Je länger ich schaue, desto mehr zieht mich das Bild in seinen Bann.
Sowas kenne ich auch bei Bildern von William Eggleston, der das profane, das alltägliche fotografiert. Er nennt es "Democratic Forest" - für ihn ist Alles fotografierbar, jedes Bild hat die gleiche Berechtigung aufgenommen - und gezeigt - zu werden. Eggleston arbeitet aber nicht mit Blitz. Das tat Martin Parr. In einem Vortrag über seine Fotos kam er an einen Punkt in seiner Arbeit "Bad Weather", bei dem in einer Abfolge ein Teehaus bei Regen gezeigt wird. Einmal ohne Blitz und dann mit Blitz. Alleine diese Bilder zeigen die Grenzen des menschlichen Sehens auf.
Es gibt für mich viele Aspekte in diesem Bild, die mich immer wieder zurückholen.
Da ist der Verlauf des Lichts, das mit meiner Leserichtung heller wird. (Vermutlich ist rechts neben des FotografenIn etwas reflektierendes, zB eine helle Wand) und wie das Licht sich im Bild verteilt. (Fotografie -> mit Licht malen) Dann die ähnlichen Farbtöne, die sich für mich wie optische Echos verhalten. (zB die Vase mit der Rückseite des Schilds am Gartentor) Dazu fällt mir wieder das Zitat von Minor White ein, das Peter Brunell von deren erster Begegnung erzählt: "Hier ist ein Foto, schau es an. Ich komme in zwei Stunden wieder, dann sprechen wir darüber"
Was ist ein Spiel? Was ist eine Verschwörungstheorie? Ich jedenfalls möchte es weit von mir weisen, "eine Art von böswilliger Täuschung" unterstellt zu haben.
Wenn es mit Niveau geschieht, lass ich mich auch gern mal veräppeln. Nur sei mir ebenso erlaubt, provozierend zu kommentieren. Wer hier sein Bild einstellt, sollte damit rechnen. Ich hätte aber auch nichts dagegen, mehr IMHO schöne Fotos in der Agora zu sehen. Das Mädel am Flügel ist nun schon wieder zwei Monate her ...
Schon ok, ich nehme das "böswillig" zurück. Nun, wenn Du ein "schönes" Foto in der agora sehen willst dann mach`eins wenn Du noch keins hast und reiche es ein. Die können hier ja nur veröffentlichen was sie zugeschickt bekommen. Auf die anderen user die das tun hat ja keiner Einfluss.
Das Problem wird immer sein, dass man Niveau in der gepflegten sprachlichen Auseinandersetzung über ein “schönes Foto" finden muss. Ich sehe z.B. keinen Grund eine junge Frau toppless als Pianistin darzustellen. Natürlich dürfen auch diese Männerphantasien Einzug halten in der Fotografie und besprochen werden, sind aber eben auch dementsprechend zu kritisieren. Hier haben wir aber eine Szene, die viel mehr sich dem belanglosen authentischen Alltag widmet. Dies ist Teil von anerkannten Genres welche eben grade ihren Wert zumindest haben können, evtl. sogar als sinnvoller Gegenentwurf der von Dir an anderer Stelle angemerkten Bilderfluten.
Geschmack ist subjektiv und beeinflussbar,
ich glaube aber nicht, dass ich angeschnittene Hauptmotive, die durchaus ganz aufs Foto gepasst hätten, jemals als "sinnvollen Gegenentwurf zu Bilderfluten" begrüßen werde,
bei mir wird so was gelöscht!
Das es subjektiv ist, ist ja das Schöne daran. Sonst wäre das auch sehr langweilig. Ob es sich um das Hauptmotiv handelt, was abgeschnitten wurde, ist für mich allerdings noch im Diskussionsprozess und nicht geklärt. Ich persönlich habe ja auch gar nichts dagegen, dass man seine eigenen Bilder so wenig schätzt, dass man sie löscht. Für mich hat der von Felix erwähnte Gedanke von William Eggleston des "Democratic Forest" seinen Reiz. Ich habe bei dem Autor dieses Bildes auch nicht den Eindruck, dass er nach Applaus buhlt, oder vergebliche Überzeugungsarbeit leisten will oder muss und deshalb glaube ich auch nicht, dass er Dich mit Dir nicht würdigen Niveau veräppeln möchte.
@Gerhard Körsgen. Auch ich empfehle eine humorbasierte Betrachungsweise.
Die gestalterische Brücke vom Hund zum Unbewussten triggert als Bindeglied Umfeld und bewusste Aufnahme?
Das Motiv führt nicht zum (Hier stand "zur Bild". Nach freundlichem Hinweis von Matthias korrigiert) Bild, sondern das beiläufige Umfeld zur Bewußtwerdung des Spaziergangs?
Das Verweilen des Betrachters im „Stream of consciousnes“ sperrt den Zugang zum Intuitiven, weil die objektiven Gestalungsmerkmale die Handschirft des Aufnehmenden subjektiviert?
Bitte für mich etwas ausführlicher formulieren in den jeweiligen Fragestellungen, ich weiß nicht was Du meinst, was die eigentliche jeweilige Frage sein soll. Wenn mir das klar ist antworte ich gerne. Wobei ich den Eindruck habe dass Du mir Fragen stellst die dir nur der Bildautor beantworten kann. Vielleicht irre ich mich aber auch.
Gerne auf ein neues.
Das dieses Foto nicht "zur Bild" führt ist ein hinreissender freudscher Verschreiber in dem so viel Wahres und Wirkliches steckt. Nach meinem dafürhalten, würde es sehr für das Foto sprechen ;) - Smiley beachten.
