der ort ist auswechselbar und "bekannt" - man kennt diese durchgänge aus der stadt. insofern stellt er automatisch eine verbindung zu unserem bild von alltagsarchitektur dar. ich mag das bedrückende und ich mag die farben. rein grafisch ist mir das ganze nicht einfach genug gehalten, zu wenig auf grafische elemente konzentriert, die diesen tunnels und plätzen eine betonung auf die ästhetik geben. z.B. nur ein wenig flucht und im zentrum die farbigen flächen an den wänden. gelungen finde ich andererseits die bedrückende wirkung der decke, die echt schwer auf einem lastet.
diese "urinspur" erzählt mir auch nicht wirklich etwas.
Ich finde die Farben und eigentlich das Foto selber interessant !
Schade finde ich das der Fotograf diese Urin-geschichte reingebracht hat, die er selber vielleicht vor Ort sogar gerochen hat .. aber auf dem Foto Neutral betrachtet ist das nun einmal nicht zuerkennen, dadurch wird das Foto unnötig in eine Ecke gestellt.
Leider wird bei dem Foto zumindest bei mir kein Kopfkino angeschmissen .. mir fehlt einfach ein Element ! zuerst dachte ich noch, das ist eine Blutspur .. wo sich jemand weggeschleppt hat , würde da noch irgendwo ein Schuh , Messer etc liegen dann kann sich jeder seine eigene Geschichte spinnen.. so ist mir das zu wenig !
aber das Grundschema, der Raum für eine Geschichte ist da ..
Ich weiß das die Dinge (Messer , Schuh) nicht da waren .. ich wollte nur aufzeigen wann bei mir das Kopfkino angeworfen wäre .. entweder inziniert man es .. wie andere bekannte Fotografen es machen oder man sagt sich Pech gehabt und man sucht weiter
du wirst sehen wenn du da nochmals hingehst und eine Wasserspur legst wie bei dem Foto und dort ein Schuh hinlegst .. hast du ein richtig nettes Foto :-)) Titel : " Hättest du eingegriffen ? "
Wie gesagt tolle Location , toll fotografiert aber da fehlt was .. ( aus meiner Sicht)
Der Betrachter muss die leicht herunter gekommene Wegstrecke als auf unappetitliche Weise mehr oder weniger versperrt empfinden - von der Quantität her eher weniger, aber durch den Verlauf des Schmutzes nur passierbar, wenn er von der Mitte des Weges abweicht und sich entweder links zwischen den Rinnsalen durch schlängelt oder indem er irgendwann einen großen Schritt nach rechts macht, um dort weiter zu gehen. Nicht sehr einladend.
Wäre seine bislang zurück gelegte Wegstrecke passabel gewesen, und wollte er diese einzig zur Verfügung stehende Passage nutzen, so müsste er ziemlich sicher innere Widerstände überwinden, und die werden fotografisch durch den menschenleeren Trichter, die leicht schmutzigen farbigen Wände, die dunklen Winkel und das nicht sichtbare Ziel dargestellt, während das wahre Hindernis, das sich ihm in den Weg gelegt hat, eigentlich mit einem entschlossenen Schritt leicht zu überwinden wäre.
Das Bild zeigt so zwei unterschiedliche Arten von Zurückweisung: die bunte Passage mit ihrer Tristesse, die einen Normalzustand darstellt, und - weil doch Passage für den Betrachter - ein durch destruktives Verhalten erzeugtes Hindernis, das ihm als Affront erscheinen muss.
Hier findet sich der Symbolgehalt des Bildes:
Da sind einige, die es für ,lustig‘ halten, den übrigen die Benutzung des Weges mutwillig ,sauer‘ zu machen.
Es ist ein Foto, das Raum lässt und dazu auffordert, diesen Raum zu füllen. Der Raum befindet sich im Hirn des Betrachters ebenso, wie er sich zwischen den Deckeln eines Buches befinden könnte, wenn das Foto als Cover verwendet würde. Es zeigt eine Bühne, der Vorhang hob sich bereits, wir warten auf die Akteure. Es wird etwas geschehen, die Spannung steigt.
