dass kann ich dir sagen: in der Sektion Agora Bilddiskussion intensiv. Der Sektion mit u.a. langen Kommentaren, wenn sie sich im wesentlichen auf die Inhalte des Bildes beziehen. Dein Kommentar hat sich zu dreiviertel nicht mit dem Foto beschäftigt, was ich persönlich schade finde, weil man ja hier gerne auch über das Bild diskutieren möchte.
Zu XYNiel zum Thema "schändliche Lust". Ich sehe es wie Du. Auch diese Intention ist für mich in keiner Weise erfüllt. Und da kommen die angesprochenen bildqualitativen Schwächen dazu. Es wirkt doch etwas arg matschig und wenig konkret, wodurch es für mich auch noch nicht einmal im Ansatz eine Provokation ist. Ob diese vom Bildautor so gewünscht war, ist ohnehin eine Frage. Auch der Bildschnitt scheint mir doch etwas unkonzentriert und willkürlich, so wie die Augenhöhe der Perspektive ein wenig unglücklich.
meinen Respekt haben die Jungs, weil sie sich so viele Gedanken zuvor machten - und auch nach Vorbildern guckten , und dass sie das Thema an sich auch nicht berauschend fanden, so haben sie doch ihre Schulaufgaben nicht verweigert.
Und, richtig einschätzen tun die Mitschüler das Foto auch - welchen Ausdruck es hat, welche Wirkung.
Ich weiss ja nicht wie alt diese Schüler sind und ob sie selbst noch in dem kritischen Alter sind, wo das nicht gerade den Tageslauf ausmacht, sich tätlich mit Lust zu beschäftigen (gedanklich sieht das gewiss anders aus). Nicht fisch nicht fleisch wie man so sagt.
In der Wirkung eine Suppe von Erfahrungseinflüssen, Vorstellungen. Und, das frotzeln weil man selbst unsicher ist in den Dingen, das komprimiert sich etwas im Foto - Zynismus ist ein hartes Ding - sich erheitern, ist doch eher etwas freundlicher
- Und ich glaube für mein Teil, für die fc und speziell für Agora, dass man auf die Beisträge bzw. Sehwertungen von MvS schwerlich verzichten kann...
- Es gibt immer wieder interessante Ignorantien: Klagen über mangelnde Vielfalt in der fc etwa. Die Klage über mangelnde Ästhetik (Qualität) ist dagegen schon ein alter Hut, obwohl Klaus E. nicht der einzige Profi hier ist.
Ich finde das Bild gar nicht mal schlecht fotografiert. Durch die übertriebene Inszenierung hat es sogar einen gewissen Humor. Bestimmt hatten alle viel Spaß dabei.
Das mit den Dichtern und Denkern und Deutschland finde ich etwas muffig.
also ich lese seit geraumer zeit die clownesken ausführungen in serie hier nicht mehr durch im agorabereich. finde ich etwas unpassend. ich weiss auch nicht, warum ich da mit verarbeitet werden muss. mich stört sowas.
die ausführungen von klaus ender wundern mich sehr. er spricht von gier, sex und brutalität. keine ahnung, wo ich dies hier finden kann. der lehrer hat dem schüler die freiheiten mit grenzen gelassen und er wusste dabei wohl, dass lust fern ab von klischees wieder selbst ein klischee schafft. bei allem biedertum der themenwahl, ist für mich ja interessant, dass der schüler in der erfassung des themas so einen "biederen" geschmack hat.
die forderungen nach dichtern und denkern in diesem schulischen sinne, finde ich ganz schrecklich. so nimmt man den schülern vermutlich jegliche motiviation, auch wenn rammstein in meinen augen keine intelligenten texteschreiber sind.
"Die Lust zu leben" wäre ein Thema, das ohne Gier, Sex und Brutalität gemeistert werden könnte. Aber das scheint heutzutage nicht mehr "in" zu sein. Oder der "Knipser" von heute ist damit schon überfordert, obwohl er sich Fotograf nennt.Früher endete das Thema mit negativem Einschlag spätestens beim Wort "Lustmolch". Heute muss es Provokation sein oder zumindest ekelhaft.
Die Fotocommunity wäre ein idealer Ort für Vielfalt, Kreativität und Stil, aber die Wirklichkeit ist anders. Ethik und Ästhetik sind zumeist ausgeschaltet und es kommt (zu oft) nur noch darauf an zu schocken.
