Nun, lieber Eckhard, da stellt sich doch zunächst gleich einmal die Frage: Meint der Bildtitel das von Dir so gestaltete Foto oder die in dieser speziellen Art vor der Hauswand mehr oder weniger zufällig so angeordneten Fernsehgeräte oder etwa das evtl. wirklich so von einem Künstler gestaltete "Kunstobjekt" (wobei unklar bliebe, was alles dazu gehört).
Meine Theorie ist, das hier vielleicht ein Ordnung liebender Hausmeister an einem Elektroschrott-Sperrmülltag die Entsorgungsgegenstände der Hausgemeinschaft gewissenhaft in Reih und Glied zur Abholung bereitgestellt hat. Es könnte ja auch möglich sein, dass ein wenig begüterter Interessent noch Gefallen an einem der "guten" Stücke fände und somit der Wegwerfgesellschaft ein wenig von ihrem verdorbenen Ruf nähme. (So die Gedanken des Hausmeisters Krause.)
Falls das so wäre, würde ich dem Fotografen gern ein besonderes Lob für seine Beobachtungsgabe einerseits und für die schnelle Umsetzung der Erkenntnis eines guten Motivs in ein wirkungsvolles Bild aussprechen.
Sollte er (der Fotograf) die (ursprünglich evtl.) schlamperte Arbeit des Hausmeisters durch eigenes Hand anlegen dahingehend korrigiert haben, dass er selbst die Geräte in einen Zustand verbracht hat, der einem künstlerischen Anspruch äußerst nahe zu kommen scheint, würde ich mein Lob noch dahingehend ergänzen, dass hier ein künstlerisches Gestaltungsgeschick am Werke war, das weit über das fotografische Können und Wirken herausragt!
Schlicht ausgedrückt: Das Ergebnis IST Kunst!!! - Auch wenn der Name des Künstler noch nicht die Ausstellungskataloge dieser Welt ziert.
Aus der Sicht des Hausmeisters Krause (wenn er denn der Gestalter diese Szene war) gilt natürlich der zweite Halbsatz: "Das kann weg!"
Für mich schwieriger zu beurteilen wäre die dritte Option, dass dies bereits ein arrangiertes Kunstwerk eines sich als Künstler bezeichnenden Menschen sein soll. Persönlich würde ich mich da der subjektiven Beurteilung des Hausmeisters sehr nahe empfinden. Es würde mir der Moment der kreativen Erkenntnis fehlen, mit der der Fotograf die ungewöhnliche Situation so spontan erfasst haben könnte. Das bloße Abstellen von Fernsehern an einer beliebigen Hauswand an sich als Kunst anzubieten ist mir zu dünn. So wie das Abstellen eines Allerweltswohnwagens irgendwo in der Stadt - ein Beispiel, das Du vor längerer Zeit einmal als Kunstobjekt (eines anderen Künstlers) hier präsentiert hast.
Sicher muss sich die Kunst auch weiterentwickeln aber dort, wo die Kunst sich weniger vom Können als von der Provokation ableitet, nehme ich mir das Wahlrecht, sie weniger zu beachten.
da es sich offensichtlich um technisch veraltete Gerätschaften handelt, die ungeschützt im Freien stehen, Wind und Wetter ausgesetzt, kann das weg.
Die einst weit verbreiteten Videoinstallationswände sind ja auch nicht mehr so hip, als dass die vier potentiellen Mitglieder, die Du hier präsentierst, dort noch einen Zweck erfüllen könnten, zumal sie abgehängt und stumm erscheinen.
Freilich könnte man auch dieses als künstlerische Aussage betrachten; das Stummsein und das Nichtzeigen von Bildern als eigenständige Aussage.
Gewissermaßen ungepluggtes TV :)
Wenn man an zurückliegende Zeiten denkt, in denen Kunst noch eher als Handwerk betrachtet wurde, so steckt sicherlich auch in den ausgedienten Geräten ein Stück weit "Handwerk" und sind somit Kunst.
