Nun, lieber Eckhard, das Bild ist natürlich nicht an mir vorüber gegangen.
Ein Kommentar ist schwierig.
Einmal natürlich, weil man Worte, wie es Andreas ja bereits schrieb, schwer finden kann.
Aber auch, weil bei solchen Anlässen immer auch ein Lamento beginnt, welches das moderne Leben geisselt und die sozialen Umstände, die heutzutage so furchtbar zu sein scheinen.
Man mag Statistikmaterial heranziehen wollen, welches es heutzutage ja in ausreichendem Maße gibt, und welches beweisen soll, dass die heutige Zeit gewalttätig, schlimm, ungerecht, asozial usw. ist.
Vielleicht stimmt es, dass heutzutage die Dinge kurzlebiger sind und schneller in Vergessenheit geraten.
Ich denke allerdings nicht, dass frühere Zeiten besser waren.
Es mag uns so vorkommen, weil die Medien mittlerweile jedes wirklich noch so kleine Ereignis bis zum Erbrechen ausschlachten und selbst die Angehörigen und Opfer des Herrn Fritzl zurück in eine psychiatrische Klinik treiben, damit sie Ruhe vor der Presse haben.
Dass fast alles auch kommerzialisiert wird.. nun, das kann und sollte man vielleicht bedauern.
Ich kann, will, und werde nicht behaupten, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben. Wir befinden uns aber auch noch ein ganze Stück weit davon entfernt, die Hölle auf Erden zu haben.
Ich will nichts verharmlosen, aber auch nicht in Hysterie verfallen.
Immerhin hatten frühere Generationen nicht die Möglichkeit, das Grün der Hoffnung, von dem Kerstin schreibt, für sich wahrzunehmen.
Sei es, weil sie bereits als Kinder arbeiten mussten, (in einigen Teilen der Welt ja leider immer noch Usus), sei es, dass sie in ein System hineingeboren wurden, welches ihnen die Möglichkeiten der freien Entfaltung nahm. Auch das gibt es noch.
Es ist vielleicht eine Grundsatzfrage, ob man "unser" System einer Demokratie, trotz aller Schattenseiten und Auswüchsen, die es mit sich bringt, als eines empfindet, dem man vertrauen kann.
In den letzten Jahren wurde das, was einmal als soziale Marktwirtschaft begann, ja leider stetig verwässert und zurückgefahren, was auch für den Bildungsbereich und soziale Einrichtungen gilt.
Ganz sicherlich würde es hier einer Korrektur bedürfen, damit nicht zu viele Menschen einfach allein gelassen werden.
Man darf allerdings auch nicht vergessen, dass der "Staat", den viele nur noch in Form der Regierung wahrnehmen, nicht alles alleine richten kann, denn der Staat sind wir alle in der Summe aller einzelnen Menschen, die in dieser Gesellschaft leben und daran teilnehmen.
Somit ist es ziemlich schwierig, jemandem die Schuld zuzuweisen, denn wir alle tragen einen Teil der Verantwortung für das Wohl aller.
Nun, lieber Eckhard, das ist ein Thema, das man tagelang diskutieren und ausleuchten könnte.
Vielleicht sollte man sich aber auch von den sicherlich tragischen und unfassbaren Taten einiger Einzeltäter, auch wenn diese einen momentanen Rückschlag darstellen, nicht davon abhalten lassen, weiterhin an eine Zukunft zu glauben und diese mit zu gestalten.
Ein passendes Bild zu einem traurigem Thema unserer Zeit. Und ich glaube nicht, dass die Therapie einer bzw einiger einzelnen Person / Personen das Problem beheben kann. Es ist ein Problem unserer Gesellschaft und die Gesellschaft will dieses Thema nicht angehen.... lieber zerreden und fort diskutieren.
Ja, es sieht marode aus, von AC/DC gibt es aus den Song TNT. Der erste Gedanke ist: Pinsel und streichen.
Nun, man kann alles aufzählen was hier zu sehen ist. Für mich persönlich zu viel, mag es lieber elementarer.
Die Konstelation Bomb und Diplompsychologin hätte ich aus einer anderen Perspektive fotografiert.
