Es geht um Angst, sehr viel Angst. Sie reicht über den Undenkbarkeitshorizont hinaus. Oder 'geht' sie in die entgegengesetzte Richtung?
Und es geht um Prioritäten, feinsinnig in Szene gesetzte Prioritäten. Würde man von einem statistischen Ansatz ausgehen und sagen "ja wir machen überall da den Ausstieg, wo es signifikant viele Todesfälle gibt, dann wäre nicht nur unserer Städte Luftqualität geholfen! Aber dann könnten ja nicht mal mehr die Grünen mit dem Auto zur Anti-Kern-Demo gelangen. Welch ein Undenkbarkeitshorizont! Keine Bange ich versuche hier keinen zu überzeugen, denn die Statistik, das wissen wir doch schon seit längerem, ist sozusagen das Märchen der Vernunft. Und mit Märchen sollte man keine Politik machen! Also denn, Sarkasmus beiseite, zurück zum Dilemma:
Hans Magnus Enzensberger:
"Die Möglichkeiten, etwas falsch zu machen, sind unendlich – wie die Zahlen. Und jeder Versuch, einen Fehler zu vermeiden, kann andere Fehler bewirken. Stellen Sie sich ein System vor, das sich immer weiter verzweigt: der Fehlerbaum. Aber es gibt genauso viele Erfolge. Nehmen Sie die Zivilisation: ein Erfolg nach dem anderen".
Rainer Maria Rilke:
"Ich kann mir kein seligeres denken, als dieses Eine: daß man ein Beginner werden muß. Einer der das erste Wort schreibt hinter einen jahrhundertelangen Gedankenstrich".
die neueste ( ?? denke ich) Verfilmung von " Krabat " habe ich erst vor drei Tagen gesehen, nachdem ich sie an den Osterfeiertagen aufgezeichnet hatte.
Die Thematik als solche war mir allerdings bereits früher bekannt, als die Sage in einem Stück des D'dorfers Marionettentheater umgesetzt wurde.
Übrigens eine sehr sehenswerte Inszenierung, die zeigt, dass man auch mit kleinen Mitteln Großes leisten kann. Man muss, freilich, diese Art der Aufführungen mögen.
Und ohne jetzt den berühmten Satz der indianischen Krähe einzufügen, der da lautet mit Geld und Essen und Jedermann oder so...,
Auch der Zauberlehrling muss
seinen Zehnt entrichten
und am Ende
verzichten.
Die Erkenntnis, dass wir endlich sind, überwiegt schliesslich doch alles.
Lieber Eckhard, die Aufnahme der alten Schaltzentrale, die das Erfurter Elektromuseum in diesem tief roten Raum präsentiert wie das Herz in einem Körper, lässt einen bei der Thematik 'Tschernobyl' natürlich sofort an eine mögliche Ansicht des Kontrollzentrums im Kraftwerk vor der Explosion
und mit solchen Bildern an die Fehler bzw. die vermeidbaren Fehlentscheidungen des leitenden Personals sowie der als denkfaul beschriebenen Mitarbeiter während des Tests an den Turbogeneratoren denken.
http://dahlmannschule.lernnetz.de/pu13tschernobyl/texte/unfallhergang/index.html
Über den Unfallhergang, der letztlich zur Explosion des Reaktors geführt hat, wurden viele Berichte veröffentlich, deren Lektüre einem die Haare zu Berge stehen lassen, wenn man die Aneinanderreihung von Dummheit, Arroganz, Fehleinschätzung und Leichtsinn erkennt, die selbst in der letzten kritischen Phase augenscheinlich keiner der Beteiligten durchbrechen konnte oder wollte. Vermutlich werden auch übergeordnete Behörden, deren Funktionäre fachlich vermutlich wenig von der hochkomplizierten Arbeitsweise eines solchen Reaktors verstanden, Druck’ aufgebaut haben und die Aussicht auf Prämien und Vergünstigungen bei Planerfüllung bzw. Planübererfüllung dürften in dem System keine geringe Rolle gespielt haben, so dass man sich leichtfertig auf einen solchen Wahnsinn einließ.
