Lieber Eckhard,
vielen Dank für die Einsichtgabe in Deinen Vortrag zur deutschen Sprache der Gegenwart, die Du mir aufgrund unseres obigen Austauschs von Anmerkungen gewährt hast. Deine Herausarbeitungen und Stellungnahmen zur geschlechterspezifischen Sprache sind ein Genuss und die weiteren Themenbereiche sind es nicht minder. Es war für mich auch hochinteressant, wie du über die Wandlungsbereitschaft und Wandlungsfähigkeit unserer(/einer) Sprache argumentierst, die diese unbeschadet leisten kann aber auch die Grenzen aufzeigst, wo dies gefährlich, unsinnig oder lächerlich wird. Ich darf ganz unwissenschaftlich sagen: Köstlich!
Gruß KD
unglaublich, die gründliche Besprechung von Kerstin, die sich mehr auf die Textunterschrift bezieht, allerdings nicht auf das Foto und die von mir genannten Aspekte des "Gehorchens" im Alltag. Diese sind aber für unser Leben wesentlich, meine ich. herzl. Grüße auf diesem Wege. Gert
Lieber Eckhard, dass der Mensch das Perpetuum mobile noch nicht erfunden hat, wurde mir erst kürzlich schmerzlich bewusst, als mein Wagen mit einem Herzinfarkt, also mit einem kapitalen Motorschaden auf der Autobahn liegenblieb und abgeschleppt werden musste.
In solchen Momenten macht man sich bewusst, dass vermutlich doch alles endlich ist und nichts sich ewig dreht und arbeitet und Energie bereitstellt … aus kosmischer Sicht nicht einmal die Sonne, die das Leben in unserem System überhaupt erst möglich macht und vielleicht auch nicht die Liebe, obwohl sie sich doch aus sich selbst heraus verschenkt …
Nun ist ein Perpetuum Mobile in der Theorie eine Vorrichtung mechanischer, chemischer oder anderer Natur, die, einmal in Betrieb gesetzt, auf Dauer in einem solchen Zustand bleibt und wünschenswerterweise sogar zusätzlich Arbeit verrichtet. Vor Jahrhunderten suchten Forscher bereits nach einer Möglichkeit, das Prinzip in die Praxis umzusetzen.
Etwa vierhundert Jahre vor der Entdeckung der Energiegesetze befasste sich auch Leonardo da Vinci mit dem Problem, baute Modelle wie dieses http://www.faz.net/m/%7B5A859A20-6F8F-45CE-BC2C-60661F63BD19%7DPicture.jpg und erkannte dabei, dass Reibungsverluste jedes Vorhaben dieser Art tangieren und zum Scheitern bringen würden. Er wandte sich von der Idee ab und anderen zu, die der Menschheit von realem Nutzen waren bzw. über deren Geheimnis man heute noch mit Staunen nachdenkt.
Die Idee von einem Perpetuum mobile beschäftigt Tüftler und andere rege Geister bis in die heutige Zeit, auch wenn klar zu sein scheint, dass sie mit heutigen Kenntnissen und Möglichkeiten nicht zu realisieren ist. http://www.faz.net/artikel/C31374/perpetuum-mobile-und-es-dreht-sich-doch-30323331.html
Selbst dann, wenn eine solche Vorrichtung nicht mehr rein mechanischer Art wäre - und dann ohne Reibungsverluste funktionierte -, sondern vielleicht irgendwann einmal auf der Basis eines aus der Sicht der Menschheitsgeschichte scheinbar in unendlicher Menge vorhandenen Materials wie Licht oder einer anderen Strahlung angetrieben werden würde (beispielsweise), müsste das ‚Ausgangsmaterial‘ einen Ursprung haben, der im Kontext der Entwicklung des Universums wiederum endlich ist.
Es könnte ein solches Gerät in der Zeitvorstellung des Menschen also zwar irgendwann geben, aber es dürfte auch dann niemals ein echtes Perpetuum mobile sein. Das könnte allein ein Gott schaffen.
