Lieber Eckhard, zur Diskussion um Crista Wolf kann ich leider nicht viel beitragen, da ich mich nicht genügend mit ihr beschäftigt habe. Wenn ich mir die Situation vorstelle, als Schriftsteller oder Künstler in einem totalitär regierten Land tätig sein zu müssen - oder zu wollen, dann ist das sicher eine Gratwanderung, die einem denkenden Menschen sehr viel abverlangt.
Da gibt es gesellschaftliche Themen/Bereiche, mit denen man sich vielleicht ganz oder teilweise identifizieren mag (es ist ja selten grundsätzlich alles schlecht) und da gibt es andere Seiten, die nach Kritik schreien. Wie viel darf man (mit)machen, ertragen oder fordern, um noch eine Stimme zu behalten, die gehört wird? Und wann ist die totale Auflehnung zwingend geboten? Zum Glück darf man auch viele Menschen unter denen einordnen, die weder als unverbesserlich noch als Wendehälse einzuordnen sind, da sie im Leben bereit waren, Irrtümer zu erkennen und Lernprozesse zu durchlaufen.
Für mich spiegelt Dein Foto eines gefesselten Engel-Torsos diese Konflikte sehr bildhaft wider!
Gruß KD
Lieber Eckhard, ich mußte als Schüler im Deutschunterricht "Der geteilte Himmel" lesen. Unsere Deutschlehrerin war eine überzeugte 68igerin und missionierte in jeder Stunde. Das hat mir diese Schriftstellerin verleidet.
Heute sehe ich vieles differenzierter! Es ist wichtig sich mit dieser deutsch-deutschen Geschichte auseinanderzusetzen.
Aber sympathischer sind sie und ihr Werk mir nie geworden. Wenn man Hohenschönhausen besucht hat und die Grenzkontrollen in Öbisfelde und anderswo jahrelang erlebt hat, dann ist es für mich nach wie vor schwer, diese Frau zu verstehen.
Deinen Anstoß zu dieser Diskussion finde ich sehr gut und alle Kommentare habe ich mit großem Interesse gelesen.
LG
Uli
@ Carsten @ Eckhard:
heute schon von Grass' Rede
am Grab von Christa Wolf gehört ???
@ da muss ich doch (noch) einmal wiedersprechen:
doch, es gibt sie (noch), die Berichte über gelungene,
beispielhafte Projekte (ob nun im Sozial-, Entwicklungshilfe-, Forschungsbereich .. oder einfach
von alltäglichem - oft leider nicht selbstverständlichem -
Einsatz selbstloser Einzelkämpfer ...).
Es gibt sie tatsächlich auch noch: selbstbewusste,
ehrliche Bürger, die sich niemals zum eigenen Vorteil
auf Kosten der Allgemeinheit Vorteile verschaffen würden,
die niemals einen Privatkredit als Landeseltern annehmen würden (selbst wenn sie es denn wären), die niemals mit einem Oberarschloch wie diesem affektierten Finanzguru das Urlaubsdomizil teilen würden ..., und die niemals
anschliessend noch in Sonntagspfarrer-Manier
die Litanei vom braven Bürger sülzen würden .....
(zugegeben: von letzteren wird weniger berichtet;
dabei handelt es sich - gefühlt - um Millionen braver Bürger und Steuerzahler !!!).
@ Christian (weiter oben): doch, doch: ich wusste
schon, warum ich in diesem Zusammenhang auch die
' ...-Flick'-Republik' erwähnte;
schliesslich habe ich Christa Wolf gewissermassen
ja auch mit Heinrich Böll verglichen, dem
' guten Gewissen' vom Rhein !
@ / aber NEIN : ich will dabei die Mielke-Truppen
keinesfalls mit den kapitalistischen Monopoly-Strategen auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs auf eine Stufe stellen !!!
Michael
nun ja, auf dem Rückzug ist das Wahre, Edle und Gute wohl nicht wirklich, aber es hat vielleicht Mühe, sich gegen die Flut der gescripteten Realitäten und finanziellen Desaster durch zu setzen ?
es ist ja gar nicht eindeutig fest zu machen, ob man den Engel fest machte, um ihn anzuketten, oder ob man ihn nicht vielmehr Stütze und Halt geben möchte, da ihm ein ja ein Flügel fehlt und er unvollkommen ist.
Das mag vielleicht die Diskrepanz beschreiben, die zwischen der Theorie, die ja nach wie vor ein alternatives Lebensmodell für eine Gesellschaft aufzeigt, und der dann tatsächlich gelebten Realität bestanden hatte.
Am Falle der Frau Wolf, die ja durch Auslandsreisen auch die andere Seite kannte und sich entschloss, dennoch weiterhin auf der Seite des Sozialismus stand zu halten, mag das ebenfalls erkennen können, glaubte sie doch wohl bis kurz vor dem Ende desselben, der ostdeutsche Staat könne noch weiter bestehen und reformiert werden zugunsten eines dann funktionierenden Sozialismus.
Man kann das als Blindheit oder aber auch als Idealismus bezeichnen, oder auch als blinden Idealismus. Ich möchte da nicht den Stab brechen müssen, aber Du kennst meine Meinung, dass auch andere Meinungen wenigsten betrachtenswert sind.
Schade allerdings ist, dass Deutschland wieder einen kontroversen Geist verloren hat, da doch überhaupt das Schöngeistige auf dem Rückzug zu sein scheint.