Ich dachte, mein Hinweis auf eine humorbasierte Betrachtungsweise hätte genügt, um deutlich zu mache, wie mein Beitrag zu verstehen ist.
Tucholski hat einmal die Frage gestellt: Was darf Satire? Um sie dann gleich selbst zu beantwoten: Alles.
Nur mal so beiläufig wird auf sachliche zugleich unterhaltsame Weise Wissen und Informationen vermittelt.
Über die Natur der Sache, dass ein Hund sich nachts draußen in unwirtlichen Gegenden herumtreibt, geht es hinaus...muss man natürlich zuhören oder bleibt dumm und schreibt hier dümmliche Kommentare, mir ja wurst.
Die Ausdauer und die Ruhe, die Hund sich dabei jahrelang bewahrt hat, ist zu bewundern. Allein das ist schon Kunst.
Wenn ich mich nicht sehr irre ist der user dessen aktuellen Accountnamen ich hier nicht verraten will
schon länger in der fc präsent, mit Unterbrechungen und unter wechselnden Namen wie eugène etmaski und
Marc van Hassel, neben anderen.
Insbesondere im Voting sah und sieht man die Bilder immer wieder. Diese Art der Fotografie ist schon längst
eine Art "Markenzeichen" geworden, das hat einen hohen Wiedererkennungswert.
Natürlich sind die Bilder dort regelmäßig völlig chancenlos was den Einzug in die Galerie anbetrifft worum es
dem Fotografen (ich nehme an es ist ein Mann) aber erklärtermaßen NICHT geht.
Vielmehr ist es ein fortlaufendes Kunstkonzept in dem das einzelne Foto weniger wichtig ist denn die Reihung
derer und eben das Konzept - wenn ich es richtig verstanden habe.
Hier ist jetzt das Konzept erklärt worden als begleitender Text zum Bild.
Daran kann man/frau sich stören, weil ja eine Interpretation mehr oder weniger "vorgegeben" wird, zumindest
wird "die Richtung in der es gesehen werden soll" dadurch beeinflußt.
Das stört insbesondere diejenigen die keine Berührungsängste mit einer Bildsprache haben die sich nicht an
Konzepten einer wie auch immer zu benennenden "Schönheit" abarbeitet sondern daran im Alltag das Unbesondere,
das lapidar "einfach-so-daseiende" bewusster zu machen, den Blick DARAUF zu lenken.
Im Grunde also ein Aufruf bewusster zu leben.
Jeder Blick, alles was wir aufnehmen ist wichtig, es könnte das letzte sein was wir erleben, man weiss es doch
nicht. (Vielleicht liest sich das jetzt ein wenig dramatisch).
Von daher empfinde ich der ich mittlerweile auch keine Berührungsängste mehr mit dieser Bildsprache habe
(früher war das anders...) diese "Bedienungsanleitung" nicht als störend , vielmehr als hilfreich für
diejenigen die sonst aus eigener Kraft keinen Zugang bekommen. Ich war auch einmal "so einer" und weiß noch
wie mies es sich anfühlt "wie der Ox vor`m Berg" dazustehen.
Wer es nicht braucht kann es überlesen, diejenigen welche es gebrauchen können freuen sich vielleicht darüber.
Meine Meinung.
Interessant finde ich dass trotz "Erklärung" auch hier in der agora letztendlich die gleichen Mechanismen
greifen wie im Voting: Es wird überwiegend eine Art von böswilliger Täuschung vermutet, ein vorgetäuschter
Kunstansatz, nur behauptet aber nicht wahrhaftig existent.
Da bin ich allerdings anderer Meinung und empfehle eine humorbasierte Betrachtungsweise. @Wittebuxe ging als
Erster hier voran, womöglich aus anderen Gründen als ich, aber egal, ich schliesse mich an.
Niemand hat gesagt dass Kunst immer bierernst sein muss und niemand hat bestimmt dass Kunst immer genial und
"was besseres" sein muss. Aber "anders" sollte sie doch sein, meine ich, und im Vergleich zu den allermeisten
Fotos die man in der fc sieht sieht man hier etwas sowohl gewollt sperriges als auch humorvolles als auch
erkennbar persönliches.
Das muss einem/einer nicht gefallen, aber es ist schon eine Leistung.
Ich erkenne das gerne an.
@TheSebastian
: Nein nein, das "böswillig" zielt NICHT auf deinen Kommentar ab, eher auf diejenigen welche nicht den humoristischen Ansatz der Bildbetrachtung haben und sich veralbert oder "veräppelt" vorkommen.
Matthias von Schramm : Dafür dass die Aufnahme des Nachts gemacht wurde würde ich nicht meine Hand in s Feuer legen. Es kann ja durchaus sein dass hier bei kleiner Blende geblitzt wurde und dann säuft wenn der Blitz wenig Leistung hat alles hinter dessen dann kurzer Reichweite ab, auch bei Tage. Könnte ich mir hier vorstellen. Strahlend hell war es an der Stelle aber sicherlich nicht.
"Mir ist auch wohlwollend aufgefallen wie die humorvolle Verarbeitung der weißen Hose in der Auseinandersetzung mehr Freude bereitet, als die böswillige Unterstellung."
Welche weiße Hose meinst Du ?
Ich meine Witte Buxe. Ob es wirklich nachts war, als das Foto gemacht wurde, ist für mich nicht der zentrale Punkt meiner Betrachtungen. Sollte ich mich da irren, dann sehr gerne. Du hast insofern recht, meine eingangs beschriebenen Fotos in 9x13 in diversen Fotoalben sahen immer sehr ähnlich aus, egal zu welcher Tageszeit. Rotäugige Lieblinge bei Tageslicht z.B.
