Lieber Peter, genau, daß Du oder ich geboren wurden, hat angesichts der Geschichte des Universums und der dafür notwendigen Voraussetzungen eine gegen 0 gehende Wahrscheinlichkeit. Aber dennoch ist es so, und das sollten wir stets würdigen. Wiederkommen wird es nach menschlichem Ermessen nicht ... HG, E.
Ich lasse mal Schiller und Konfuzius außen vor und beschreibe, was mir beim Betrachten des Bildes durch den Kopf geht.
Die Hölzernen stehen scheinbar ratlos und staunend...und irgendwie irritiert, stirnrunzelnd da, ob dessen, was sie hier vorfinden.
Und das wiederum wundert mich nicht wirklich.
Die Welt war schon vor langer Zeit aus den Fugen, als der Mensch sich anschickte, auch noch den letzten Winkel des Planeten für sich zu beanspruchen...sich dabei gegenseitig mit allen verfügbaren Mitteln erbarmungslos bekämpfend... und es wird nicht besser, im Gegenteil.
Die Vergangenheit war nicht gut, die Gegenwart ist es nicht und die Zukunft?
Aber wir, die wir das extrem unwahrscheinliche Glück haben, überhaupt zu leben, hadern damit, daß es nicht genug ist, nie genug, daß es besser sein müsste, viel besser...
Es bleibt schwierig
Gruß
Peter
Liebe ML, ich kann deine Ausführugen gut nachvollziehen; für die globale Perspektive. Es kann aber sein, dass Schiller mehr die individuelle Perspektive im Auge hat. Ich erlaube mir, eine Gedichtinterpretation zu zitieren, die ich vielleicht nicht unterschreiben würde, die aber in die angedeutete Hinsicht geht:
Das Gedicht „Sprüche des Konfuzius“, von Friedrich Schiller, welches ???? entstand, [sc. Musen-Almanach für das Jahr 1796, E. M.] beschreibt den Lauf der Zeit.
Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu jeweils 4, 6 und 6 Versen. Es ist kein durchgängiges Reimschema vorhanden. In der ersten Strophe gibt es einen „umarmenden Reim“ (abba). In der zweiten Strophe sieht man einen „Kreuzreim“ und ein „Paarreim“ (cdcdee). In der dritten Strophe erkennt man den „Paarreim“ (ffgghh). Trochäus ist das Metrum dieses Gedichtes.
Die erste Strophe beschreibt die drei Zeiten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Personifikation „ Zögernd kommt die Zukunft…“, „pfeilschnell ist das Jetzt entflohen“ und „Ewig still steht die Vergangenheit“ in den Versen 2,3,4 verleiht an Anschaulichkeit. Die Zukunft kommt nur langsam (V.2), die Gegenwart zieht schnell an uns vorbei (V.3) und die Vergangenheit steht ewig still hinter uns (V.4). Wir können die Vergangenheit nicht mehr verändern.
In der zweiten Strophe geht der Dichter weiter auf die Zeiten ein. Verse 5 und 6 beziehen sich auf die Zukunft. Die Zukunft kommt wann sie will und verweilt nicht lange. Die Gegenwart geht schnell vorbei, man soll nicht fürchten und zweifeln. (V. 7,8) Die Vergangenheit bleibt. Man kann sie, auch durch Reue und Zauberkraft nicht ändern. Die Anapher „Keine Ungeduld…“, „Keine Furcht,…“, „ Keine Reu,…“ in den Versen 5,7 und 9 verdeutlicht, dass man die Zeit nicht ändern kann.
In der dritten Strophe werden Ratschläge fürs Leben gegeben. Verse 11 und 12 wird die Frage gestellt, ob man sein Leben ruhig und zufrieden beenden möchte. Man soll die etwas ruhigeren Menschen akzeptieren, um Rat fragen und nicht als „Mittel zum Zweck“ benutzen (V.13, 14). Vers 15 sagt aus, dass man Menschen die vielleicht auswandern oder fliehen nicht zum Freund nehmen soll, da sie dir nicht helfen können, wenn man selbst in Not gerät. Genauso ist es falsch die Menschen, die in deiner Nähe sind, als Feind anzusehen (V.16). Sie können dir Schaden und du kannst dann nicht dein Leben zufrieden zu Ende bringen.
Der Lauf der Zeit hat sich auch bis heute noch nicht geändert. Weder bei Vergangenheit, noch bei Gegenwart, noch bei Zukunft. Das Gedicht regt zum Nachdenken an. Man sollte viel besser auf seine Mitmenschen eingehen und die Zeit genießen und das Vergangene, schief Gelaufene ruhen lassen.
