Lieber Eckhard, die "Zauberschule"-Serie dürfte interessant werden; bin gespannt!
Dreikönigstag: Gut! Bin Anfang Januar auch noch unterwegs, so dass ich auch erst nach diesem Datum Zeit für eine Besprechung finden würde. ;-)
Lieber Eckhard, wenn wir den Titel des Bildes einmal bewusst zweiteilen und danach die Liebe auf der einen Seite und die Hölle auf der anderen Seite vorfinden, so fällt natürlich sofort auf, dass wir in der fc das Thema „Liebe“ in all ihren unterschiedlichen Formen und Erscheinungen immer wieder einmal und recht ausführlich unter verschiedenen Bildern diskutierten, wohingegen man sich von der Hölle (auf einer ersten Interpretationsebene) erst einmal eine genaue Vorstellung machen müsste. Allein das dürfte bereits recht schwierig sein, wenn man es eingehender betrachtet, da dieser Ort oder Zustand zu allen Zeiten und in allen Religionen bzw. Glaubensgemeinschaften differenziert aufgefasst oder sogar in seiner Existenz angezweifelt wurde bzw. wird. Und so verwundert es auch nicht, dass selbst Frau W.I. Kipedia eine umfangreiche Übersicht eindrucksvoller Variationen zum Thema Hölle anbietet. http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6lle Dies also an dieser Stelle auf einen Punkt bringen zu wollen, wäre ein großes Unterfangen, das natürlich unmöglich gelingen kann ... vor allem nicht, wenn man bedenkt, dass die Hölle, wenn es sie denn gibt/gäbe, von Gott geschaffen worden sein müsste, kein lebender Mensch sie je gesehen hat und allein aus diesem Grund die Sache so unfassbar ist wie eine Vorstellung vom Himmel.
Deshalb müssen wir uns hier in der Auffassung des Begriffes wohl etwas bescheiden. Die Frage wäre nun, wie und auf welches ‚Modell‘ man sich für die Bilddiskussion berufen könnte bzw. wollte. Unter Kathpedia wird beispielsweise folgende Sichtweise angeboten, die mir persönlich ganz gut gefällt: „Hölle ... ist eine ewige Trennung von Gott. ... Die schlimmste Qual der Hölle besteht in der immerwährenden Trennung von der Liebe Gottes. Die Möglichkeit der Hölle kann nur im Zusammenhang mit der Freiheit des Menschen verstanden werden.“ http://www.kathpedia.com/index.php?title=H%C3%B6lle
Wie auch immer, jeder Mensch wird diesbezüglich im Laufe seines Lebens eigene Vorstellungen zum Thema Hölle entwickeln, abhängig u.a. von seiner Religionszugehörigkeit, abhängig von der Intensität und der Fokussierung seines Glaubens, abhängig gewiss auch von ganz persönlichen und realen Erfahrungen und Lebensumständen. Und so würde ich natürlich auch das mit dem Titel angerissene Thema nicht ausschließlich in einem theologischen Kontext betrachten wollen, sondern, insbesondere den Begriff der Hölle (bei der Liebe wird man es voraussetzen), auch in den ganz alltäglichen Begebenheiten und Vorkommnissen, im Handeln und in den Gefühlen der Menschen suchen und es somit auch in einen philosophischen Zusammenhang bringen. Damit wäre auch eine Verbindung zur Sektion „Ästhetik der Sichtbarkeit“, also der Sektion für symbolische Fotografie hergestellt, was in einer der Antworten auch bereits anklang, wobei der Bildautor möglicherweise noch ganz andere Gedanken diesbezüglich, als die an dieser Stelle in einem Deutungsversuch geäußerten, gehabt haben mag ;-).
Auf der Vorschauseite deiner Fotografien fiel mir ein ganz interessanter Aspekt auf, der dem Zufall geschuldet sein mag, der mir jedoch für die Interpretation des Bildes ganz interessant erscheint.
