ach, Brida, das Streichen habe ich erst gar nicht angefangen und hoffe auf mein gutes Kind. Wie gesagt - Hoffen ...
Statt dessen hab ich staubgesaugt, und dann ist der Staubsauger verreckt. d. h. der stellt sich immer ab, wenn er zuviel arbeiten muß. Jetzt hab ich ne Zwangspause, die aber gut ausfüllen kann. Gedankenstrich -
Und ja, Heide, man muss Prioritäten setzen, muss ich tagtäglich. Neee, neee - Heizkörper streichen ist auf jeden Fall wichtiger als lesen ... Du bist schon weit mit deiner "Nestvorbereitung" für den hohen Besuch ... lese ich nun wiederum raus
dazu verwende ich ein richtiges O und nich bloß ein 0.
Ich muß mich erstmal rappeln. einklich wollte ich Heizkörper streichen, aber das kann ich nu vergessen und muß lesen.
im Sinne der Gleichstellung, die ja in aller Munde is und du als Frauenversteher, wie ich Männerversteher bin, kannste ja nun zum Ausgleich auch jetzt sagen "später" .. und bei der Brisanz und Länge der Thematik ganz sicher mehr als einmal nur und sogar auch dabei bleiben, dem "später" oder "nie" ... weil manchmal hat man eben keine Worte und auch keine weiteren ...
Ich habe so darauf gewartet bis dieser Moment eintritt, um hier sein zu können, in diesem Raum mit dem Kittel neben der Tür und musste bisher „ohne ein Wort“ bleiben … oder doch nicht ganz, denn das magische Wort, was den magischen Zeitpunkt beschrieb, wenn auch eher kryptisch, war „später“. Also auf ein Wort nun in Nachfolgendem zu „Ohne ein Wort“:
Der Worte dazu wurden schon zahlreich gewechselt und ich sehe in diesen Worten auch sehr viel Wahres, wenn auch teils Tragisches – ganz wie man‘s halt nimmt. Ja, ja – sehe ich durchaus. Spannend das lesend hier zu erfahren von Klacky oben und Maria unten. Der Mensch neigt ja dazu, sich die Tragiken der anderen reinzuziehen und mit offenem Mund dem Bericht zu lauschen, ihn regelrecht in sich aufzusaugen – so ging es mir zumindest. Es ist aber nur so lange gut und spannend wies einen nicht selbst betrifft. Ich kann da nicht mitreden, weil diese Tragiken an mir bisher vorbeigegangen sind. Ich schätze mich da zu den Unversehrten, mit denen das Leben nicht so viele Experimente vorhatte. Bisher.
So sehe ich hier keine ausgeräumte Wohnung, keinen mit der Anderen durchgebrannten Mann, obwohl es wie gesagt sehr authentisch vorstellbar wäre. Also ausschließen kann man es wirklich nicht. Dass der Abgängige dann nur, in der ansonsten leeren Wohnung, so man wusste, seinen Mantel, der in meinen Augen ebenso ein Arbeitskittel ist, neben der Tür zurücklässt, ist da ein sehr eindrucksvolles Zeichen, also wäre es für mich. So alà: „Ich habe genug für dich gehandwerkt, jetzt sieh‘ selbst zu, wo du dir deinen Handwerker hernimmst“ … sprach‘s, hängte den Arbeitskittel neben die Tür, die er schnell hinter sich geschlossen hat … und weg war er … wohl für immer – könnte eine mögliche Zwischensentenz zu dieser Geschichte sein. Nur wie gesagt, nicht meine. Auch die, die ich hier sehe und nunmehr beschreibe, ist nicht meine, wäre aber eher meine Deutung, wenn ich das Bild so eindringlich betrachte und darin lese … So sind Ähnlichkeiten mit anwesenden Personen rein zufällig.
