"... bei dem Bild der Nikolaikirche in Leipzig ging es ja auch um den Nachhall der Deutschen Revolution 1989, und für diese war sie auch ein "Probenraum"
Eckhard... , gut , dass es hier nicht um die blutige Meuterei in Bangladesch ging ;-)
Gruß Adrian
Ein aufgeschlagenes Buch gilt als Symbol des Schriftgelehrten.
Von 1501 bis 1505 studierte Luther an der Universität Erfurt in Thüringen und erlangte den Titel eines „Magister Artium“ der Philosophischen Fakultät.
Er hat die Bibel ins Deutsche übersetzt und uns somit den Zugang zu den Worten ermöglicht. http://de.wikipedia.org/wiki/Lutherbibel
Dein Bild ist für mich Die Reduzierung auf das Wesentliche (Wort Gottes) und das Ausbldenden von anderen Störfakroren (Für Luther beispielsweise Bilder in der Kirche).
es gibt immer wieder einmal Bilder, die einen auf ganz besondere Weise berühren und bei denen man vielleicht fast etwas Mühe hat, all das Gesehene und Empfundene einigermaßen nachvollziehbar in Worte zu kleiden bzw. überhaupt mehr sagen zu können, als ‚Das Bild ist sehr schön; ich mag es oder es ist sehr intensiv!’. Manchmal kommt es wohl auch vor, dass die eigene Verfassung, der Standpunkt oder die historischen Gegebenheiten unabhängig von einer gewissen Grunderfahrung und -einstellung Einfluss darauf haben, wie man einen Eindruck in einem bestimmten Augenblick einordnen und beurteilen kann.
Bei diesem Bild in Verbindung mit dem Lied bzw. dem Psalm 139 kann ich das für mich jedenfalls so feststellen, werde mich natürlich trotzdem sehr gern bemühen, ein paar Überlegungen zu Papier zu bringen ;-).
Der Effekt, den Du mit dem Filter erzielt hast, ist unglaublich wirkungsvoll. Er fordert unterschiedliche Betrachtungsweisen geradezu heraus. Einerseits kann ich mir aufgrund der Dynamik, die der Hintergrund ausstrahlt, vorstellen, dass das Buch fliegt oder zu fliegen versucht; auf diesen Aspekt wurde ja auch bereits eingegangen. In einer anderen Betrachtung ruht das Buch wiederum und der Hintergrund zieht vorbei; so schnell oder in einer so komprimierten Form einer sehr langen Zeit, dass Einzelheiten im Wechsel von Hell, Dunkel und verwischten Farben nicht zu erkennen oder nur schwer zu erahnen sind. Zeit und Raum scheinen hier keine Rolle zu spielen oder werden durch die Form der Darstellung bewusst zusammengezogen. Das Bild hat eine sehr mystische Ausstrahlung; man könnte es sich sogar als eine Szene aus einem Fantasyfilm vorstellen. Oder sinnbildlich auch als die Hand Gottes, die schützend über allem ruht oder grundsätzlich als das Zeitlose, das in diesem Kontext einen verbindenden Charakter hat.
Eine andere Sicht wäre die bezüglich eines ungeordneten Untergrunds, ob nun einen Ursprung betreffend oder einen später entstandenen Zustand, auf den das Buch bzw. sein Inhalt, seine Idee im Sinne einer Neuordnung bzw. Neuorientierung aufgesetzt, „aufgeschlagen“ ist, wobei das nun nicht gerade eine sehr poetische Ausdrucksweise wäre :-). Im Sinne des Psalms läge für mich in dieser Sicht jedoch sogar die Schöpfungsgeschichte im Rahmen des Möglichen.
Oder aber das aufgeschlagene Buch steht symbolisch für die geöffnete Seele eines Menschen und lässt einen Einblick zu, wobei der sichtbare Hintergrund hier zunächst auf eine etwas chaotische Verfassung schließen ließe. Das sind nur einige Ansätze für mögliche Sichtweisen; hier ist gewiss weit mehr möglich.
Sowohl der verlinkte Liedtext als auch der bekannte Psalm selbst sind natürlich sehr berührend, einmal in ihrer Poesie, vor allem aber auch, was die Ausstrahlung und Zuversicht betrifft. Man identifiziert sich gern damit, da einen bereits beim Lesen ein Gefühl von großer Geborgenheit und Sicherheit überkommt, wonach man im Grunde des Herzens wohl sein Leben lang sucht. Nicht zuletzt deshalb verbindet man mit den Worten wohl auch eine tiefe Sehnsucht.