Manchmal wirkt ein Foto weniger durch das, was es deutlich zeigt, als durch das, was es nur andeutet.
Ich finde das Bild gerade im Vergleich zu dem Löwen zuvor interessant. An dem Löwen war vieles richtig gemacht und trotzdem funktionierte es (bei mir) überhaupt nicht. Hier sind "objektiv" ein Haufen Fehler drin (die Pixelfärber genauestens und kundig beschrieben hat) und das Rinnsal (ich habe es befürchtet ...) wirkt auch nicht gerade ästhetisierend.
"Trifft das Bild auch nur annäherungsweise unsere Gefühlswelt?"
Ich kann jetzt nur für mich sprechen: Aber ja!
Beim Anblick fühle ich Beklemmung. Das Foto zieht mich in seinen Bann. Dieser Eindruck würde durch mehr Leben, Menschen, Autos für mich gestört. Auch wenn das Bild eher negative Gefühle und Widersprüche in mir weckt, so kann ich definitiv sagen, dass es mich anspricht und mir im Gedächtnis bleibt. Wo der Schärfepunkt ist, ob ein niedrigerer Blickwinkel besser wäre... das ist für mich dann nicht mehr wichtig.
Also wenn das dann keine Argumente für ein gutes Foto sind...
Und wie ich hier lese, geht es sehr vielen ähnlich wie mir.
Hallo ihr Helden der Bildkritik: an dem Bild mag die Geometrie der Randflächen, der Decken, der unmotivierten Linie am Boden eine gewisse Rolle spielen. Trifft das Bild auch nur annäherungsweise unsere Gefühlswelt? Doch eher nicht. Dem Bild fehlt das Leben, die Menschen auch die Autos, was auch immer. Sterilität macht kein gutes Foto aus. Aus dieser Location wäre tausendmal mehr rauszuholen, wenn man nur wüsste was? Genau das aber macht ein gutes Foto aus. Das hier sollte man getrost vergessen, aber der Autor hat die Chance es besser zu machen. Vielleicht erzählt er uns mal eine Story, was ihm in einer Tiefgarage so alles passiert ist, von Staus, versperrten Ein- und Ausgängen, von der Angst der Mädchen und Frauen in solchen Locations, von einer Panne in einer Tiefgarage, von einem aufgebrochenen Kofferraum, von der vergeblichen Suche nach einem Platz, von der frustierenden Suche nach seinem Auto etc. pp. Reicht das fürs Erste? LG Wolfgang
Das Bild könnte "Endstation Sehnsucht" oder "Zukunftsaussichten" heißen, oder wie auch immer. Ich muss wohl trennen, zwischen der gelösten Aufgabe des Fotografen und dem Gefühl, was das Bild in mir auslöst.
Ob der Standpunkt nun Froschperspektive oder die Schärfe-Platzierung anderswo liegen sollte, würde das Bild nicht übermässig beeinflussen. Daher sage ich: Die Aufgabe bewältigt.
Der Eindruck des Bildes ist für mich: "Eine Innenarchitektur voller Leere, Gleichgültigkeit, Trostlosigkeit - passend zur heutigen, immer kälter, egoistischer und gieriger werdenden Gesellschaft."
Sie kennt den Ausweg auch nicht, der ist so befremdend, abstoßend und irreführend, wie dieser Gang. Ob Urin oder Wasser von der Endreinigung, kann dem egal sein, der hier durchgeht oder noch schlimmer: hier "durch muss."
Man muss mit der Gewaltbereitschaft derer rechnen, die hier um eine Zigarette betteln, Rauschgift deelen oder ein Vergewaltigungsopfer suchen.
Meine Generation (1939)hat nach dem Krieg noch geglaubt, wenn wir "anpacken", wird die Welt schöner,
sicherer und lebenswerter. Heute weiß ich, dass der Mensch, umsomehr er besitzt, um so gieriger und rücksichtsloser wird.
