Der ursprüngliche Plan war es, den Reiher „schön“ ins Bild zu bekommen.
Schön ist wohl einer der häufigsten Begriffe, der im Bereich der Rezeption von Natur- und Landschaftsfotografie fällt. „Schöne Aufnahme/Schönes Bild“, „Schön gesehen, „schön ins Bild gesetzt“.
So oute ich mich auch, mit diesen Vokabeln zu arbeiten, wenn ich entsprechende Bilder bespreche. „Schön“ ist hierbei zu einem einfachen Wort geworden, um seine
Anerkennung und Zustimmung zum Gezeigten zu bekunden. Für manche ein Problem, da es in der Vielseitigkeit der Anwendung auch Nichts bedeuten kann. :-)
Ein Foto von einem „Reiher im Weiher“, möglichst formatfüllend und scharf aufgenommen, mit einem Fisch im Schnabel, wäre so eine schön - gesehene - Aufnahme. Mit der 2/3- Regel gezeigt auch schön ins Bild gesetzt.
So gesehen, hättest du den richtigen Zeitpunkt verfehlt.
Für mich zeigst du aber einen guten Zeit-Ausschnitt. Der Laufrichtung nach könnte die Joggerin den Reiher aufgescheucht haben, wodurch dieser „Fehlschuss“ möglich wurde.
Durch die hohe Brennweite entsteht eine Blickverdichtung, die den direkten Vergleich der Beine von „Mensch und Vogel“ zulässt. „Leichtigkeit“ und „Schwere“ mag etwas konstruiert sein, ich kann dieser Assoziation aber gut folgen.
Die Tatsache, dass du die dezente Farbigkeit im Bild belassen hat, kann diesen gegensätzlichen Eindruck gar noch unterstützen, da die linke Seite eher monoton erscheint.
Die „Geschichte“ mit dem „kleinen Moment zu spät“ ist bei dem gezeigten Bildschnitt für mich nicht ganz stimmig. Der Reiher ist ein doch recht großer Vogel und würde bei diesem Format nicht so recht „schön“ ins Bild passen.
Ebenso fehlt mir das Wasser, in dem der Vogel vor kurzem noch gesessen haben muss.
Entweder hast du also mit einem herzhaften Bildschnitt gearbeitet, oder aber die Kamera verschwenkt um die ursprüngliche Bildidee zu verlassen und damit einem neuen Moment zu folgen.
Wäre mir persönlich gleich, mir gefällt der gezeigte Moment, weil ich es für eine frische Idee halte, Mensch, Vogel und Kulturlandschaft, so in Beziehung zu setzen.
Rein technisch gesehen, hätte ich noch zwei weiße Minipixel vom bildrechten Bein der Joggerin, sowie den „reinwachsenden“ Halm am rechten Bildrand „entfernt“. Geschmackssache.
Frei nach der Musikgruppe Tomte hast du hier die "Schönheit der Chance" genutzt. Schön kann eben auch so viel mehr sein.
Für mich kein Bild für die Tonne. Danke fürs Zeigen.
....exzellent unverhofft gelungener Schnappschuss und ein Beweis dafür, dass aus einem "sorry" 20.000ten vorher geplanten Porträt eines Graureihers eine Story wird, in der die Phantasie des Betrachters angeregt wird.
Danke für die Teilhabe und noch viele dieser vermeintlichen Wegwerfmomente :)
F.
So ein Bild kann man wirklich nicht planen, es zeigt aber, daß auch Zufälle interessante Bilder zustande bringen können.
Man könnte jetzt viel philosophieren oder berühmte Photographenbeispiele anführen, das überlasse ich anderen.
Mir gefält das Bild mit der Gegenüberstellung von erdgebundener und "luftiger" Beweglichkeit. Auch mit der getrennten Schärfe.
Mal was anderes als die andende Reiherserie bestimmter Photoraphen
Für mich ist das - wenn auch ohne Absicht - kein verpasster Moment. Der Augenblick ist perfekt - geplant vermutlich kaum besser hinzubekommen. Simpel gesagt ist es die Übereinstellung menschlicher Füße und die eines Vogels durch die geringe Schärfentiefe (auch Tiefenschärfe nicht selten genannt) in herausragender Plastizität. Dazu noch die Wasserspritzer, welche dem Bild eine gewisse Frische, eine Echtheit im Leben von urbaner Kulturlandschaft geben. Mehr geht da fast nicht mehr.