Dieses Bild gefällt mir nicht. Sperrig sagt der/die FotografIn.
Aber - wenn irgendwo ein Licht angeht, schaue ich hin. So geht es mir auch mit diesem Bild, das ich interessanterweise sehr lange ansehen kann. Die Farben erreichen mich, das Grün, Gelb/Ocker, Braun, Schwarz und die anderen Farbtöne, deren Namen ich nicht kenne. Das Bild hat, objektiv betrachtet, Vieles, das man von einem guten Bild erwartet: Schärfe, Kontraste, Beleuchtung. Es hat aber auch Vieles, das man einem schlechten Bild zuspricht: Das vermeintliche Hauptmotiv, der Hund - er ist nicht ganz auf dem Bild - und das verwirrt mich, das stört mich und das ärgert mich.
Das ist mein subjektiver Eindruck.
"Bei Agora liegt der Schwerpunkt auf der Wahrnehmung und Interpretation des Fotos - weniger in dessen Bewertung."
Also schaue ich mir das Bild länger an. Meine Wahrnehmung:
Das Gartentor sieht für mich aus, als sein ich "innen", der Zaun und die Büsche versperren mir den Blick nach aussen. Der Rahmen des Gartentors wird auf einer Seite abgestützt. Dort steht ein Pflanzkübel mit einem weiteren Busch. Insgesamt sieht es dort naß und ungemütlich aus. Von aussen ist am Gartentor ein Schild angebracht. Es liegt Laub herum. Das Bild zeigt mir vieles, das ich beschreiben kann und wenig das ich interpretieren kann.
Meine Interpretation:
Ist das Bild schlauer als ich?
Mein Urteil: Ich scheitere an diesem Bild.
Ich denke, dass ich die Haltung von wittebuxe übernehme und das Bild mit Humor betrachte. Das macht es mir einfacher.
"Hund untersucht Eingangsbereich während Blitzlichtaufnahme" - Der Titel allein bringt mich sofort zum Schmunzeln, denn ich schließe auf einen Fotografen - nämlich den erwähnten "Aufnehmenden" - der sich selbst, sein Foto und überhaupt die gesamte Fotografie nicht so seehr bierernst nimmt. Der unganze Hund tut, was Hunde an dieser Stelle tun müssen: erstmal gucken, ob die Luft rein ist, danach Nachrichten lesen, und dann folgerichtig laut bellen, damit Herrchen auch Bescheid weiß, was Sache ist. Der Blitz ist ihm wumpe.
Anscheinend ist alles gut gegangen, aber die Ecke lädt nicht wirklich zum Verweilen ein. Der Englischsprechende sagt zu dieser Szenerie "In the middle of nowhere" unf meint damit: "am Arsch der Welt". Immerhin hat ein womöglicher Bewohner hinter(?) dem Tor noch einer Pflanze im hohen Topf eine Chance gegeben: die wird genutzt.
Eins täte mich noch interessieren: bin ich - der "Rezipient", also der "Aufnehmende" oder hier passenderweise eher der "Empfangende" drinnen oder draußen? Sozusagen.
Das Bild alleine spricht mich nicht an. Der "Aufnehmende" verkauft aber ein Gesamtpaket: Als Titel eine gegenständliche Beschreibung der Aufnahme und dazu eine Selbstdeutung als einleitende Text, die von einem Kurator sein könnte. So entsteht eine Diskussion über ein Bild, dass eigentlich belanglos ist. Sehr geschickt, finde ich! Ich frage mich, wie würde die Diskussion verlaufen, wenn der einleitende Text lauten würde: "Ich habe versehentlich beim SMS-senden auf den Auslöser gedrückt - Was haltet ihr von dem Bild?"
Ich hatte ganz ähnliche Gedanken und fragte mich, ob "ik mir vielleicht veräppelt" vorkommen soll. Das Bild empfinde ich persönlich ebenfalls als belanglos und es scheint zumindest so, als wäre hier fast zufällig der Auslöser gedrückt worden. Interessant ist die Frage, ob das ganze Gequatsche um so ein Bild, das Foto vielleicht besser machen kann? Oder zukünftig bessere Bilder entstehen lässt... Weder der angeschnittene Hund noch die Szenerie in ihrer Ausleuchtung sprechen mich irgendwie an. Das wird durch die Erklärungen vom Autor (Kurator) auch nicht besser. Möchte der Fotograf vielleicht die Agora als solche und die Bildbelobigungen der user von Werken ihrer "buddies" auf´s Korn nehmen? Ich stelle auch mal schnell ein Foto von mir in die "Kunstecke" und das sicherlich meist auch unberechtigter Weise. Vielleicht habe ich aber auch einfach kein Verständnis für das, was ich hier sehe und lese. Scheint eine Nummer zu hoch für mich zu sein.
Tja, ist diese Metaebene, "das ganze Gequatsche", ehrliche Grübelei oder cleveres Marketing?
Mit Storytelling kann man heute alles verkaufen, und wer uns wirklich veräppeln will, ist vielleicht auch noch diszipliniert genug, das nicht öffentlich auffliegen zu lassen.
Die "Kuratoren", die sich jedes noch so belanglose Bild schönreden können, müssen eine Spielwiese haben. Sie werden in jedem Bild interessante Aspekte finden, frei nach Beuys "Jeder Mensch ist ein Künstler".
Dieser Hund mit seinen rasch wechselnden Namen hat es nicht in die Galerie geschafft, hier kann er ruhig hochgejubelt werden.
Ich habe eine Freundin, die ist zwar nicht Meister der "Gestypologie" ist aber Meister der "Stolperphotographie", zahlreiche ihrer Bilder müssen so entstanden sein. Das trifft auch auf obiges Bild zu.Da stolperte jemand und kam beim heftigen Rumrudern zum Wiederfinden der Balance an den Auslöser.
