@Christoph und Ursula:
Die Formel beschreibt eine bedingte Bewegungsunschärfe.
@Eckhard und Misme:
Da wir bei Brecht sind, so würde ich als Antwort auf diesen teilweisen Einspruch nochmals Brecht heranziehen... Warum auch nicht, ich habe ihn schließlich in den Fokus gerückt:
"
Der Radwechsel
Ich sitze am Straßenhang.
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
mit Ungeduld?
"
Mich erschreckt weniger das was war, es ist Geschichte, als das was ist und was sein wird. Mich erschreckt die Wiederholung von Geschichte, das nicht aus der Geschichte lernen können oder wollen! (Eckhard, wir haben diesbezüglich schon des öffteren 'gestritten', das darf man unter Freunden, es muss sogar erlaubt sein!) Leben wir also wirklich in einer so tollen Zeit? Natürlich!, wenn wir den momentanen Ist - Zustand lediglich und menschbedingt an der Oberfläche betrachten. Wir würden unsere Zeit, diesen Zustand gar schmerzlich vermissen, wenn sie uns abhanden käme. (wir kennen ja keine andere.... würden wir nicht wissen, um unsere und vergangene Zeiten, so würden wir uns in den vergangenenen Zeiten womöglich recht gut zurechtgefunden haben.)
Wie weit aber, nehmen wir das Jahr 1940, wie weit sind wir heute davon entfernt? Es wechseln die Zeiten... es geht mal vor, dann wieder zurück. Und jetzt, wo so vieles im Umbruch begriffen ist, da kehrt sich die Richtung, die alten Zeiten rücken näher und stürzen uns in neue... nicht wirklich neue, nur etwas andere alte Zeiten.
Brecht schreibt weiter in seinem "Lied von der Moldau", "Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.", einen kürzeren Zeitraum betrachtend mag das stimmen. Doch auf längere Sicht? Brecht war in gewisser Hinsicht wohl überhaupt ein Utopist.
Stichwort Umerziehung, ich bin sehr dafür (und somit wohl auch ein Utopist - was das Experiment Mensch angeht), doch dem Brecht den Filou austreiben? Nein, das ginge zu weit. Warum überhaupt Filou, er hat Dinge gesagt und gelebt, die wir anderen (vielleicht?) auch gerne auslebten (wie weit, das mag jede(r) für sich entscheiden), uns jedoch nicht auszusprechen wagen! Ist es nicht obszön? ... das affektierte Gehabe vieler Zeit'genossen'. Brecht würde ich das Wort 'affectus' zu gute halten, denn er hatte Leidenschaft und Begierde, die er lebte, manch anderer könnte dagegenhalten, zurschaustellte.
@Yogati:
Möglicherweise ist und war auch Brecht in seiner Vorstellung unendlich, seine Ahnung wird inzwischen Gewissheit für ihn geworden sein, nur nutzt es uns, den momentan verbliebenden Endlichen nicht viel, da wir die Unendlichkeit bis zu ihrer Wiederkehr nicht oder nur teilweise erfahren...
@Ursula:
Darin mag ein scheinbarer Widerspruch liegen. Zeit ist immer auch ein Wechselspiel zwischen Stillstand und richtungsbezogener Bewegung.
Für den Moment danke @all, das schönste an der FC sind neben den Bildern die Gedanken... gerne mehr davon ;-)
Die Autos sind schon kaum noch sichtbar,das wäre doch mal ein Anfang
für einen Zeitenwandel.
Ansonsten Stimmt das Brecht Zitat nur bedingt,
da nur unsere Körperlichkeit endlich ist,das Bewusstsein aber durchaus weiter existiert.
und wenn er das nicht einsieht, dann schmort er jetzt noch immer im Niemandsland
der nicht Raum-Zeit Kontinuität und irrt umher.
Aber das schlaue Köpfchen wird sich schon weiter entwickelt haben.
Den Wechsel der Zeiten, des jeweils herrschenden Zeitgeistes, durch Bewegungsunschärfe zu visualisieren, ist schon ein guter Einfall. Das Foto selbst bleibt aber doch unvermeidbar statisch.
Auch ZeitenWechselZeiten müssen wir manchmal hinnehmen ........... aber es richtet sich alles zum Guten, wenn man Wechselhaftes nicht negativ betrachtet. Dir liebe Grüsse von der im Nirvana verschwundenen Laura!
Ja, befremdlich schon die Vorstellung in unseligen Zeiten leben zu müssen. In denen es normal ist bei Kritik an Regierenden ein pssst! bist Du wahnsinnig! zu hören zu bekommen.
Aber die sind leider nicht wirklich vorbei. Das finstere Mittelalter streckt seine Tentakel aus und bedroht uns alle...
Gruß
Peter
Immer wieder tröstlich:
Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.
(Brecht, Lied von der Moldau)
Es wechseln die Zeiten...gerade heute...nichts ist davon verschont. Sind es die rosa-Brille, die unseren Blick verschleiern, oder "alles Rauch"?...
Deine Aufnahme lebt mit Paradigmen, die durch Bewegungsunschärfe verstärkt werden und deutlich machen, wie schmerzhaft "panta rhei"...
Finde ich grandios, wie Du durch dieses Bild Brecht sprechen lässt.
VLG
Christoph
† dannpet 04/03/2017 0:30
@Christoph und Ursula:Die Formel beschreibt eine bedingte Bewegungsunschärfe.
@Eckhard und Misme:
Da wir bei Brecht sind, so würde ich als Antwort auf diesen teilweisen Einspruch nochmals Brecht heranziehen... Warum auch nicht, ich habe ihn schließlich in den Fokus gerückt:
"
Der Radwechsel
Ich sitze am Straßenhang.
Der Fahrer wechselt das Rad.