Neben dem in der Antwort an Trude bereits erwähnten Film bei 3sat, den ich mit großem In-teresse sah, war auch die Dokumentation bei ARTE sehr informativ. Allerdings liefen die Sendungen größtenteils parallel, so dass ich nur einige der auf der Seite verlinkten Beiträge verfolgen konnte. http://www.arte.tv/de/3806900.html?gclid=CKOh5tTjvqgCFQK-zAodlU5Spg
Mir war vorher gar nicht klar, welches Ausmaß die Katastrophe in Tschernobyl wirklich annahm, wie viele Menschenleben sie gekostet hat, was noch hätte passieren können, wenn die geschmolzene Masse in das Wasserspeicherbecken gelangt wäre und wie hoch auch heute noch das von dem zerstörten Reaktor ausgehende Gefahrenpotenzial ist.
Dass solche Dinge aber nicht nur im fernen Russland geschahen, dass Menschen nirgendwo auf der Welt fehlerfrei agieren und niemand ‚sicher’ sein kann, selbst wenn andere Restrisiken möglichst gering gehalten werden könnten, dass auch wir bereits vor mindestens einem Super-Gau standen und dass Entscheidungen Für und Wider auch in Deutschland eng mit Interessen von Politik und Wirtschaft verknüpft waren (und sind), zeigen die Links unter deinem Bild und zeigt insbesondere u.a. auch der ZDF-Bericht aus dem Jahr 2009: http://www.youtube.com/watch?v=n6Tb0jS1CwM
Hat man - rückblickend - in den zurückliegenden drei Jahrzehnten irgendetwas gelernt im Umgang mit den erschaffenen Dämonen? Weiß man sie zu zähmen oder spielen wir weiterhin Gott? Wie kann man zulassen, dass uns aufgrund einer völlig falschen Ausrichtung der Energieversorgung und dem Gewinnstreben Einzelner täglich die Gefahr einer atomaren Verseuchung droht?
Selbst die immer wieder vorgebrachten Argumente von billigem Atomstrom haben sich bei genauem Hinsehen längst als Mogelpackung erwiesen. Zum großen Teil muss der Steuerzahler für die Kosten aufkommen. Vom Verdienst der Kraftwerksbetreiber kommt beim Energiekunden allerdings nichts an.
Ein Vergleich zum als teuer angekündigten Ausbau der erneuerbaren Energien hinkt also gewaltig. Vermutlich sähe die Bilanz für diesen Sektor, vor allem auch wenn man die Risiken einrechnen würde, sogar deutlich besser aus.
„Der Mensch hat eine kurze Erinnerung, aber das Atom ein langes Leben.“ Bleibt zu hoffen, dass der Mensch nun auch verstanden hat, auf welchem Pulverfass er derzeit sitzt und dass ein Umdenken keine Frage der Möglichkeiten und Berechnungen, sondern eine unumgängliche Notwendigkeit ist.
Von manchen Experimenten sollte wir die Finger lassen, wenn erste Einschätzungen ergeben, dass sie mit einem nicht kalkulierbaren Risiko verbunden sind bzw. wenn absehbar ist, dass man nachfolgenden Generationen dadurch große Lasten auferlegt.
wenn sich wissenschaftlicher Forschungsdrang und Ehrgeiz nicht von Ansprüchen des Kapitalsektors trennen läßt, wird es immer zu hochriskanten Entwicklungen kommen . Es fehlt die Bremse der Verantwortung gegenüber dem Allgemeinwohl, also der Menschheit insgesamt ... Beispiele dafür gibt es inzwischen genug.
Der erstverlinkte Beitrag der Faz hat mich sehr berührt. Die weiteren Texte hab ich mir dann schon geschenkt. Schließlich ist genug dazu gesagt und zwar viel zu viel von Pro und Contra. Ich mag's nicht mehr hören .
Grüße, Trude
Lieber Eckhard: Du irrst, ich bin keinesfalls auf dem Weg zur Einwortanmerkerin. Manchmal, ganz selten jedoch, braucht es nicht vieler Worte und so ging es mir hier.
Ilse
Flighty Furrow 03/05/2011 13:27
.Hallo Eckhard!
Es geht um Angst, sehr viel Angst. Sie reicht über den Undenkbarkeitshorizont hinaus. Oder 'geht' sie in die entgegengesetzte Richtung?