Der Bildautor hat sein Bild selbst interpretiert und zu einem „Stream of consciousnes“ erhöht.
Das stehe ich nur da, und weiß genau, wie der Hase läuft, neige weise verstehend mein Haupt und mache "Ommmmmmmm".
Ich finde ja immer interessant dass bei einem "solchen" Foto schnell eine Art "böswilliger Täuschungsgedanke" impliziert wird. Da stelle ich mir mehrere Fragen: -Was hätte derjenige davon ? -Wieso macht jemand "sowas" über einen solch`großen Zeitraum (ich schätze mal mit Unterbrechungen über 10 Jahre) ? -Könnte es nicht (wenngleich auf humorvolle Art und Weise) "ernst" gemeint sein mit dem Kunstanspruch ?
Auf diese Gedanken komme ich weil die Leute denen es erkennbar auf einen "Effekt" ankommt in aller Regel nicht das Durchhaltevermögen haben ihre "Masche" länger durchzuhalten, zumal es in der fc dafür nun wahrlich kaum Fans gibt.
(Ich persönlich halte das NICHT für eine Masche, um das klarzustellen).
Ich kenne seit über 10 Jahren auch Hääändiiie-Fotos, die mir durchaus gefallen, kann aber mit solch launigen Schnappschüssen wie hier nix anfangen. Täglich ergeben sich tausende Blickwinkel, mir zu unharmonisch oder zu aussagelos, um sie zu konservieren. Das Motiv hätte vielleicht Potential, eine einigermaßen abgerundete Komposition zu liefern, in der vorliegenden Version würde ich einen Zweck jedoch spontan im Rahmen eines Tutorials "Wie zimmere ich einen Sichtschutz" vermutet haben.
Falls man etwas von vornherein schon als beiläufig empfindet, was natürlich jeder für sich selbst festlegt, warum sollte man sich in unserer reizüberfluteten Welt dann damit beschäftigen? Ein Hund als "Brücke vom Unbewussten ins Bewusste" ist mir zudem zu esoterisch, aber wenn schon Transformation, dann bitte lieber eine Libelle!
Das Bild hat eine gewisse farbliche Harmonie. Nur Hund mit seinem/ihrem Glänzefell sticht heraus und zieht immer wieder meinen Blick. Jetzt laufe ich Gefahr, über die Schnauze aus dem Bild zu fallen. Aber zum Glück ist die streichelrichtung eine andere und über den Rücken gelange ich zu dem Blumentopf. Wie absurd, diesen Bretterverschlag miteinander Blumenkübel aufhübschen zu wollen. Ich schaue mir den Vorschlag an, Bretter, Tor oben, alles ziemlich dicht. Wirft Fragen auf. Und unheimlich. Irgendwie ziemlich unheimlich. Trotz oder wegen dem Blitzlicht. Ohne den Blitz hätte ich weniger gesehen und mit etwas Glück wäre die Fantasie nicht so stark angesprungen. Aber so. ich Suche zwischen den Ästen und brettern. Ich bin mir fast sicher, dass irgendwo irgendwer raus guckt.
Andererseits würde Hund das doch merken, oder? Aber ob Hund mich beschützen kann, wage ich zu bezweifeln. Also lieber schnell weiter...
ich stimme meinem Vorredner n den ersten drei Absätzen zu.
Einen Hund führt man häufiger aus. Und, das seine Schnauze nicht sichtbar ist scheint er auch nicht zu schnüffeln ob das etwas interesssantes sein könnte. Für einen daramatischen Tatort der inspiziert wird ist mir das Bild zu sehr angeblitzt.
Die Beiläufigkeit eines verammelten Gartens könnte man bei Tage auch inspizieren.
Ne mir ist das Bild ehrlich gesagt zu gezwungen in Wort und Bild.
Ich finde die lange Vor-Erklärung etwas problematisch. Ich mach mir meine eigenen Gedanken zum Bild und für mich bedarf es keiner Bedienungsanleitung für die Bildbedeutung. Andererseits weiss ich jetzt, was der/die FotografIn für Zusammenhänge und gradezu philosophische Erklärungen des kognitiven Sehens hat - dagegen habe ich nichts. Mir wird nur schon zu viel erklärt.
Mich erinnert diese Aufnahme an Fotos in Alben der 1980er Jahre und später, meistens Abzüge im Format 9x13cm. Teilweise von Leuten (ich sag bewusst teilweise), die mit Fotografie im engeren Sinne nichts zutun hatten und die einfach mal nur ihren Hund mit Blitz in der Nacht ablichten wollten. Dies geschah aus technischen Gründen immer mit Blitz und hatte den Charme von Tatortfotografie zur Beweissicherung. Diese Art von Fotos habe ich immer gemocht. Es war aber fast unmöglich sie nachzumachen, wenn man sich schon ein wenig oder ein wenig mehr mit Bildgestaltung auseinandergesetzt hatte. Dann wäre der Hund komplett drauf, etwas mehr an den Bildrand gesetzt und der Fokuspunkt auf ihn gelegt z.B.
Das ist hier (ich nehme an bewusst) anders. Der Hund ist unscharf, die Schnauze wurde abgeschnitten. Das Fell ist heftig angeblitzt worden, der banale Hintergrund eines offenbar verrammelten Grundstücks oder ähnlichem mit Mauerwerk, Zäunen und Gestrypp ist am klarsten abgebildet. Die unzureichende Blitztechnik füllt nicht das ganze Format aus. Es wurde also gegen übliche Regeln verstossen und damit wurden eigene Regeln erschaffen. Vor geraumer Zeit gab es in der FC einige Fotografen, die den Begriff Gestrypp hypten, damit durchaus poralisierten und "schöne" Serien solcher Motive nicht selten mit Toykameras einstellten. Diese Leute sind leider schon lange nicht mehr hier.