Glauben diese AKTeure wirklich, dass sie damit das Besondere schaffen ? Oder wacht diese Gesellschaft irgendwann auf; erinnert sich der Tatsache, dass wir einst das Land der Dichter und Denker waren?
Und begreift man, dass auch der Fotograf seinen Teil dazu beitragen könnte? Der Kardinalfehler dieses Bildes liegt schon in der Konzeption begründet. Hätte der Pädagoge gesagt:"Ich erwarte von Euch, dass ihr Euch mit dem Thema Lust befasst - aber bitte fern aller Klischees "- dann hätte das Thema eine Chance gehabt, überzeugend umgesetzt zu werden.
So aber ist es ein Bild, dass dem Klischee Sex & Brutalität fröhnt und zudem noch voller gestalterischer und technischer Mängel ist.
3) - Lehrer:" Bleiben wir mal beim Bild ..!"
Da klingelt es zur großen Pause. Der Lehrer, ein Junior im Kollegium, hatte eine Kopie des Fotos im Lehrerzimmer an die Pinnwand gehängt. MvS hat es dort gesehen, und was sich der Junior nun anhören muss ist oben zu lesen. Unser Lehrer kriegt zwar rote Ohren, aber er weiß sich zu wehren: Immerhin sei das Internet voll mit Videos ähnlicher Thematik. Das könne die Pädagogik nicht ignorieren und die Jugendlichen sollen ja gerade Grenzen, also Grenzen der Darstellbarkeit und des Verhaltens oder Tabus selbst erfahren und eine eigene Einstellung entwickeln. Auch interessiere ihn, wie die Fotografen mit ihren Darstellern umgehen, was sie ihnen zumuten. Die Diskussion unter ihnen wäre schon ganz gut gelaufen. Man wäre immerhin schon bei einem Stichwort für den Ethikunterricht gelandet: Zynismus !
Nach der Pause. "Wo waren wir stehen geblieben, Kock, Arvet ? - "Bei zünisch ..." - Bei Zynismus, ja.
Den müssen wir aber jetzt mal stehen lassen. Wir müssen die Figuren weiter durchgehen. Den potentiellen Lustmörder haben wir. Welchen Eindruck macht der andere Akteur ?" - Zilla: "Der kommt auf die schleimige Tour. Dem kommt ja gleich der Speichelfluss ..." - Bella:"Der will wohl zärtlich sein,
übertreibt aber, das ist auch abstoßend." - Anna:" Der will komisch sein, bin mir aber nicht sicher." - Lehrer:" Zärtlich, komisch, übertrieben, abstoßend .. Bleibt die Frau, das Opfer. Hans, du hast noch gar nichts gesagt." - Hans (einer der Fotografen, musste den Softy spielen):" Wir haben die Bewegung bei einem alten Meister abgeguckt, so ähnlich gibt es eine bei Rubens, Raub der Sabinerinnen. Da ist sie aber ziemlich nackt. Ging hier aber nicht. Und wir konnten sie auch nicht so lange halten, deswegen die Pfanne, und deswegen stützt sie sich ab. Wir wollten auch noch ein bisschen Rauch erzeugen, durften wir aber auch nicht." (Heiterkeit). - Lehrer:"Was drückt aber die Pose der Frau aus ?" - Zilla:"Ich hätte voll die Panik gekriegt, auch wenn es nur gespielt ist." - Bella:"So richtige Angst kann ich nicht sehen bei der Frau. Sie wird überwältigt." - Anna:" Aber auch nicht richtig; da ist schon ein bisschen Hingabe dabei, aber der Gesichtsausdruck passt nicht, zur Panik aber auch nicht...." Lehrer:" Na, Arvet, Kock, wie ist die Diskussion gelaufen ?" - Arvet:" Mir tun die Fotografen ja auch leid, Scheißthema, zu viele Tabus. Irgendwie ist da aber auch voll der Klamauk auf dem Bild" - Anna:" Wir müssen aber doch lernen, mit Grenzen umzugehen, müssen sie selbst erleben. Die Erfahrungen der Erwachsenen nützen uns als Vergleich aber nicht für unsere Einfühlung." - Lehrer:"Ihr habt das prima gemacht ! Aber merkt euch mal Zynismus für den Ethikunterricht !!! (Ende)