Betrachtet man die beiden Aufnahmen als übereinandergestellt, scheint eine Entwicklung, ein Entstehen des einen Motivs aus dem anderen angedeutet zu sein, wobei ich die Figuren selbst nicht mit übertragen würde. Die Farbe des Lichtes und das Leuchten haben allerdings eine verblüffende Ähnlichkeit.
Mit dem Licht, das Gott geschaffen hatte, also ausgehend vom ersten, vom unteren Bild, entstanden, für uns sichtbar, auch die Schatten und die dunklen Seiten. Das warme rote Licht, das wir auf deinem Foto „Er ist dein Licht“ stark abstrahiert noch und nahezu ausschließlich mit der Liebe in Verbindung brachten, ist nun plötzlich auch und zugleich das Licht bzw. das Flammenmeer der Hölle, die ebenfalls ein Werk Gottes ist. Wie im Bildtitel vorgegeben, stehen also auch hier Liebe und Hölle direkt nebeneinander und in Verbindung.
Nun könnte man die Sache wie Eric (Flighty Furrow) sehen und sagen, die Hölle ist unnütz. Lebensweltlich betrachtet wird jeder, der in seinem Leben bereits einmal mit einer Form der Hölle auf Erden in Berührung gekommen ist, diese Aussage aus vollem Herzen unterstützen. Außer Schmerz und Leid, außer Nachteilen, Benachteiligungen, außer großen Kraftanstrengungen usw. ist einem solchen ‚Ereignis‘ nicht viel bzw. selten Positives zu entnehmen. Es ist fraglich, ob man daran wächst, wie es landläufig heißt, oder ob das Wachsen nicht auch ohne eine solche Erfahrung und viel besser möglich gewesen wäre; es ist fraglich, ob derartig Brüche in einem Menschenleben
zu mehr Kraft verhelfen oder ob sie die vorhandenen und mobilisierten Kräfte rauben ... . Ich persönlich würde jedenfalls gern auf weitere einschneidende Erfahrungen dieser Art verzichten wollen. Ich bin auch nicht der Meinung, dass man immer erst leiden oder verzichten oder das Dunkle in seiner ganzen Tiefe durchschreiten bzw. Brennende einer irdischen Hölle erfahren muss, symbolisch betrachtet, um das Licht und die Liebe und das Gegebene zu schätzen, ggf. zu erwidern und weiterzugeben und auf den Weg der Erkenntnis zu gelangen.
Aber es geht ja auch und vielleicht vor allem um grundsätzliche Betrachtungen. Wie konnte Gott das Böse zulassen und eine Hölle einrichten, wenn er doch die Liebe ist? „Denn nach der Schrift ist die Liebe nicht eine der vielen Eigenschaften Gottes, sondern sie ist Sein Wesen. Gott ist die Liebe (1. Joh. 4, 8.16). Hört Gott auf Liebe zu sein, dann hört Er überhaupt auf zu sein.“ http://www.tentmaker.org/german-articles/dieholle.htm
Warum dann auch dieser Dualismus, diese Polarität,
dieses sich gegenseitig Bedingende, Durchdringende, die unterschiedlich großen Schnittmengen von „Liebe Hölle“ im Leben jedes Einzelnen, im menschlichen Dasein generell? Im verlinkten Text wird darauf eingegangen, auch im folgenden Zitat wird ein Erklärungsversuch unternommen: „DIE WELT: Wie konnte Gott das Böse dann überhaupt je zulassen?