Den ganzen Tag war er fleißig – so meinte er zu sich selbst - und seine Frau würde es ihm bestimmt bestätigen, wie sie es gern tat, wenn sie mit seinem Tun zufrieden war. Er hatte die Garage neu gefließt mit praktischen anthrazitfarbenen Fliesen. Sind die wirklich so praktisch? - fragte er sich zwar mal so zwischendurch. Er hatte die Wände und Decke geweißt, die alten Lampen gegen neue ausgetauscht, gleichfalls praktisch, aber vor allem sehr hell. So hat der erst kürzlich erworbene, gute Mittelklassewagen eine saubere, gepflegte, dem Wagen angemessene, Unterstellmöglichkeit. Für die Fahrräder, mit denen sie am Wochende immer unterwegs sind, wurden an der Wand gegenüber – hier nicht im Bild – Haltevorrichtungen angebracht. Ein Regal in der linken, hinteren Ecke und kurz noch fortführend an den beiden Querwänden rechts und links von der Ecke, nimmt all die nützlichen Sachen fein säuberlich sortiert auf, die man so in der Garage braucht. Aber auch die, die hier eher benötigt werden als im weiter entfernt liegenden Keller des Hauses, wie eben der Rasenmäher für den angrenzenden Garten mit seiner großen Wiese und der Kärcher für die Reinigung der Terrasse. Auch die ständig griffbereit sein müssende Heckenschere hat im Regal ihren festen Platz.
Letztes Wochenende war er mit seiner Frau noch mal bei IKEA, weil es da so viele preiswerte, praktische Dinge gibt, mit denen man Ordnung schaffen kann. Das liebt er sehr und findet da in seiner Frau immer eine dankbare Mitstreiterin, also in Sachen Ordnung und so. Wenn er zu seinem Freund kommt und beim gemeinsamen Werkeln in der Garage erst über das Gerümpel steigen muss, was hier bequem gelagert wird … ein Graus für ihn, ein Graus. Einmal ist er über einen Stapel Stühle gestolpert, die dort schon mindestens ein Jahr lagerten und unter Getöse in sich zusammenfielen … na, lassen wird das, ist nicht sein Thema.
Jetzt aber konnte er in seiner schicken Garage zufrieden den Arbeitskittel an den Haken hängen und die schwere Eisentür hinter sich schließen, die diese mit dem Wohnhaus verbindet. Er hatte wirklich heute viel geschafft. Seine Frau wartet mit dem Abendessen schon in der gemütlichen Wohnküche, der Rotwein ist entkorkt und der Duft von leckerem Braten zog bis vor einer Stunde zu ihm zwischen die Farbtöpfe und Werkzeugkiste und ließ ihm in Vorfreude das Wasser im Munde zusammenlaufen. Durch diese Tür musste er nur gehen und ein paar Stufen nach oben, schon ist er in der geräumigen Diele seines stilvoll eingerichteten Hauses. An regnerischen und kalten Tagen weiß er das besonders zu schätzen, wenn er schnell und vor allem trockenen Fußes vom Auto nach oben gelangt …
An den klaren Linien und dem schlicht gewählten Farbkonzept - um nicht zu sagen, dass es gar keines ist, weil Weiß und Schwarz keine Farben sind - , aber bleiben wir dabei, also an der Schlichtheit hier sieht man, dass er ein sehr puristischer Mensch ist, ohne Schnörkel, ohne den Hang zum Experimentellen, etwa gar zum Ausgefallenen. Mit Farben ist er nicht mutig, er mag es kühl und sehr zurückhaltend. Zum Glück sind sie sich da beide von Beginn ihrer Ehe an einig gewesen, heißt, das war nie ein Thema zwischen ihnen. Da er, und auch sie, die Klarheit im Leben lieben, und beide durchaus geradlinige Menschen sind, umgeben sie sich in ihrem Wohnumfeld aufgrund dieser Lebenshaltung mit einem puristischen Gestaltungsstil, der nicht an der Wohnungstür endet, sondern in der Garage fortgesetzt wird. Gut, ihr wäre manchmal das ein oder andere Stück schon zu gefalle, was diesen gar zu puristen Rahmen sprengen könnte, ohne nun in Schnörkelei auszuarten, wie vielleicht ein Mitbringsel von ihren vielen Reisen offen zur Schau gestellt, um die Freundinnen zu beeindrucken. Da wäre es ihr egal, ob das nun so ganz in den Stil der Wohnung passte. Ihm aber würde das Naserümpfen verursachen. So ließ sie es immer. Aber Unordnung ist ihr, wie ihm zuwider und Unordnung in der Anordnung und Zusammenstellung der Einrichtung ebenso. Das sieht man hier an dem nur kleinen Ausschnitt ihres häuslichen Bereiches ja schon ganz deutlich. Da wird nichts dem Zufall überlassen.