Um ehrlich zu sein tröstet mich der Gedanke an die Zukunft nicht wirklich... Es gab schon mal Zeiten, wo das besser aussah - positiver und erfreulicher! Und das ist nicht nur der Altersnostalgie geschuldet - leider!
Und leider trifft man auch in der Politik ringsum immer mehr Holzköppe - augenlos, gehôrlos, gefühllos!
Die Zukunft wohnt bereits in der Gegenwart, wir müssen uns nicht bewusst an sie erinnern, denn alles was sie sein wird, das kann nur ein abstraktes Gedankenkonstruck sein, ersonnen, um sich gar vor ihr zu fürchten. Dennoch haben Schiller und du natürlich auch recht, denn wenn wir die Zukunft vergessen, bedeutet dies nichts anderes, als das wir uns und unsere Gegenwart verleumden.
Wenn wir also an das Heute denken, so erwacht daraus ein Morgen ;-)
@ Birgit: Danke! Ich habe nur den ersten der beiden Sprüche des Konfuzius zitiert, weil er das Thema der Ausstellung aufnimmt. Aber es ist schön, dass Du auch den zweiten zitierst, dessen Aussage mit der des ersten fast wie ein Doppelgänger übereinstimmt. HG E.
@ dannpet: Wenn ich Schiller richtig verstanden habe, steckt in dem Gedicht auch die Aufforderung, über der Vergangenheit und der Gegenwart die Zukunft nicht zu vergessen. HG E.
Eine sehr gute Dreifachbindung ist die Hartlieb an der Seite Schillers in Jena eingegangen...
Zukunft ist hier der flüchtige Traum der Gegenwart, erwacht in der Vergangenheit, so will es mir scheinen ;-)
In der Japanischen Geschichte hat der Doppelgänger des Fürsten einen festen Platz.
In gefährlichen Situationen kam dieser Doppelgänger zum Einsatz. Wie er lebte und ob er davon profitierte, ist mir zumindest unklar. Akira Kurosawa hat diesen Doppel-gängern einen würdigen Film gewidmet: Kagemusha – Der Schatten des Kriegers. Der Doppelgänger gleicht in seinem Wesen immer mehr dem Fürsten und sorgt für Irritation. Goethe kannte diesen Film nicht, als er eines seiner schönsten und kunstvollsten Ge-dichte über einen natürlichen "Doppelgänger" schreibt in:
Gingo Biloba
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt?
Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dass ich eins und doppelt bin ?
Über das "Doppelte", richtiger, "zweierlei"
schreibt der Meister in wunderbarer Weise:
[Im Atemholen sind zweierlei Gnaden]
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.
@ Rob: Danke! Die Perspektive auf die beiden ohne Schiefheit einzunehmen war nicht einfach, wenn man von den anderen Menschen im Garten absehen wollte. Das Foto spiegelt diese Anstrengung, und ich habe nicht entzerrt.
Diese Doppelgänger muten wie Roboter an und die werden immer mehr Einzug in unser Leben nehmen, aber da Ingrid Hartlieb vorzugsweise mit Holz arbeitet, passt meine Vermutung nicht, im ersten Moment dachte ich auch an Metall, trotzdem eine sehr gute Arbeit von der Künstlerin und auch von Dir.
Die größte Leistung ist das weitgehende Ausblenden der wirklichen Menschen vor, neben und hinter der Skulptur. Die akademische Jugend nutzt den Skulpturengarten als Studien- und Erholungsort. HG, E.
E. W. R. 24/05/2017 9:18
Lieber Peter, genau, daß Du oder ich geboren wurden, hat angesichts der Geschichte des Universums und der dafür notwendigen Voraussetzungen eine gegen 0 gehende Wahrscheinlichkeit. Aber dennoch ist es so, und das sollten wir stets würdigen. Wiederkommen wird es nach menschlichem Ermessen nicht ... HG, E.peju 24/05/2017 8:19
Ich lasse mal Schiller und Konfuzius außen vor und beschreibe, was mir beim Betrachten des Bildes durch den Kopf geht.Die Hölzernen stehen scheinbar ratlos und staunend...und irgendwie irritiert, stirnrunzelnd da, ob dessen, was sie hier vorfinden.
Und das wiederum wundert mich nicht wirklich.
