuerliche Sicht der Dinge und braucht deshalb nur als Randgeschichte gesehen werden.
Ein Bild namens "Winterbilder" erzeugt natürlich solche Assoziationen, also mehr als nur "ein Winterbild" in der Vorstellung. Und so wird man in diesem Foto eben auch weitere Deutungsmöglichkeiten finden können; die Kunst und Bruegel wurden ja beispielsweise schon angesprochen.
Lieber Eckhard, wenn du so willst, hat auch dieses Motiv zwei Schöpfer, den der die Landschaft und Menschen zauberte und den, der dies schöne Motiv sah. Ich leide an der Krankheit der Rätselmania, aber bemühe mich auch andere Motive einzustellen, denn Gestalt und gestalten ist ja das Credo der FC. Hoffentlich geht es dir gut und ich wünsche für die restlichen 350 Tage des Jahres noch alles Gute und Gesundheit vG Gert
Ist es nicht schlimm, wenn es mehrere Künstler gleichen Namens gibt ? :)
Dazu noch in differierenden Schreibweisen.
Also, wenigstens einer von den Herren hätte sich ja einen schönen Künstlernamen zulegen können..
Was nun die Perspektive betrifft:
neben der Tunnel- , bzw. Trichterperspektive, könnte man das im Bild Dargestellte, wir haben das ja bereits erwähnt, auch von einem Standpunkt der "Bedeutungsperspektive" betrachten, wie sie in der Malerei vor der Entdeckung von Fluchtpunkten und -linien verwendet wurde.
Es wurde das groß dargestellt, was dem Künstler wichtig erschien.
Nun scheinen mir Menschen nicht wirklich unwichtig, aber Du hast diese ja bewusst klein dargestellt, nicht weil sie Dir unwichtig erscheinen, aber weil sie sich eben selbst oft viel zu wichtig nehmen.
Ups bei Euch ist es ja auch alles voller Schnee ….naja fast alles. Ich traue mich gar nicht zu fragen. Aber war es so gewollt das die dunklen Reiter vor dem dunkeln Hintergrund fast verschwinden?
@Eckhard: Die örtliche Trennung ist auch ein sehr wichtiger Ansatz, aber das werde ich wohl erst realisieren, wenn ich mein Wunschsystem überhaupt gefunden haben - und scheinbar bin ich nahe dran :-). KD
Lieber Eckhard, nachdenken 'tue ich' im Moment sehr über sinnvolle Bildarchivierung inklusive Verschlagwortung und Bewertung z.B. mit Lightroom aber spontane Freude will da noch nicht aufkommen, weil mir noch viel zu viele Fragezeichen im Kopf herumsausen. :-))
KD
Kerstin Stolzenburg 15/01/2009 20:36
Lieber Eckhard,in den letzten Tagen hatten wir ja fast alle das Glück, solche wunderschönen Wintermotive in der Natur bewundern zu können. Insofern ist das Bild, das Du als erstes der Serie „Winterbilder“ veröffentlicht hast, in der Tat eine Landschaftsimpression, die man zunächst einfach genießen kann.
Nun wurden aber auch bereits verschiedene Punkte herausgearbeitet, die zu einer Bildaussage hinführen könnten, die neben dem rein ästhetischen Eindruck auch in dieser Darstellung zu finden ist. Ich möchte versuchen, mich mit einem kleinen Beitrag zu beteiligen, jedenfalls soweit es mir gelingt, mich vom Betrachterstandpunkt aus in die dargestellte Situation hineinzuversetzen.
Brennweite und Perspektive wurden angesprochen. Ohne Weitwinkelobjektiv hätte man sich bei der Aufnahme vielleicht nur für den Weg mit gleichzeitiger Abbildung der rechten oder der linken Seitenfläche entscheiden müssen oder für eine zentrale Sicht mit eingeschränktem Blick. Hier haben wir aber einen breiteren Ausschnitt der Landschaft vor uns, was hinsichtlich der Interpretationsmöglichkeiten natürlich eine Bedeutung haben muss.