In dem von Dir verlinkten Text http://www.sound7.de/article.php?article=4066 steht diesbezüglich eine Passage, die ich nicht besser ausdrücken könnte und die ich deshalb an dieser Stelle auszugsweise einfügen möchte: „Liest man den ganzen Psalm, dann merkt man: Hier spricht auf jeden Fall ein sehnsüchtiger Mensch. Dort, wo er jetzt ist, fehlt es ihm an Glück. Er guckt sich den Himmel an und möchte weglaufen; er guckt zur Erde und möchte sich eingraben, verstecken; er sieht wieder zum Himmel, fliegen können wäre schön; von einem Engel beflügelt getragen, leicht sein, sich erheben können über diese Erde; das Schwere, was dich runterzieht, zurücklassen. Bis zum Meer laufen; am Strand entlang; mit den Wellen reiten, mit den Wolken ziehen, mit dem Morgenrot weiter fliehen. Weglaufen wollen, fliehen – nach innen, oder nach außen, sich ablenken, beschäftigen, betrinken, wegträumen in eine andere Welt, zudröhnen, mit Arbeit, oder immer neuen Ideen oder Bildern, Krimi, Kino im Kopf, jemand anders sein, woanders sein, oder einfach schlafen, sich ausknipsen. - Sehnsüchtig sind wir. Und wissen manchmal nicht, wohin mit uns. Und da passiert etwas Wunderbares. Du bist da. Und wenn ich weit weg fliegen würde, deine Hand hält mich. Du hältst immer. Zu mir. Geborgenheit. Frieden. Leichtigkeit. Stille, die mich gut umgibt und gütig erfüllt.“
Sehnsucht nach diesen Grundbedürfnissen kann, so stelle ich mir vor, zuweilen brennen wie ein übergroßerda gerade das, was im Psalm zum Ausdruck kommt, in der Realität oft vergeblich erhofft wird, fehlt oder gar ganz anders – auch in schrecklichster Form anders – auftreten kann und bei nicht wenigen Menschen deshalb Zweifel aufkommen lässt, die, aus menschlicher Sicht durchaus nachvollziehbar, bis hin zum völligen Lossagen oder der Ablehnung des Glaubens führen können. Hier kommen auch die eingangs bereits erwähnten unterschiedlichen Sichtweisen zum Tragen. Liest man diesen Psalm in Zeiten des Friedens, vor allem auch eines persönlichen inneren Friedens, so kann man die Botschaft anders annehmen als in Zeiten, die beispielsweise Bilder von Tod und Zerstörung mit sich führen. „Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, würde auch dort deine Hand mit mir sein und deine Rechte mich halten, Herr.“ Das bedeutet, wo auch immer wir sind, Gott ist bei uns, bei jedem Einzelnen, in den entferntesten Winkeln dieser Welt. Gott als? Allgemein betrachtet stellen sich Menschen in dem Zusammenhang auch Fragen: Wo war Gott bei den Anschlägen vom 11.September 2001? Wo war er für Opfer und Täter in den Konzentrationslagern, die Bespitzelten und politisch Verfolgten in der DDR? … Fragen, die ganz persönliche Schicksale betreffen, könnten sich zahlreich anschließen.
Vielleicht sind die Zweifel berechtigt, vielleicht können wir die Tragweite und Größe der im Psalm angesprochenen Dinge mit unseren begrenzten Möglichkeiten und unserer eingeschränkten Sicht jedoch auch gar nicht erkennen und zweifeln deshalb. Unter dem Bild „Metamorphosen“ sprach ich den Glauben und die Hoffnung an das Gute an, die es in schwierigen Situationen zu bewahren gilt. Dazu benötigt man Kraft, innere und von außen geschenkte. Aber auch sie braucht wiederum ein Licht, eine Energiequelle, aus dem sie gespeist wird. Für viele Menschen kann der Glaube, den ich durch das im Zentrum des Bildes (auch das wäre sinnbildlich entsprechend auszudeuten) schwebende, aber auch durch Zeit und Raum fliegende Buch symbolisiert sehe, diese Kraft sein bzw. mobilisieren, die ihnen immer wieder Hoffnung und Zuversicht gibt.„Die Arbeiter sind Gottes wahre Kinder. Sie finden zu unterschiedlichen Zeiten zum Glauben, aber trotzdem wird ihnen allen die gleiche Liebe Gottes zuteil.“ (Und was nicht ist, kann immer noch werden.)