Warum kann der Mensch dann jedoch nicht von der Idee lassen? Und warum ist diese Idee bereits selbst zu einem Perpetuum mobile geworden? Was treibt einen Menschen an, das zu tun, über Lösungswege nachzudenken oder überhaupt etwas zu tun und es in dieser oder jener Qualität zu tun usw.?
Nun könnte man ganz pragmatisch sagen, dass man mit einer einzigen tollen Erfindung reich werden kann wie der Herr Fischer mit seinem Spreizdübel. Das ist gewiss ein starker Antrieb (Es wird an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieses Motiv dem Herrn Fischer nicht unterstellt wird!). Auf einer derart traditionell-ökonomischen Denkweise basiert nicht zuletzt auch die Entlohnung der vom Menschen geleisteten Arbeit. http://www.faz.net/artikel/C31851/serie-wie-wir-reich-wurden-22-was-treibt-menschen-an-30082864.html Ein Bündel Fünfhunderteuroscheine aus der Tasche ziehen zu können und einen ‚dicken‘ Wagen vor der Haustür sein Eigentum zu nennen, macht heutzutage in weiten Kreisen mächtig Eindruck. Der Werbeslogan „Mein Haus – mein Auto – mein Boot“ http://www.youtube.com/watch?v=U0MU-2_MuUE greift ja genau diese Einstellung auf.
Dass es vermutlich nicht ganz ohne diesen monetären Anreiz geht, zeigt das Prinzip des Kommunismus, der mit dem schönen Ansatz „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ (Karl Marx: Kritik des Gothaer Programms), kläglich gescheitert ist. Der von Ilse bereits erwähnte Ausspruch Lenins „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ kann an dieser Stelle sehr gut integriert werden. Der Versuch, wirtschaftliche Entwicklung und Innovation durch Anordnung zu erreichen, konnte nicht erfolgreich etabliert werden, weil einheitlich geplante Zukunft und Gleichmacherei den Menschen die Eigeninitiative und intrinsische Motivation ausgetrieben haben.
Die Zuteilung von Aktienoptionen oder die Zahlung von Boni zur Befriedigung der Gier Einzelner kann und darf für das Wohl der Allgemeinheit allerdings auch nicht der richtige Weg sein. Dies zeigte nicht zuletzt die Finanzkrise, die bis heute weder im großen noch im kleinen Maßstab wirklich überstanden ist.
Und dass die Zahlung von Leistungslöhnen zur Steigerung der Produktivität schon gar nichts im Wissenschaftsbetrieb zu suchen hat, wenn man statt Masse auch zukünftig die Qualität der Arbeit im Blick behalten möchte, versteht sich eigentlich von selbst. Aber auch in diesem Bereich können bereits die ersten gravierenden Fehlentwicklungen beobachtet werden. An der Zahl der Publikationen sollte die akademische Leistung eines Wissenschaftlers jedenfalls nicht gemessen werden.
Die Idee vom Perpetuum mobile ist hier natürlich symbolisch und mehrdeutig aufzufassen und wird für jeden Forschungsbereich einen anderen Inhalt umfassen. Gleich ist allen zunächst das unbedingte Streben nach Erkenntnissen, nach dem Bedürfnis „dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält!“. Das innere Feuer bzw. die Begeisterung sind, wie ich auch gerade wieder bei der Lektüre von Eric Kandels Buch „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“ entdecke, neben dem wirtschaftlichen Anreiz eine völlig andere, aber nicht minder starke Triebkraft für eine ständige Bewegung und Entwicklung in diesem Bereich.