Lieber Eckhard, die Lunte raucht bereits, aber die Summe aller auf uns einströmenden Missstände lässt uns mit so vielem klaglos umgehen, bis – ja , bis es knallt. Dann sind sie alle auf dem Plan. Die Politiker, die Medien, die Schon-immer-alles-besser-gewusst-habenden, die selbsternannten oder herbeigeschleiften Sachverständigen, die Lobbyisten aller Coleur usw., usw.!
Natürlich muss so ein unglaublicher Vorgang, auf den Dein Foto (inklusiv der bereitgestellten Verlinkungen und Texte) so überaus treffend Bezug nimmt, auf vielen Ebenen aufgearbeitet werden und wenn nicht jetzt, wann dann. Man wünschte sich nur, dass gegen solche und andere Katastrophen entsprechende Gegensteuerungen zur rechten Zeit passierten. Viele Facetten der notwendigen Handlungsbereiche hat Kerstin ja bereits angesprochen.
Für mich ist das größte Ärgernis in einem solchen Zusammenhang die aufgeblasene Effekthascherei der Medien, soweit dies über den Informationsauftrag deutlich hinausgeht. Hier bekommt jeder Verrückte seine Bühne und je abgedrehter und perverser, umso besser fürs Geschäft.
Selbst unsere öffentlich Rechtlichen halten sich da nicht gebührend (oder den Gebühren entsprechend) zurück. Wie kommt es sonst, dass eine so hohe Zahl an Trittbrettfahrern sich sofort ihre Publicity sichern, als wären solche Dinge in die Kategorie „dumme Jungenstreiche“ einzuordnen.
Deine verlinkte Treppe war ja auch (soweit ich mich erinnere) unter dem Aspekt Bildung und Karriere diskutiert worden. Nun sehen wir hier wieder eine Treppe, die wie ein Karriereweg ins gesellschaftliche Abseits, in Kriminalität und in Terror „gelesen“ werden könnte. Und statt die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den Griff zu bekommen, sind wir froh, wenn wenigsten Psychologen und Therapeuten die Nachbearbeitung wie ein sanftes Ruhekissen betreiben.
Aber wer weiß schon, wo wirklich anzusetzen ist. Es gibt keinen einzelnen Grund und jeder dieser Schreckensfälle basiert auf unterschiedlichen Schwerpunkten. Alle Aspekte in unserem Umfeld machen ein Ganzes! Aber im Gegensatz zu raffgierigen Megamanagern, die die komplette Weltwirtschaft schuldhaft in die Grütze reiten, bleibt mir bei verirrten Jugendlichen trotz allem Zorn, aller Empörung und aller Trauer - auch wenn das gegen opportunen Gefühlswallungen steht - ein Rest von Mitgefühl für ein verkorkstes Leben bis hin zu einem verkorksten Tod, von dem sich unsere Gesellschaft nicht gänzlich freisprechen kann!
Gruß KD
Bei so schwerer Kost kann ich mit einem Referenzbild nicht dienen und mit einer kompetenten Besprechung auch nicht, Kerstin hat es aber jaschon treffend in Worte gefasst, ich versuche jetzt noch, mir ein paar eigene Gedanken zu machen...
Gruß Andreas
Lieber Eckhard, es ist doch zuweilen fast unglaublich, wie durch Zufälle ein aus fotografischer Sicht überaus reizvolles Motiv entsteht; man könnte in diesem Fall den Schauplatz für diese Aufnahme wohl nicht besser arrangieren. Hier „stimmt“ einfach alles; alle Details befinden sich an der richtigen Stelle und scheinen in bester Harmonie miteinander komponiert worden zu sein. Selbst der Pfahl, der das Bild teilt, ist perfekt positioniert (bzw. wurde vom Fotografen in sensibler Form aufgenommen) und trennt aus meiner Sicht das "Böse" vom "Guten".
Als erstes fällt natürlich das in großen Buchstaben an die Mauer gesprühte Wort „BOMB“ ins Auge. In welchem Zusammenhang und in welcher geistigen Verfassung es dorthin gelangte, lässt sich natürlich nicht nachvollziehen. Aber vor dem Hintergrund des Amoklaufs in Winnenden erhält es plötzlich große Aktualität. Der Zündstoff, der sich in dem jungen Täter angesammelt hatte, detonierte und riss gewollt und bewusst Menschen gewaltsam in den Tod.