Vertreter der jüngeren Generation werden (höchstwahrscheinlich) kein Verständnis für diese Gedanken haben. Der kommt erst, - wenn wie in einem der letzten Tatorte - einem alten Mann der Krückstoff geggenommen wird und er vor einer Horde Jugendlicher durch diesen Tunnel fliehen müsste....
Bevor nun verbal "zugeschlagen" wird, bitte ich darum, sich in die Situation dieses genannten Opfers hinein zu versetzen. Für mich hat das Bild nur unterstrichen, was mich jetzt - und an der Zukunft beunruhigt. MfG. Klaus
Da hat aber jemand breit - doppelspurig gepinkelt ?
Aber nun zum Bild:
Gute Aufnahme, wäre aus der Froschperspektive bestimmt noch viel besser gekommen.
Interessant finde ich, daß man sich durch gute Beleuchtung und durch Farbwahl mit dem Tunnel gestalterisch viel Mühe gegeben hat,
Für das Publikum bleibt so ein Gang aber eine nicht sehr beliebte Verkehrseinrichtung - das sollten die "Tunnelfreunde" irgendwann begreifen.
Ein Ort, wo man (ich jedenfalls) nicht gerne sein möchte. Ob mit oder ohne kommentierenden Text, Urin oder nicht Urin. Die Stimmung kommt voll rüber.
Archerix
Für mich erzeugt das Bild ein beklemmendes Gefühl. Bestimmt ein Ort an dem ich möglichst rasch weiterkommen möchte. Der Urin unterstreicht das Ganze noch.
Kein Bild fürs Wohnzimmer.
Die Tiefe des Ganges hätte man meiner Meinung nach durch eine größere Blende betonen können.
Für mich spielt es weder fotografisch noch inhaltlich eine Rolle, ob das Wasser oder Urin ist, weil auch letzteres (leider) nichts Ungewöhnliches ist. Ich möchte die Spur ohnehin für Wasser halten, weil links an der Wand noch ein weiteres Rinnsal verläuft und weil die Quellen, aus denen sich die beiden Spuren speisen, nicht im Bild sind. Ich empfinde deswegen auch keinen Ekel bei der Betrachtung des Fotos.
Rein technisch betrachtet weist das Foto einige Schwächen auf:
1. Unschärfe und Rauschen. Da ISO 400 eingestellt war, vermute ich, dass das Foto in der Nachbearbeitung merklich aufgehellt und der Kontrast erhöht wurde. Vielleicht kommt mein Eindruck auch von den farbigen Spiegelungen der Wände. Die Zeit war für die Brennweite nicht zu lang. Sie hätte vermutlich sogar noch ganz erheblich länger sein können, denn ein Gitter, durch das man das Objektiv stecken und an einen der Stäbe drücken kann (Taschentuch dazwischen), stabilisiert die Aufnahme wesentlich wirksamer als Image-Stabilizer oder Einbeinstativ.
2. Der Fokus liegt meiner Einschätzung nach irgendwo im ersten Drittel der Spur. Üblich wäre ein Fokus mehr Richtung Mitte des Bildes und hier auf das Ende der Spur, damit der Blick ungebremst der Spur folgen kann. (Zunehmende Unschärfe verlangsamt den Blick, weil man unwillkürlich länger hinschaut, wenn etwas unscharf ist.)