Stück für Stück wurde damals zusammengetragen, als das Wohnhaus fertig war und es daran ging es einzurichten. Beide ruhten sie nicht eher bis man genau das gefunden hatte, was zum schlichten Bücherschrank oder dem Sideboard passte. Mit der Auswahl der richtigen Eckcouch verbrachten sie Wochen. Alles ist Ton in Ton, bevorzugt Weiß und verschiedene Grautöne bis Schwarz. Nippes gibt es also keine – Gott bewahre - höchstens mal eine stilvolle, weiße Vase oder ein gemaltes Bild, was sein Freund in künstlerischem Überschwange und mit zuviel Malt in der Birne kreierte, dann aber, in gerade diesen Stunden, besonders gut war. Da durfte auch mal Rot oder Blau drin vorkommen, aber wohldosiert, nur wohldosiert. Es musste sich also unbedingt ins gesamte Ensemble ihres Wohnambientes einordnen, sonst konnte er es gleich wieder mitnehmen und auf dem nächsten Flohmarkt am Wochenende verkaufen, egal ob es ein Geschenk zum letzten runden Geburtstag war …Sie wäre ja da nicht ganz so, gerade weil es ein Geschenk ist, aber er kannte keine Gnade.
Doch zurück in die Garage hier.
Bei allem Purismus, bei all seiner Geradlinigkeit und allem Hang zum Perfektionismus zeigt das Bild einen Abschwiff ins … na, ich sage mal, ins Oberflächliche, hat das Bild sozusagen einen Haken. Und das ist hier, um es genau zu sagen, die Sache mit dem Haken, der - man sehe genau hin - nur ein einfacher, billiger Nagel ist, an dem der Arbeitskittel sein Platz gefunden hat, und eben so gar nicht in das Gesamkonzept seines und auch ihres, also des gemeinsamen Stils, passen will. Das könnte - so ich überlege – ein Kriterium dafür sein, dass sie es entweder doch nicht so ganz genau nehmen, woran man den Kittel nun fest hängt oder, dass sich beide einfach noch nicht darauf einigen konnten, welchen Haken man nun dafür wählen sollte. Ersteres nein, keineswegs - sie nehmen es bis in dieses kleine Detail hinein, genau. Und, ja, letzteres schon, aber die ganze Sache ging noch etwas tiefer: Denn unlängst sagte sie zu ihm, dass es gar keines Hakens dort in der Garage bedurfte, weil der Kittel dort nicht hingehöre. Sie zeterte etwas. So kannte er sie sonst nicht, also zeternd, in dem Fakt als solchen, warum sie zeterte, sehr wohl: Sie meinte, sie könne nicht immer erst in die Garage „rennen“, nur um nachzusehen, ob der Kittel nun mal in die Wäsche müsse. Ja, reinlich ist sie sehr. Aber er mag es nun mal, wenn er in die Garage kommt und den Kittel gleich zur Hand hat. Und - ihm ist ziemlich egal, ob er, der Kittel, wöchentlich die Waschmaschine sieht oder erst nach drei Wochen wieder seit der letzten Wäsche. Er würde ihn dann schon zum Waschen mit in die Wohnung bringen, meinte er daraufhin nur trocken als Antwort auf ihre Kittel-Wasch-Ansprache. Das ist nämlich noch ein ewiges Streitthema dieser – so findet er – blöde Arbeitskittel, meist angegraut, hängend in der Garage. Oh, mein Gott - er geht ja damit nicht in seine Anwaltskanzlei und somit muss er nicht blütenweiß, gestärkt und gebügelt sein. Diese Stunden, in denen er mal in einem eher schmuddeligen Kittel ein anderer Mensch sein darf, zelebriert er regelrecht, um nicht zu sagen, liebt er ab und an gar sehr. Und