Barrajón: Unserer Freiheit zuliebe! Das Böse ist notwendig an das Geschenk der Freiheit geknüpft. Gott hat den Menschen frei geschaffen. In der Abwägung zwischen der Zulassung des Bösen und der Gabe der Freiheit hat er sich für die Freiheit entschieden. Ohne die Möglichkeit der freien Wahl zum Guten oder Bösen gibt es keine Freiheit. Das heißt: Gott schätzt die Freiheit höher als all unsere Sünden. Tiere sind nie böse - sie sind aber auch nie frei. Mit der Freiheit hat Gott uns über die Tiere erhoben.“ http://www.welt.de/print-welt/article181751/Die_Hoelle_ist_ein_Zustand.html „‘Wenn Gott allmächtig ist, dann hat er auch die Fähigkeit, sich zurückzunehmen.‘ Mit der Erschaffung der Welt habe Gott auch die menschliche Freiheit gewollt. ‚Die Hölle ist Ausdruck der frei gewählten göttlichen Ohnmacht gegenüber dem Willen des Menschen. Weil Gott sich hinsichtlich seiner Schöpfung zurückgenommen hat, bricht er den Willen des Menschen nicht. Gerade deshalb ist die Hölle als eine Konsequenz, die dem Menschen vor Augen steht, unbedingt ernst zu nehmen.‘“ http://www.cicero.de/97.php?ress_id=4&item=3722
Wenn man in Pascal Merciers Buch noch ein wenig weiterliest, kommt man zu folgender Passage: „Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben. Ich brauche den Glanz ihrer Fenster, ihre kühle Stille, ihr gebieterisches Schweigen. Ich brauche die Fluten der Orgel und die heilige Andacht betender Menschen. Ich brauche die Heiligkeit von Worten, die Erhabenheit großer Poesie. All das brauche ich. Doch nicht weniger brauche ich die Freiheit und die Feindschaft gegen alles Grausame. Denn das eine ist nichts ohne das andere. Und niemand möge mich zwingen zu wählen.“ http://www.werner-friedl.de/Mercier_Lissabon_Leseprobe.htm „Liebe Hölle“ ist also sowohl in ihrer Gegensätzlichkeit als auch in einer sich bedingenden Symbiose zu sehen. Das trifft allerdings, lebensweltlich betrachtet, nicht nur auf das System Mensch-Umwelt zu, wobei Umwelt an dieser Stelle alles, den einzelnen Menschen oder eine Gruppe Umgebende bezeichnen soll, sondern auch auf den einzelnen Menschen selbst. In jedem von uns steckt also nicht nur Liebe und nicht nur Hass, kein reines Schwarz und kein reines Weiß, keine Null oder Eins, sondern immer eine Mischung aus beiden Komponenten, die mal mehr und mal weniger von der einen oder der anderen Seite dominiert wird ... . Das wird auch in deinem Bild sehr schön deutlich, wenn man die Figur im Zentrum als eine Person betrachten würde, die in verschiedene Ebenen des Ichs aufgespalten bzw. aufgefächert zu sein scheint, aber doch im Kern eins ist.
Die Freiheit, von der zu lesen ist, ermöglicht uns, kritisch und/oder gütig zu handeln, abzuwägen, zu verwerfen, neu und anders zu beginnen, Dinge voranzubringen, zu forschen, zu entwickeln ... all das können die Tiere nicht. Diese Freiheit ist aber nicht bloß ein schönes Spiel, sie verlangt ein hohes Maß an Verantwortung. Und da ist die Entwicklung rund um Wikileaks nur ein Beispiel für viele bereits getroffene Entscheidungen, für hervorragende Neuerungen für das Wohl der Menschheit, aber auch für gemachte Fehler, für Größenwahn und Eigennutz. Ich persönlich kann, bei allem Recht auf Information, nicht erkennen, was der Vorteil daran sein soll, irgendwelche zufällig entwendbaren geheimen Dateien breit, unkommentiert und ungewichtet unters lechzende Volk zu streuen, so wie man im Karneval Kamellen zwischen die Jecken wirft. Das kann überaus negative Folgen haben, da sich nun aus der Fülle der Meldungen herauspicken darf, wer will und was er will, um es dann in einem ihm passenden Kontext neu zusammenzustellen. Die Freiheit der Verantwortung ist da ganz gewiss nicht immer mit an Bord und kommt erst noch der Gott Mammon ins Spiel, dürfte eine Entscheidung gewiss nicht immer zugunsten ethischer Gesichtspunkte fallen.
„Ice Age“: Tja, auch das ein Bild, welches eine ganze Fülle von Gedanken in diesem Kontext auslöst. Die Verheißung des ewigen Lebens und die Sache mit dem Paradies
kann man (musste man zu anderen Zeiten) einfach glauben oder sie zur Orientierung bzw. als lohnendes, anzustrebendes Ziel in sein Lebensbild aufnehmen oder man kann solche Überlegungen ablehnen als öde, langweilig, schrecklich, als Qual ... . Das muss jeder für sich selbst herausfinden und mit sich vereinbaren.