Wobei sich die Frage stellt, ob man denn angesichts der heutigen weitgehend zerlegten und automatisierten Produktionsprozesse noch überhaupt ein Stück menschliche Arbeit und "Handwerk" entdecken kann.
Allerdings steckt auch in der ausgefeiltesten Maschine und in einem höchst spezialisiertem mechatronischem Ablauf irgendwo ganz am Beginn der Kette vielleicht ein Dreher, Fräser, oder ein ähnlicher handwerkschaftlicher Arbeitsschritt, so dass auch in diesen Produkten ein Stück Handwerk oder Kunst stecken könnte.
Man müsste die Überlegung anstellen, ob sich denn die Kunst des Handwerks in den nachfolgenden Schritten wieder entdecken lässt, sich quasi vererbt und von einem Produktionsschritt zum nächsten weitergegeben wird ?
Wir sind schliesslich noch nicht so weit, dass sich die Maschinen, wie in der Matrix, von selbst reproduzieren oder herstellen können.
Wenn nun auch in jedem unbelebten und von Menschen geschaffenem Objekt ein Stück menschlicher Tätigkeit steckt,
dann ist dieses Kunst ?
Nun hat man sich über derlei Dinge bereits Gedanken gemacht:
"Diese ganzen Aktionen waren ja wichtig, um den alten Kunstbegriff zu erweitern. So weit, so groß wie möglich zu machen. Nach Möglichkeit so groß zu machen, daß er jede menschliche Tätigkeit umgreifen kann. Wenn das stimmt, daß dieser erweiterte Kunstbegriff jede menschliche Tätigkeit umgreift, daß also jede menschliche Handlung zum Kunstwerk erklärt wird, folgt daraus ja logisch, daß das auch für einen Wissenschaftler gilt, für einen Physiker oder einen Chemiker. Es folgt auch logisch daraus, daß dies für einen Menschen gilt, der sich mit Philosophie oder mit Religionssystemen befaßt. Eben, es folgt daraus, daß jede menschliche Tätigkeit damit umgriffen ist."
Eines ist jedenfalls sicher, lieber Eckhard, die stummen und stillen Geräte können jedenfalls so nicht über Fritten berichten, die neulich zu einem Kunststreit führten.
Und ebenfalls sicher ist, dass auch die Kunst, genau wie der menschliche Geist, hoch hinaus will.
@Gert, danke für die Aufklärung.
Dann sind alle die, die bei uns den Sperrmüll so dekorativ vor ihre Häuser stellen, also Künstler. Ich merke schon, ich muß noch viel lernen, bin ganz eindeutig ein Kunstbanause.
Ilse
das ist auf der Documenta in Kassel, lieber Eckhard und wehe es rührt einer an den Geräten. Der Künstler hat schon seinen Rechtsanwalt dabei.
Name der installation: "In vier Himmelsrichtungen sollst du sehen". ;-) HG Gert
Vermutlich wurde es erst zur Kunst "gemacht" und dann entsorgt.
Vielleicht war es aber auch ganz anders und der Eckhard überrascht uns mit einer Erklärung, die wir so nimmer und nie erwartet hätten :-)
Herzlich grüßt
Ilse
Karl-Dieter Frost 06/02/2012 22:21
Nun, lieber Eckhard, da stellt sich doch zunächst gleich einmal die Frage: Meint der Bildtitel das von Dir so gestaltete Foto oder die in dieser speziellen Art vor der Hauswand mehr oder weniger zufällig so angeordneten Fernsehgeräte oder etwa das evtl. wirklich so von einem Künstler gestaltete "Kunstobjekt" (wobei unklar bliebe, was alles dazu gehört).Meine Theorie ist, das hier vielleicht ein Ordnung liebender Hausmeister an einem Elektroschrott-Sperrmülltag die Entsorgungsgegenstände der Hausgemeinschaft gewissenhaft in Reih und Glied zur Abholung bereitgestellt hat. Es könnte ja auch möglich sein, dass ein wenig begüterter Interessent noch Gefallen an einem der "guten" Stücke fände und somit der Wegwerfgesellschaft ein wenig von ihrem verdorbenen Ruf nähme. (So die Gedanken des Hausmeisters Krause.)