Die Welt war schon vor langer Zeit aus den Fugen, als der Mensch sich anschickte, auch noch den letzten Winkel des Planeten für sich zu beanspruchen...sich dabei gegenseitig mit allen verfügbaren Mitteln erbarmungslos bekämpfend... und es wird nicht besser, im Gegenteil.
Die Vergangenheit war nicht gut, die Gegenwart ist es nicht und die Zukunft?
Aber wir, die wir das extrem unwahrscheinliche Glück haben, überhaupt zu leben, hadern damit, daß es nicht genug ist, nie genug, daß es besser sein müsste, viel besser...
Es bleibt schwierig
Gruß
Peter
E. W. R. 24/05/2017 8:12
Liebe ML, ich kann deine Ausführugen gut nachvollziehen; für die globale Perspektive. Es kann aber sein, dass Schiller mehr die individuelle Perspektive im Auge hat. Ich erlaube mir, eine Gedichtinterpretation zu zitieren, die ich vielleicht nicht unterschreiben würde, die aber in die angedeutete Hinsicht geht:Das Gedicht „Sprüche des Konfuzius“, von Friedrich Schiller, welches ???? entstand, [sc. Musen-Almanach für das Jahr 1796, E. M.] beschreibt den Lauf der Zeit.
Das Gedicht besteht aus drei Strophen zu jeweils 4, 6 und 6 Versen. Es ist kein durchgängiges Reimschema vorhanden. In der ersten Strophe gibt es einen „umarmenden Reim“ (abba). In der zweiten Strophe sieht man einen „Kreuzreim“ und ein „Paarreim“ (cdcdee). In der dritten Strophe erkennt man den „Paarreim“ (ffgghh). Trochäus ist das Metrum dieses Gedichtes.
Die erste Strophe beschreibt die drei Zeiten Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die Personifikation „ Zögernd kommt die Zukunft…“, „pfeilschnell ist das Jetzt entflohen“ und „Ewig still steht die Vergangenheit“ in den Versen 2,3,4 verleiht an Anschaulichkeit. Die Zukunft kommt nur langsam (V.2), die Gegenwart zieht schnell an uns vorbei (V.3) und die Vergangenheit steht ewig still hinter uns (V.4). Wir können die Vergangenheit nicht mehr verändern.
In der zweiten Strophe geht der Dichter weiter auf die Zeiten ein. Verse 5 und 6 beziehen sich auf die Zukunft. Die Zukunft kommt wann sie will und verweilt nicht lange. Die Gegenwart geht schnell vorbei, man soll nicht fürchten und zweifeln. (V. 7,8) Die Vergangenheit bleibt. Man kann sie, auch durch Reue und Zauberkraft nicht ändern. Die Anapher „Keine Ungeduld…“, „Keine Furcht,…“, „ Keine Reu,…“ in den Versen 5,7 und 9 verdeutlicht, dass man die Zeit nicht ändern kann.
In der dritten Strophe werden Ratschläge fürs Leben gegeben. Verse 11 und 12 wird die Frage gestellt, ob man sein Leben ruhig und zufrieden beenden möchte. Man soll die etwas ruhigeren Menschen akzeptieren, um Rat fragen und nicht als „Mittel zum Zweck“ benutzen (V.13, 14). Vers 15 sagt aus, dass man Menschen die vielleicht auswandern oder fliehen nicht zum Freund nehmen soll, da sie dir nicht helfen können, wenn man selbst in Not gerät. Genauso ist es falsch die Menschen, die in deiner Nähe sind, als Feind anzusehen (V.16). Sie können dir Schaden und du kannst dann nicht dein Leben zufrieden zu Ende bringen.
Der Lauf der Zeit hat sich auch bis heute noch nicht geändert. Weder bei Vergangenheit, noch bei Gegenwart, noch bei Zukunft. Das Gedicht regt zum Nachdenken an. Man sollte viel besser auf seine Mitmenschen eingehen und die Zeit genießen und das Vergangene, schief Gelaufene ruhen lassen.
https://www.lerntippsammlung.de/Gedichtinterpretation--g-Spr-ue-che-des-Konfuzius-g---k1-1-k2-.html
Marina Luise 24/05/2017 7:21
Um ehrlich zu sein tröstet mich der Gedanke an die Zukunft nicht wirklich... Es gab schon mal Zeiten, wo das besser aussah - positiver und erfreulicher! Und das ist nicht nur der Altersnostalgie geschuldet - leider!Und leider trifft man auch in der Politik ringsum immer mehr Holzköppe - augenlos, gehôrlos, gefühllos!