3. Verzeichnungen des Objektivs. Deutlich sichtbare, nach außen gekrümmte Linien oben und unten.
Meinem Empfinden nach unterstützen jedoch alle diese technischen Schwächen die Bildaussage: das Unheimliche des Tunnels. Unschärfe macht unsicher. Der zu weit vorne gesetzte Fokus macht den Hintergrund unscharf, man weiß nicht, was einem am Ende erwartet. Die bunten Farben am Anfang und am Ende des Tunnels, die eine freundliche Stimmung vermitteln sollen, und die reinigungsfreundlichen glatten Kacheln am Boden und an den Wänden, die potentielle Sauberkeit suggerieren sollen, wirken durch das Rauschen (vor allem auf dem Boden) schmutzig und abweisend. Die Verzeichnungen in Kombination mit der Vignettierung wirken zwar unwirklich, aber sie öffnen einen Schlund (in den Abgrund). Und auf der Spur kann man nicht nur ausrutschen, die Spur ist ein Affront gegen das Geplante schlechthin. Die dunklen Ein-/Ausgänge rechts, die vermutlich zur U-Bahn führen, bieten sich nicht als Fluchtmöglichkeit an. Im Gegenteil: gerade dort lauert die Gefahr.
Diese Ein-/Ausgänge befinden sich an einer guten Position im Bild. Zusammen mit der Farbverteilung ergibt sich trotz der technischen Schwächen (die aber den Inhalt unterstützen) auch aus grafischer Sicht eine noch durchaus ansprechende Komposition, wobei der geschwungene Spurverlauf einen markanten Gegensatz zu der eckigen Architektur darstellt.
Das weiße Etwas (Papier?), das vor den dunklen Ein-/Ausgängen liegt, lenkt den Blick vom Grafischen ab, ist aber auch ein Indiz dafür, dass dieser Tunnel benutzt wird. Eigentlich möchte ich nämlich gar nicht wissen, dass dort ein Gitter den Tunnel versperrt, denn das Gitter sperrt auch das Unheimliche aus: den Menschen.
Matthias von Schramm 01/10/2013 18:41
der ort ist auswechselbar und "bekannt" - man kennt diese durchgänge aus der stadt. insofern stellt er automatisch eine verbindung zu unserem bild von alltagsarchitektur dar. ich mag das bedrückende und ich mag die farben. rein grafisch ist mir das ganze nicht einfach genug gehalten, zu wenig auf grafische elemente konzentriert, die diesen tunnels und plätzen eine betonung auf die ästhetik geben. z.B. nur ein wenig flucht und im zentrum die farbigen flächen an den wänden. gelungen finde ich andererseits die bedrückende wirkung der decke, die echt schwer auf einem lastet.diese "urinspur" erzählt mir auch nicht wirklich etwas.
Hubert Haase 01/10/2013 15:02
...und dann stellt uns unsere Obrigkeit nochn Paar Windräder für durchgehende Superbeleuchtung auf und und.....Siegfried Hansen 01/10/2013 11:57
Ich finde die Farben und eigentlich das Foto selber interessant !Schade finde ich das der Fotograf diese Urin-geschichte reingebracht hat, die er selber vielleicht vor Ort sogar gerochen hat .. aber auf dem Foto Neutral betrachtet ist das nun einmal nicht zuerkennen, dadurch wird das Foto unnötig in eine Ecke gestellt.
Leider wird bei dem Foto zumindest bei mir kein Kopfkino angeschmissen .. mir fehlt einfach ein Element ! zuerst dachte ich noch, das ist eine Blutspur .. wo sich jemand weggeschleppt hat , würde da noch irgendwo ein Schuh , Messer etc liegen dann kann sich jeder seine eigene Geschichte spinnen.. so ist mir das zu wenig !
aber das Grundschema, der Raum für eine Geschichte ist da ..