Die Ästhetik des Bildes erinnert mich ein bisschen auch an die in den 1990er Jahren aufkommende Bildsprache von russischen Fotoschülern, die mit einer Kiev oder Lubitel oder Holga ausgestattet wurden. Um dieses Foto mit meinem formal grafischen Bewusstsein zu machen, hätte ich vermutlich mich ganz parallel zur verrammelten Tür gestellt und den Hund stärker oder gar nicht angeschnitten. Mir ist klar, dass ich damit die von der/die FotografIn vermutlichen Intentionen zerstöre. Das Bild ist so wie es ist in vielerlei Hinsicht unvollkommen und das macht für mich seinen Reiz aus.
Zum Thema: Bewusstseinsstrom! also „Stream of consciousnes“ möchte anmerken, dass so eine Vorgabe ein wenig die Gefahr insich birgt, dass man sich gegenseitig Arme verschränkend mit "Ich sehe was, was Du nicht siehst" anfrotzelt. Dieses Bild ist dafür sehr geeignet ;)
Noch ein Wort zur "schlechten" Blitztechnik. Ich habe Olympiabücher aus den 1960er Jahren - die mich immer wieder faszinieren. Die Fotos vom Hallensport waren nicht selten Blitzaufnahmen genau mit diesem Charme. Da tauchte ein knallweißer Sportler vor einem anderen auf, der in einer grobkörnigen grauen Suppe stand, während der dritte Mensch dahinter komplett von einem schwarzen Schatten verschluckt wurde. Und das waren professionelle Fotos ... nur nebenbei zur Anregung und zum beurteilen dieser Blitzaufnahmen.
Die/Der FotografIn schreibt: "Die Aufnahme entstand während eines abendlichen Spaziergangs im Januar.
Die Idee dahinter ist die Darstellung des beiläufigen Umfelds.
Was ist das beiläufige Umfeld? Das beiläufige Umfeld ist der Ort den man nicht bewusst wahrnimmt, obwohl man in ihm verweilt. Und woran kann man das beispielhafter nachvollziehen als an einem immer wiederkehrenden Spaziergang mit Hund. Mit den Gedanken ist man währenddessen bei Vergangenem oder Zukünftigem aber nur selten in der Gegenwart.
Der Hund hat dabei die zentrale Rolle eines gestalterischen Bindeglieds, einer Brücke vom Unbewussten ins Bewusste, er ist zum einen Teil des Umfeldes triggert zum anderen aber als gestalterisches Mittel intuitiv die Aufnahme.
Ein Schnappschuss im weiteren Sinne, wenn man so will, weil nicht das Motiv zur Aufnahme führt, sondern der subjektive Moment der Bewusstwerdung des beiläufigen Umfelds mittels Hund zur Aufnahme zwingt, „geschnappt“ wird.
Für den Betrachter bleibt das Ergebnis daher zunächst sperrig, weil es sehr subjektiv ist. Erst mit der Zeit beginnt er die Handschrift des Aufnehmenden zu erkennen, beginnt er Gestaltungsmerkmale aus dem „Stream of consciousnes“ heraus zu objektivieren. Ob das dann gefällt oder nicht bleibt dem Betrachter überlassen..
So, vielleicht langt das ja für den Einstieg in die Diskussion. Wünsche euch viel Spaß beim Umgang damit und mir Erkenntniszuwachs..."
fotobücher 01/06/2021 7:42
Je länger ich schaue, desto mehr zieht mich das Bild in seinen Bann.Sowas kenne ich auch bei Bildern von William Eggleston, der das profane, das alltägliche fotografiert. Er nennt es "Democratic Forest" - für ihn ist Alles fotografierbar, jedes Bild hat die gleiche Berechtigung aufgenommen - und gezeigt - zu werden. Eggleston arbeitet aber nicht mit Blitz. Das tat Martin Parr. In einem Vortrag über seine Fotos kam er an einen Punkt in seiner Arbeit "Bad Weather", bei dem in einer Abfolge ein Teehaus bei Regen gezeigt wird. Einmal ohne Blitz und dann mit Blitz. Alleine diese Bilder zeigen die Grenzen des menschlichen Sehens auf.
Es gibt für mich viele Aspekte in diesem Bild, die mich immer wieder zurückholen.
Da ist der Verlauf des Lichts, das mit meiner Leserichtung heller wird. (Vermutlich ist rechts neben des FotografenIn etwas reflektierendes, zB eine helle Wand) und wie das Licht sich im Bild verteilt. (Fotografie -> mit Licht malen) Dann die ähnlichen Farbtöne, die sich für mich wie optische Echos verhalten. (zB die Vase mit der Rückseite des Schilds am Gartentor) Dazu fällt mir wieder das Zitat von Minor White ein, das Peter Brunell von deren erster Begegnung erzählt: "Hier ist ein Foto, schau es an. Ich komme in zwei Stunden wieder, dann sprechen wir darüber"
Mittelosteuropa-Entdecker 01/06/2021 5:28
Was ist ein Spiel? Was ist eine Verschwörungstheorie? Ich jedenfalls möchte es weit von mir weisen, "eine Art von böswilliger Täuschung" unterstellt zu haben.Wenn es mit Niveau geschieht, lass ich mich auch gern mal veräppeln. Nur sei mir ebenso erlaubt, provozierend zu kommentieren. Wer hier sein Bild einstellt, sollte damit rechnen. Ich hätte aber auch nichts dagegen, mehr IMHO schöne Fotos in der Agora zu sehen. Das Mädel am Flügel ist nun schon wieder zwei Monate her ...