wenn man bedenkt, dass das fotografische ergebnis von einem jungen menschen erstellt wurde und zudem ein schulprojekt ist, muss man sagen, eine beachtliche sache. wenn ich sage, es ist eigentlich in ausdruck und aussage komplett gescheitert, dann doch auf einem hohen niveau. man muss die umstände berücksichtigen. da wird ein schulisches thema gestellt in einer foto-ag, die immerhin dieses möglich macht, in einer umgebung wo die fachlichkeit des lehrers nach meinen erfahrungen eher nicht sonderlich hoch einzuschätzen ist und dann geht der junge mensch mit soviel phantasie daran und scheitert komplett und dennoch ist dieses bild besser und bedachter und reflektierter als 90 % der bilder die sich in erotischen channeln befinden. die bildsprache. tätowierungen sind nicht lieblich, hier nur sehr störend, weil diese motive eigene bilder aufwerfen, welche ablenken. die bratpfanne ist kaum zu sehen, die kleidung der dame, wie schon vom fotografen erkannt, unpassend, was den umständen geschuldet ist. so begrenzt ist das thema also nicht zu bewältigen, auch wenn die "schauspieler" recht bemüht sind und ihre sache auch gar nicht schlecht machen.
die szene wirkt auf mich nicht subtil, nicht brutal, sondern bieder. weder hingabe noch vernaschen sind wirklich zu sehen. ästhetisch gelungen nur die aufgestützte hand der frau. das von xyniel gezeigte vorbild zeigt, wohin die reise gehen könnte, auch wenn die textliche reflexion des themas der rammsteinmusik eher begrenzt ist und in den eigenen bildern an effekten stirbt. bildlich sieht man hier eines nicht, etwas opulentes, was im orgiastischen endet, in einer art abendmahl, letztlich in der bildlichen schändung durch verbotenes. fleisch wird wieder zum fleische, fressen und gefressen werden. da hätte man doch lieber die dame in ein schwarzes enges kleid gehüllt, wenn schon nacktheit nicht erwünscht war von dem lehrer, der ja schon dies immerhin zugelassen hat. solche begrenzungen sind natürlich einer fotografischen idee nicht sehr zuträglich.
die betrachtung der generationen ist interessant. so dürften jugendliche auf der suche nach hintergründen der lust sein und mit weniger fotografischen seherfahrungen ausgestattet, sich an der essenz des moments erfreuen können, auch wenns für mich im ausdruck weder brot noch fleisch ist, um beim thema zu bleiben.
jede form von biblischer annäherung, von großer symbolik, von sadomaso - geste musste den fotografen an dieser stelle heillos überfordern. dieses thema erfordert farbe und blut vom früheren thomas buchta und ähnliches, oder eine klare eindringliche symbolik der lust im bild. dies wurde nicht umgesetzt.
auf diesen niveau also nicht erfüllbar, aber meinen glückwunsch an den fotografen und die protagonisten, was überhaupt hier herauskam. als lehrer gemäß der umstände und weil ich meinen schüler mit der themenstellung derartig an unnütze grenzen gebracht habe und ihn alles und auch nichts erlaubt habe, gäbe ich mir einen tadel und dem schüler eine 2+.
.....und dann geht es hoffentlich nach der Pause weiter.
Ein Kompliment an den Geschichtenerzähler, der entweder sehr phantasiebegabt oder Pädagoge ist :-)
2) "Aha, da sind wir schon ein Stück weiter," meint der Lehrer, " vermittelt denn dieses Bild Lust ?" Bella: "Ekelig ist es irgendwie..." Es fallen auch Worte wie abscheulich, scheußlich, und eigentlich hätten die Fotografen eine schmutzige Fantasie ins Bild gebracht... Die wehren sich: " Es war nicht unsere Aufgabe, ein Bild zu arrangieren, das Lust macht, sondern eins, was Lust darstellt wie auf dem Theater. Wenn wir gewusst hätten, wie ihr reagiert, hätten wir uns geweigert, das Thema zu übernehmen." Der Lehrer unterstützt die Fotografen natürlich:" Ihr habt etwas sehr Wichtiges gesagt, nämlich, dass das Bild Lust nur darstellt, nicht erzeugt. Welche Art von Lust haben wir denn hier?" - Zilla:" Abartige jedenfalls." - Basti: "Aber dargestellt ist sie cool und dazu gehört auch das Beil. In der Kunst gelten andere moralische Maßstäbe, als Du denkst." Anna rettet wieder: "Dargestellt ist mehr sowas wie sexuelle Lust, aber schon abartig, finde ich auch. Das Beil symbolisiert ziemliche Gewalttätigkeit, aber der andere Typ ist auch irgenwie überspannt." - Basti: "Aber das ist doch nur ironisch gemeint..." - "Nein, das ist nicht ironisch, das ist zynisch," Anna kommt in Fahrt, "zu Ironie sind wir zu jung, sagen die, die es wissen müssen. Jugendliche sind eher zynisch, das ist viel schlimmer ... Zynisch, da kannst du auch vollkommen gefühllos dazu sagen..." Und es entsteht eine Pause.