Ich weiß das die Dinge (Messer , Schuh) nicht da waren .. ich wollte nur aufzeigen wann bei mir das Kopfkino angeworfen wäre .. entweder inziniert man es .. wie andere bekannte Fotografen es machen oder man sagt sich Pech gehabt und man sucht weiter
du wirst sehen wenn du da nochmals hingehst und eine Wasserspur legst wie bei dem Foto und dort ein Schuh hinlegst .. hast du ein richtig nettes Foto :-)) Titel : " Hättest du eingegriffen ? "
Wie gesagt tolle Location , toll fotografiert aber da fehlt was .. ( aus meiner Sicht)
elstp 01/10/2013 11:40
Der Betrachter muss die leicht herunter gekommene Wegstrecke als auf unappetitliche Weise mehr oder weniger versperrt empfinden - von der Quantität her eher weniger, aber durch den Verlauf des Schmutzes nur passierbar, wenn er von der Mitte des Weges abweicht und sich entweder links zwischen den Rinnsalen durch schlängelt oder indem er irgendwann einen großen Schritt nach rechts macht, um dort weiter zu gehen. Nicht sehr einladend.Wäre seine bislang zurück gelegte Wegstrecke passabel gewesen, und wollte er diese einzig zur Verfügung stehende Passage nutzen, so müsste er ziemlich sicher innere Widerstände überwinden, und die werden fotografisch durch den menschenleeren Trichter, die leicht schmutzigen farbigen Wände, die dunklen Winkel und das nicht sichtbare Ziel dargestellt, während das wahre Hindernis, das sich ihm in den Weg gelegt hat, eigentlich mit einem entschlossenen Schritt leicht zu überwinden wäre.
Das Bild zeigt so zwei unterschiedliche Arten von Zurückweisung: die bunte Passage mit ihrer Tristesse, die einen Normalzustand darstellt, und - weil doch Passage für den Betrachter - ein durch destruktives Verhalten erzeugtes Hindernis, das ihm als Affront erscheinen muss.
Hier findet sich der Symbolgehalt des Bildes:
Da sind einige, die es für ,lustig‘ halten, den übrigen die Benutzung des Weges mutwillig ,sauer‘ zu machen.
ruepix 30/09/2013 20:51
Es ist ein Foto, das Raum lässt und dazu auffordert, diesen Raum zu füllen. Der Raum befindet sich im Hirn des Betrachters ebenso, wie er sich zwischen den Deckeln eines Buches befinden könnte, wenn das Foto als Cover verwendet würde. Es zeigt eine Bühne, der Vorhang hob sich bereits, wir warten auf die Akteure. Es wird etwas geschehen, die Spannung steigt.Manchmal wirkt ein Foto weniger durch das, was es deutlich zeigt, als durch das, was es nur andeutet.
Dr. Labude 30/09/2013 14:45
Ich finde das Bild gerade im Vergleich zu dem Löwen zuvor interessant. An dem Löwen war vieles richtig gemacht und trotzdem funktionierte es (bei mir) überhaupt nicht. Hier sind "objektiv" ein Haufen Fehler drin (die Pixelfärber genauestens und kundig beschrieben hat) und das Rinnsal (ich habe es befürchtet ...) wirkt auch nicht gerade ästhetisierend.Und trotzdem: es funktioniert. Komisch.
Kerstin Marsidis 29/09/2013 23:51
"Trifft das Bild auch nur annäherungsweise unsere Gefühlswelt?"Ich kann jetzt nur für mich sprechen: Aber ja!
Beim Anblick fühle ich Beklemmung. Das Foto zieht mich in seinen Bann. Dieser Eindruck würde durch mehr Leben, Menschen, Autos für mich gestört. Auch wenn das Bild eher negative Gefühle und Widersprüche in mir weckt, so kann ich definitiv sagen, dass es mich anspricht und mir im Gedächtnis bleibt. Wo der Schärfepunkt ist, ob ein niedrigerer Blickwinkel besser wäre... das ist für mich dann nicht mehr wichtig.
Also wenn das dann keine Argumente für ein gutes Foto sind...
Und wie ich hier lese, geht es sehr vielen ähnlich wie mir.