Ich sehe hier aber zugleich auch einfach einen Mann und eine Frau, zwei Menschen, wie ich sie übrigens auch in deinem zur Diskussion gestellten Bild zu erkennen meine. Sie haben sich, sinnbildlich gesehen, völlig nackt auf den Weg gemacht; sie mussten es tun ... miteinander. Nun gäbe es an dieser Stelle mehrere mögliche Ausgangsituationen und Interpretationswege, auch vor dem Hintergund des interessanten und recht kühlen Motivs eines verschneit und eingefroren wirkenden Paares ;-). Zu hoffen ist in jedem Fall, dass ein Aufenthalt in der Hölle, durch die Liebe ausgelöst, kein endgültiger ist, dass die Flammen das Paar nicht verzehren und zerstören und dass die Liebe in diesem Bündnis nicht der Verlierer sein wird.
Na ja, aber Weihnachten soll ja vor allem das Fest der Liebe sein und wenn das Bild ein Weihnachtsbild ist, wird man hoffen dürfen ... ;-).
Lieber Eckhard,
der von Dir ausgewählte Textabschnitt ist eine interessante Betrachtungsweise, auf die man erst einmal gestoßen werden muss, ist sie doch aufgrund einer überwiegend christlichen Erziehung eher ungewöhnlich, um nicht zu sagen konträr. Eine Behauptung, dass die Begrenztheit unserer Zeit, das Erleben in dieser Zeit wertvoller und vor allem interessanter und bedeutender macht, setzte eigentlich voraus, dass das, was wir unter einem ewigen Leben verstehen, irgendetwas mit bekannten Erfahrungen zu tun hätte. Aber kann das realistisch sein? Aber welche unserer Vorstellungen, Glaubensrichtungen, Wünsche und Befürchtungen sind realistisch?!
Dein an Carsten gerichteter Hinweis, dass der Titel des Bildes aus 2 Substantiven besteht, ist nicht zwingend erkennbar, steht doch der Begriff mit den 2 Schreibmöglichkeiten am Anfang. Aber die Begriffe sind auch nicht durch ein Komma getrennt. Sollen sie auf eine Ambivalenz hindeuten? Beispielsweise kann auch die Liebe eine „Hölle“ von Gefühlen erzeugen (wer kennt das nicht). Und warum sollte es in der Hölle keine Liebe geben (wir brauchen uns nur einen extrem scheußlichen Lebensraum vorstellen, an/in dem Menschen leben müssen und dennoch Liebe empfinden). Dein Bild schließt nach meinem Empfinden diese Möglichkeiten ein.
Auch wenn´s Dich nicht so interessiert – ich finde das Bild sehr ausdrucksvoll und auch das verlinkte Bild „Bewegt“ ist eine ungewöhnliche aber um so interessantere Variante von Eindrücken aus der Gedächtniskirche.
Gruß KD
die Unsterblichkeit wäre tatsächlich die Hölle , ebenso die Wiedergeburt. Liebe .... Hölle, diese Symbiose ist so vielseitig zu interpretieren, daß ich es mir schenke.