Nach dieser wie nach ähnlichen Taten in jüngerer Vergangenheit beginnt nun die Zeit des Analysierens bei Polizei, Psychologen, Schulbehörden, in der Bevölkerung. Was könnten die Ursachen für diese Reaktion gewesen sein, wer trägt die Schuld, was war das für ein Mensch, wie können wir erkennen, in wem „Unter uns“ ein solches zerstörerisches Potenzial schlummert, wie kann man dem vorbeugen und ist es überhaupt möglich, solche Ausbrüche zu verhindern?
Fragen, die, wenn überhaupt, nicht so einfach zu beantworten sind, zu vielschichtig ist die Motivation und der Weg dorthin. Die Forderung nach weiter verschärften Waffengesetzen wird laut (wobei ich mir schon immer die Frage gestellt habe, wozu es überhaupt Schützenvereine und das sinnlose Geballere geben muss), das Verbot bestimmter Computerspiele, das bereits nach den Ereignissen am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt diskutiert wurde, rückt wieder in den Fokus. Vielleicht wirklich nicht zu Unrecht, wenn man sich einmal klar macht, was da „gespielt“ wird, wie sehr über die Spiegelneuronen im Gehirn solche Abläufe auch in das reale Bewusstsein Einzug halten können, Hemmschwellen herabgesetzt werden und wie viel Zeit damit vertan wird, die gewinnbringender genutzt werden könnte. „Schwarzes Eis“ ist ja nicht nur die Bezeichnung für eine „Modedroge“ sowie für kaum sichtbare Eisflächen auf Straßen, die deshalb in ihrem Gefahrenpotenzial unterschätzt werden, sondern eben auch ein Begriff aus einem solchen Computerspiel namens „World of Warcraft“ und dort wohl eine sogenannte „Stangenwaffe“, die, wenn man sie einmal in seinen Besitz gebracht hat, scheinbar die Angriffskraft und die Trefferquote im Kampf erhöht.
Die Fülle der Angebote, vor allem im medialen Bereich, zwingt junge Menschen heute vielleicht mehr denn je, sich mit den Hintergründen und Zusammenhängen auseinanderzusetzen, zu überlegen, ob nicht auch einmal der vermeintlich längere und beschwerlichere Weg der bessere ist, der Ausdauer abverlangt und nicht den schnellen Erfolg verspricht (Lesen im Vergleich zum Fernsehen beispielsweise), nach den wirklichen Werten im Lebens zu suchen, um nicht
zu werden in die Interessen derer, die in ihnen nur potenzielle Käufer sehen. „Im Reich der Schatten“ wird ihnen nur allzu gern vorgegaukelt, was für sie wichtig sein soll. Aber sind die jungen Menschen dazu bereits in der Lage oder doch vielleicht in vielen Fällen einfach überfordert, so dass die Vorauswahl in bestimmten Bereichen wie beispielsweise im Fall der Altersbeschränkung bei Kinofilmen doch durch kompetente Fachgremien vorab übernommen werden müsste.
Damit stellt sich auch die Frage der Verantwortung, die des Elternhauses, die der Erziehung in Kindertagesstätten und der mögliche Einfluss der Schulen (die Bildung von Lern- und Lebensnetzwerken wird in diesem Zusammenhang immer wieder angesprochen) und nicht zuletzt die Frage der Verantwortlichkeit der Gesellschaft und der Politik.
Vielleicht sollte auch wieder einmal über grundlegende Dinge wie Respekt und Achtung nachgedacht werden. Das beginnt bereits im Kindergarten, in dem Erzieherinnen mit „Du“ angesprochen werden und somit ein völlig anderes Verhältnis entsteht als auf der Basis des „Sie“, das doch einen gewissen - auch vorhandenen und notwendigen - Abstand vermitteln würde.
Positiven Einfluss auf das Selbstwertgefühl und die Entwicklung haben dagegen wohl immer Aktivitäten, die die jungen Menschen fördern und fordern, sie zu sozialem Verhalten anhalten und Verantwortung abfordern, so wie dies in Sport- oder Musikvereinen beispielsweise möglich ist, aber auch in anderen Interessenverbänden und Gemeinschaftsformen.