Nach der gründlichen und jeden Punkt erfassenden Einleitung zu dem Foto, bleibt mir nicht mehr viel zu schreiben.
Zumal Lust (Titel) für mich etwas anderes beinhaltet als der hier gezeigte Lustmord :-)
Aber jetzt generationenübergreifend darüber zu diskutieren, das würde dann doch zu weit führen.
Doch die Geschichte von Wolf Schroedax ist so köstlich komisch, daß ich auf die versprochene Fortsetzung warte *gg
Matthias von Schramm 10/05/2011 16:17
@JensBertramEisenach:dass kann ich dir sagen: in der Sektion Agora Bilddiskussion intensiv. Der Sektion mit u.a. langen Kommentaren, wenn sie sich im wesentlichen auf die Inhalte des Bildes beziehen. Dein Kommentar hat sich zu dreiviertel nicht mit dem Foto beschäftigt, was ich persönlich schade finde, weil man ja hier gerne auch über das Bild diskutieren möchte.
Zu XYNiel zum Thema "schändliche Lust". Ich sehe es wie Du. Auch diese Intention ist für mich in keiner Weise erfüllt. Und da kommen die angesprochenen bildqualitativen Schwächen dazu. Es wirkt doch etwas arg matschig und wenig konkret, wodurch es für mich auch noch nicht einmal im Ansatz eine Provokation ist. Ob diese vom Bildautor so gewünscht war, ist ohnehin eine Frage. Auch der Bildschnitt scheint mir doch etwas unkonzentriert und willkürlich, so wie die Augenhöhe der Perspektive ein wenig unglücklich.
XYniel 10/05/2011 11:29
Für mich ist ja eine zentrale Frage, ob dieINTENTION = Ergebnis
also, ob hier
„schändliche körperliche Lust“
rüberkommt. natürlich eine seeeeehr subjektive fragestellung, die ich für mich mit nein beantwortet habe.
Clara Hase 10/05/2011 10:29
meinen Respekt haben die Jungs, weil sie sich so viele Gedanken zuvor machten - und auch nach Vorbildern guckten , und dass sie das Thema an sich auch nicht berauschend fanden, so haben sie doch ihre Schulaufgaben nicht verweigert.Und, richtig einschätzen tun die Mitschüler das Foto auch - welchen Ausdruck es hat, welche Wirkung.
Ich weiss ja nicht wie alt diese Schüler sind und ob sie selbst noch in dem kritischen Alter sind, wo das nicht gerade den Tageslauf ausmacht, sich tätlich mit Lust zu beschäftigen (gedanklich sieht das gewiss anders aus). Nicht fisch nicht fleisch wie man so sagt.
In der Wirkung eine Suppe von Erfahrungseinflüssen, Vorstellungen. Und, das frotzeln weil man selbst unsicher ist in den Dingen, das komprimiert sich etwas im Foto - Zynismus ist ein hartes Ding - sich erheitern, ist doch eher etwas freundlicher
Wolf Schroedax 10/05/2011 10:17
- Und ich glaube für mein Teil, für die fc und speziell für Agora, dass man auf die Beisträge bzw. Sehwertungen von MvS schwerlich verzichten kann...- Es gibt immer wieder interessante Ignorantien: Klagen über mangelnde Vielfalt in der fc etwa. Die Klage über mangelnde Ästhetik (Qualität) ist dagegen schon ein alter Hut, obwohl Klaus E. nicht der einzige Profi hier ist.