11:11 Uhr: Sinnbild für Gott, würde ich meinen, analog zum Bild „Apokalypse“, hier vielleicht mit noch positiverem Bezug.
Abgesehen vom direkten Bezug zum Psalm 139 und der Verbindung zum christlichen Glauben, können die im Text des verlinkten Liedes enthaltenen Sätze auch Wünschen bzw. Sehnsüchten entsprechen, die man mit Menschen verbindet, die einen im ganz persönlichen Leben begleiten. In dieser Form und in dieser Tiefe erkannt, geliebt und angenommen zu werden, kann unmittelbar und nachhaltig Kraft, Zuversicht, größte Glücksgefühle schenken, was in aller Regel auch einen "Nachhall" haben dürfte und einen Menschen verändert und wiederum selbst befähigt, offen („aufgeschlagen“) zu sein und Gutes zu tun und zu schenken. Die Vorstellung, fliegen zu können bzw. es zu versuchen, wäre deshalb auch in diesem Kontext vielleicht nicht so abwegig.
Nicht zuletzt, und das gehört wahrscheinlich in den Bereich der Randgeschichten, erinnert mich das Bild in ganz abstrahierter Form an eine rasende Geisterbahn. Na ja, manche U-Bahn-Vorhaben könnten ja auch als solche betrachtet werden. Das Buch im Untergrund hätte dann einen traurig-aktuellen Bezug. "Aufgeschlagen" in anderer Form. Der "Nachhall" wird lange zu vernehmen sein.
Soweit einige erste Gedanken ;-) meinerseits zu deinem Bild. Die Verbindung zur Sektion Emotionen in ihrer Vielschichtigkeit würde eine Ausweitung allerdings durchaus erlauben.
ich möchte mich einfach nur bedanken für das Gesamtwerk: Foto und die wunderbaren musikalischen Links dazu. Als schwere Kost kann ich hier nichts empfinden, man muß einfach glauben. Und das allerdings ist nicht immer einfach, das geb ich zu ...
Lieber Eckhard, dieses Bild aber auch der zitierte Text nach dem Psalm 139 schlägt für mich eine direkte Brücke zu einem intensiven Erlebnis während eines gerade beendeten Kurzurlaubs auf Usedom. Wir machten von dort aus eine Erkundungsfahrt in ein kleines Dorf nach Hinterpommern, Polen, in den Geburtsort meiner Mutter. Das einzige gut erhaltene Gebäude - und auch der einzige sinnvolle Anlaufpunkt - war die dortige Kirche. Auf einer der hinteren Bänke lag ein einsames aufgeschlagenes Gesangbuch in polnischer Sprache.
Die Vorstellung, dass diese Kirche viele der familiären Ereignisse von der Taufe bis zur Beerdigungsfeier erlebt hat - aber auch viele davon nicht mehr, weil die, die den Ort nicht freiwillig verlassen hatten, ihr Leben nach der Vertreibung an vielen anderen Orten beendeten - das war schon recht bewegend.
Ein polnischer Herr, vermutlich der Küster, kam aus dem Nebengebäude hinzu und wir hatten ein umfangreiches und sehr freundliches Gespräch. Leider ging unser sprachliches Verständnis nicht über zwei Hände voll Worten hinaus. Dafür hatten wir, glaube ich, eine andere Verständnisebene gefunden.
Ein schwerer Text und
eine feine Arbeit!! Hat Dir bestimmt
viel Mühe gemacht diese Szene
so zu gestalten. Ohne Nachdenken
an vergangene Zeiten gehts nicht
an einem vorbei!!
Lieben Gruß
VERA
Adrian K 09/03/2009 14:33
"... bei dem Bild der Nikolaikirche in Leipzig ging es ja auch um den Nachhall der Deutschen Revolution 1989, und für diese war sie auch ein "Probenraum"Eckhard... , gut , dass es hier nicht um die blutige Meuterei in Bangladesch ging ;-)
Gruß Adrian
Adrian K 09/03/2009 11:38
Ein aufgeschlagenes Buch gilt als Symbol des Schriftgelehrten.Von 1501 bis 1505 studierte Luther an der Universität Erfurt in Thüringen und erlangte den Titel eines „Magister Artium“ der Philosophischen Fakultät.