Sofort kommen hier seltsame Assoziationen auf mit dem Frühstück auf einer sog. authentischen chinesischen Speisekarte. Nach dem Motto: solange Du an meinem Tisch sitzt, werden die Füße gegessen, die auf den Tisch kommen.
Natürlich hoffe ich für den Graureiher, dass seine Füße nie gegessen werden. Ein leichtes, ein starkes und sogar kraftvolles Bild - durchaus auch in Andenken Flips aus der Biene Maja.
Meine erste Assoziation schon beim Betrachten der Vorschau: Max ud Moritz, erster Streich. Und hinten kommt die Witwe Bolte angelaufen :)
Der zweite, schon etwas ernsthafterer Gedanke war - wie der Autor dann bestätigt: Mist! Jetzt ist er weg! Chance verpasst.
Leichtigkeit kommt mir jetzt leider nicht mehr in den Sinn. Da hat sich mein erster Eindruck festgesetzt. Da wäre dann doch der Moment davor wohl besser geeignet. Ein wenig mehr vom Vogel hätte es schon sein dürfen.
Der erste Impuls des Autors ist durchaus nachvollziehbar. Vielleicht mache ich mir noch ein paar Gedanken, die über Max und Moritz hinausgehen.
Der/Die FotografIn schreibt: "Den kleinen Moment zu spät, den Graureiher schön ins Bild zu bekommen. Also eigentlich ab in die Tonne! Aber nein! Das Bild fesselt mich - so hätte ich es nicht planen können, bzw geplant hinbekommen - auf der einen Seite die emporgehobenen Beine des Vogels, die eine gewisse Leichtigkeit vermitteln und dann die unscharfen Beine einer Joggerin, die eine gewisse Schwere vermitteln.
Doch den richtigen Zeitpunkt getroffen?"
Michael Menz 18/07/2021 14:31
Der ursprüngliche Plan war es, den Reiher „schön“ ins Bild zu bekommen.Schön ist wohl einer der häufigsten Begriffe, der im Bereich der Rezeption von Natur- und Landschaftsfotografie fällt. „Schöne Aufnahme/Schönes Bild“, „Schön gesehen, „schön ins Bild gesetzt“.
So oute ich mich auch, mit diesen Vokabeln zu arbeiten, wenn ich entsprechende Bilder bespreche. „Schön“ ist hierbei zu einem einfachen Wort geworden, um seine
Anerkennung und Zustimmung zum Gezeigten zu bekunden. Für manche ein Problem, da es in der Vielseitigkeit der Anwendung auch Nichts bedeuten kann. :-)
Ein Foto von einem „Reiher im Weiher“, möglichst formatfüllend und scharf aufgenommen, mit einem Fisch im Schnabel, wäre so eine schön - gesehene - Aufnahme. Mit der 2/3- Regel gezeigt auch schön ins Bild gesetzt.
So gesehen, hättest du den richtigen Zeitpunkt verfehlt.
Für mich zeigst du aber einen guten Zeit-Ausschnitt. Der Laufrichtung nach könnte die Joggerin den Reiher aufgescheucht haben, wodurch dieser „Fehlschuss“ möglich wurde.
Durch die hohe Brennweite entsteht eine Blickverdichtung, die den direkten Vergleich der Beine von „Mensch und Vogel“ zulässt. „Leichtigkeit“ und „Schwere“ mag etwas konstruiert sein, ich kann dieser Assoziation aber gut folgen.
Die Tatsache, dass du die dezente Farbigkeit im Bild belassen hat, kann diesen gegensätzlichen Eindruck gar noch unterstützen, da die linke Seite eher monoton erscheint.
Die „Geschichte“ mit dem „kleinen Moment zu spät“ ist bei dem gezeigten Bildschnitt für mich nicht ganz stimmig. Der Reiher ist ein doch recht großer Vogel und würde bei diesem Format nicht so recht „schön“ ins Bild passen.
Ebenso fehlt mir das Wasser, in dem der Vogel vor kurzem noch gesessen haben muss.