E. W. R. 24/05/2017 0:02
Manchen mag der Gedanke an die Zukunft helfen, sich nicht von der Vergangenheit und Gegenwart überwältigen zu lassen.† dannpet 23/05/2017 23:00
Die Zukunft wohnt bereits in der Gegenwart, wir müssen uns nicht bewusst an sie erinnern, denn alles was sie sein wird, das kann nur ein abstraktes Gedankenkonstruck sein, ersonnen, um sich gar vor ihr zu fürchten. Dennoch haben Schiller und du natürlich auch recht, denn wenn wir die Zukunft vergessen, bedeutet dies nichts anderes, als das wir uns und unsere Gegenwart verleumden.Wenn wir also an das Heute denken, so erwacht daraus ein Morgen ;-)
E. W. R. 23/05/2017 22:31
@ Birgit: Danke! Ich habe nur den ersten der beiden Sprüche des Konfuzius zitiert, weil er das Thema der Ausstellung aufnimmt. Aber es ist schön, dass Du auch den zweiten zitierst, dessen Aussage mit der des ersten fast wie ein Doppelgänger übereinstimmt. HG E.E. W. R. 23/05/2017 22:21
@ dannpet: Wenn ich Schiller richtig verstanden habe, steckt in dem Gedicht auch die Aufforderung, über der Vergangenheit und der Gegenwart die Zukunft nicht zu vergessen. HG E.E. W. R. 23/05/2017 22:18
@ Neydhart: Danke für die Verlinkung von Ginkgo biloba. Ich denke, dass der Ausdruck Doppelgänger mehrdeutig sein könnte. HG E.† dannpet 23/05/2017 20:23
Eine sehr gute Dreifachbindung ist die Hartlieb an der Seite Schillers in Jena eingegangen...Zukunft ist hier der flüchtige Traum der Gegenwart, erwacht in der Vergangenheit, so will es mir scheinen ;-)
Neydhart von Gmunden 23/05/2017 19:43
In der Japanischen Geschichte hat der Doppelgänger des Fürsten einen festen Platz.In gefährlichen Situationen kam dieser Doppelgänger zum Einsatz. Wie er lebte und ob er davon profitierte, ist mir zumindest unklar. Akira Kurosawa hat diesen Doppel-gängern einen würdigen Film gewidmet: Kagemusha – Der Schatten des Kriegers. Der Doppelgänger gleicht in seinem Wesen immer mehr dem Fürsten und sorgt für Irritation. Goethe kannte diesen Film nicht, als er eines seiner schönsten und kunstvollsten Ge-dichte über einen natürlichen "Doppelgänger" schreibt in:
Gingo Biloba
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie's den Wissenden erbaut.
Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt?
Solche Fragen zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dass ich eins und doppelt bin ?
Über das "Doppelte", richtiger, "zweierlei"
schreibt der Meister in wunderbarer Weise:
[Im Atemholen sind zweierlei Gnaden]
Im Atemholen sind zweierlei Gnaden:
Die Luft einziehen, sich ihrer entladen;
Jenes bedrängt, dieses erfrischt;
So wunderbar ist das Leben gemischt.
Du danke Gott, wenn er dich preßt,
Und dank ihm, wenn er dich wieder entläßt.
Quelle: JWv Goethe: West-oestlicher Divan
E. W. R. 23/05/2017 19:42
@ Rob: Danke! Die Perspektive auf die beiden ohne Schiefheit einzunehmen war nicht einfach, wenn man von den anderen Menschen im Garten absehen wollte. Das Foto spiegelt diese Anstrengung, und ich habe nicht entzerrt.E. W. R. 23/05/2017 19:38
@ Ruth: Vermutlich hast Du recht und es geht um symbolische Gestalten für wirkliche Menschen in ihrer Lebensverschränkung. HG E.Ruth U. 23/05/2017 17:50
Diese Doppelgänger muten wie Roboter an und die werden immer mehr Einzug in unser Leben nehmen, aber da Ingrid Hartlieb vorzugsweise mit Holz arbeitet, passt meine Vermutung nicht, im ersten Moment dachte ich auch an Metall, trotzdem eine sehr gute Arbeit von der Künstlerin und auch von Dir.E. W. R. 23/05/2017 16:39
Die größte Leistung ist das weitgehende Ausblenden der wirklichen Menschen vor, neben und hinter der Skulptur. Die akademische Jugend nutzt den Skulpturengarten als Studien- und Erholungsort. HG, E.