Der befestigte Weg mit seiner Biegung hinter dem Holzstapel fällt natürlich sofort ins Auge. Ihn könnte man auch bereits für sich interpretieren; allerdings sprachen wir das "Wegmotiv" und Fragen nach einer Begrenzung der Sicht in die Zukunft auch an anderer Stelle bereits an. Neben dem befestigten Weg fällt aber auch ein unbefestigter Abzweig, ein nach links führender Weg auf. Dazwischen liegt wie eine „V“-förmige Insel ein Gelände mit Sträuchern und zwei auffälligen, nebeneinanderstehenden Bäumen im Vordergrund. Diese „Insel“ könnte vom Betrachterstandpunkt aus gesehen, wenn ich das richtig deute, auch als typisches Homo in bivio-Symbol gelten, das wir unter deinen Bildern bereits im Zusammenhang mit der Theorie des Scheidewegs angesprochen hatten, bei dem vielleicht nur einer der beiden sich öffnenden Wege gangbar ist bzw. begangen werden will. Auch Doris veröffentlichte letztens ein Bild mit ähnlichem sinnbildlichen Ansatz.
Im Gegensatz zu ihrem zur Diskussion eingestellten Bild unterscheiden sich die beiden Wege in deiner Aufnahme beträchtlich. Der eine, auf dem man ins Bild geht, ist von Menschenhand gemacht, mit sicher begehbarer Oberfläche und einem, wenn auch nicht direkt sichtbaren Ziel (in der Zivilisation), auf das auch das an seinem Rand gestapelte Holz hinweist.
Der andere Weg erscheint kaum berührt und recht wild. Man kann schlecht abschätzen, ob er irgendwohin führt oder ob er nach ein paar Metern endet bzw. ob er überhaupt genutzt wird. Ihn zu begehen, dürfte auch mit mehr Mühe verbunden sein als das Verbleiben auf dem befestigten Untergrund, mit Ungewissheiten, aber vielleicht auch mit sehr positiven Erlebnissen, neuen Möglichkeiten, Beobachtungen, Erscheinungen.
Auf den ersten Blick würde man sich jedoch wohl nicht freiwillig auf einen Spaziergang in dem unebenen Gelände einlassen; aber auf den zweiten vielleicht schon, wenn man bereit ist, eingefahrene Wege zu verlassen.
Und man könnte sie ja auch sinnbildlich oder stellvertretend für bestimmte Situationen, Entwicklungen oder Möglichkeiten sehen. Beispiele fänden sich in vielen Bereichen, sowohl in der Wirtschaft oder der Politik, aber auch bis hin zum zwischenmenschlichen Bereich.
Nun schreibst Du in der Antwort an Andreas auch, dass hier der Winter als solcher bzw. als Jahreszeit herausgestellt wird. Grundsätzlich verbindet man ihn mit einer gewissen Ruhe in den Entwicklungen, manchmal mit Stille, gerade wenn man an Spaziergänge in einer verschneiten Landschaft denkt (Weiß ist auch ein Sinnbild für Stille oder Neutralität) und mit Zurückhaltung; sicher auch mit Kälte, kahlen, einsam erscheinenden Bäumen, leeren Feldern usw.. Symbolisch betrachtet und aus dem Zusammenhang gelöst, könnte man also zu verschiedenen Auffassungen gelangen.
Hier kommt aber der strahlend blaue Himmel hinzu, wobei Blau (laut Frau W.I. Kipedia) in Literatur und Kunst beispielsweise für Ferne und Sehnsucht steht oder in der endlosen Ausdehnung des blauen Himmels Beständigkeit, daraus folgend Harmonie, Sympathie und Zufriedenheit gesehen wird. In diesem Kontext würde ich dieses Winterbild also aus einem positiven Blickwinkel betrachten wollen.
Wenn ich mit diesen Gedanken und einer solchen Sichtweise an diesem Punkt stehen würde, könnte ich mir vorstellen, innezuhalten, den Moment der Ruhe zu genießen, aber auch ein wenig nachzusinnen über die Möglichkeiten, die das vor einem liegende Leben mir oder anderen durch mein Mitwirken bzw. durch meine Anwesenheit bietet, scheinbar vorgezeichnete Wege oder Alternativen zu überdenken. Letztlich wäre dieser Ansatz vielleicht auch übertragbar auf einen größeren Maßstab, auf die Gesellschaft, auf die Menschheit oder zum Erhalt dieser wundervollen Natur.