Kay Jung 10/05/2011 10:03
Ich finde das Bild gar nicht mal schlecht fotografiert. Durch die übertriebene Inszenierung hat es sogar einen gewissen Humor. Bestimmt hatten alle viel Spaß dabei.Das mit den Dichtern und Denkern und Deutschland finde ich etwas muffig.
edit: typo
Matthias von Schramm 10/05/2011 8:49
also ich lese seit geraumer zeit die clownesken ausführungen in serie hier nicht mehr durch im agorabereich. finde ich etwas unpassend. ich weiss auch nicht, warum ich da mit verarbeitet werden muss. mich stört sowas.die ausführungen von klaus ender wundern mich sehr. er spricht von gier, sex und brutalität. keine ahnung, wo ich dies hier finden kann. der lehrer hat dem schüler die freiheiten mit grenzen gelassen und er wusste dabei wohl, dass lust fern ab von klischees wieder selbst ein klischee schafft. bei allem biedertum der themenwahl, ist für mich ja interessant, dass der schüler in der erfassung des themas so einen "biederen" geschmack hat.
die forderungen nach dichtern und denkern in diesem schulischen sinne, finde ich ganz schrecklich. so nimmt man den schülern vermutlich jegliche motiviation, auch wenn rammstein in meinen augen keine intelligenten texteschreiber sind.
Ilse Jentzsch 10/05/2011 8:32
Standing ovation!....für den von Klaus Ender geforderten Dichter und Denker, in dem Falle Wolf Schroedax.† Klaus Ender 10/05/2011 8:19
"Die Lust zu leben" wäre ein Thema, das ohne Gier, Sex und Brutalität gemeistert werden könnte. Aber das scheint heutzutage nicht mehr "in" zu sein. Oder der "Knipser" von heute ist damit schon überfordert, obwohl er sich Fotograf nennt.Früher endete das Thema mit negativem Einschlag spätestens beim Wort "Lustmolch". Heute muss es Provokation sein oder zumindest ekelhaft.Die Fotocommunity wäre ein idealer Ort für Vielfalt, Kreativität und Stil, aber die Wirklichkeit ist anders. Ethik und Ästhetik sind zumeist ausgeschaltet und es kommt (zu oft) nur noch darauf an zu schocken.
Glauben diese AKTeure wirklich, dass sie damit das Besondere schaffen ? Oder wacht diese Gesellschaft irgendwann auf; erinnert sich der Tatsache, dass wir einst das Land der Dichter und Denker waren?
Und begreift man, dass auch der Fotograf seinen Teil dazu beitragen könnte? Der Kardinalfehler dieses Bildes liegt schon in der Konzeption begründet. Hätte der Pädagoge gesagt:"Ich erwarte von Euch, dass ihr Euch mit dem Thema Lust befasst - aber bitte fern aller Klischees "- dann hätte das Thema eine Chance gehabt, überzeugend umgesetzt zu werden.
So aber ist es ein Bild, dass dem Klischee Sex & Brutalität fröhnt und zudem noch voller gestalterischer und technischer Mängel ist.
Wolf Schroedax 10/05/2011 8:19
3) - Lehrer:" Bleiben wir mal beim Bild ..!"Da klingelt es zur großen Pause. Der Lehrer, ein Junior im Kollegium, hatte eine Kopie des Fotos im Lehrerzimmer an die Pinnwand gehängt. MvS hat es dort gesehen, und was sich der Junior nun anhören muss ist oben zu lesen. Unser Lehrer kriegt zwar rote Ohren, aber er weiß sich zu wehren: Immerhin sei das Internet voll mit Videos ähnlicher Thematik. Das könne die Pädagogik nicht ignorieren und die Jugendlichen sollen ja gerade Grenzen, also Grenzen der Darstellbarkeit und des Verhaltens oder Tabus selbst erfahren und eine eigene Einstellung entwickeln. Auch interessiere ihn, wie die Fotografen mit ihren Darstellern umgehen, was sie ihnen zumuten. Die Diskussion unter ihnen wäre schon ganz gut gelaufen. Man wäre immerhin schon bei einem Stichwort für den Ethikunterricht gelandet: Zynismus !