heute war der besagte Kittel ganz bestimmt noch nicht reif für die Waschmaschine, fand er, als er ihn wieder mit einem kleinen verschmitzten Schmunzler an den Haken, der ein billiger Nagel ist, hing. Heute kann er dort noch mal so hängen … nur die Sache mit dem Haken an sich, die muss nun bald mal aus der Welt. Der passt nun weiß Gott nicht mehr in diese perfekte Garage. Er wird das in der Entscheidung wohl nun endlich mal selbst in die Hand nehmen müssen, überlegte er noch, ehe er die schwere Eisentür ins Schloß fallen ließ. Er wird sich beim nächsten Mal im Baumarkt einfach für einen, aus der Vielzahl der angebotenen Haken dort, entscheiden. Der Kittel auf jeden Fall wird seinen festen Platz genau neben der Tür in der Garage behalten, das ist sicher. Es wird dann übrigens ein sehr schlichter Haken aus Edelstahl sein. Und sowas gefällt seiner Frau immer, das weiß er nun wiederum gesichert …Irgendwann, wenn sie sich an die Kittelhängung in der Garage gewöhnt hat, geht sie dann sowieso – heimlich – und holt den Kittel selbst, um ihn zu waschen… ja, so ist sie. Und das weiß er nach soundsoviel Jahren Ehe nun wiederum auch gesichert.
Heide G. 05/08/2016 11:53
und dann hab ich noch Hunger.Heide G. 05/08/2016 11:53
ach, Brida, das Streichen habe ich erst gar nicht angefangen und hoffe auf mein gutes Kind. Wie gesagt - Hoffen ...Statt dessen hab ich staubgesaugt, und dann ist der Staubsauger verreckt. d. h. der stellt sich immer ab, wenn er zuviel arbeiten muß. Jetzt hab ich ne Zwangspause, die aber gut ausfüllen kann. Gedankenstrich -
CODY EIGEN 05/08/2016 10:24
Brida,das würde ich nie schaffen,auch für Klacky nicht,
der das sicher manchmal verdient hätte...!!!!
BridaC 05/08/2016 10:18
Danke, Cody!BridaC 05/08/2016 10:17
Und ja, Heide, man muss Prioritäten setzen, muss ich tagtäglich. Neee, neee - Heizkörper streichen ist auf jeden Fall wichtiger als lesen ... Du bist schon weit mit deiner "Nestvorbereitung" für den hohen Besuch ... lese ich nun wiederum rausBridaC 05/08/2016 10:17
"später" ist gut, sehr gut, Klacky!CODY EIGEN 05/08/2016 10:08
Klacky,lass dir Zeit...;-))Klacky Goes South 05/08/2016 10:04
Jetzt habe ich die Story gelesen und muß sie mal erst verdauen.Bis später!
Heide G. 05/08/2016 10:02
:-Odazu verwende ich ein richtiges O und nich bloß ein 0.
Ich muß mich erstmal rappeln. einklich wollte ich Heizkörper streichen, aber das kann ich nu vergessen und muß lesen.
CODY EIGEN 04/08/2016 21:16
Boah Brida............du hast ja richtig Talent....!!!!!!!!!!
Klacky Goes South 04/08/2016 20:56
Das bedarf einer wohlüberlegten Replik.Die kommt später.
BridaC 04/08/2016 18:58
... wollte dich nich so erschrecken,BridaC 04/08/2016 18:58
im Sinne der Gleichstellung, die ja in aller Munde is und du als Frauenversteher, wie ich Männerversteher bin, kannste ja nun zum Ausgleich auch jetzt sagen "später" .. und bei der Brisanz und Länge der Thematik ganz sicher mehr als einmal nur und sogar auch dabei bleiben, dem "später" oder "nie" ... weil manchmal hat man eben keine Worte und auch keine weiteren ...Klacky Goes South 04/08/2016 18:35
Das muß ich mir nach dem Ahmdessen mal erst in Ruhe durcharbeiten.
Uff!