Die verlinkte „7“ würde ich in diesem Kontext mit den „Sieben Todsünden“ bzw. den sieben Hauptsünden verbinden und dies nicht allein aus der Sicht des Täters betrachten wollen, sondern ausweiten auf Bereiche, die letztlich bewusst Einfluss nehmen auf solche negativen Entwicklungen und sie möglicherweise billigend in Kauf nehmen, wenn nur vorher der Umsatz gestimmt hat.
Aber neben den Stufen der Treppe, die für das aufzubauende Leben steht, wächst Grünes; grüne Pflanzen, die man symbolisch mit Hoffnung verbindet und von der man sich wünscht, dass sie nicht nur Bildsprache bleiben möge, sondern dass sie selbstverständlich zum realen Leben aller jungen Menschen gehört. Hoffnung, dass jeder von ihnen die Chance erhält, sich ohne gravierende Einschränkungen entwickeln und entfalten zu können, aber auch Hoffnung darauf, dass sie ihr Leben wirklich eigenverantwortlich zum persönlichen und zum Wohl aller in die Hand nehmen wollen, sich einbringen, nicht fremdbestimmen lassen und „gelebt werden“ durch Konsum, Drogen und schnelllebige, oberflächliche Dinge, die ihnen eben gerade in einer Wohlstandsgesellschaft gern als das Normale, Erstrebenswerte vorgemacht werden.
Menschen, die geschätzt, anerkannt und gebraucht werden, denen man ein Wertegefühl vermitteln kann, die ohne Angst und mit Ideen und Zielen in die Zukunft schauen können, nicht zuletzt, weil sie Hilfe und ein offenes Ohr finden, wenn sie einmal nicht weiterwissen, werden sich zu solchen Taten nicht hinreißen lassen. Sie brauchen nicht diese Art von Bestätigung oder Abrechnung.
PS: Das Gedicht "Schallmauer" passt in diesem Kontext fast noch besser als "Die gestundete Zeit".
Carsten Mundt 16/03/2009 22:09
Nun, lieber Eckhard, das Bild ist natürlich nicht an mir vorüber gegangen.Ein Kommentar ist schwierig.
Einmal natürlich, weil man Worte, wie es Andreas ja bereits schrieb, schwer finden kann.
Aber auch, weil bei solchen Anlässen immer auch ein Lamento beginnt, welches das moderne Leben geisselt und die sozialen Umstände, die heutzutage so furchtbar zu sein scheinen.
Man mag Statistikmaterial heranziehen wollen, welches es heutzutage ja in ausreichendem Maße gibt, und welches beweisen soll, dass die heutige Zeit gewalttätig, schlimm, ungerecht, asozial usw. ist.
Vielleicht stimmt es, dass heutzutage die Dinge kurzlebiger sind und schneller in Vergessenheit geraten.
Ich denke allerdings nicht, dass frühere Zeiten besser waren.
Es mag uns so vorkommen, weil die Medien mittlerweile jedes wirklich noch so kleine Ereignis bis zum Erbrechen ausschlachten und selbst die Angehörigen und Opfer des Herrn Fritzl zurück in eine psychiatrische Klinik treiben, damit sie Ruhe vor der Presse haben.
Dass fast alles auch kommerzialisiert wird.. nun, das kann und sollte man vielleicht bedauern.
Ich kann, will, und werde nicht behaupten, dass wir in der besten aller möglichen Welten leben. Wir befinden uns aber auch noch ein ganze Stück weit davon entfernt, die Hölle auf Erden zu haben.
Ich will nichts verharmlosen, aber auch nicht in Hysterie verfallen.
Immerhin hatten frühere Generationen nicht die Möglichkeit, das Grün der Hoffnung, von dem Kerstin schreibt, für sich wahrzunehmen.
Sei es, weil sie bereits als Kinder arbeiten mussten, (in einigen Teilen der Welt ja leider immer noch Usus), sei es, dass sie in ein System hineingeboren wurden, welches ihnen die Möglichkeiten der freien Entfaltung nahm. Auch das gibt es noch.
Es ist vielleicht eine Grundsatzfrage, ob man "unser" System einer Demokratie, trotz aller Schattenseiten und Auswüchsen, die es mit sich bringt, als eines empfindet, dem man vertrauen kann.