Dass der Begriff „Gehorche keinem“ in diesem Fall mit „Glaube nichts, überprüfe alles!“ gleichgesetzt werden könnte, ist natürlich für das Finden der ‚Wahrheit‘ eine unerlässliche Voraussetzung. In Kandels Buch wird eine Begebenheit beschrieben, in der der Hirnforscher John Eccles dem Philosophen Karl Popper von der Kontroverse über die Frage berichtete, ob die synaptische Übertragung chemisch oder elektrisch sei, und er sich mit seinem Forschungsansatz vermutlich auf der Verliererseite befinde. Popper meinte dazu sinngemäß, dass es für Eccles keinen Grund zur Verzweiflung gäbe; er solle sich im Gegensatz freuen. Niemand stelle seine Forschungsergebnisse in Frage, der Zweifel gelte allein der Theorie bzw. der Interpretation der Daten. „Der größte Vorteil der wissenschaftlichen Methode sei ihre Fähigkeit, eine Hypothese zu widerlegen (bzw. zu bestätigen). Wissenschaft erziele ihre Fortschritte durch einen endlosen und sich ständig verfeinernden Zyklus von Verifikation und Falsifikation.“ (Eric Kandel „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“. S. 113-114)
Baback Saed hat mit der Anordnung der Worte an der Bibliothek und der unterschiedlichen Sichtweise je nach Herantreten an das Gebäude zugleich für ebendiese kontroverse Betrachtung gesorgt, die in der Wissenschaft als wesentlicher Aspekt anzusehen ist. Natürlich kann man diesen auch auf andere Bereiche des Lebens und/oder des Glaubens ausdehnen. Es ist das Grundprinzip jeder Polarisierung ... und dass es polarisiert, zeigt auch Gerts Anmerkung (die bei Verallgemeinerung des Spruchs im Alltag auf jeden Fall zutrifft, wie mir kürzlich wieder das Verhalten einiger Jugendlicher an einer Bushaltestelle zeigte!).
Wenn sich an dieser Stelle auch die Kirche zu Wort meldet und mit „Horche hin“ einen Dialog zwischen beiden Werken einfordert, ist das im Hinblick auf das ’Wozu‘ und das ‘Wohin‘ in der Forschung im Kontext einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten ein wichtiger Ansatz. Zu oft wurde Wissenschaft bereits in den Dienst wirtschaftlicher Interessen Einzelner gestellt
oder Forschung mit verheerenden Folgen betrieben.
Die Bibliothek erscheint im Bild aufgrund der Perspektive und Anordnung ein wenig wie der Bug eines großen Schiffes, das auf einen zukommt und sowohl die Aufnahme als auch sinnbildlich Gedanken und Werte in der Mitte teilt. Es ist also keineswegs nur eine Fotografie, bei der aufgrund der baulichen Gegebenheiten eine andere Ablichtung nicht möglich gewesen wäre, sondern eine wohldurchdachte Aufnahme in Bezug auf die Bildaussage. Das Schiff der Wissenschaft in seiner Fahrt kann hier zugleich als christliches Symbol aufgefasst werden http://christliche-symbole.de/15.html und der Reise einen Sinn und eine Richtung geben.
man kann Slogans erfinden und uns vorsetzen, wie man will-ob das in der B.-Zeitung ist und sonstwo, fressen müssen wir die noch lange nicht.
Diese Sprüche werden durch das Leben selbst bestätigt oder ad absurdum geführt, lieber Eckhard. Wenn der Künstler damit gemeint hat, unvoreingenommen zu forschen und zu zweifeln, hätte er auf den reichen Fundus bei Brecht zurückgreifen können, der das dichterisch besser konnte. Ich verstehe, dass der iranische Künstler im Iran so etwas nicht hätte machen können, weil dort die "Revolutionsführer" die Ideologie bestimmen.
Freiheit ist aber Einsicht in die Notwendigkeit und jeder muss gewissen Gesetzen gehorchen, ob er will oder nicht.
Wenn man den Spruch verallgemeinert, und die Schüler, Kinder, Angestellte, Müllfahrer, Eisenbahner usw. das sich zu eigen machen und den Eltern, Chefs und Dienststellen nicht mehr gehorchen ab morgen-dann werden wir sehen, wie sinnlos der Spruch ist.
Dabei habe ich den christlichen Aspekt noch gar nicht erwähnt.