BridaC 04/08/2016 17:31
Jetzt ist endlich „später“.Ich habe so darauf gewartet bis dieser Moment eintritt, um hier sein zu können, in diesem Raum mit dem Kittel neben der Tür und musste bisher „ohne ein Wort“ bleiben … oder doch nicht ganz, denn das magische Wort, was den magischen Zeitpunkt beschrieb, wenn auch eher kryptisch, war „später“. Also auf ein Wort nun in Nachfolgendem zu „Ohne ein Wort“:
Der Worte dazu wurden schon zahlreich gewechselt und ich sehe in diesen Worten auch sehr viel Wahres, wenn auch teils Tragisches – ganz wie man‘s halt nimmt. Ja, ja – sehe ich durchaus. Spannend das lesend hier zu erfahren von Klacky oben und Maria unten. Der Mensch neigt ja dazu, sich die Tragiken der anderen reinzuziehen und mit offenem Mund dem Bericht zu lauschen, ihn regelrecht in sich aufzusaugen – so ging es mir zumindest. Es ist aber nur so lange gut und spannend wies einen nicht selbst betrifft. Ich kann da nicht mitreden, weil diese Tragiken an mir bisher vorbeigegangen sind. Ich schätze mich da zu den Unversehrten, mit denen das Leben nicht so viele Experimente vorhatte. Bisher.
So sehe ich hier keine ausgeräumte Wohnung, keinen mit der Anderen durchgebrannten Mann, obwohl es wie gesagt sehr authentisch vorstellbar wäre. Also ausschließen kann man es wirklich nicht. Dass der Abgängige dann nur, in der ansonsten leeren Wohnung, so man wusste, seinen Mantel, der in meinen Augen ebenso ein Arbeitskittel ist, neben der Tür zurücklässt, ist da ein sehr eindrucksvolles Zeichen, also wäre es für mich. So alà: „Ich habe genug für dich gehandwerkt, jetzt sieh‘ selbst zu, wo du dir deinen Handwerker hernimmst“ … sprach‘s, hängte den Arbeitskittel neben die Tür, die er schnell hinter sich geschlossen hat … und weg war er … wohl für immer – könnte eine mögliche Zwischensentenz zu dieser Geschichte sein. Nur wie gesagt, nicht meine. Auch die, die ich hier sehe und nunmehr beschreibe, ist nicht meine, wäre aber eher meine Deutung, wenn ich das Bild so eindringlich betrachte und darin lese … So sind Ähnlichkeiten mit anwesenden Personen rein zufällig.
Den ganzen Tag war er fleißig – so meinte er zu sich selbst - und seine Frau würde es ihm bestimmt bestätigen, wie sie es gern tat, wenn sie mit seinem Tun zufrieden war. Er hatte die Garage neu gefließt mit praktischen anthrazitfarbenen Fliesen. Sind die wirklich so praktisch? - fragte er sich zwar mal so zwischendurch. Er hatte die Wände und Decke geweißt, die alten Lampen gegen neue ausgetauscht, gleichfalls praktisch, aber vor allem sehr hell. So hat der erst kürzlich erworbene, gute Mittelklassewagen eine saubere, gepflegte, dem Wagen angemessene, Unterstellmöglichkeit. Für die Fahrräder, mit denen sie am Wochende immer unterwegs sind, wurden an der Wand gegenüber – hier nicht im Bild – Haltevorrichtungen angebracht. Ein Regal in der linken, hinteren Ecke und kurz noch fortführend an den beiden Querwänden rechts und links von der Ecke, nimmt all die nützlichen Sachen fein säuberlich sortiert auf, die man so in der Garage braucht. Aber auch die, die hier eher benötigt werden als im weiter entfernt liegenden Keller des Hauses, wie eben der Rasenmäher für den angrenzenden Garten mit seiner großen Wiese und der Kärcher für die Reinigung der Terrasse. Auch die ständig griffbereit sein müssende Heckenschere hat im Regal ihren festen Platz.