Helge Jörn 01/06/2021 0:38
@Gerhard Körsgen. Auch ich empfehle eine humorbasierte Betrachungsweise.Die gestalterische Brücke vom Hund zum Unbewussten triggert als Bindeglied Umfeld und bewusste Aufnahme?
Das Motiv führt nicht zum (Hier stand "zur Bild". Nach freundlichem Hinweis von Matthias korrigiert) Bild, sondern das beiläufige Umfeld zur Bewußtwerdung des Spaziergangs?
Das Verweilen des Betrachters im „Stream of consciousnes“ sperrt den Zugang zum Intuitiven, weil die objektiven Gestalungsmerkmale die Handschirft des Aufnehmenden subjektiviert?
Sag mal Micha 01/06/2021 0:05
Nur mal so beiläufig wird auf sachliche zugleich unterhaltsame Weise Wissen und Informationen vermittelt.Über die Natur der Sache, dass ein Hund sich nachts draußen in unwirtlichen Gegenden herumtreibt, geht es hinaus...muss man natürlich zuhören oder bleibt dumm und schreibt hier dümmliche Kommentare, mir ja wurst.
Die Ausdauer und die Ruhe, die Hund sich dabei jahrelang bewahrt hat, ist zu bewundern. Allein das ist schon Kunst.
Gerhard Körsgen 31/05/2021 23:29
Wenn ich mich nicht sehr irre ist der user dessen aktuellen Accountnamen ich hier nicht verraten willschon länger in der fc präsent, mit Unterbrechungen und unter wechselnden Namen wie eugène etmaski und
Marc van Hassel, neben anderen.
Insbesondere im Voting sah und sieht man die Bilder immer wieder. Diese Art der Fotografie ist schon längst
eine Art "Markenzeichen" geworden, das hat einen hohen Wiedererkennungswert.
Natürlich sind die Bilder dort regelmäßig völlig chancenlos was den Einzug in die Galerie anbetrifft worum es
dem Fotografen (ich nehme an es ist ein Mann) aber erklärtermaßen NICHT geht.
Vielmehr ist es ein fortlaufendes Kunstkonzept in dem das einzelne Foto weniger wichtig ist denn die Reihung
derer und eben das Konzept - wenn ich es richtig verstanden habe.
Hier ist jetzt das Konzept erklärt worden als begleitender Text zum Bild.
Daran kann man/frau sich stören, weil ja eine Interpretation mehr oder weniger "vorgegeben" wird, zumindest
wird "die Richtung in der es gesehen werden soll" dadurch beeinflußt.
Das stört insbesondere diejenigen die keine Berührungsängste mit einer Bildsprache haben die sich nicht an
Konzepten einer wie auch immer zu benennenden "Schönheit" abarbeitet sondern daran im Alltag das Unbesondere,
das lapidar "einfach-so-daseiende" bewusster zu machen, den Blick DARAUF zu lenken.
Im Grunde also ein Aufruf bewusster zu leben.
Jeder Blick, alles was wir aufnehmen ist wichtig, es könnte das letzte sein was wir erleben, man weiss es doch
nicht. (Vielleicht liest sich das jetzt ein wenig dramatisch).
Von daher empfinde ich der ich mittlerweile auch keine Berührungsängste mehr mit dieser Bildsprache habe
(früher war das anders...) diese "Bedienungsanleitung" nicht als störend , vielmehr als hilfreich für
diejenigen die sonst aus eigener Kraft keinen Zugang bekommen. Ich war auch einmal "so einer" und weiß noch
wie mies es sich anfühlt "wie der Ox vor`m Berg" dazustehen.
Wer es nicht braucht kann es überlesen, diejenigen welche es gebrauchen können freuen sich vielleicht darüber.
Meine Meinung.
Interessant finde ich dass trotz "Erklärung" auch hier in der agora letztendlich die gleichen Mechanismen
greifen wie im Voting: Es wird überwiegend eine Art von böswilliger Täuschung vermutet, ein vorgetäuschter
Kunstansatz, nur behauptet aber nicht wahrhaftig existent.
Da bin ich allerdings anderer Meinung und empfehle eine humorbasierte Betrachtungsweise. @Wittebuxe ging als
Erster hier voran, womöglich aus anderen Gründen als ich, aber egal, ich schliesse mich an.
Niemand hat gesagt dass Kunst immer bierernst sein muss und niemand hat bestimmt dass Kunst immer genial und
"was besseres" sein muss. Aber "anders" sollte sie doch sein, meine ich, und im Vergleich zu den allermeisten
Fotos die man in der fc sieht sieht man hier etwas sowohl gewollt sperriges als auch humorvolles als auch
erkennbar persönliches.
Das muss einem/einer nicht gefallen, aber es ist schon eine Leistung.
Ich erkenne das gerne an.
fotobücher 31/05/2021 22:05
Dieses Bild gefällt mir nicht. Sperrig sagt der/die FotografIn.Aber - wenn irgendwo ein Licht angeht, schaue ich hin. So geht es mir auch mit diesem Bild, das ich interessanterweise sehr lange ansehen kann. Die Farben erreichen mich, das Grün, Gelb/Ocker, Braun, Schwarz und die anderen Farbtöne, deren Namen ich nicht kenne. Das Bild hat, objektiv betrachtet, Vieles, das man von einem guten Bild erwartet: Schärfe, Kontraste, Beleuchtung. Es hat aber auch Vieles, das man einem schlechten Bild zuspricht: Das vermeintliche Hauptmotiv, der Hund - er ist nicht ganz auf dem Bild - und das verwirrt mich, das stört mich und das ärgert mich.
