Meine Tochter ist vor 4 Jahren, nach dem ABI, 9 Monate durch Indien gereist.
Ein Ausschnitt aus ihrem Blog passt gut zu deinem Foto:
Nach 40 Stunden Zugfahren bin ich letzten Mittwoch, also vor knapp einer Woche, in Varanasi angekommen. Diese Stadt ist eine ziemliche Herausforderung. Sie zehrt an den Nerven und an Energie. Die Gassen sind eng, überfüllt. Es ist heiß, Tag und Nacht. In den engen Gassen stehen riesige Kühe und Bullen (an denen man sich vorbei schleichen muss) und es liegen unzählige kranke Hunde herum. Wenn man irgendwo auf den Dächern (bei uns im guesthouse oder in einem Restaurant) ist, muss man auf die Affen achten, die überall rumturnen. Einer hat aus unserem Zimmer schon eine Pappschachtel geklaut :).
Der Ganges ist braun, so wie man ihn auch im Fernsehen sieht, dreckig, was auch kein Wunder ist, denn die Inder benutzen ihn nicht nur für heilige Bäder, sondern auch, um sich generell zu waschen, um sich die Zähne zu putzen und um Wäsche zu waschen. Das findet an den Ghats statt, den Treppenstufen zum Ganges, von denen es zahlreiche gibt. Einige Ghats sind Orte für die traditionelle Leichenverbrennung. Und als wir am ersten Tag zum Ganges gingen, kamen wir zufällig direkt zu einem Ghat für Leichenverbrennungen... die Leichen werden in bunten Tüchern zum Ufer getragen und dort auf einen Scheiterhaufen gelegt (die Reichen können sich teures Holz leisten, die Armen bekommen altes Holz). Dann wird es angezündet. Als wir da waren, hat uns ein Mann einiges erklärt. Währenddessen habe ich abgefallene Füße gesehen, die dann irgendwo in den Scheiterhaufen gesteckt werden. Als sie einen Körper aufgerichtet haben, um ihn umzudrehen, konnte man noch sein Gesicht erkennen. Es ist wie eine Beerdigung, nur dass niemand weint. Frauen dürfen nicht dabei sein, denn früher sind einige freiwillig in das Feuer gesprungen, wenn ihr Mann verbrannt wurde (als Witwe zählt man nicht mehr viel), oder sie sind von Familienmitgliedern geschubst worden...es gibt auch Menschen, die nicht verbrannt werden dürfen, die es nicht nötig haben, gereinigt zu werden (z.B. Kinder) oder die es nicht verdienen (z.B. Leprakranke). Es gibt 6 verschiedene Gruppen, die dann nicht verbrannt werden, sondern an einen Stein gebunden direkt in den Ganges kommen...das ist Indien...
Eine Ehre, der du dich mit Fotos wie diesen würdig zeigst.
Es zeigt den Tod in der Mitte der Lebens, wie Alfons schreibt - ganz natürlich direkt, fast archaisch. Und doch spiegeln die Haltungen und Minen auch, dass der Tod etwas anderes ist - ein Hüben und Drüben. Die stoisch gelassen blickende Kuh und das hinter dem Rauch alltäglich geschäftige Boot rahmen die Szene.
dongbide 30/01/2012 20:40
@ Horst Witte: danke für den Beitrag, der das Bild von Johannes sehr eingehend plausibel macht!LG, dongbide
Horst Witte 30/01/2012 15:21
Meine Tochter ist vor 4 Jahren, nach dem ABI, 9 Monate durch Indien gereist.Ein Ausschnitt aus ihrem Blog passt gut zu deinem Foto:
Nach 40 Stunden Zugfahren bin ich letzten Mittwoch, also vor knapp einer Woche, in Varanasi angekommen. Diese Stadt ist eine ziemliche Herausforderung. Sie zehrt an den Nerven und an Energie. Die Gassen sind eng, überfüllt. Es ist heiß, Tag und Nacht. In den engen Gassen stehen riesige Kühe und Bullen (an denen man sich vorbei schleichen muss) und es liegen unzählige kranke Hunde herum. Wenn man irgendwo auf den Dächern (bei uns im guesthouse oder in einem Restaurant) ist, muss man auf die Affen achten, die überall rumturnen. Einer hat aus unserem Zimmer schon eine Pappschachtel geklaut :).