Eine Sache, die unsinnig ist infolge unreifer Überlegungen und die öffentlich wirken soll, nur deshalb nicht zu verändern, weil sie viel Geld gekostet hat, ist ganz einfach dumm.
selbst leonardo da vinci brachte überlegungen
zu papier, für ein drehkörper mobiles.
bischof von chester 1670 mit dem wasserrad,
oder 1742 johann bernoulli mit seinem dauer-
tropfgerät.
erste ansätze gab es schon um 1150 v.chr.
als man sich noch nicht direkt mit energie be-
schäftigte.
sokrates sagte: "ich, der ich weiß, mir einzubilden,
dass ich weiß, nichts zu wissen,weiß, dass ich
nichts weiß.
********************************************************
aber wer weiß ?
vieleicht geht doch einmal der uralte traum der
menschheit in erfüllung.
man sollte nie nie sagen....................lg erhard
Lieber Eckhard, weiter oben schreibst Du:
"Glaube nichts, überprüfe alles!"
Das sagte auch Lenin schon:
„Vertraue, aber prüfe nach“
Im Deutschen etwas abgewandelt:
"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!"
zunächst gefällt mir sowohl das Foto eigenständig, als danach auch die Botschaft :-) Letztere habe ich eigentlich im ablehnendem Sinne von blindem Gehorsam immer verstanden und gelebt, soweit als möglich jedenfalls. Und da ich ein sehr kritischer Geist bin, auch immer hinterfragt und geprüft.
Was Wissenschaft und Forschung betrifft, sollte diese Einstellung per Dekret der dafür Zuständigen festgelegt werden :-)
Zweifel muß nicht gleich Mißtrauen sein....
Wie schon oben gesagt: Münster gerät in den Fokus der Öffentlichkeit und das in recht rasantem Tempo :-))
Karl-Dieter Frost 31/07/2011 21:48
Lieber Eckhard,vielen Dank für die Einsichtgabe in Deinen Vortrag zur deutschen Sprache der Gegenwart, die Du mir aufgrund unseres obigen Austauschs von Anmerkungen gewährt hast. Deine Herausarbeitungen und Stellungnahmen zur geschlechterspezifischen Sprache sind ein Genuss und die weiteren Themenbereiche sind es nicht minder. Es war für mich auch hochinteressant, wie du über die Wandlungsbereitschaft und Wandlungsfähigkeit unserer(/einer) Sprache argumentierst, die diese unbeschadet leisten kann aber auch die Grenzen aufzeigst, wo dies gefährlich, unsinnig oder lächerlich wird. Ich darf ganz unwissenschaftlich sagen: Köstlich!
Gruß KD
Gert Rehn 31/07/2011 12:47
unglaublich, die gründliche Besprechung von Kerstin, die sich mehr auf die Textunterschrift bezieht, allerdings nicht auf das Foto und die von mir genannten Aspekte des "Gehorchens" im Alltag. Diese sind aber für unser Leben wesentlich, meine ich. herzl. Grüße auf diesem Wege. GertKerstin Stolzenburg 31/07/2011 12:00
Lieber Eckhard, dass der Mensch das Perpetuum mobile noch nicht erfunden hat, wurde mir erst kürzlich schmerzlich bewusst, als mein Wagen mit einem Herzinfarkt, also mit einem kapitalen Motorschaden auf der Autobahn liegenblieb und abgeschleppt werden musste. In solchen Momenten macht man sich bewusst, dass vermutlich doch alles endlich ist und nichts sich ewig dreht und arbeitet und Energie bereitstellt … aus kosmischer Sicht nicht einmal die Sonne, die das Leben in unserem System überhaupt erst möglich macht und vielleicht auch nicht die Liebe, obwohl sie sich doch aus sich selbst heraus verschenkt …Nun ist ein Perpetuum Mobile in der Theorie eine Vorrichtung mechanischer, chemischer oder anderer Natur, die, einmal in Betrieb gesetzt, auf Dauer in einem solchen Zustand bleibt und wünschenswerterweise sogar zusätzlich Arbeit verrichtet. Vor Jahrhunderten suchten Forscher bereits nach einer Möglichkeit, das Prinzip in die Praxis umzusetzen.