Das ist mein subjektiver Eindruck.
"Bei Agora liegt der Schwerpunkt auf der Wahrnehmung und Interpretation des Fotos - weniger in dessen Bewertung."
Also schaue ich mir das Bild länger an. Meine Wahrnehmung:
Das Gartentor sieht für mich aus, als sein ich "innen", der Zaun und die Büsche versperren mir den Blick nach aussen. Der Rahmen des Gartentors wird auf einer Seite abgestützt. Dort steht ein Pflanzkübel mit einem weiteren Busch. Insgesamt sieht es dort naß und ungemütlich aus. Von aussen ist am Gartentor ein Schild angebracht. Es liegt Laub herum. Das Bild zeigt mir vieles, das ich beschreiben kann und wenig das ich interpretieren kann.
Meine Interpretation:
Ist das Bild schlauer als ich?
Mein Urteil: Ich scheitere an diesem Bild.
Ich denke, dass ich die Haltung von wittebuxe übernehme und das Bild mit Humor betrachte. Das macht es mir einfacher.
wittebuxe 30/05/2021 22:59
"Hund untersucht Eingangsbereich während Blitzlichtaufnahme" - Der Titel allein bringt mich sofort zum Schmunzeln, denn ich schließe auf einen Fotografen - nämlich den erwähnten "Aufnehmenden" - der sich selbst, sein Foto und überhaupt die gesamte Fotografie nicht so seehr bierernst nimmt. Der unganze Hund tut, was Hunde an dieser Stelle tun müssen: erstmal gucken, ob die Luft rein ist, danach Nachrichten lesen, und dann folgerichtig laut bellen, damit Herrchen auch Bescheid weiß, was Sache ist. Der Blitz ist ihm wumpe.Anscheinend ist alles gut gegangen, aber die Ecke lädt nicht wirklich zum Verweilen ein. Der Englischsprechende sagt zu dieser Szenerie "In the middle of nowhere" unf meint damit: "am Arsch der Welt". Immerhin hat ein womöglicher Bewohner hinter(?) dem Tor noch einer Pflanze im hohen Topf eine Chance gegeben: die wird genutzt.
Eins täte mich noch interessieren: bin ich - der "Rezipient", also der "Aufnehmende" oder hier passenderweise eher der "Empfangende" drinnen oder draußen? Sozusagen.
TheSebastian 30/05/2021 21:51
Das Bild alleine spricht mich nicht an. Der "Aufnehmende" verkauft aber ein Gesamtpaket: Als Titel eine gegenständliche Beschreibung der Aufnahme und dazu eine Selbstdeutung als einleitende Text, die von einem Kurator sein könnte. So entsteht eine Diskussion über ein Bild, dass eigentlich belanglos ist. Sehr geschickt, finde ich! Ich frage mich, wie würde die Diskussion verlaufen, wenn der einleitende Text lauten würde: "Ich habe versehentlich beim SMS-senden auf den Auslöser gedrückt - Was haltet ihr von dem Bild?"Mittelosteuropa-Entdecker 30/05/2021 18:05
Ich kenne seit über 10 Jahren auch Hääändiiie-Fotos, die mir durchaus gefallen, kann aber mit solch launigen Schnappschüssen wie hier nix anfangen. Täglich ergeben sich tausende Blickwinkel, mir zu unharmonisch oder zu aussagelos, um sie zu konservieren. Das Motiv hätte vielleicht Potential, eine einigermaßen abgerundete Komposition zu liefern, in der vorliegenden Version würde ich einen Zweck jedoch spontan im Rahmen eines Tutorials "Wie zimmere ich einen Sichtschutz" vermutet haben.Falls man etwas von vornherein schon als beiläufig empfindet, was natürlich jeder für sich selbst festlegt, warum sollte man sich in unserer reizüberfluteten Welt dann damit beschäftigen? Ein Hund als "Brücke vom Unbewussten ins Bewusste" ist mir zudem zu esoterisch, aber wenn schon Transformation, dann bitte lieber eine Libelle!
Eva B. 30/05/2021 16:44
Das Bild hat eine gewisse farbliche Harmonie. Nur Hund mit seinem/ihrem Glänzefell sticht heraus und zieht immer wieder meinen Blick. Jetzt laufe ich Gefahr, über die Schnauze aus dem Bild zu fallen. Aber zum Glück ist die streichelrichtung eine andere und über den Rücken gelange ich zu dem Blumentopf. Wie absurd, diesen Bretterverschlag miteinander Blumenkübel aufhübschen zu wollen. Ich schaue mir den Vorschlag an, Bretter, Tor oben, alles ziemlich dicht. Wirft Fragen auf. Und unheimlich. Irgendwie ziemlich unheimlich. Trotz oder wegen dem Blitzlicht. Ohne den Blitz hätte ich weniger gesehen und mit etwas Glück wäre die Fantasie nicht so stark angesprungen. Aber so. ich Suche zwischen den Ästen und brettern. Ich bin mir fast sicher, dass irgendwo irgendwer raus guckt.Andererseits würde Hund das doch merken, oder? Aber ob Hund mich beschützen kann, wage ich zu bezweifeln. Also lieber schnell weiter...
Clara Hase 30/05/2021 14:37
ich stimme meinem Vorredner n den ersten drei Absätzen zu.Einen Hund führt man häufiger aus. Und, das seine Schnauze nicht sichtbar ist scheint er auch nicht zu schnüffeln ob das etwas interesssantes sein könnte. Für einen daramatischen Tatort der inspiziert wird ist mir das Bild zu sehr angeblitzt.