Entweder hast du also mit einem herzhaften Bildschnitt gearbeitet, oder aber die Kamera verschwenkt um die ursprüngliche Bildidee zu verlassen und damit einem neuen Moment zu folgen.
Wäre mir persönlich gleich, mir gefällt der gezeigte Moment, weil ich es für eine frische Idee halte, Mensch, Vogel und Kulturlandschaft, so in Beziehung zu setzen.
Rein technisch gesehen, hätte ich noch zwei weiße Minipixel vom bildrechten Bein der Joggerin, sowie den „reinwachsenden“ Halm am rechten Bildrand „entfernt“. Geschmackssache.
Frei nach der Musikgruppe Tomte hast du hier die "Schönheit der Chance" genutzt. Schön kann eben auch so viel mehr sein.
Für mich kein Bild für die Tonne. Danke fürs Zeigen.
Frank Gürtler 18/07/2021 14:18
....exzellent unverhofft gelungener Schnappschuss und ein Beweis dafür, dass aus einem "sorry" 20.000ten vorher geplanten Porträt eines Graureihers eine Story wird, in der die Phantasie des Betrachters angeregt wird.Danke für die Teilhabe und noch viele dieser vermeintlichen Wegwerfmomente :)
F.
Dr. Sigismund Freud 18/07/2021 14:09
So ein Bild kann man wirklich nicht planen, es zeigt aber, daß auch Zufälle interessante Bilder zustande bringen können.Man könnte jetzt viel philosophieren oder berühmte Photographenbeispiele anführen, das überlasse ich anderen.
Mir gefält das Bild mit der Gegenüberstellung von erdgebundener und "luftiger" Beweglichkeit. Auch mit der getrennten Schärfe.
Mal was anderes als die andende Reiherserie bestimmter Photoraphen
kmh 18/07/2021 11:58
Hoffentlich ist die Woche bald um.Matthias von Schramm 18/07/2021 11:54
Für mich ist das - wenn auch ohne Absicht - kein verpasster Moment. Der Augenblick ist perfekt - geplant vermutlich kaum besser hinzubekommen. Simpel gesagt ist es die Übereinstellung menschlicher Füße und die eines Vogels durch die geringe Schärfentiefe (auch Tiefenschärfe nicht selten genannt) in herausragender Plastizität. Dazu noch die Wasserspritzer, welche dem Bild eine gewisse Frische, eine Echtheit im Leben von urbaner Kulturlandschaft geben. Mehr geht da fast nicht mehr.Sofort kommen hier seltsame Assoziationen auf mit dem Frühstück auf einer sog. authentischen chinesischen Speisekarte. Nach dem Motto: solange Du an meinem Tisch sitzt, werden die Füße gegessen, die auf den Tisch kommen.
Natürlich hoffe ich für den Graureiher, dass seine Füße nie gegessen werden. Ein leichtes, ein starkes und sogar kraftvolles Bild - durchaus auch in Andenken Flips aus der Biene Maja.
Helge Jörn 18/07/2021 10:15
Meine erste Assoziation schon beim Betrachten der Vorschau: Max ud Moritz, erster Streich. Und hinten kommt die Witwe Bolte angelaufen :)Der zweite, schon etwas ernsthafterer Gedanke war - wie der Autor dann bestätigt: Mist! Jetzt ist er weg! Chance verpasst.
Leichtigkeit kommt mir jetzt leider nicht mehr in den Sinn. Da hat sich mein erster Eindruck festgesetzt. Da wäre dann doch der Moment davor wohl besser geeignet. Ein wenig mehr vom Vogel hätte es schon sein dürfen.
Der erste Impuls des Autors ist durchaus nachvollziehbar. Vielleicht mache ich mir noch ein paar Gedanken, die über Max und Moritz hinausgehen.
Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 18/07/2021 9:03
Der/Die FotografIn schreibt: "Den kleinen Moment zu spät, den Graureiher schön ins Bild zu bekommen. Also eigentlich ab in die Tonne! Aber nein! Das Bild fesselt mich - so hätte ich es nicht planen können, bzw geplant hinbekommen - auf der einen Seite die emporgehobenen Beine des Vogels, die eine gewisse Leichtigkeit vermitteln und dann die unscharfen Beine einer Joggerin, die eine gewisse Schwere vermitteln.Doch den richtigen Zeitpunkt getroffen?"