In den letzten Jahren wurde das, was einmal als soziale Marktwirtschaft begann, ja leider stetig verwässert und zurückgefahren, was auch für den Bildungsbereich und soziale Einrichtungen gilt.
Ganz sicherlich würde es hier einer Korrektur bedürfen, damit nicht zu viele Menschen einfach allein gelassen werden.
Man darf allerdings auch nicht vergessen, dass der "Staat", den viele nur noch in Form der Regierung wahrnehmen, nicht alles alleine richten kann, denn der Staat sind wir alle in der Summe aller einzelnen Menschen, die in dieser Gesellschaft leben und daran teilnehmen.
Somit ist es ziemlich schwierig, jemandem die Schuld zuzuweisen, denn wir alle tragen einen Teil der Verantwortung für das Wohl aller.
Nun, lieber Eckhard, das ist ein Thema, das man tagelang diskutieren und ausleuchten könnte.
Vielleicht sollte man sich aber auch von den sicherlich tragischen und unfassbaren Taten einiger Einzeltäter, auch wenn diese einen momentanen Rückschlag darstellen, nicht davon abhalten lassen, weiterhin an eine Zukunft zu glauben und diese mit zu gestalten.
lg Carsten
Thomas vom See 16/03/2009 15:13
Ein passendes Bild zu einem traurigem Thema unserer Zeit. Und ich glaube nicht, dass die Therapie einer bzw einiger einzelnen Person / Personen das Problem beheben kann. Es ist ein Problem unserer Gesellschaft und die Gesellschaft will dieses Thema nicht angehen.... lieber zerreden und fort diskutieren.Bis zum nächsten BOMB ........
Adrian K 16/03/2009 0:22
Ja, es sieht marode aus, von AC/DC gibt es aus den Song TNT. Der erste Gedanke ist: Pinsel und streichen.Nun, man kann alles aufzählen was hier zu sehen ist. Für mich persönlich zu viel, mag es lieber elementarer.
Die Konstelation Bomb und Diplompsychologin hätte ich aus einer anderen Perspektive fotografiert.
Gruß Adrian
Karl-Dieter Frost 15/03/2009 18:34
Lieber Eckhard, die Lunte raucht bereits, aber die Summe aller auf uns einströmenden Missstände lässt uns mit so vielem klaglos umgehen, bis – ja , bis es knallt. Dann sind sie alle auf dem Plan. Die Politiker, die Medien, die Schon-immer-alles-besser-gewusst-habenden, die selbsternannten oder herbeigeschleiften Sachverständigen, die Lobbyisten aller Coleur usw., usw.!Natürlich muss so ein unglaublicher Vorgang, auf den Dein Foto (inklusiv der bereitgestellten Verlinkungen und Texte) so überaus treffend Bezug nimmt, auf vielen Ebenen aufgearbeitet werden und wenn nicht jetzt, wann dann. Man wünschte sich nur, dass gegen solche und andere Katastrophen entsprechende Gegensteuerungen zur rechten Zeit passierten. Viele Facetten der notwendigen Handlungsbereiche hat Kerstin ja bereits angesprochen.
Für mich ist das größte Ärgernis in einem solchen Zusammenhang die aufgeblasene Effekthascherei der Medien, soweit dies über den Informationsauftrag deutlich hinausgeht. Hier bekommt jeder Verrückte seine Bühne und je abgedrehter und perverser, umso besser fürs Geschäft.
Selbst unsere öffentlich Rechtlichen halten sich da nicht gebührend (oder den Gebühren entsprechend) zurück. Wie kommt es sonst, dass eine so hohe Zahl an Trittbrettfahrern sich sofort ihre Publicity sichern, als wären solche Dinge in die Kategorie „dumme Jungenstreiche“ einzuordnen.
Deine verlinkte Treppe war ja auch (soweit ich mich erinnere) unter dem Aspekt Bildung und Karriere diskutiert worden. Nun sehen wir hier wieder eine Treppe, die wie ein Karriereweg ins gesellschaftliche Abseits, in Kriminalität und in Terror „gelesen“ werden könnte. Und statt die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen in den Griff zu bekommen, sind wir froh, wenn wenigsten Psychologen und Therapeuten die Nachbearbeitung wie ein sanftes Ruhekissen betreiben.