Das Buch habe ich vor Jahren gelesen, gerne sogar und mit großem Interesse, aber Lösungen nach Wunsch des Protagonisten auch nicht gefunden :-)
Kerstin Stolzenburg 23/12/2010 10:14
Lieber Eckhard, die "Zauberschule"-Serie dürfte interessant werden; bin gespannt!Dreikönigstag: Gut! Bin Anfang Januar auch noch unterwegs, so dass ich auch erst nach diesem Datum Zeit für eine Besprechung finden würde. ;-)
Kerstin
Kerstin Stolzenburg 22/12/2010 22:20
Die "Zauberschule (3)" ist jedenfalls eine sehr schöne Aufnahme (von einem sehr interessanten Motiv)!:-)
Kerstin
Kerstin Stolzenburg 22/12/2010 11:54
Lieber Eckhard, wenn wir den Titel des Bildes einmal bewusst zweiteilen und danach die Liebe auf der einen Seite und die Hölle auf der anderen Seite vorfinden, so fällt natürlich sofort auf, dass wir in der fc das Thema „Liebe“ in all ihren unterschiedlichen Formen und Erscheinungen immer wieder einmal und recht ausführlich unter verschiedenen Bildern diskutierten, wohingegen man sich von der Hölle (auf einer ersten Interpretationsebene) erst einmal eine genaue Vorstellung machen müsste. Allein das dürfte bereits recht schwierig sein, wenn man es eingehender betrachtet, da dieser Ort oder Zustand zu allen Zeiten und in allen Religionen bzw. Glaubensgemeinschaften differenziert aufgefasst oder sogar in seiner Existenz angezweifelt wurde bzw. wird. Und so verwundert es auch nicht, dass selbst Frau W.I. Kipedia eine umfangreiche Übersicht eindrucksvoller Variationen zum Thema Hölle anbietet. http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6lle Dies also an dieser Stelle auf einen Punkt bringen zu wollen, wäre ein großes Unterfangen, das natürlich unmöglich gelingen kann ... vor allem nicht, wenn man bedenkt, dass die Hölle, wenn es sie denn gibt/gäbe, von Gott geschaffen worden sein müsste, kein lebender Mensch sie je gesehen hat und allein aus diesem Grund die Sache so unfassbar ist wie eine Vorstellung vom Himmel.Deshalb müssen wir uns hier in der Auffassung des Begriffes wohl etwas bescheiden. Die Frage wäre nun, wie und auf welches ‚Modell‘ man sich für die Bilddiskussion berufen könnte bzw. wollte. Unter Kathpedia wird beispielsweise folgende Sichtweise angeboten, die mir persönlich ganz gut gefällt: „Hölle ... ist eine ewige Trennung von Gott. ... Die schlimmste Qual der Hölle besteht in der immerwährenden Trennung von der Liebe Gottes. Die Möglichkeit der Hölle kann nur im Zusammenhang mit der Freiheit des Menschen verstanden werden.“ http://www.kathpedia.com/index.php?title=H%C3%B6lle
Wie auch immer, jeder Mensch wird diesbezüglich im Laufe seines Lebens eigene Vorstellungen zum Thema Hölle entwickeln, abhängig u.a. von seiner Religionszugehörigkeit, abhängig von der Intensität und der Fokussierung seines Glaubens, abhängig gewiss auch von ganz persönlichen und realen Erfahrungen und Lebensumständen. Und so würde ich natürlich auch das mit dem Titel angerissene Thema nicht ausschließlich in einem theologischen Kontext betrachten wollen, sondern, insbesondere den Begriff der Hölle (bei der Liebe wird man es voraussetzen), auch in den ganz alltäglichen Begebenheiten und Vorkommnissen, im Handeln und in den Gefühlen der Menschen suchen und es somit auch in einen philosophischen Zusammenhang bringen. Damit wäre auch eine Verbindung zur Sektion „Ästhetik der Sichtbarkeit“, also der Sektion für symbolische Fotografie hergestellt, was in einer der Antworten auch bereits anklang, wobei der Bildautor möglicherweise noch ganz andere Gedanken diesbezüglich, als die an dieser Stelle in einem Deutungsversuch geäußerten, gehabt haben mag ;-).
Auf der Vorschauseite deiner Fotografien fiel mir ein ganz interessanter Aspekt auf, der dem Zufall geschuldet sein mag, der mir jedoch für die Interpretation des Bildes ganz interessant erscheint. Betrachtet man die beiden Aufnahmen als übereinandergestellt, scheint eine Entwicklung, ein Entstehen des einen Motivs aus dem anderen angedeutet zu sein, wobei ich die Figuren selbst nicht mit übertragen würde. Die Farbe des Lichtes und das Leuchten haben allerdings eine verblüffende Ähnlichkeit.