Nach der Pause. "Wo waren wir stehen geblieben, Kock, Arvet ? - "Bei zünisch ..." - Bei Zynismus, ja.
Den müssen wir aber jetzt mal stehen lassen. Wir müssen die Figuren weiter durchgehen. Den potentiellen Lustmörder haben wir. Welchen Eindruck macht der andere Akteur ?" - Zilla: "Der kommt auf die schleimige Tour. Dem kommt ja gleich der Speichelfluss ..." - Bella:"Der will wohl zärtlich sein,
übertreibt aber, das ist auch abstoßend." - Anna:" Der will komisch sein, bin mir aber nicht sicher." - Lehrer:" Zärtlich, komisch, übertrieben, abstoßend .. Bleibt die Frau, das Opfer. Hans, du hast noch gar nichts gesagt." - Hans (einer der Fotografen, musste den Softy spielen):" Wir haben die Bewegung bei einem alten Meister abgeguckt, so ähnlich gibt es eine bei Rubens, Raub der Sabinerinnen. Da ist sie aber ziemlich nackt. Ging hier aber nicht. Und wir konnten sie auch nicht so lange halten, deswegen die Pfanne, und deswegen stützt sie sich ab. Wir wollten auch noch ein bisschen Rauch erzeugen, durften wir aber auch nicht." (Heiterkeit). - Lehrer:"Was drückt aber die Pose der Frau aus ?" - Zilla:"Ich hätte voll die Panik gekriegt, auch wenn es nur gespielt ist." - Bella:"So richtige Angst kann ich nicht sehen bei der Frau. Sie wird überwältigt." - Anna:" Aber auch nicht richtig; da ist schon ein bisschen Hingabe dabei, aber der Gesichtsausdruck passt nicht, zur Panik aber auch nicht...." Lehrer:" Na, Arvet, Kock, wie ist die Diskussion gelaufen ?" - Arvet:" Mir tun die Fotografen ja auch leid, Scheißthema, zu viele Tabus. Irgendwie ist da aber auch voll der Klamauk auf dem Bild" - Anna:" Wir müssen aber doch lernen, mit Grenzen umzugehen, müssen sie selbst erleben. Die Erfahrungen der Erwachsenen nützen uns als Vergleich aber nicht für unsere Einfühlung." - Lehrer:"Ihr habt das prima gemacht ! Aber merkt euch mal Zynismus für den Ethikunterricht !!! (Ende)
Clara Hase 09/05/2011 23:34
wichtig: Ihr habt etwas sehr Wichtiges gesagt, nämlich, dass das Bild Lust nur darstellt, nicht erzeugt.Welche Art von Lust haben wir denn hier?
Oder auch: welche Art von Lust gibt es überhaupt
Matthias von Schramm 09/05/2011 22:48
wenn man bedenkt, dass das fotografische ergebnis von einem jungen menschen erstellt wurde und zudem ein schulprojekt ist, muss man sagen, eine beachtliche sache. wenn ich sage, es ist eigentlich in ausdruck und aussage komplett gescheitert, dann doch auf einem hohen niveau. man muss die umstände berücksichtigen. da wird ein schulisches thema gestellt in einer foto-ag, die immerhin dieses möglich macht, in einer umgebung wo die fachlichkeit des lehrers nach meinen erfahrungen eher nicht sonderlich hoch einzuschätzen ist und dann geht der junge mensch mit soviel phantasie daran und scheitert komplett und dennoch ist dieses bild besser und bedachter und reflektierter als 90 % der bilder die sich in erotischen channeln befinden. die bildsprache. tätowierungen sind nicht lieblich, hier nur sehr störend, weil diese motive eigene bilder aufwerfen, welche ablenken. die bratpfanne ist kaum zu sehen, die kleidung der dame, wie schon vom fotografen erkannt, unpassend, was den umständen geschuldet ist. so begrenzt ist das thema also nicht zu bewältigen, auch wenn die "schauspieler" recht bemüht sind und ihre sache auch gar nicht schlecht machen.die szene wirkt auf mich nicht subtil, nicht brutal, sondern bieder. weder hingabe noch vernaschen sind wirklich zu sehen. ästhetisch gelungen nur die aufgestützte hand der frau. das von xyniel gezeigte vorbild zeigt, wohin die reise gehen könnte, auch wenn die textliche reflexion des themas der rammsteinmusik eher begrenzt ist und in den eigenen bildern an effekten stirbt. bildlich sieht man hier eines nicht, etwas opulentes, was im orgiastischen endet, in einer art abendmahl, letztlich in der bildlichen schändung durch verbotenes. fleisch wird wieder zum fleische, fressen und gefressen werden. da hätte man doch lieber die dame in ein schwarzes enges kleid gehüllt, wenn schon nacktheit nicht erwünscht war von dem lehrer, der ja schon dies immerhin zugelassen hat. solche begrenzungen sind natürlich einer fotografischen idee nicht sehr zuträglich.