Aber wer weiß schon, wo wirklich anzusetzen ist. Es gibt keinen einzelnen Grund und jeder dieser Schreckensfälle basiert auf unterschiedlichen Schwerpunkten. Alle Aspekte in unserem Umfeld machen ein Ganzes! Aber im Gegensatz zu raffgierigen Megamanagern, die die komplette Weltwirtschaft schuldhaft in die Grütze reiten, bleibt mir bei verirrten Jugendlichen trotz allem Zorn, aller Empörung und aller Trauer - auch wenn das gegen opportunen Gefühlswallungen steht - ein Rest von Mitgefühl für ein verkorkstes Leben bis hin zu einem verkorksten Tod, von dem sich unsere Gesellschaft nicht gänzlich freisprechen kann!
Gruß KD
Andreas Denhoff 15/03/2009 10:20
Bei so schwerer Kost kann ich mit einem Referenzbild nicht dienen und mit einer kompetenten Besprechung auch nicht, Kerstin hat es aber jaschon treffend in Worte gefasst, ich versuche jetzt noch, mir ein paar eigene Gedanken zu machen...Gruß Andreas
Kerstin Stolzenburg 14/03/2009 16:54
Lieber Eckhard, es ist doch zuweilen fast unglaublich, wie durch Zufälle ein aus fotografischer Sicht überaus reizvolles Motiv entsteht; man könnte in diesem Fall den Schauplatz für diese Aufnahme wohl nicht besser arrangieren. Hier „stimmt“ einfach alles; alle Details befinden sich an der richtigen Stelle und scheinen in bester Harmonie miteinander komponiert worden zu sein. Selbst der Pfahl, der das Bild teilt, ist perfekt positioniert (bzw. wurde vom Fotografen in sensibler Form aufgenommen) und trennt aus meiner Sicht das "Böse" vom "Guten".Als erstes fällt natürlich das in großen Buchstaben an die Mauer gesprühte Wort „BOMB“ ins Auge. In welchem Zusammenhang und in welcher geistigen Verfassung es dorthin gelangte, lässt sich natürlich nicht nachvollziehen. Aber vor dem Hintergrund des Amoklaufs in Winnenden erhält es plötzlich große Aktualität. Der Zündstoff, der sich in dem jungen Täter angesammelt hatte, detonierte und riss gewollt und bewusst Menschen gewaltsam in den Tod.
Nach dieser wie nach ähnlichen Taten in jüngerer Vergangenheit beginnt nun die Zeit des Analysierens bei Polizei, Psychologen, Schulbehörden, in der Bevölkerung. Was könnten die Ursachen für diese Reaktion gewesen sein, wer trägt die Schuld, was war das für ein Mensch, wie können wir erkennen, in wem „Unter uns“ ein solches zerstörerisches Potenzial schlummert, wie kann man dem vorbeugen und ist es überhaupt möglich, solche Ausbrüche zu verhindern?
Fragen, die, wenn überhaupt, nicht so einfach zu beantworten sind, zu vielschichtig ist die Motivation und der Weg dorthin. Die Forderung nach weiter verschärften Waffengesetzen wird laut (wobei ich mir schon immer die Frage gestellt habe, wozu es überhaupt Schützenvereine und das sinnlose Geballere geben muss), das Verbot bestimmter Computerspiele, das bereits nach den Ereignissen am Gutenberg-Gymnasium in Erfurt diskutiert wurde, rückt wieder in den Fokus. Vielleicht wirklich nicht zu Unrecht, wenn man sich einmal klar macht, was da „gespielt“ wird, wie sehr über die Spiegelneuronen im Gehirn solche Abläufe auch in das reale Bewusstsein Einzug halten können, Hemmschwellen herabgesetzt werden und wie viel Zeit damit vertan wird, die gewinnbringender genutzt werden könnte. „Schwarzes Eis“ ist ja nicht nur die Bezeichnung für eine „Modedroge“ sowie für kaum sichtbare Eisflächen auf Straßen, die deshalb in ihrem Gefahrenpotenzial unterschätzt werden, sondern eben auch ein Begriff aus einem solchen Computerspiel namens „World of Warcraft“ und dort wohl eine sogenannte „Stangenwaffe“, die, wenn man sie einmal in seinen Besitz gebracht hat, scheinbar die Angriffskraft und die Trefferquote im Kampf erhöht.