Mit dem Licht, das Gott geschaffen hatte, also ausgehend vom ersten, vom unteren Bild, entstanden, für uns sichtbar, auch die Schatten und die dunklen Seiten. Das warme rote Licht, das wir auf deinem Foto „Er ist dein Licht“ stark abstrahiert noch und nahezu ausschließlich mit der Liebe in Verbindung brachten, ist nun plötzlich auch und zugleich das Licht bzw. das Flammenmeer der Hölle, die ebenfalls ein Werk Gottes ist. Wie im Bildtitel vorgegeben, stehen also auch hier Liebe und Hölle direkt nebeneinander und in Verbindung.
Nun könnte man die Sache wie Eric (Flighty Furrow) sehen und sagen, die Hölle ist unnütz. Lebensweltlich betrachtet wird jeder, der in seinem Leben bereits einmal mit einer Form der Hölle auf Erden in Berührung gekommen ist, diese Aussage aus vollem Herzen unterstützen. Außer Schmerz und Leid, außer Nachteilen, Benachteiligungen, außer großen Kraftanstrengungen usw. ist einem solchen ‚Ereignis‘ nicht viel bzw. selten Positives zu entnehmen. Es ist fraglich, ob man daran wächst, wie es landläufig heißt, oder ob das Wachsen nicht auch ohne eine solche Erfahrung und viel besser möglich gewesen wäre; es ist fraglich, ob derartig Brüche in einem Menschenleben zu mehr Kraft verhelfen oder ob sie die vorhandenen und mobilisierten Kräfte rauben ... . Ich persönlich würde jedenfalls gern auf weitere einschneidende Erfahrungen dieser Art verzichten wollen. Ich bin auch nicht der Meinung, dass man immer erst leiden oder verzichten oder das Dunkle in seiner ganzen Tiefe durchschreiten bzw. Brennende einer irdischen Hölle erfahren muss, symbolisch betrachtet, um das Licht und die Liebe und das Gegebene zu schätzen, ggf. zu erwidern und weiterzugeben und auf den Weg der Erkenntnis zu gelangen.
Aber es geht ja auch und vielleicht vor allem um grundsätzliche Betrachtungen. Wie konnte Gott das Böse zulassen und eine Hölle einrichten, wenn er doch die Liebe ist? „Denn nach der Schrift ist die Liebe nicht eine der vielen Eigenschaften Gottes, sondern sie ist Sein Wesen. Gott ist die Liebe (1. Joh. 4, 8.16). Hört Gott auf Liebe zu sein, dann hört Er überhaupt auf zu sein.“ http://www.tentmaker.org/german-articles/dieholle.htm
Warum dann auch dieser Dualismus, diese Polarität, dieses sich gegenseitig Bedingende, Durchdringende, die unterschiedlich großen Schnittmengen von „Liebe Hölle“ im Leben jedes Einzelnen, im menschlichen Dasein generell? Im verlinkten Text wird darauf eingegangen, auch im folgenden Zitat wird ein Erklärungsversuch unternommen: „DIE WELT: Wie konnte Gott das Böse dann überhaupt je zulassen?