Die Beiläufigkeit eines verammelten Gartens könnte man bei Tage auch inspizieren.
Ne mir ist das Bild ehrlich gesagt zu gezwungen in Wort und Bild.
Matthias von Schramm 30/05/2021 13:10
Ich finde die lange Vor-Erklärung etwas problematisch. Ich mach mir meine eigenen Gedanken zum Bild und für mich bedarf es keiner Bedienungsanleitung für die Bildbedeutung. Andererseits weiss ich jetzt, was der/die FotografIn für Zusammenhänge und gradezu philosophische Erklärungen des kognitiven Sehens hat - dagegen habe ich nichts. Mir wird nur schon zu viel erklärt.Mich erinnert diese Aufnahme an Fotos in Alben der 1980er Jahre und später, meistens Abzüge im Format 9x13cm. Teilweise von Leuten (ich sag bewusst teilweise), die mit Fotografie im engeren Sinne nichts zutun hatten und die einfach mal nur ihren Hund mit Blitz in der Nacht ablichten wollten. Dies geschah aus technischen Gründen immer mit Blitz und hatte den Charme von Tatortfotografie zur Beweissicherung. Diese Art von Fotos habe ich immer gemocht. Es war aber fast unmöglich sie nachzumachen, wenn man sich schon ein wenig oder ein wenig mehr mit Bildgestaltung auseinandergesetzt hatte. Dann wäre der Hund komplett drauf, etwas mehr an den Bildrand gesetzt und der Fokuspunkt auf ihn gelegt z.B.
Das ist hier (ich nehme an bewusst) anders. Der Hund ist unscharf, die Schnauze wurde abgeschnitten. Das Fell ist heftig angeblitzt worden, der banale Hintergrund eines offenbar verrammelten Grundstücks oder ähnlichem mit Mauerwerk, Zäunen und Gestrypp ist am klarsten abgebildet. Die unzureichende Blitztechnik füllt nicht das ganze Format aus. Es wurde also gegen übliche Regeln verstossen und damit wurden eigene Regeln erschaffen. Vor geraumer Zeit gab es in der FC einige Fotografen, die den Begriff Gestrypp hypten, damit durchaus poralisierten und "schöne" Serien solcher Motive nicht selten mit Toykameras einstellten. Diese Leute sind leider schon lange nicht mehr hier.
Die Ästhetik des Bildes erinnert mich ein bisschen auch an die in den 1990er Jahren aufkommende Bildsprache von russischen Fotoschülern, die mit einer Kiev oder Lubitel oder Holga ausgestattet wurden. Um dieses Foto mit meinem formal grafischen Bewusstsein zu machen, hätte ich vermutlich mich ganz parallel zur verrammelten Tür gestellt und den Hund stärker oder gar nicht angeschnitten. Mir ist klar, dass ich damit die von der/die FotografIn vermutlichen Intentionen zerstöre. Das Bild ist so wie es ist in vielerlei Hinsicht unvollkommen und das macht für mich seinen Reiz aus.
Zum Thema: Bewusstseinsstrom! also „Stream of consciousnes“ möchte anmerken, dass so eine Vorgabe ein wenig die Gefahr insich birgt, dass man sich gegenseitig Arme verschränkend mit "Ich sehe was, was Du nicht siehst" anfrotzelt. Dieses Bild ist dafür sehr geeignet ;)
Noch ein Wort zur "schlechten" Blitztechnik. Ich habe Olympiabücher aus den 1960er Jahren - die mich immer wieder faszinieren. Die Fotos vom Hallensport waren nicht selten Blitzaufnahmen genau mit diesem Charme. Da tauchte ein knallweißer Sportler vor einem anderen auf, der in einer grobkörnigen grauen Suppe stand, während der dritte Mensch dahinter komplett von einem schwarzen Schatten verschluckt wurde. Und das waren professionelle Fotos ... nur nebenbei zur Anregung und zum beurteilen dieser Blitzaufnahmen.
Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 30/05/2021 8:57
Die/Der FotografIn schreibt: "Die Aufnahme entstand während eines abendlichen Spaziergangs im Januar.Die Idee dahinter ist die Darstellung des beiläufigen Umfelds.
Was ist das beiläufige Umfeld? Das beiläufige Umfeld ist der Ort den man nicht bewusst wahrnimmt, obwohl man in ihm verweilt. Und woran kann man das beispielhafter nachvollziehen als an einem immer wiederkehrenden Spaziergang mit Hund. Mit den Gedanken ist man währenddessen bei Vergangenem oder Zukünftigem aber nur selten in der Gegenwart.
Der Hund hat dabei die zentrale Rolle eines gestalterischen Bindeglieds, einer Brücke vom Unbewussten ins Bewusste, er ist zum einen Teil des Umfeldes triggert zum anderen aber als gestalterisches Mittel intuitiv die Aufnahme.
Ein Schnappschuss im weiteren Sinne, wenn man so will, weil nicht das Motiv zur Aufnahme führt, sondern der subjektive Moment der Bewusstwerdung des beiläufigen Umfelds mittels Hund zur Aufnahme zwingt, „geschnappt“ wird.
Für den Betrachter bleibt das Ergebnis daher zunächst sperrig, weil es sehr subjektiv ist. Erst mit der Zeit beginnt er die Handschrift des Aufnehmenden zu erkennen, beginnt er Gestaltungsmerkmale aus dem „Stream of consciousnes“ heraus zu objektivieren. Ob das dann gefällt oder nicht bleibt dem Betrachter überlassen..
So, vielleicht langt das ja für den Einstieg in die Diskussion. Wünsche euch viel Spaß beim Umgang damit und mir Erkenntniszuwachs..."