Ich bin nicht gern, wo ich herkomme.
Ich bin nicht gern, wo ich hinfahre.
Warum sehe ich den Radwechsel
mit Ungeduld?
"
Mich erschreckt weniger das was war, es ist Geschichte, als das was ist und was sein wird. Mich erschreckt die Wiederholung von Geschichte, das nicht aus der Geschichte lernen können oder wollen! (Eckhard, wir haben diesbezüglich schon des öffteren 'gestritten', das darf man unter Freunden, es muss sogar erlaubt sein!) Leben wir also wirklich in einer so tollen Zeit? Natürlich!, wenn wir den momentanen Ist - Zustand lediglich und menschbedingt an der Oberfläche betrachten. Wir würden unsere Zeit, diesen Zustand gar schmerzlich vermissen, wenn sie uns abhanden käme. (wir kennen ja keine andere.... würden wir nicht wissen, um unsere und vergangene Zeiten, so würden wir uns in den vergangenenen Zeiten womöglich recht gut zurechtgefunden haben.)
Wie weit aber, nehmen wir das Jahr 1940, wie weit sind wir heute davon entfernt? Es wechseln die Zeiten... es geht mal vor, dann wieder zurück. Und jetzt, wo so vieles im Umbruch begriffen ist, da kehrt sich die Richtung, die alten Zeiten rücken näher und stürzen uns in neue... nicht wirklich neue, nur etwas andere alte Zeiten.
Brecht schreibt weiter in seinem "Lied von der Moldau", "Das Große bleibt groß nicht und klein nicht das Kleine.", einen kürzeren Zeitraum betrachtend mag das stimmen. Doch auf längere Sicht? Brecht war in gewisser Hinsicht wohl überhaupt ein Utopist.
Stichwort Umerziehung, ich bin sehr dafür (und somit wohl auch ein Utopist - was das Experiment Mensch angeht), doch dem Brecht den Filou austreiben? Nein, das ginge zu weit. Warum überhaupt Filou, er hat Dinge gesagt und gelebt, die wir anderen (vielleicht?) auch gerne auslebten (wie weit, das mag jede(r) für sich entscheiden), uns jedoch nicht auszusprechen wagen! Ist es nicht obszön? ... das affektierte Gehabe vieler Zeit'genossen'. Brecht würde ich das Wort 'affectus' zu gute halten, denn er hatte Leidenschaft und Begierde, die er lebte, manch anderer könnte dagegenhalten, zurschaustellte.
@Yogati:
Möglicherweise ist und war auch Brecht in seiner Vorstellung unendlich, seine Ahnung wird inzwischen Gewissheit für ihn geworden sein, nur nutzt es uns, den momentan verbliebenden Endlichen nicht viel, da wir die Unendlichkeit bis zu ihrer Wiederkehr nicht oder nur teilweise erfahren...
@Ursula:
Darin mag ein scheinbarer Widerspruch liegen. Zeit ist immer auch ein Wechselspiel zwischen Stillstand und richtungsbezogener Bewegung.
Für den Moment danke @all, das schönste an der FC sind neben den Bildern die Gedanken... gerne mehr davon ;-)
yogati 03/03/2017 16:59
Die Autos sind schon kaum noch sichtbar,das wäre doch mal ein Anfangfür einen Zeitenwandel.
Ansonsten Stimmt das Brecht Zitat nur bedingt,
da nur unsere Körperlichkeit endlich ist,das Bewusstsein aber durchaus weiter existiert.
und wenn er das nicht einsieht, dann schmort er jetzt noch immer im Niemandsland
der nicht Raum-Zeit Kontinuität und irrt umher.
Aber das schlaue Köpfchen wird sich schon weiter entwickelt haben.
Bai Ati
Ursula Elise 03/03/2017 15:44
Den Wechsel der Zeiten, des jeweils herrschenden Zeitgeistes, durch Bewegungsunschärfe zu visualisieren, ist schon ein guter Einfall. Das Foto selbst bleibt aber doch unvermeidbar statisch.PhotoArt-Stuttgart 03/03/2017 9:58
Auch ZeitenWechselZeiten müssen wir manchmal hinnehmen ........... aber es richtet sich alles zum Guten, wenn man Wechselhaftes nicht negativ betrachtet. Dir liebe Grüsse von der im Nirvana verschwundenen Laura!Das Foto ist super......
Misme 03/03/2017 9:31
Mein Kommentar lautet heute:Ich bin in jeglichem Belang der Meinung von Eckard Meineke!
LG Misme
peju 03/03/2017 8:59
Ja, befremdlich schon die Vorstellung in unseligen Zeiten leben zu müssen. In denen es normal ist bei Kritik an Regierenden ein pssst! bist Du wahnsinnig! zu hören zu bekommen.Aber die sind leider nicht wirklich vorbei. Das finstere Mittelalter streckt seine Tentakel aus und bedroht uns alle...
Gruß
Peter
Herbert Vorbach 03/03/2017 7:37
Immer wieder tröstlich:Es wechseln die Zeiten. Die riesigen Pläne
Der Mächtigen kommen am Ende zum Halt.
Und gehn sie einher auch wie blutige Hähne
Es wechseln die Zeiten, da hilft kein Gewalt.
(Brecht, Lied von der Moldau)
Christoph Nitsche 03/03/2017 1:14
Es wechseln die Zeiten...gerade heute...nichts ist davon verschont. Sind es die rosa-Brille, die unseren Blick verschleiern, oder "alles Rauch"?...Deine Aufnahme lebt mit Paradigmen, die durch Bewegungsunschärfe verstärkt werden und deutlich machen, wie schmerzhaft "panta rhei"...
Finde ich grandios, wie Du durch dieses Bild Brecht sprechen lässt.
VLG
Christoph