Etwa vierhundert Jahre vor der Entdeckung der Energiegesetze befasste sich auch Leonardo da Vinci mit dem Problem, baute Modelle wie dieses http://www.faz.net/m/%7B5A859A20-6F8F-45CE-BC2C-60661F63BD19%7DPicture.jpg und erkannte dabei, dass Reibungsverluste jedes Vorhaben dieser Art tangieren und zum Scheitern bringen würden. Er wandte sich von der Idee ab und anderen zu, die der Menschheit von realem Nutzen waren bzw. über deren Geheimnis man heute noch mit Staunen nachdenkt.
Die Idee von einem Perpetuum mobile beschäftigt Tüftler und andere rege Geister bis in die heutige Zeit, auch wenn klar zu sein scheint, dass sie mit heutigen Kenntnissen und Möglichkeiten nicht zu realisieren ist.
http://www.faz.net/artikel/C31374/perpetuum-mobile-und-es-dreht-sich-doch-30323331.html
Selbst dann, wenn eine solche Vorrichtung nicht mehr rein mechanischer Art wäre - und dann ohne Reibungsverluste funktionierte -, sondern vielleicht irgendwann einmal auf der Basis eines aus der Sicht der Menschheitsgeschichte scheinbar in unendlicher Menge vorhandenen Materials wie Licht oder einer anderen Strahlung angetrieben werden würde (beispielsweise), müsste das ‚Ausgangsmaterial‘ einen Ursprung haben, der im Kontext der Entwicklung des Universums wiederum endlich ist.
Es könnte ein solches Gerät in der Zeitvorstellung des Menschen also zwar irgendwann geben, aber es dürfte auch dann niemals ein echtes Perpetuum mobile sein. Das könnte allein ein Gott schaffen.
Warum kann der Mensch dann jedoch nicht von der Idee lassen? Und warum ist diese Idee bereits selbst zu einem Perpetuum mobile geworden? Was treibt einen Menschen an, das zu tun, über Lösungswege nachzudenken oder überhaupt etwas zu tun und es in dieser oder jener Qualität zu tun usw.?
Nun könnte man ganz pragmatisch sagen, dass man mit einer einzigen tollen Erfindung reich werden kann wie der Herr Fischer mit seinem Spreizdübel. Das ist gewiss ein starker Antrieb (Es wird an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass dieses Motiv dem Herrn Fischer nicht unterstellt wird!). Auf einer derart traditionell-ökonomischen Denkweise basiert nicht zuletzt auch die Entlohnung der vom Menschen geleisteten Arbeit. http://www.faz.net/artikel/C31851/serie-wie-wir-reich-wurden-22-was-treibt-menschen-an-30082864.html Ein Bündel Fünfhunderteuroscheine aus der Tasche ziehen zu können und einen ‚dicken‘ Wagen vor der Haustür sein Eigentum zu nennen, macht heutzutage in weiten Kreisen mächtig Eindruck. Der Werbeslogan „Mein Haus – mein Auto – mein Boot“ http://www.youtube.com/watch?v=U0MU-2_MuUE greift ja genau diese Einstellung auf.
Dass es vermutlich nicht ganz ohne diesen monetären Anreiz geht, zeigt das Prinzip des Kommunismus, der mit dem schönen Ansatz „Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen!“ (Karl Marx: Kritik des Gothaer Programms), kläglich gescheitert ist. Der von Ilse bereits erwähnte Ausspruch Lenins „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!“ kann an dieser Stelle sehr gut integriert werden. Der Versuch, wirtschaftliche Entwicklung und Innovation durch Anordnung zu erreichen, konnte nicht erfolgreich etabliert werden, weil einheitlich geplante Zukunft und Gleichmacherei den Menschen die Eigeninitiative und intrinsische Motivation ausgetrieben haben.