Er hat die Bibel ins Deutsche übersetzt und uns somit den Zugang zu den Worten ermöglicht.
http://de.wikipedia.org/wiki/Lutherbibel
Dein Bild ist für mich Die Reduzierung auf das Wesentliche (Wort Gottes) und das Ausbldenden von anderen Störfakroren (Für Luther beispielsweise Bilder in der Kirche).
Gruß vom fleißigen Schüler ;-)
Adrian
Kerstin Stolzenburg 08/03/2009 0:18
Lieber Eckhard,es gibt immer wieder einmal Bilder, die einen auf ganz besondere Weise berühren und bei denen man vielleicht fast etwas Mühe hat, all das Gesehene und Empfundene einigermaßen nachvollziehbar in Worte zu kleiden bzw. überhaupt mehr sagen zu können, als ‚Das Bild ist sehr schön; ich mag es oder es ist sehr intensiv!’. Manchmal kommt es wohl auch vor, dass die eigene Verfassung, der Standpunkt oder die historischen Gegebenheiten unabhängig von einer gewissen Grunderfahrung und -einstellung Einfluss darauf haben, wie man einen Eindruck in einem bestimmten Augenblick einordnen und beurteilen kann.
Bei diesem Bild in Verbindung mit dem Lied bzw. dem Psalm 139 kann ich das für mich jedenfalls so feststellen, werde mich natürlich trotzdem sehr gern bemühen, ein paar Überlegungen zu Papier zu bringen ;-).
Der Effekt, den Du mit dem Filter erzielt hast, ist unglaublich wirkungsvoll. Er fordert unterschiedliche Betrachtungsweisen geradezu heraus. Einerseits kann ich mir aufgrund der Dynamik, die der Hintergrund ausstrahlt, vorstellen, dass das Buch fliegt oder zu fliegen versucht; auf diesen Aspekt wurde ja auch bereits eingegangen. In einer anderen Betrachtung ruht das Buch wiederum und der Hintergrund zieht vorbei; so schnell oder in einer so komprimierten Form einer sehr langen Zeit, dass Einzelheiten im Wechsel von Hell, Dunkel und verwischten Farben nicht zu erkennen oder nur schwer zu erahnen sind. Zeit und Raum scheinen hier keine Rolle zu spielen oder werden durch die Form der Darstellung bewusst zusammengezogen. Das Bild hat eine sehr mystische Ausstrahlung; man könnte es sich sogar als eine Szene aus einem Fantasyfilm vorstellen. Oder sinnbildlich auch als die Hand Gottes, die schützend über allem ruht oder grundsätzlich als das Zeitlose, das in diesem Kontext einen verbindenden Charakter hat.
Eine andere Sicht wäre die bezüglich eines ungeordneten Untergrunds, ob nun einen Ursprung betreffend oder einen später entstandenen Zustand, auf den das Buch bzw. sein Inhalt, seine Idee im Sinne einer Neuordnung bzw. Neuorientierung aufgesetzt, „aufgeschlagen“ ist, wobei das nun nicht gerade eine sehr poetische Ausdrucksweise wäre :-). Im Sinne des Psalms läge für mich in dieser Sicht jedoch sogar die Schöpfungsgeschichte im Rahmen des Möglichen.
Oder aber das aufgeschlagene Buch steht symbolisch für die geöffnete Seele eines Menschen und lässt einen Einblick zu, wobei der sichtbare Hintergrund hier zunächst auf eine etwas chaotische Verfassung schließen ließe. Das sind nur einige Ansätze für mögliche Sichtweisen; hier ist gewiss weit mehr möglich.
Sowohl der verlinkte Liedtext als auch der bekannte Psalm selbst sind natürlich sehr berührend, einmal in ihrer Poesie, vor allem aber auch, was die Ausstrahlung und Zuversicht betrifft. Man identifiziert sich gern damit, da einen bereits beim Lesen ein Gefühl von großer Geborgenheit und Sicherheit überkommt, wonach man im Grunde des Herzens wohl sein Leben lang sucht. Nicht zuletzt deshalb verbindet man mit den Worten wohl auch eine tiefe Sehnsucht.