die betrachtung der generationen ist interessant. so dürften jugendliche auf der suche nach hintergründen der lust sein und mit weniger fotografischen seherfahrungen ausgestattet, sich an der essenz des moments erfreuen können, auch wenns für mich im ausdruck weder brot noch fleisch ist, um beim thema zu bleiben.
jede form von biblischer annäherung, von großer symbolik, von sadomaso - geste musste den fotografen an dieser stelle heillos überfordern. dieses thema erfordert farbe und blut vom früheren thomas buchta und ähnliches, oder eine klare eindringliche symbolik der lust im bild. dies wurde nicht umgesetzt.
auf diesen niveau also nicht erfüllbar, aber meinen glückwunsch an den fotografen und die protagonisten, was überhaupt hier herauskam. als lehrer gemäß der umstände und weil ich meinen schüler mit der themenstellung derartig an unnütze grenzen gebracht habe und ihn alles und auch nichts erlaubt habe, gäbe ich mir einen tadel und dem schüler eine 2+.
Ilse Jentzsch 09/05/2011 22:23
.....und dann geht es hoffentlich nach der Pause weiter.Ein Kompliment an den Geschichtenerzähler, der entweder sehr phantasiebegabt oder Pädagoge ist :-)
Wolf Schroedax 09/05/2011 22:17
2) "Aha, da sind wir schon ein Stück weiter," meint der Lehrer, " vermittelt denn dieses Bild Lust ?" Bella: "Ekelig ist es irgendwie..." Es fallen auch Worte wie abscheulich, scheußlich, und eigentlich hätten die Fotografen eine schmutzige Fantasie ins Bild gebracht... Die wehren sich: " Es war nicht unsere Aufgabe, ein Bild zu arrangieren, das Lust macht, sondern eins, was Lust darstellt wie auf dem Theater. Wenn wir gewusst hätten, wie ihr reagiert, hätten wir uns geweigert, das Thema zu übernehmen." Der Lehrer unterstützt die Fotografen natürlich:" Ihr habt etwas sehr Wichtiges gesagt, nämlich, dass das Bild Lust nur darstellt, nicht erzeugt. Welche Art von Lust haben wir denn hier?" - Zilla:" Abartige jedenfalls." - Basti: "Aber dargestellt ist sie cool und dazu gehört auch das Beil. In der Kunst gelten andere moralische Maßstäbe, als Du denkst." Anna rettet wieder: "Dargestellt ist mehr sowas wie sexuelle Lust, aber schon abartig, finde ich auch. Das Beil symbolisiert ziemliche Gewalttätigkeit, aber der andere Typ ist auch irgenwie überspannt." - Basti: "Aber das ist doch nur ironisch gemeint..." - "Nein, das ist nicht ironisch, das ist zynisch," Anna kommt in Fahrt, "zu Ironie sind wir zu jung, sagen die, die es wissen müssen. Jugendliche sind eher zynisch, das ist viel schlimmer ... Zynisch, da kannst du auch vollkommen gefühllos dazu sagen..." Und es entsteht eine Pause.Ilse Jentzsch 09/05/2011 22:09
Nach der gründlichen und jeden Punkt erfassenden Einleitung zu dem Foto, bleibt mir nicht mehr viel zu schreiben.Zumal Lust (Titel) für mich etwas anderes beinhaltet als der hier gezeigte Lustmord :-)
Aber jetzt generationenübergreifend darüber zu diskutieren, das würde dann doch zu weit führen.
Doch die Geschichte von Wolf Schroedax ist so köstlich komisch, daß ich auf die versprochene Fortsetzung warte *gg
Clara Hase 09/05/2011 21:03
der Bericht ist zum piepen