Die Zuteilung von Aktienoptionen oder die Zahlung von Boni zur Befriedigung der Gier Einzelner kann und darf für das Wohl der Allgemeinheit allerdings auch nicht der richtige Weg sein. Dies zeigte nicht zuletzt die Finanzkrise, die bis heute weder im großen noch im kleinen Maßstab wirklich überstanden ist.
Und dass die Zahlung von Leistungslöhnen zur Steigerung der Produktivität schon gar nichts im Wissenschaftsbetrieb zu suchen hat, wenn man statt Masse auch zukünftig die Qualität der Arbeit im Blick behalten möchte, versteht sich eigentlich von selbst. Aber auch in diesem Bereich können bereits die ersten gravierenden Fehlentwicklungen beobachtet werden. An der Zahl der Publikationen sollte die akademische Leistung eines Wissenschaftlers jedenfalls nicht gemessen werden.
Die Idee vom Perpetuum mobile ist hier natürlich symbolisch und mehrdeutig aufzufassen und wird für jeden Forschungsbereich einen anderen Inhalt umfassen. Gleich ist allen zunächst das unbedingte Streben nach Erkenntnissen, nach dem Bedürfnis „dass ich erkenne, was die Welt im Innersten zusammenhält!“. Das innere Feuer bzw. die Begeisterung sind, wie ich auch gerade wieder bei der Lektüre von Eric Kandels Buch „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“ entdecke, neben dem wirtschaftlichen Anreiz eine völlig andere, aber nicht minder starke Triebkraft für eine ständige Bewegung und Entwicklung in diesem Bereich.
Dass der Begriff „Gehorche keinem“ in diesem Fall mit „Glaube nichts, überprüfe alles!“ gleichgesetzt werden könnte, ist natürlich für das Finden der ‚Wahrheit‘ eine unerlässliche Voraussetzung. In Kandels Buch wird eine Begebenheit beschrieben, in der der Hirnforscher John Eccles dem Philosophen Karl Popper von der Kontroverse über die Frage berichtete, ob die synaptische Übertragung chemisch oder elektrisch sei, und er sich mit seinem Forschungsansatz vermutlich auf der Verliererseite befinde. Popper meinte dazu sinngemäß, dass es für Eccles keinen Grund zur Verzweiflung gäbe; er solle sich im Gegensatz freuen. Niemand stelle seine Forschungsergebnisse in Frage, der Zweifel gelte allein der Theorie bzw. der Interpretation der Daten. „Der größte Vorteil der wissenschaftlichen Methode sei ihre Fähigkeit, eine Hypothese zu widerlegen (bzw. zu bestätigen). Wissenschaft erziele ihre Fortschritte durch einen endlosen und sich ständig verfeinernden Zyklus von Verifikation und Falsifikation.“ (Eric Kandel „Auf der Suche nach dem Gedächtnis“. S. 113-114)
Baback Saed hat mit der Anordnung der Worte an der Bibliothek und der unterschiedlichen Sichtweise je nach Herantreten an das Gebäude zugleich für ebendiese kontroverse Betrachtung gesorgt, die in der Wissenschaft als wesentlicher Aspekt anzusehen ist. Natürlich kann man diesen auch auf andere Bereiche des Lebens und/oder des Glaubens ausdehnen. Es ist das Grundprinzip jeder Polarisierung ... und dass es polarisiert, zeigt auch Gerts Anmerkung (die bei Verallgemeinerung des Spruchs im Alltag auf jeden Fall zutrifft, wie mir kürzlich wieder das Verhalten einiger Jugendlicher an einer Bushaltestelle zeigte!).
Wenn sich an dieser Stelle auch die Kirche zu Wort meldet und mit „Horche hin“ einen Dialog zwischen beiden Werken einfordert, ist das im Hinblick auf das ’Wozu‘ und das ‘Wohin‘ in der Forschung im Kontext einer gesamtgesellschaftlichen Entwicklung unter ethisch-moralischen Gesichtspunkten ein wichtiger Ansatz. Zu oft wurde Wissenschaft bereits in den Dienst wirtschaftlicher Interessen Einzelner gestellt oder Forschung mit verheerenden Folgen betrieben.