In dem von Dir verlinkten Text http://www.sound7.de/article.php?article=4066 steht diesbezüglich eine Passage, die ich nicht besser ausdrücken könnte und die ich deshalb an dieser Stelle auszugsweise einfügen möchte: „Liest man den ganzen Psalm, dann merkt man: Hier spricht auf jeden Fall ein sehnsüchtiger Mensch. Dort, wo er jetzt ist, fehlt es ihm an Glück. Er guckt sich den Himmel an und möchte weglaufen; er guckt zur Erde und möchte sich eingraben, verstecken; er sieht wieder zum Himmel, fliegen können wäre schön; von einem Engel beflügelt getragen, leicht sein, sich erheben können über diese Erde; das Schwere, was dich runterzieht, zurücklassen. Bis zum Meer laufen; am Strand entlang; mit den Wellen reiten, mit den Wolken ziehen, mit dem Morgenrot weiter fliehen. Weglaufen wollen, fliehen – nach innen, oder nach außen, sich ablenken, beschäftigen, betrinken, wegträumen in eine andere Welt, zudröhnen, mit Arbeit, oder immer neuen Ideen oder Bildern, Krimi, Kino im Kopf, jemand anders sein, woanders sein, oder einfach schlafen, sich ausknipsen. - Sehnsüchtig sind wir. Und wissen manchmal nicht, wohin mit uns. Und da passiert etwas Wunderbares. Du bist da. Und wenn ich weit weg fliegen würde, deine Hand hält mich. Du hältst immer. Zu mir. Geborgenheit. Frieden. Leichtigkeit. Stille, die mich gut umgibt und gütig erfüllt.“
Sehnsucht nach diesen Grundbedürfnissen kann, so stelle ich mir vor, zuweilen brennen wie ein übergroßerda gerade das, was im Psalm zum Ausdruck kommt, in der Realität oft vergeblich erhofft wird, fehlt oder gar ganz anders – auch in schrecklichster Form anders – auftreten kann und bei nicht wenigen Menschen deshalb Zweifel aufkommen lässt, die, aus menschlicher Sicht durchaus nachvollziehbar, bis hin zum völligen Lossagen oder der Ablehnung des Glaubens führen können. Hier kommen auch die eingangs bereits erwähnten unterschiedlichen Sichtweisen zum Tragen. Liest man diesen Psalm in Zeiten des Friedens, vor allem auch eines persönlichen inneren Friedens, so kann man die Botschaft anders annehmen als in Zeiten, die beispielsweise Bilder von Tod und Zerstörung mit sich führen. „Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, würde auch dort deine Hand mit mir sein und deine Rechte mich halten, Herr.“ Das bedeutet, wo auch immer wir sind, Gott ist bei uns, bei jedem Einzelnen, in den entferntesten Winkeln dieser Welt. Gott als? Allgemein betrachtet stellen sich Menschen in dem Zusammenhang auch Fragen: Wo war Gott bei den Anschlägen vom 11.September 2001? Wo war er für Opfer und Täter in den Konzentrationslagern, die Bespitzelten und politisch Verfolgten in der DDR? … Fragen, die ganz persönliche Schicksale betreffen, könnten sich zahlreich anschließen.
Vielleicht sind die Zweifel berechtigt, vielleicht können wir die Tragweite und Größe der im Psalm angesprochenen Dinge mit unseren begrenzten Möglichkeiten und unserer eingeschränkten Sicht jedoch auch gar nicht erkennen und zweifeln deshalb. Unter dem Bild „Metamorphosen“ sprach ich den Glauben und die Hoffnung an das Gute an, die es in schwierigen Situationen zu bewahren gilt. Dazu benötigt man Kraft, innere und von außen geschenkte. Aber auch sie braucht wiederum ein Licht, eine Energiequelle, aus dem sie gespeist wird. Für viele Menschen kann der Glaube, den ich durch das im Zentrum des Bildes (auch das wäre sinnbildlich entsprechend auszudeuten) schwebende, aber auch durch Zeit und Raum fliegende Buch symbolisiert sehe, diese Kraft sein bzw. mobilisieren, die ihnen immer wieder Hoffnung und Zuversicht gibt.„Die Arbeiter sind Gottes wahre Kinder. Sie finden zu unterschiedlichen Zeiten zum Glauben, aber trotzdem wird ihnen allen die gleiche Liebe Gottes zuteil.“ (Und was nicht ist, kann immer noch werden.)