Falls das so wäre, würde ich dem Fotografen gern ein besonderes Lob für seine Beobachtungsgabe einerseits und für die schnelle Umsetzung der Erkenntnis eines guten Motivs in ein wirkungsvolles Bild aussprechen.
Sollte er (der Fotograf) die (ursprünglich evtl.) schlamperte Arbeit des Hausmeisters durch eigenes Hand anlegen dahingehend korrigiert haben, dass er selbst die Geräte in einen Zustand verbracht hat, der einem künstlerischen Anspruch äußerst nahe zu kommen scheint, würde ich mein Lob noch dahingehend ergänzen, dass hier ein künstlerisches Gestaltungsgeschick am Werke war, das weit über das fotografische Können und Wirken herausragt!
Schlicht ausgedrückt: Das Ergebnis IST Kunst!!! - Auch wenn der Name des Künstler noch nicht die Ausstellungskataloge dieser Welt ziert.
Aus der Sicht des Hausmeisters Krause (wenn er denn der Gestalter diese Szene war) gilt natürlich der zweite Halbsatz: "Das kann weg!"
Für mich schwieriger zu beurteilen wäre die dritte Option, dass dies bereits ein arrangiertes Kunstwerk eines sich als Künstler bezeichnenden Menschen sein soll. Persönlich würde ich mich da der subjektiven Beurteilung des Hausmeisters sehr nahe empfinden. Es würde mir der Moment der kreativen Erkenntnis fehlen, mit der der Fotograf die ungewöhnliche Situation so spontan erfasst haben könnte. Das bloße Abstellen von Fernsehern an einer beliebigen Hauswand an sich als Kunst anzubieten ist mir zu dünn. So wie das Abstellen eines Allerweltswohnwagens irgendwo in der Stadt - ein Beispiel, das Du vor längerer Zeit einmal als Kunstobjekt (eines anderen Künstlers) hier präsentiert hast.
Sicher muss sich die Kunst auch weiterentwickeln aber dort, wo die Kunst sich weniger vom Können als von der Provokation ableitet, nehme ich mir das Wahlrecht, sie weniger zu beachten.
Gruß KD
Carsten Mundt 06/02/2012 18:29
Lieber Eckhard,da es sich offensichtlich um technisch veraltete Gerätschaften handelt, die ungeschützt im Freien stehen, Wind und Wetter ausgesetzt, kann das weg.
Die einst weit verbreiteten Videoinstallationswände sind ja auch nicht mehr so hip, als dass die vier potentiellen Mitglieder, die Du hier präsentierst, dort noch einen Zweck erfüllen könnten, zumal sie abgehängt und stumm erscheinen.
Freilich könnte man auch dieses als künstlerische Aussage betrachten; das Stummsein und das Nichtzeigen von Bildern als eigenständige Aussage.
Gewissermaßen ungepluggtes TV :)
Wenn man an zurückliegende Zeiten denkt, in denen Kunst noch eher als Handwerk betrachtet wurde, so steckt sicherlich auch in den ausgedienten Geräten ein Stück weit "Handwerk" und sind somit Kunst.
Wobei sich die Frage stellt, ob man denn angesichts der heutigen weitgehend zerlegten und automatisierten Produktionsprozesse noch überhaupt ein Stück menschliche Arbeit und "Handwerk" entdecken kann.
Allerdings steckt auch in der ausgefeiltesten Maschine und in einem höchst spezialisiertem mechatronischem Ablauf irgendwo ganz am Beginn der Kette vielleicht ein Dreher, Fräser, oder ein ähnlicher handwerkschaftlicher Arbeitsschritt, so dass auch in diesen Produkten ein Stück Handwerk oder Kunst stecken könnte.
Man müsste die Überlegung anstellen, ob sich denn die Kunst des Handwerks in den nachfolgenden Schritten wieder entdecken lässt, sich quasi vererbt und von einem Produktionsschritt zum nächsten weitergegeben wird ?