Barrajón: Unserer Freiheit zuliebe! Das Böse ist notwendig an das Geschenk der Freiheit geknüpft. Gott hat den Menschen frei geschaffen. In der Abwägung zwischen der Zulassung des Bösen und der Gabe der Freiheit hat er sich für die Freiheit entschieden. Ohne die Möglichkeit der freien Wahl zum Guten oder Bösen gibt es keine Freiheit. Das heißt: Gott schätzt die Freiheit höher als all unsere Sünden. Tiere sind nie böse - sie sind aber auch nie frei. Mit der Freiheit hat Gott uns über die Tiere erhoben.“ http://www.welt.de/print-welt/article181751/Die_Hoelle_ist_ein_Zustand.html „‘Wenn Gott allmächtig ist, dann hat er auch die Fähigkeit, sich zurückzunehmen.‘ Mit der Erschaffung der Welt habe Gott auch die menschliche Freiheit gewollt. ‚Die Hölle ist Ausdruck der frei gewählten göttlichen Ohnmacht gegenüber dem Willen des Menschen. Weil Gott sich hinsichtlich seiner Schöpfung zurückgenommen hat, bricht er den Willen des Menschen nicht. Gerade deshalb ist die Hölle als eine Konsequenz, die dem Menschen vor Augen steht, unbedingt ernst zu nehmen.‘“ http://www.cicero.de/97.php?ress_id=4&item=3722
Wenn man in Pascal Merciers Buch noch ein wenig weiterliest, kommt man zu folgender Passage: „Ich möchte nicht in einer Welt ohne Kathedralen leben. Ich brauche den Glanz ihrer Fenster, ihre kühle Stille, ihr gebieterisches Schweigen. Ich brauche die Fluten der Orgel und die heilige Andacht betender Menschen. Ich brauche die Heiligkeit von Worten, die Erhabenheit großer Poesie. All das brauche ich. Doch nicht weniger brauche ich die Freiheit und die Feindschaft gegen alles Grausame. Denn das eine ist nichts ohne das andere. Und niemand möge mich zwingen zu wählen.“ http://www.werner-friedl.de/Mercier_Lissabon_Leseprobe.htm „Liebe Hölle“ ist also sowohl in ihrer Gegensätzlichkeit als auch in einer sich bedingenden Symbiose zu sehen. Das trifft allerdings, lebensweltlich betrachtet, nicht nur auf das System Mensch-Umwelt zu, wobei Umwelt an dieser Stelle alles, den einzelnen Menschen oder eine Gruppe Umgebende bezeichnen soll, sondern auch auf den einzelnen Menschen selbst. In jedem von uns steckt also nicht nur Liebe und nicht nur Hass, kein reines Schwarz und kein reines Weiß, keine Null oder Eins, sondern immer eine Mischung aus beiden Komponenten, die mal mehr und mal weniger von der einen oder der anderen Seite dominiert wird ... . Das wird auch in deinem Bild sehr schön deutlich, wenn man die Figur im Zentrum als eine Person betrachten würde, die in verschiedene Ebenen des Ichs aufgespalten bzw. aufgefächert zu sein scheint, aber doch im Kern eins ist.
Die Freiheit, von der zu lesen ist, ermöglicht uns, kritisch und/oder gütig zu handeln, abzuwägen, zu verwerfen, neu und anders zu beginnen, Dinge voranzubringen, zu forschen, zu entwickeln ... all das können die Tiere nicht. Diese Freiheit ist aber nicht bloß ein schönes Spiel, sie verlangt ein hohes Maß an Verantwortung. Und da ist die Entwicklung rund um Wikileaks nur ein Beispiel für viele bereits getroffene Entscheidungen, für hervorragende Neuerungen für das Wohl der Menschheit, aber auch für gemachte Fehler, für Größenwahn und Eigennutz. Ich persönlich kann, bei allem Recht auf Information, nicht erkennen, was der Vorteil daran sein soll, irgendwelche zufällig entwendbaren geheimen Dateien breit, unkommentiert und ungewichtet unters lechzende Volk zu streuen, so wie man im Karneval Kamellen zwischen die Jecken wirft. Das kann überaus negative Folgen haben, da sich nun aus der Fülle der Meldungen herauspicken darf, wer will und was er will, um es dann in einem ihm passenden Kontext neu zusammenzustellen. Die Freiheit der Verantwortung ist da ganz gewiss nicht immer mit an Bord und kommt erst noch der Gott Mammon ins Spiel, dürfte eine Entscheidung gewiss nicht immer zugunsten ethischer Gesichtspunkte fallen.
„Ice Age“: Tja, auch das ein Bild, welches eine ganze Fülle von Gedanken in diesem Kontext auslöst. Die Verheißung des ewigen Lebens und die Sache mit dem Paradies kann man (musste man zu anderen Zeiten) einfach glauben oder sie zur Orientierung bzw. als lohnendes, anzustrebendes Ziel in sein Lebensbild aufnehmen oder man kann solche Überlegungen ablehnen als öde, langweilig, schrecklich, als Qual ... . Das muss jeder für sich selbst herausfinden und mit sich vereinbaren.