11:11 Uhr: Sinnbild für Gott, würde ich meinen, analog zum Bild „Apokalypse“, hier vielleicht mit noch positiverem Bezug.
Abgesehen vom direkten Bezug zum Psalm 139 und der Verbindung zum christlichen Glauben, können die im Text des verlinkten Liedes enthaltenen Sätze auch Wünschen bzw. Sehnsüchten entsprechen, die man mit Menschen verbindet, die einen im ganz persönlichen Leben begleiten. In dieser Form und in dieser Tiefe erkannt, geliebt und angenommen zu werden, kann unmittelbar und nachhaltig Kraft, Zuversicht, größte Glücksgefühle schenken, was in aller Regel auch einen "Nachhall" haben dürfte und einen Menschen verändert und wiederum selbst befähigt, offen („aufgeschlagen“) zu sein und Gutes zu tun und zu schenken. Die Vorstellung, fliegen zu können bzw. es zu versuchen, wäre deshalb auch in diesem Kontext vielleicht nicht so abwegig.
Nicht zuletzt, und das gehört wahrscheinlich in den Bereich der Randgeschichten, erinnert mich das Bild in ganz abstrahierter Form an eine rasende Geisterbahn. Na ja, manche U-Bahn-Vorhaben könnten ja auch als solche betrachtet werden. Das Buch im Untergrund hätte dann einen traurig-aktuellen Bezug. "Aufgeschlagen" in anderer Form. Der "Nachhall" wird lange zu vernehmen sein.
Soweit einige erste Gedanken ;-) meinerseits zu deinem Bild. Die Verbindung zur Sektion Emotionen in ihrer Vielschichtigkeit würde eine Ausweitung allerdings durchaus erlauben.
Kerstin
† Trude S. 07/03/2009 0:06
ich möchte mich einfach nur bedanken für das Gesamtwerk: Foto und die wunderbaren musikalischen Links dazu. Als schwere Kost kann ich hier nichts empfinden, man muß einfach glauben. Und das allerdings ist nicht immer einfach, das geb ich zu ...Karl-Dieter Frost 06/03/2009 23:22
Lieber Eckhard, dieses Bild aber auch der zitierte Text nach dem Psalm 139 schlägt für mich eine direkte Brücke zu einem intensiven Erlebnis während eines gerade beendeten Kurzurlaubs auf Usedom. Wir machten von dort aus eine Erkundungsfahrt in ein kleines Dorf nach Hinterpommern, Polen, in den Geburtsort meiner Mutter. Das einzige gut erhaltene Gebäude - und auch der einzige sinnvolle Anlaufpunkt - war die dortige Kirche. Auf einer der hinteren Bänke lag ein einsames aufgeschlagenes Gesangbuch in polnischer Sprache.Die Vorstellung, dass diese Kirche viele der familiären Ereignisse von der Taufe bis zur Beerdigungsfeier erlebt hat - aber auch viele davon nicht mehr, weil die, die den Ort nicht freiwillig verlassen hatten, ihr Leben nach der Vertreibung an vielen anderen Orten beendeten - das war schon recht bewegend.
Ein polnischer Herr, vermutlich der Küster, kam aus dem Nebengebäude hinzu und wir hatten ein umfangreiches und sehr freundliches Gespräch. Leider ging unser sprachliches Verständnis nicht über zwei Hände voll Worten hinaus. Dafür hatten wir, glaube ich, eine andere Verständnisebene gefunden.
Dein Bild - für mich ein unglaublicher Zufall!
Gruß KD
Carsten Mundt 06/03/2009 21:23
P.S.:natürlich erscheint es auch so, als würde das Buch selbst fliegen
Dazu gäbe es wohl auch noch etwas anzumerken.
Vera Laake 06/03/2009 19:49
Ein schwerer Text undeine feine Arbeit!! Hat Dir bestimmt
viel Mühe gemacht diese Szene
so zu gestalten. Ohne Nachdenken
an vergangene Zeiten gehts nicht
an einem vorbei!!
Lieben Gruß
VERA