Der Ganges ist braun, so wie man ihn auch im Fernsehen sieht, dreckig, was auch kein Wunder ist, denn die Inder benutzen ihn nicht nur für heilige Bäder, sondern auch, um sich generell zu waschen, um sich die Zähne zu putzen und um Wäsche zu waschen. Das findet an den Ghats statt, den Treppenstufen zum Ganges, von denen es zahlreiche gibt. Einige Ghats sind Orte für die traditionelle Leichenverbrennung. Und als wir am ersten Tag zum Ganges gingen, kamen wir zufällig direkt zu einem Ghat für Leichenverbrennungen... die Leichen werden in bunten Tüchern zum Ufer getragen und dort auf einen Scheiterhaufen gelegt (die Reichen können sich teures Holz leisten, die Armen bekommen altes Holz). Dann wird es angezündet. Als wir da waren, hat uns ein Mann einiges erklärt. Währenddessen habe ich abgefallene Füße gesehen, die dann irgendwo in den Scheiterhaufen gesteckt werden. Als sie einen Körper aufgerichtet haben, um ihn umzudrehen, konnte man noch sein Gesicht erkennen. Es ist wie eine Beerdigung, nur dass niemand weint. Frauen dürfen nicht dabei sein, denn früher sind einige freiwillig in das Feuer gesprungen, wenn ihr Mann verbrannt wurde (als Witwe zählt man nicht mehr viel), oder sie sind von Familienmitgliedern geschubst worden...es gibt auch Menschen, die nicht verbrannt werden dürfen, die es nicht nötig haben, gereinigt zu werden (z.B. Kinder) oder die es nicht verdienen (z.B. Leprakranke). Es gibt 6 verschiedene Gruppen, die dann nicht verbrannt werden, sondern an einen Stein gebunden direkt in den Ganges kommen...das ist Indien...
Frau Ke 30/01/2012 11:08
Eine Ehre, der du dich mit Fotos wie diesen würdig zeigst.Es zeigt den Tod in der Mitte der Lebens, wie Alfons schreibt - ganz natürlich direkt, fast archaisch. Und doch spiegeln die Haltungen und Minen auch, dass der Tod etwas anderes ist - ein Hüben und Drüben. Die stoisch gelassen blickende Kuh und das hinter dem Rauch alltäglich geschäftige Boot rahmen die Szene.
Fritz Degen 29/01/2012 23:22
Fav!Photomann Der 29/01/2012 23:01
interessant find ich ja die Haltungen bzw. dass sich einige scheinbar abwenden und andere genau hinsehen ...luccini 29/01/2012 22:44
!!!Mark Frantz 29/01/2012 21:56
sehr interessant. bin gespannt auf mehr.
° Chnum ° 29/01/2012 21:03
... wie Zacki.Sehr gut.
Claudy B. 29/01/2012 18:50
das ist wirklich sehr eindrucksvoll...!Nielsson 29/01/2012 18:30
in der tat sehr beeindruckend und sehenswert. danke.(sent via fotocommunity Android App)
Zoom 61 29/01/2012 18:26
@ JohannesDanke !! Gerne....nicht vergessen :-)
dongbide 29/01/2012 17:54
...und die Kuh guckt zu!VerschlussSache 29/01/2012 17:50
beeindruckend, eindringlich, dankeschön!Johannes Barthelmes 29/01/2012 17:42
@Gabriela:
dankeschön. Dauert noch ein "bisschen"...ich informiere Dich.
Grüße, Johannes
Martin Wieprecht 29/01/2012 17:36
Immer wieder beeindruckend deine Bilder!