Letztes Wochenende war er mit seiner Frau noch mal bei IKEA, weil es da so viele preiswerte, praktische Dinge gibt, mit denen man Ordnung schaffen kann. Das liebt er sehr und findet da in seiner Frau immer eine dankbare Mitstreiterin, also in Sachen Ordnung und so. Wenn er zu seinem Freund kommt und beim gemeinsamen Werkeln in der Garage erst über das Gerümpel steigen muss, was hier bequem gelagert wird … ein Graus für ihn, ein Graus. Einmal ist er über einen Stapel Stühle gestolpert, die dort schon mindestens ein Jahr lagerten und unter Getöse in sich zusammenfielen … na, lassen wird das, ist nicht sein Thema.
Jetzt aber konnte er in seiner schicken Garage zufrieden den Arbeitskittel an den Haken hängen und die schwere Eisentür hinter sich schließen, die diese mit dem Wohnhaus verbindet. Er hatte wirklich heute viel geschafft. Seine Frau wartet mit dem Abendessen schon in der gemütlichen Wohnküche, der Rotwein ist entkorkt und der Duft von leckerem Braten zog bis vor einer Stunde zu ihm zwischen die Farbtöpfe und Werkzeugkiste und ließ ihm in Vorfreude das Wasser im Munde zusammenlaufen. Durch diese Tür musste er nur gehen und ein paar Stufen nach oben, schon ist er in der geräumigen Diele seines stilvoll eingerichteten Hauses. An regnerischen und kalten Tagen weiß er das besonders zu schätzen, wenn er schnell und vor allem trockenen Fußes vom Auto nach oben gelangt …
An den klaren Linien und dem schlicht gewählten Farbkonzept - um nicht zu sagen, dass es gar keines ist, weil Weiß und Schwarz keine Farben sind - , aber bleiben wir dabei, also an der Schlichtheit hier sieht man, dass er ein sehr puristischer Mensch ist, ohne Schnörkel, ohne den Hang zum Experimentellen, etwa gar zum Ausgefallenen. Mit Farben ist er nicht mutig, er mag es kühl und sehr zurückhaltend. Zum Glück sind sie sich da beide von Beginn ihrer Ehe an einig gewesen, heißt, das war nie ein Thema zwischen ihnen. Da er, und auch sie, die Klarheit im Leben lieben, und beide durchaus geradlinige Menschen sind, umgeben sie sich in ihrem Wohnumfeld aufgrund dieser Lebenshaltung mit einem puristischen Gestaltungsstil, der nicht an der Wohnungstür endet, sondern in der Garage fortgesetzt wird. Gut, ihr wäre manchmal das ein oder andere Stück schon zu gefalle, was diesen gar zu puristen Rahmen sprengen könnte, ohne nun in Schnörkelei auszuarten, wie vielleicht ein Mitbringsel von ihren vielen Reisen offen zur Schau gestellt, um die Freundinnen zu beeindrucken. Da wäre es ihr egal, ob das nun so ganz in den Stil der Wohnung passte. Ihm aber würde das Naserümpfen verursachen. So ließ sie es immer. Aber Unordnung ist ihr, wie ihm zuwider und Unordnung in der Anordnung und Zusammenstellung der Einrichtung ebenso. Das sieht man hier an dem nur kleinen Ausschnitt ihres häuslichen Bereiches ja schon ganz deutlich. Da wird nichts dem Zufall überlassen.
Stück für Stück wurde damals zusammengetragen, als das Wohnhaus fertig war und es daran ging es einzurichten. Beide ruhten sie nicht eher bis man genau das gefunden hatte, was zum schlichten Bücherschrank oder dem Sideboard passte. Mit der Auswahl der richtigen Eckcouch verbrachten sie Wochen. Alles ist Ton in Ton, bevorzugt Weiß und verschiedene Grautöne bis Schwarz. Nippes gibt es also keine – Gott bewahre - höchstens mal eine stilvolle, weiße Vase oder ein gemaltes Bild, was sein Freund in künstlerischem Überschwange und mit zuviel Malt in der Birne kreierte, dann aber, in gerade diesen Stunden, besonders gut war. Da durfte auch mal Rot oder Blau drin vorkommen, aber wohldosiert, nur wohldosiert. Es musste sich also unbedingt ins gesamte Ensemble ihres Wohnambientes einordnen, sonst konnte er es gleich wieder mitnehmen und auf dem nächsten Flohmarkt am Wochenende verkaufen, egal ob es ein Geschenk zum letzten runden Geburtstag war …Sie wäre ja da nicht ganz so, gerade weil es ein Geschenk ist, aber er kannte keine Gnade.