Ich sehe hier aber zugleich auch einfach einen Mann und eine Frau, zwei Menschen, wie ich sie übrigens auch in deinem zur Diskussion gestellten Bild zu erkennen meine. Sie haben sich, sinnbildlich gesehen, völlig nackt auf den Weg gemacht; sie mussten es tun ... miteinander. Nun gäbe es an dieser Stelle mehrere mögliche Ausgangsituationen und Interpretationswege, auch vor dem Hintergund des interessanten und recht kühlen Motivs eines verschneit und eingefroren wirkenden Paares ;-). Zu hoffen ist in jedem Fall, dass ein Aufenthalt in der Hölle, durch die Liebe ausgelöst, kein endgültiger ist, dass die Flammen das Paar nicht verzehren und zerstören und dass die Liebe in diesem Bündnis nicht der Verlierer sein wird.
Na ja, aber Weihnachten soll ja vor allem das Fest der Liebe sein und wenn das Bild ein Weihnachtsbild ist, wird man hoffen dürfen ... ;-).
Kerstin
Karl-Dieter Frost 21/12/2010 21:09
Lieber Eckhard,der von Dir ausgewählte Textabschnitt ist eine interessante Betrachtungsweise, auf die man erst einmal gestoßen werden muss, ist sie doch aufgrund einer überwiegend christlichen Erziehung eher ungewöhnlich, um nicht zu sagen konträr. Eine Behauptung, dass die Begrenztheit unserer Zeit, das Erleben in dieser Zeit wertvoller und vor allem interessanter und bedeutender macht, setzte eigentlich voraus, dass das, was wir unter einem ewigen Leben verstehen, irgendetwas mit bekannten Erfahrungen zu tun hätte. Aber kann das realistisch sein? Aber welche unserer Vorstellungen, Glaubensrichtungen, Wünsche und Befürchtungen sind realistisch?!
Dein an Carsten gerichteter Hinweis, dass der Titel des Bildes aus 2 Substantiven besteht, ist nicht zwingend erkennbar, steht doch der Begriff mit den 2 Schreibmöglichkeiten am Anfang. Aber die Begriffe sind auch nicht durch ein Komma getrennt. Sollen sie auf eine Ambivalenz hindeuten? Beispielsweise kann auch die Liebe eine „Hölle“ von Gefühlen erzeugen (wer kennt das nicht). Und warum sollte es in der Hölle keine Liebe geben (wir brauchen uns nur einen extrem scheußlichen Lebensraum vorstellen, an/in dem Menschen leben müssen und dennoch Liebe empfinden). Dein Bild schließt nach meinem Empfinden diese Möglichkeiten ein.
Auch wenn´s Dich nicht so interessiert – ich finde das Bild sehr ausdrucksvoll und auch das verlinkte Bild „Bewegt“ ist eine ungewöhnliche aber um so interessantere Variante von Eindrücken aus der Gedächtniskirche.
Gruß KD
Flighty Furrow 21/12/2010 19:09
.Lieber Eckhard, stimmt! Die Galerie (nicht die andere natürlich) ist so unnütz wie die Hölle!
† Trude S. 20/12/2010 23:02
die Unsterblichkeit wäre tatsächlich die Hölle , ebenso die Wiedergeburt. Liebe .... Hölle, diese Symbiose ist so vielseitig zu interpretieren, daß ich es mir schenke.Das Buch habe ich vor Jahren gelesen, gerne sogar und mit großem Interesse, aber Lösungen nach Wunsch des Protagonisten auch nicht gefunden :-)
Kerstin Stolzenburg 20/12/2010 22:24
IGNORE: Lieber Eckhard, darf ich mich denn auch etwas ausführlicher äußern als in meiner Kurzbesprechung um 18:20 Uhr?;-))
Kerstin
Kerstin Stolzenburg 20/12/2010 18:20
Lieber Eckhard,meine Besprechung deines interessanten Bildes folgt natürlich auch noch ...
brauche noch ein wenig Bedenkzeit! ;-)
Kerstin