Wir sind schliesslich noch nicht so weit, dass sich die Maschinen, wie in der Matrix, von selbst reproduzieren oder herstellen können.
Wenn nun auch in jedem unbelebten und von Menschen geschaffenem Objekt ein Stück menschlicher Tätigkeit steckt,
dann ist dieses Kunst ?
Nun hat man sich über derlei Dinge bereits Gedanken gemacht:
"Diese ganzen Aktionen waren ja wichtig, um den alten Kunstbegriff zu erweitern. So weit, so groß wie möglich zu machen. Nach Möglichkeit so groß zu machen, daß er jede menschliche Tätigkeit umgreifen kann. Wenn das stimmt, daß dieser erweiterte Kunstbegriff jede menschliche Tätigkeit umgreift, daß also jede menschliche Handlung zum Kunstwerk erklärt wird, folgt daraus ja logisch, daß das auch für einen Wissenschaftler gilt, für einen Physiker oder einen Chemiker. Es folgt auch logisch daraus, daß dies für einen Menschen gilt, der sich mit Philosophie oder mit Religionssystemen befaßt. Eben, es folgt daraus, daß jede menschliche Tätigkeit damit umgriffen ist."
http://www.youtube.com/watch?v=XZTZW-k-TB8&feature=related
Eines ist jedenfalls sicher, lieber Eckhard, die stummen und stillen Geräte können jedenfalls so nicht über Fritten berichten, die neulich zu einem Kunststreit führten.
Und ebenfalls sicher ist, dass auch die Kunst, genau wie der menschliche Geist, hoch hinaus will.
Carsten
Flighty Furrow 06/02/2012 15:40
.Das ist doch ganz simpel, die erwarten, daß ein RecycleArtist vorbeigelaufen kommt.
Doch die Leut von der Müllabfuhr stehen früher auf!
Stimmt: Flimmerkisten ohne Untertitel sind wertlos!
Meiner wäre folgender:
Vier Montasgehälter von anno Dazumal finden sich auf der Straße - wieder.
† Trude S. 05/02/2012 23:54
jedem das Seine, ich halt mich raus und mach mir mein eigenes Bild :-)))Ilse Jentzsch 05/02/2012 22:35
@Gert, danke für die Aufklärung.Dann sind alle die, die bei uns den Sperrmüll so dekorativ vor ihre Häuser stellen, also Künstler. Ich merke schon, ich muß noch viel lernen, bin ganz eindeutig ein Kunstbanause.
Ilse
Gert Rehn 05/02/2012 22:31
das ist auf der Documenta in Kassel, lieber Eckhard und wehe es rührt einer an den Geräten. Der Künstler hat schon seinen Rechtsanwalt dabei.Name der installation: "In vier Himmelsrichtungen sollst du sehen". ;-) HG Gert
Kerstin Stolzenburg 05/02/2012 21:59
Tolles Bild, lieber Eckhard! Ein solches Motiv muss man erst einmal entdecken! ;-)))Eine kleine Besprechung folgt noch. Ich muss mir erst ein paar Gedanken zum Thema machen.
Kerstin
Ilse Jentzsch 05/02/2012 21:53
Vermutlich wurde es erst zur Kunst "gemacht" und dann entsorgt.Vielleicht war es aber auch ganz anders und der Eckhard überrascht uns mit einer Erklärung, die wir so nimmer und nie erwartet hätten :-)
Herzlich grüßt
Ilse
Stefan Adam 05/02/2012 21:36
Na, dann will ich meins auch mal verlinken:Aber jetzt mal im Ernst: wo ist das aufgenommen worden? Was hat es mit den anachronistischen Röhrengeräten auf sich? War es tatsächlich Kunst?
Bei dem aktuellen Rundgang in der Kunstakademie MS habe ich mir die Frage übrigens durchaus das eine oder andere Mal gestellt...
LG, Stefan
Willi Thiel 05/02/2012 21:25
ist kunstdie alten kisten
flimmern ist out
g willi