Doch zurück in die Garage hier.
Bei allem Purismus, bei all seiner Geradlinigkeit und allem Hang zum Perfektionismus zeigt das Bild einen Abschwiff ins … na, ich sage mal, ins Oberflächliche, hat das Bild sozusagen einen Haken. Und das ist hier, um es genau zu sagen, die Sache mit dem Haken, der - man sehe genau hin - nur ein einfacher, billiger Nagel ist, an dem der Arbeitskittel sein Platz gefunden hat, und eben so gar nicht in das Gesamkonzept seines und auch ihres, also des gemeinsamen Stils, passen will. Das könnte - so ich überlege – ein Kriterium dafür sein, dass sie es entweder doch nicht so ganz genau nehmen, woran man den Kittel nun fest hängt oder, dass sich beide einfach noch nicht darauf einigen konnten, welchen Haken man nun dafür wählen sollte. Ersteres nein, keineswegs - sie nehmen es bis in dieses kleine Detail hinein, genau. Und, ja, letzteres schon, aber die ganze Sache ging noch etwas tiefer: Denn unlängst sagte sie zu ihm, dass es gar keines Hakens dort in der Garage bedurfte, weil der Kittel dort nicht hingehöre. Sie zeterte etwas. So kannte er sie sonst nicht, also zeternd, in dem Fakt als solchen, warum sie zeterte, sehr wohl: Sie meinte, sie könne nicht immer erst in die Garage „rennen“, nur um nachzusehen, ob der Kittel nun mal in die Wäsche müsse. Ja, reinlich ist sie sehr. Aber er mag es nun mal, wenn er in die Garage kommt und den Kittel gleich zur Hand hat. Und - ihm ist ziemlich egal, ob er, der Kittel, wöchentlich die Waschmaschine sieht oder erst nach drei Wochen wieder seit der letzten Wäsche. Er würde ihn dann schon zum Waschen mit in die Wohnung bringen, meinte er daraufhin nur trocken als Antwort auf ihre Kittel-Wasch-Ansprache. Das ist nämlich noch ein ewiges Streitthema dieser – so findet er – blöde Arbeitskittel, meist angegraut, hängend in der Garage. Oh, mein Gott - er geht ja damit nicht in seine Anwaltskanzlei und somit muss er nicht blütenweiß, gestärkt und gebügelt sein. Diese Stunden, in denen er mal in einem eher schmuddeligen Kittel ein anderer Mensch sein darf, zelebriert er regelrecht, um nicht zu sagen, liebt er ab und an gar sehr. Und heute war der besagte Kittel ganz bestimmt noch nicht reif für die Waschmaschine, fand er, als er ihn wieder mit einem kleinen verschmitzten Schmunzler an den Haken, der ein billiger Nagel ist, hing. Heute kann er dort noch mal so hängen … nur die Sache mit dem Haken an sich, die muss nun bald mal aus der Welt. Der passt nun weiß Gott nicht mehr in diese perfekte Garage. Er wird das in der Entscheidung wohl nun endlich mal selbst in die Hand nehmen müssen, überlegte er noch, ehe er die schwere Eisentür ins Schloß fallen ließ. Er wird sich beim nächsten Mal im Baumarkt einfach für einen, aus der Vielzahl der angebotenen Haken dort, entscheiden. Der Kittel auf jeden Fall wird seinen festen Platz genau neben der Tür in der Garage behalten, das ist sicher. Es wird dann übrigens ein sehr schlichter Haken aus Edelstahl sein. Und sowas gefällt seiner Frau immer, das weiß er nun wiederum gesichert …Irgendwann, wenn sie sich an die Kittelhängung in der Garage gewöhnt hat, geht sie dann sowieso – heimlich – und holt den Kittel selbst, um ihn zu waschen… ja, so ist sie. Und das weiß er nach soundsoviel Jahren Ehe nun wiederum auch gesichert.