Die Bibliothek erscheint im Bild aufgrund der Perspektive und Anordnung ein wenig wie der Bug eines großen Schiffes, das auf einen zukommt und sowohl die Aufnahme als auch sinnbildlich Gedanken und Werte in der Mitte teilt. Es ist also keineswegs nur eine Fotografie, bei der aufgrund der baulichen Gegebenheiten eine andere Ablichtung nicht möglich gewesen wäre, sondern eine wohldurchdachte Aufnahme in Bezug auf die Bildaussage. Das Schiff der Wissenschaft in seiner Fahrt kann hier zugleich als christliches Symbol aufgefasst werden http://christliche-symbole.de/15.html und der Reise einen Sinn und eine Richtung geben.
Kerstin
Gert Rehn 31/07/2011 10:48
man kann Slogans erfinden und uns vorsetzen, wie man will-ob das in der B.-Zeitung ist und sonstwo, fressen müssen wir die noch lange nicht.Diese Sprüche werden durch das Leben selbst bestätigt oder ad absurdum geführt, lieber Eckhard. Wenn der Künstler damit gemeint hat, unvoreingenommen zu forschen und zu zweifeln, hätte er auf den reichen Fundus bei Brecht zurückgreifen können, der das dichterisch besser konnte. Ich verstehe, dass der iranische Künstler im Iran so etwas nicht hätte machen können, weil dort die "Revolutionsführer" die Ideologie bestimmen.
Freiheit ist aber Einsicht in die Notwendigkeit und jeder muss gewissen Gesetzen gehorchen, ob er will oder nicht.
Wenn man den Spruch verallgemeinert, und die Schüler, Kinder, Angestellte, Müllfahrer, Eisenbahner usw. das sich zu eigen machen und den Eltern, Chefs und Dienststellen nicht mehr gehorchen ab morgen-dann werden wir sehen, wie sinnlos der Spruch ist.
Dabei habe ich den christlichen Aspekt noch gar nicht erwähnt.
Eine Sache, die unsinnig ist infolge unreifer Überlegungen und die öffentlich wirken soll, nur deshalb nicht zu verändern, weil sie viel Geld gekostet hat, ist ganz einfach dumm.
Gert
Erhard Nielk 30/07/2011 21:06
selbst leonardo da vinci brachte überlegungenzu papier, für ein drehkörper mobiles.
bischof von chester 1670 mit dem wasserrad,
oder 1742 johann bernoulli mit seinem dauer-
tropfgerät.
erste ansätze gab es schon um 1150 v.chr.
als man sich noch nicht direkt mit energie be-
schäftigte.
sokrates sagte: "ich, der ich weiß, mir einzubilden,
dass ich weiß, nichts zu wissen,weiß, dass ich
nichts weiß.
********************************************************
aber wer weiß ?
vieleicht geht doch einmal der uralte traum der
menschheit in erfüllung.
man sollte nie nie sagen....................lg erhard
Ilse Jentzsch 28/07/2011 12:26
Lieber Eckhard, weiter oben schreibst Du:"Glaube nichts, überprüfe alles!"
Das sagte auch Lenin schon:
„Vertraue, aber prüfe nach“
Im Deutschen etwas abgewandelt:
"Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!"
Herzlich grüßt Ilse
† Trude S. 26/07/2011 0:25
zunächst gefällt mir sowohl das Foto eigenständig, als danach auch die Botschaft :-) Letztere habe ich eigentlich im ablehnendem Sinne von blindem Gehorsam immer verstanden und gelebt, soweit als möglich jedenfalls. Und da ich ein sehr kritischer Geist bin, auch immer hinterfragt und geprüft.Was Wissenschaft und Forschung betrifft, sollte diese Einstellung per Dekret der dafür Zuständigen festgelegt werden :-)
Zweifel muß nicht gleich Mißtrauen sein....
Wie schon oben gesagt: Münster gerät in den Fokus der Öffentlichkeit und das in recht rasantem Tempo :-))