Und es geht um Prioritäten, feinsinnig in Szene gesetzte Prioritäten. Würde man von einem statistischen Ansatz ausgehen und sagen "ja wir machen überall da den Ausstieg, wo es signifikant viele Todesfälle gibt, dann wäre nicht nur unserer Städte Luftqualität geholfen! Aber dann könnten ja nicht mal mehr die Grünen mit dem Auto zur Anti-Kern-Demo gelangen. Welch ein Undenkbarkeitshorizont! Keine Bange ich versuche hier keinen zu überzeugen, denn die Statistik, das wissen wir doch schon seit längerem, ist sozusagen das Märchen der Vernunft. Und mit Märchen sollte man keine Politik machen! Also denn, Sarkasmus beiseite, zurück zum Dilemma:
Hans Magnus Enzensberger:
"Die Möglichkeiten, etwas falsch zu machen, sind unendlich – wie die Zahlen. Und jeder Versuch, einen Fehler zu vermeiden, kann andere Fehler bewirken. Stellen Sie sich ein System vor, das sich immer weiter verzweigt: der Fehlerbaum. Aber es gibt genauso viele Erfolge. Nehmen Sie die Zivilisation: ein Erfolg nach dem anderen".
Rainer Maria Rilke:
"Ich kann mir kein seligeres denken, als dieses Eine: daß man ein Beginner werden muß. Einer der das erste Wort schreibt hinter einen jahrhundertelangen Gedankenstrich".
Markus Novak 01/05/2011 15:23
mir ist das zuviel Text ...... den diese wirklich tolle Bild auch gar nicht nötig hat !
absolut gelungen, stark inszeniert !!!
Gruß von Markus
Carsten Mundt 30/04/2011 10:12
Lieber Eckhard,die neueste ( ?? denke ich) Verfilmung von " Krabat " habe ich erst vor drei Tagen gesehen, nachdem ich sie an den Osterfeiertagen aufgezeichnet hatte.
Die Thematik als solche war mir allerdings bereits früher bekannt, als die Sage in einem Stück des D'dorfers Marionettentheater umgesetzt wurde.
http://www.marionettentheater-duesseldorf.de/webseite/stuecke_detail.php?vid=4
Übrigens eine sehr sehenswerte Inszenierung, die zeigt, dass man auch mit kleinen Mitteln Großes leisten kann. Man muss, freilich, diese Art der Aufführungen mögen.
Und ohne jetzt den berühmten Satz der indianischen Krähe einzufügen, der da lautet mit Geld und Essen und Jedermann oder so...,
Auch der Zauberlehrling muss
seinen Zehnt entrichten
und am Ende
verzichten.
Die Erkenntnis, dass wir endlich sind, überwiegt schliesslich doch alles.
Bussi
Carsten
Kerstin Stolzenburg 28/04/2011 11:38
Lieber Eckhard, die Aufnahme der alten Schaltzentrale, die das Erfurter Elektromuseum in diesem tief roten Raum präsentiert wie das Herz in einem Körper, lässt einen bei der Thematik 'Tschernobyl' natürlich sofort an eine mögliche Ansicht des Kontrollzentrums im Kraftwerk vor der Explosionhttp://static.rp-online.de/layout/showbilder/15344-144656_UKRAINE_CHERNOBYL_MEMORIES_XEL107.jpg
und mit solchen Bildern an die Fehler bzw. die vermeidbaren Fehlentscheidungen des leitenden Personals sowie der als denkfaul beschriebenen Mitarbeiter während des Tests an den Turbogeneratoren denken.
http://dahlmannschule.lernnetz.de/pu13tschernobyl/texte/unfallhergang/index.html
Über den Unfallhergang, der letztlich zur Explosion des Reaktors geführt hat, wurden viele Berichte veröffentlich, deren Lektüre einem die Haare zu Berge stehen lassen, wenn man die Aneinanderreihung von Dummheit, Arroganz, Fehleinschätzung und Leichtsinn erkennt, die selbst in der letzten kritischen Phase augenscheinlich keiner der Beteiligten durchbrechen konnte oder wollte. Vermutlich werden auch übergeordnete Behörden, deren Funktionäre fachlich vermutlich wenig von der hochkomplizierten Arbeitsweise eines solchen Reaktors verstanden, Druck’ aufgebaut haben und die Aussicht auf Prämien und Vergünstigungen bei Planerfüllung bzw. Planübererfüllung dürften in dem System keine geringe Rolle gespielt haben, so dass man sich leichtfertig auf einen solchen Wahnsinn einließ.