Ahrt-Design 29/09/2013 22:47
Hallo ihr Helden der Bildkritik: an dem Bild mag die Geometrie der Randflächen, der Decken, der unmotivierten Linie am Boden eine gewisse Rolle spielen. Trifft das Bild auch nur annäherungsweise unsere Gefühlswelt? Doch eher nicht. Dem Bild fehlt das Leben, die Menschen auch die Autos, was auch immer. Sterilität macht kein gutes Foto aus. Aus dieser Location wäre tausendmal mehr rauszuholen, wenn man nur wüsste was? Genau das aber macht ein gutes Foto aus. Das hier sollte man getrost vergessen, aber der Autor hat die Chance es besser zu machen. Vielleicht erzählt er uns mal eine Story, was ihm in einer Tiefgarage so alles passiert ist, von Staus, versperrten Ein- und Ausgängen, von der Angst der Mädchen und Frauen in solchen Locations, von einer Panne in einer Tiefgarage, von einem aufgebrochenen Kofferraum, von der vergeblichen Suche nach einem Platz, von der frustierenden Suche nach seinem Auto etc. pp. Reicht das fürs Erste? LG Wolfgang† Klaus Ender 29/09/2013 22:43
Das Bild könnte "Endstation Sehnsucht" oder "Zukunftsaussichten" heißen, oder wie auch immer. Ich muss wohl trennen, zwischen der gelösten Aufgabe des Fotografen und dem Gefühl, was das Bild in mir auslöst.Ob der Standpunkt nun Froschperspektive oder die Schärfe-Platzierung anderswo liegen sollte, würde das Bild nicht übermässig beeinflussen. Daher sage ich: Die Aufgabe bewältigt.
Der Eindruck des Bildes ist für mich: "Eine Innenarchitektur voller Leere, Gleichgültigkeit, Trostlosigkeit - passend zur heutigen, immer kälter, egoistischer und gieriger werdenden Gesellschaft."
Sie kennt den Ausweg auch nicht, der ist so befremdend, abstoßend und irreführend, wie dieser Gang. Ob Urin oder Wasser von der Endreinigung, kann dem egal sein, der hier durchgeht oder noch schlimmer: hier "durch muss."
Man muss mit der Gewaltbereitschaft derer rechnen, die hier um eine Zigarette betteln, Rauschgift deelen oder ein Vergewaltigungsopfer suchen.
Meine Generation (1939)hat nach dem Krieg noch geglaubt, wenn wir "anpacken", wird die Welt schöner,
sicherer und lebenswerter. Heute weiß ich, dass der Mensch, umsomehr er besitzt, um so gieriger und rücksichtsloser wird.
Vertreter der jüngeren Generation werden (höchstwahrscheinlich) kein Verständnis für diese Gedanken haben. Der kommt erst, - wenn wie in einem der letzten Tatorte - einem alten Mann der Krückstoff geggenommen wird und er vor einer Horde Jugendlicher durch diesen Tunnel fliehen müsste....
Bevor nun verbal "zugeschlagen" wird, bitte ich darum, sich in die Situation dieses genannten Opfers hinein zu versetzen. Für mich hat das Bild nur unterstrichen, was mich jetzt - und an der Zukunft beunruhigt. MfG. Klaus
Herbert Rieger 29/09/2013 17:34
Da hat aber jemand breit - doppelspurig gepinkelt ?Aber nun zum Bild:
Gute Aufnahme, wäre aus der Froschperspektive bestimmt noch viel besser gekommen.
Interessant finde ich, daß man sich durch gute Beleuchtung und durch Farbwahl mit dem Tunnel gestalterisch viel Mühe gegeben hat,
Für das Publikum bleibt so ein Gang aber eine nicht sehr beliebte Verkehrseinrichtung - das sollten die "Tunnelfreunde" irgendwann begreifen.
Hubert Haase 29/09/2013 10:57
Man schaut in einen rechteckigen Trichter mit enormer Sogwirkung ins unbekannte nichts.Für mich ist es eine begehbare Kloake.archerix 29/09/2013 2:45
Ein Ort, wo man (ich jedenfalls) nicht gerne sein möchte. Ob mit oder ohne kommentierenden Text, Urin oder nicht Urin. Die Stimmung kommt voll rüber.Archerix
Hubert Haase 28/09/2013 18:59
So gesehen,habe ich volles Verständnis für die Demos um "STUTTGART 21".siggifranken 28/09/2013 15:08
Für mich erzeugt das Bild ein beklemmendes Gefühl. Bestimmt ein Ort an dem ich möglichst rasch weiterkommen möchte. Der Urin unterstreicht das Ganze noch.Kein Bild fürs Wohnzimmer.