Karl-Dieter Frost 27/12/2011 20:17
Lieber Eckhard, zur Diskussion um Crista Wolf kann ich leider nicht viel beitragen, da ich mich nicht genügend mit ihr beschäftigt habe. Wenn ich mir die Situation vorstelle, als Schriftsteller oder Künstler in einem totalitär regierten Land tätig sein zu müssen - oder zu wollen, dann ist das sicher eine Gratwanderung, die einem denkenden Menschen sehr viel abverlangt.Da gibt es gesellschaftliche Themen/Bereiche, mit denen man sich vielleicht ganz oder teilweise identifizieren mag (es ist ja selten grundsätzlich alles schlecht) und da gibt es andere Seiten, die nach Kritik schreien. Wie viel darf man (mit)machen, ertragen oder fordern, um noch eine Stimme zu behalten, die gehört wird? Und wann ist die totale Auflehnung zwingend geboten? Zum Glück darf man auch viele Menschen unter denen einordnen, die weder als unverbesserlich noch als Wendehälse einzuordnen sind, da sie im Leben bereit waren, Irrtümer zu erkennen und Lernprozesse zu durchlaufen.
Für mich spiegelt Dein Foto eines gefesselten Engel-Torsos diese Konflikte sehr bildhaft wider!
Gruß KD
UK-Photo 19/12/2011 19:42
Lieber Eckhard, ich mußte als Schüler im Deutschunterricht "Der geteilte Himmel" lesen. Unsere Deutschlehrerin war eine überzeugte 68igerin und missionierte in jeder Stunde. Das hat mir diese Schriftstellerin verleidet.Heute sehe ich vieles differenzierter! Es ist wichtig sich mit dieser deutsch-deutschen Geschichte auseinanderzusetzen.
Aber sympathischer sind sie und ihr Werk mir nie geworden. Wenn man Hohenschönhausen besucht hat und die Grenzkontrollen in Öbisfelde und anderswo jahrelang erlebt hat, dann ist es für mich nach wie vor schwer, diese Frau zu verstehen.
Deinen Anstoß zu dieser Diskussion finde ich sehr gut und alle Kommentare habe ich mit großem Interesse gelesen.
LG
Uli
Kerstin Stolzenburg 15/12/2011 15:30
;-)
Lieber Eckhard, meine kleine Besprechung folgt noch; habe momentan beruflich etwas viel 'um die Ohren'. ;-)
Kerstin
Michael Jo. 14/12/2011 21:19
@ Carsten @ Eckhard:heute schon von Grass' Rede
am Grab von Christa Wolf gehört ???
@ da muss ich doch (noch) einmal wiedersprechen:
doch, es gibt sie (noch), die Berichte über gelungene,
beispielhafte Projekte (ob nun im Sozial-, Entwicklungshilfe-, Forschungsbereich .. oder einfach
von alltäglichem - oft leider nicht selbstverständlichem -
Einsatz selbstloser Einzelkämpfer ...).
Es gibt sie tatsächlich auch noch: selbstbewusste,
ehrliche Bürger, die sich niemals zum eigenen Vorteil
auf Kosten der Allgemeinheit Vorteile verschaffen würden,
die niemals einen Privatkredit als Landeseltern annehmen würden (selbst wenn sie es denn wären), die niemals mit einem Oberarschloch wie diesem affektierten Finanzguru das Urlaubsdomizil teilen würden ..., und die niemals
anschliessend noch in Sonntagspfarrer-Manier
die Litanei vom braven Bürger sülzen würden .....
(zugegeben: von letzteren wird weniger berichtet;
dabei handelt es sich - gefühlt - um Millionen braver Bürger und Steuerzahler !!!).
@ Christian (weiter oben): doch, doch: ich wusste
schon, warum ich in diesem Zusammenhang auch die
' ...-Flick'-Republik' erwähnte;
schliesslich habe ich Christa Wolf gewissermassen
ja auch mit Heinrich Böll verglichen, dem
' guten Gewissen' vom Rhein !
@ / aber NEIN : ich will dabei die Mielke-Truppen
keinesfalls mit den kapitalistischen Monopoly-Strategen auf der anderen Seite des Eisernen Vorhangs auf eine Stufe stellen !!!
Michael
Carsten Mundt 14/12/2011 8:39
Lieber Eckhard,nun ja, auf dem Rückzug ist das Wahre, Edle und Gute wohl nicht wirklich, aber es hat vielleicht Mühe, sich gegen die Flut der gescripteten Realitäten und finanziellen Desaster durch zu setzen ?
BluesTime 13/12/2011 12:59
***hab´s heute erst entdeckt ; sie war was besonderes
lg
Carsten Mundt 13/12/2011 10:06
Lieber Eckhard,es ist ja gar nicht eindeutig fest zu machen, ob man den Engel fest machte, um ihn anzuketten, oder ob man ihn nicht vielmehr Stütze und Halt geben möchte, da ihm ein ja ein Flügel fehlt und er unvollkommen ist.
Das mag vielleicht die Diskrepanz beschreiben, die zwischen der Theorie, die ja nach wie vor ein alternatives Lebensmodell für eine Gesellschaft aufzeigt, und der dann tatsächlich gelebten Realität bestanden hatte.
Am Falle der Frau Wolf, die ja durch Auslandsreisen auch die andere Seite kannte und sich entschloss, dennoch weiterhin auf der Seite des Sozialismus stand zu halten, mag das ebenfalls erkennen können, glaubte sie doch wohl bis kurz vor dem Ende desselben, der ostdeutsche Staat könne noch weiter bestehen und reformiert werden zugunsten eines dann funktionierenden Sozialismus.
Man kann das als Blindheit oder aber auch als Idealismus bezeichnen, oder auch als blinden Idealismus. Ich möchte da nicht den Stab brechen müssen, aber Du kennst meine Meinung, dass auch andere Meinungen wenigsten betrachtenswert sind.
Schade allerdings ist, dass Deutschland wieder einen kontroversen Geist verloren hat, da doch überhaupt das Schöngeistige auf dem Rückzug zu sein scheint.
Carsten