Die Fülle der Angebote, vor allem im medialen Bereich, zwingt junge Menschen heute vielleicht mehr denn je, sich mit den Hintergründen und Zusammenhängen auseinanderzusetzen, zu überlegen, ob nicht auch einmal der vermeintlich längere und beschwerlichere Weg der bessere ist, der Ausdauer abverlangt und nicht den schnellen Erfolg verspricht (Lesen im Vergleich zum Fernsehen beispielsweise), nach den wirklichen Werten im Lebens zu suchen, um nicht zu werden in die Interessen derer, die in ihnen nur potenzielle Käufer sehen. „Im Reich der Schatten“ wird ihnen nur allzu gern vorgegaukelt, was für sie wichtig sein soll. Aber sind die jungen Menschen dazu bereits in der Lage oder doch vielleicht in vielen Fällen einfach überfordert, so dass die Vorauswahl in bestimmten Bereichen wie beispielsweise im Fall der Altersbeschränkung bei Kinofilmen doch durch kompetente Fachgremien vorab übernommen werden müsste.
Damit stellt sich auch die Frage der Verantwortung, die des Elternhauses, die der Erziehung in Kindertagesstätten und der mögliche Einfluss der Schulen (die Bildung von Lern- und Lebensnetzwerken wird in diesem Zusammenhang immer wieder angesprochen) und nicht zuletzt die Frage der Verantwortlichkeit der Gesellschaft und der Politik.
Vielleicht sollte auch wieder einmal über grundlegende Dinge wie Respekt und Achtung nachgedacht werden. Das beginnt bereits im Kindergarten, in dem Erzieherinnen mit „Du“ angesprochen werden und somit ein völlig anderes Verhältnis entsteht als auf der Basis des „Sie“, das doch einen gewissen - auch vorhandenen und notwendigen - Abstand vermitteln würde.
Positiven Einfluss auf das Selbstwertgefühl und die Entwicklung haben dagegen wohl immer Aktivitäten, die die jungen Menschen fördern und fordern, sie zu sozialem Verhalten anhalten und Verantwortung abfordern, so wie dies in Sport- oder Musikvereinen beispielsweise möglich ist, aber auch in anderen Interessenverbänden und Gemeinschaftsformen.
Die verlinkte „7“ würde ich in diesem Kontext mit den „Sieben Todsünden“ bzw. den sieben Hauptsünden verbinden und dies nicht allein aus der Sicht des Täters betrachten wollen, sondern ausweiten auf Bereiche, die letztlich bewusst Einfluss nehmen auf solche negativen Entwicklungen und sie möglicherweise billigend in Kauf nehmen, wenn nur vorher der Umsatz gestimmt hat.
Aber neben den Stufen der Treppe, die für das aufzubauende Leben steht, wächst Grünes; grüne Pflanzen, die man symbolisch mit Hoffnung verbindet und von der man sich wünscht, dass sie nicht nur Bildsprache bleiben möge, sondern dass sie selbstverständlich zum realen Leben aller jungen Menschen gehört. Hoffnung, dass jeder von ihnen die Chance erhält, sich ohne gravierende Einschränkungen entwickeln und entfalten zu können, aber auch Hoffnung darauf, dass sie ihr Leben wirklich eigenverantwortlich zum persönlichen und zum Wohl aller in die Hand nehmen wollen, sich einbringen, nicht fremdbestimmen lassen und „gelebt werden“ durch Konsum, Drogen und schnelllebige, oberflächliche Dinge, die ihnen eben gerade in einer Wohlstandsgesellschaft gern als das Normale, Erstrebenswerte vorgemacht werden.
Menschen, die geschätzt, anerkannt und gebraucht werden, denen man ein Wertegefühl vermitteln kann, die ohne Angst und mit Ideen und Zielen in die Zukunft schauen können, nicht zuletzt, weil sie Hilfe und ein offenes Ohr finden, wenn sie einmal nicht weiterwissen, werden sich zu solchen Taten nicht hinreißen lassen. Sie brauchen nicht diese Art von Bestätigung oder Abrechnung.
PS: Das Gedicht "Schallmauer" passt in diesem Kontext fast noch besser als "Die gestundete Zeit".
Kerstin
Frederick Mann 14/03/2009 12:10
starke tabac