Die Tiefe des Ganges hätte man meiner Meinung nach durch eine größere Blende betonen können.
Pixelfärber 28/09/2013 1:49
Für mich spielt es weder fotografisch noch inhaltlich eine Rolle, ob das Wasser oder Urin ist, weil auch letzteres (leider) nichts Ungewöhnliches ist. Ich möchte die Spur ohnehin für Wasser halten, weil links an der Wand noch ein weiteres Rinnsal verläuft und weil die Quellen, aus denen sich die beiden Spuren speisen, nicht im Bild sind. Ich empfinde deswegen auch keinen Ekel bei der Betrachtung des Fotos.Rein technisch betrachtet weist das Foto einige Schwächen auf:
1. Unschärfe und Rauschen. Da ISO 400 eingestellt war, vermute ich, dass das Foto in der Nachbearbeitung merklich aufgehellt und der Kontrast erhöht wurde. Vielleicht kommt mein Eindruck auch von den farbigen Spiegelungen der Wände. Die Zeit war für die Brennweite nicht zu lang. Sie hätte vermutlich sogar noch ganz erheblich länger sein können, denn ein Gitter, durch das man das Objektiv stecken und an einen der Stäbe drücken kann (Taschentuch dazwischen), stabilisiert die Aufnahme wesentlich wirksamer als Image-Stabilizer oder Einbeinstativ.
2. Der Fokus liegt meiner Einschätzung nach irgendwo im ersten Drittel der Spur. Üblich wäre ein Fokus mehr Richtung Mitte des Bildes und hier auf das Ende der Spur, damit der Blick ungebremst der Spur folgen kann. (Zunehmende Unschärfe verlangsamt den Blick, weil man unwillkürlich länger hinschaut, wenn etwas unscharf ist.)
3. Verzeichnungen des Objektivs. Deutlich sichtbare, nach außen gekrümmte Linien oben und unten.
Meinem Empfinden nach unterstützen jedoch alle diese technischen Schwächen die Bildaussage: das Unheimliche des Tunnels. Unschärfe macht unsicher. Der zu weit vorne gesetzte Fokus macht den Hintergrund unscharf, man weiß nicht, was einem am Ende erwartet. Die bunten Farben am Anfang und am Ende des Tunnels, die eine freundliche Stimmung vermitteln sollen, und die reinigungsfreundlichen glatten Kacheln am Boden und an den Wänden, die potentielle Sauberkeit suggerieren sollen, wirken durch das Rauschen (vor allem auf dem Boden) schmutzig und abweisend. Die Verzeichnungen in Kombination mit der Vignettierung wirken zwar unwirklich, aber sie öffnen einen Schlund (in den Abgrund). Und auf der Spur kann man nicht nur ausrutschen, die Spur ist ein Affront gegen das Geplante schlechthin. Die dunklen Ein-/Ausgänge rechts, die vermutlich zur U-Bahn führen, bieten sich nicht als Fluchtmöglichkeit an. Im Gegenteil: gerade dort lauert die Gefahr.
Diese Ein-/Ausgänge befinden sich an einer guten Position im Bild. Zusammen mit der Farbverteilung ergibt sich trotz der technischen Schwächen (die aber den Inhalt unterstützen) auch aus grafischer Sicht eine noch durchaus ansprechende Komposition, wobei der geschwungene Spurverlauf einen markanten Gegensatz zu der eckigen Architektur darstellt.
Das weiße Etwas (Papier?), das vor den dunklen Ein-/Ausgängen liegt, lenkt den Blick vom Grafischen ab, ist aber auch ein Indiz dafür, dass dieser Tunnel benutzt wird. Eigentlich möchte ich nämlich gar nicht wissen, dass dort ein Gitter den Tunnel versperrt, denn das Gitter sperrt auch das Unheimliche aus: den Menschen.