Aus einem ganz anderen Blickwinkel heraus betrachtet, könnte der Standpunkt, von dem aus wir "ins Bild gehen" auch als ein gemeinsamer Ursprung, und gerade in der Versinnbildlichung der Jahreszeit sowie dem bewussten Aus-dem-Mittelpunkt-Rücken der Menschen als Anfang betrachtet werden. Die Abzweige vom Hauptweg (auch als Linie denkbar), die es auch im weiterführenden Verlauf immer wieder geben wird, ließen sich mit Entwicklungen aufgrund verschiedener Einflussfaktoren verbinden.
Übertragen auf die Natur, denke ich hierbei - sicherlich weil wir das "Darwin-Jahr" haben - an die Abstammungstheorie, vielleicht verbunden mit der Deszendenztheorie als Ausgangspunkt.
Aber das ist vielleicht auch eine etwas abenteuerliche Sicht der Dinge und braucht deshalb nur als Randgeschichte gesehen werden.
Ein Bild namens "Winterbilder" erzeugt natürlich solche Assoziationen, also mehr als nur "ein Winterbild" in der Vorstellung. Und so wird man in diesem Foto eben auch weitere Deutungsmöglichkeiten finden können; die Kunst und Bruegel wurden ja beispielsweise schon angesprochen.
Kerstin
Gert Rehn 15/01/2009 20:13
Lieber Eckhard, wenn du so willst, hat auch dieses Motiv zwei Schöpfer, den der die Landschaft und Menschen zauberte und den, der dies schöne Motiv sah. Ich leide an der Krankheit der Rätselmania, aber bemühe mich auch andere Motive einzustellen, denn Gestalt und gestalten ist ja das Credo der FC. Hoffentlich geht es dir gut und ich wünsche für die restlichen 350 Tage des Jahres noch alles Gute und Gesundheit vG GertCarsten Mundt 15/01/2009 18:07
Ist es nicht schlimm, wenn es mehrere Künstler gleichen Namens gibt ? :)Dazu noch in differierenden Schreibweisen.
Also, wenigstens einer von den Herren hätte sich ja einen schönen Künstlernamen zulegen können..
Was nun die Perspektive betrifft:
neben der Tunnel- , bzw. Trichterperspektive, könnte man das im Bild Dargestellte, wir haben das ja bereits erwähnt, auch von einem Standpunkt der "Bedeutungsperspektive" betrachten, wie sie in der Malerei vor der Entdeckung von Fluchtpunkten und -linien verwendet wurde.
Es wurde das groß dargestellt, was dem Künstler wichtig erschien.
Nun scheinen mir Menschen nicht wirklich unwichtig, aber Du hast diese ja bewusst klein dargestellt, nicht weil sie Dir unwichtig erscheinen, aber weil sie sich eben selbst oft viel zu wichtig nehmen.
lg Carsten
Thomas vom See 14/01/2009 18:38
@ Eckhard danke für den Tipp mit der Brennweite.... wenn ich mal so eine Brennweite habe werde ich das mal probieren.Bis dann und gut das Du wieder auf Deck bist .... da ist das Licht besser.
Thomas vom See 13/01/2009 20:02
Huhu Eckhard,wie geht es Dir?
Ups bei Euch ist es ja auch alles voller Schnee ….naja fast alles. Ich traue mich gar nicht zu fragen. Aber war es so gewollt das die dunklen Reiter vor dem dunkeln Hintergrund fast verschwinden?
Bis dann
Thomas
Karl-Dieter Frost 13/01/2009 17:44
@Eckhard: Die örtliche Trennung ist auch ein sehr wichtiger Ansatz, aber das werde ich wohl erst realisieren, wenn ich mein Wunschsystem überhaupt gefunden haben - und scheinbar bin ich nahe dran :-). KDKarl-Dieter Frost 13/01/2009 13:23
Lieber Eckhard, nachdenken 'tue ich' im Moment sehr über sinnvolle Bildarchivierung inklusive Verschlagwortung und Bewertung z.B. mit Lightroom aber spontane Freude will da noch nicht aufkommen, weil mir noch viel zu viele Fragezeichen im Kopf herumsausen. :-))KD