Neben dem in der Antwort an Trude bereits erwähnten Film bei 3sat, den ich mit großem In-teresse sah, war auch die Dokumentation bei ARTE sehr informativ. Allerdings liefen die Sendungen größtenteils parallel, so dass ich nur einige der auf der Seite verlinkten Beiträge verfolgen konnte.
http://www.arte.tv/de/3806900.html?gclid=CKOh5tTjvqgCFQK-zAodlU5Spg
Mir war vorher gar nicht klar, welches Ausmaß die Katastrophe in Tschernobyl wirklich annahm, wie viele Menschenleben sie gekostet hat, was noch hätte passieren können, wenn die geschmolzene Masse in das Wasserspeicherbecken gelangt wäre und wie hoch auch heute noch das von dem zerstörten Reaktor ausgehende Gefahrenpotenzial ist.
Dass solche Dinge aber nicht nur im fernen Russland geschahen, dass Menschen nirgendwo auf der Welt fehlerfrei agieren und niemand ‚sicher’ sein kann, selbst wenn andere Restrisiken möglichst gering gehalten werden könnten, dass auch wir bereits vor mindestens einem Super-Gau standen und dass Entscheidungen Für und Wider auch in Deutschland eng mit Interessen von Politik und Wirtschaft verknüpft waren (und sind), zeigen die Links unter deinem Bild und zeigt insbesondere u.a. auch der ZDF-Bericht aus dem Jahr 2009:
http://www.youtube.com/watch?v=n6Tb0jS1CwM
Hat man - rückblickend - in den zurückliegenden drei Jahrzehnten irgendetwas gelernt im Umgang mit den erschaffenen Dämonen? Weiß man sie zu zähmen oder spielen wir weiterhin Gott? Wie kann man zulassen, dass uns aufgrund einer völlig falschen Ausrichtung der Energieversorgung und dem Gewinnstreben Einzelner täglich die Gefahr einer atomaren Verseuchung droht?
Selbst die immer wieder vorgebrachten Argumente von billigem Atomstrom haben sich bei genauem Hinsehen längst als Mogelpackung erwiesen. Zum großen Teil muss der Steuerzahler für die Kosten aufkommen. Vom Verdienst der Kraftwerksbetreiber kommt beim Energiekunden allerdings nichts an.
http://www.youtube.com/watch?v=YM5LqZLHNOo&feature=related http://www.wdr5.de/sendungen/morgenecho/serienuebersicht/geplatzte-alp-traeume.html
Ein Vergleich zum als teuer angekündigten Ausbau der erneuerbaren Energien hinkt also gewaltig. Vermutlich sähe die Bilanz für diesen Sektor, vor allem auch wenn man die Risiken einrechnen würde, sogar deutlich besser aus.
„Der Mensch hat eine kurze Erinnerung, aber das Atom ein langes Leben.“ Bleibt zu hoffen, dass der Mensch nun auch verstanden hat, auf welchem Pulverfass er derzeit sitzt und dass ein Umdenken keine Frage der Möglichkeiten und Berechnungen, sondern eine unumgängliche Notwendigkeit ist.
Von manchen Experimenten sollte wir die Finger lassen, wenn erste Einschätzungen ergeben, dass sie mit einem nicht kalkulierbaren Risiko verbunden sind bzw. wenn absehbar ist, dass man nachfolgenden Generationen dadurch große Lasten auferlegt.
http://www.greenpeace.de/themen/klima/klimawandel/artikel/wundermittel_co2_speicherung/
http://www.tagesspiegel.de/weltspiegel/die-tiefseestoerung/3796116.html
Kerstin
† Trude S. 26/04/2011 22:03
wenn sich wissenschaftlicher Forschungsdrang und Ehrgeiz nicht von Ansprüchen des Kapitalsektors trennen läßt, wird es immer zu hochriskanten Entwicklungen kommen . Es fehlt die Bremse der Verantwortung gegenüber dem Allgemeinwohl, also der Menschheit insgesamt ... Beispiele dafür gibt es inzwischen genug.Der erstverlinkte Beitrag der Faz hat mich sehr berührt. Die weiteren Texte hab ich mir dann schon geschenkt. Schließlich ist genug dazu gesagt und zwar viel zu viel von Pro und Contra. Ich mag's nicht mehr hören .
Grüße, Trude
Ilse Jentzsch 26/04/2011 21:53
Lieber Eckhard: Du irrst, ich bin keinesfalls auf dem Weg zur Einwortanmerkerin. Manchmal, ganz selten jedoch, braucht es nicht vieler Worte und so ging es mir hier.Ilse