Erst einmal ist die Dokumentation von Lebensmittelerzeugung ein für mich sehr spannendes Fotothema. Schön auch, dass Agora es mal gewagt hat eine Kurzserie mit ins Programm zu nehmen. Man ist hautnah dabei und dennoch jemand von aussen, der gewisse Fragen stellt. Das ist so ähnlich wie bei der "Sendung mit der Maus".
Grundlegend ist Spargel für mich ein Thema, welches nun einmal viel private Emotionen auslöst, aber auch ein politisch ökologisches Thema ist. Aus solchen Gründen macht man nämlich eine Reportage. Ich will das hier gerne kurz aufnehmen, aber nicht vertiefen. Erst einmal denkt jeder, der hier im Norden die Spargelfelder kennt unwillkürlich an die Ausbeutung von Billigarbeitskräften. Das Zweite ist die Art der Produktion - vielen Dank für den Link von
@Mittelosteuropa-Entdecker
aus meines Erachtens sehr seriöser Quelle - dann brauch ich den nicht bringen. Nach dem hier schon geschrieben wurde, dass es sicherlich viele Menschen gibt, die nur das cleane Lebensmittel auf dem Teller interessiert, umso mehr ein Grund auf die Produktionsart eines teuren Lebensmittel in großen Mengen hinzuweisen.
Das andere ist der persönliche Bezug. Ich kannte Spargel aus der Kindheit nur als Beilage zum Sonntagsbraten oder ähnliches. Weich verkocht und lieblos angerichtet. Erst als ich aus dem Bauerngarten meiner Schwiegermutter immer unsortierten Spargel kennenlernte, in allen Größen, von weiss bis violett, mit abgebrochenen Köpfen von dick bis dünn, lang und kurz, lernte ich das Naturprodukt schätzen. Ihn zu Essen war auch recht einfallslos. Mit einer fingerdicken Scheibe Katenschinken, Salzkartoffeln und mehliger Sauce.
Heute beziehe ich in der Spargelzeit den Spargel vom "Spargel-Papst" Aloys Rosen, der auch alte Pflanzensorten für den eigenen Garten anbietet und ich beziehe Spargel nicht von ihm , weil ich von Spargel so ungeheuer viel Ahnung hätte, sondern, weil mein Marktverkäufer-Ehepaar aus der gleichen Gegend bei Mölln stammt und den Spargel von dort bezieht. Wer mehr wissen will, also diesen Namen googeln.
Hier wird also Spargel sortiert, gewaschen und vorgeschält (was ich mir als Verbraucher verbitten würde) und für den Verkauf offenbar in einem Hofladen fertig gemacht. Den Gesichtsausdrücken zur Folge, sehe ich bzw. bilde ich mir einen näheren Bezug zum Produkt ein. Und das ist bei Fotoreportagen meines Erachtens wichtig, dass zwischen Mensch und Produkt fotografisch ein Bezug hergestellt wird. Das ist auf sehr nüchterne Weise geschehen. Ehrlich gesagt aber reicht mir zur Doku das Bild hochkant links, die anderen beiden taugen dennoch als Ergänzung.
"Genuss" steht da und die Frage: Brauchts einen Titel? Es wird ein Produkt hergestellt, welches für viele Feinschmecker nicht mehr weg zu denken ist, eigentlich als regionales saisonales Produkt gilt und dessen Hype wohl viele Menschen ernährt - viele auch so wenig, dass sie davon nicht leben können. Mich bringt das unwillkürlich auch zu der Thematik, wieviel bin ich bereit für Genuss und mühsam produzierte Lebensmittel auszugeben, aber auch zu der, wäre das Stück Land nicht anders und sinnvoller verwendbar und warum eigentlich sehen so viele Menschen inklusive mir im Spargel so ein besonderes und wertvolles Produkt!?
So darf man wohl sagen, dass es unwillkürlich eine Reportage mit Inhalt ist, schnörkellos und ob man will oder nicht ein ökologisch ernährungspolitisches Thema. Und nein, liebe Agora, ich unterstelle weder dem/der BildautorIn noch den Leuten auf dem Bild irgend etwas, was ich nicht wissen kann.
mit der Sendung für die Maus hast du mir einen Lacher entfleuchen lassen, aber auch Bestätigung wie das ist beim Fotografieren und natürlich auch weitergeben, berichten wollen. Und der Text ist auch ein Gesamtpaket zum Thema
Ist das links ein schwarz-weißes Förderband, oder unmotiviert eine klaviertastatur? Was machen die rechts in ihrem unfrisierten konzentrierten Stress? Nein, Titel braucht’s keinen, aber erklärtexte für unbedarfte Konsumenten wie mich. Die linken Spargel haben die Dimension von süsskartoffeln. Ich bin’s nimmer gewohnt zu rätseln, ob die Spargel oder die Hände gewaschen werden in der Lebensmittelindustrie …kommt irgendwo die Resterde ab, oder fällt die von selber ab? Werden geschälte Spargel geliefert? ich komm mir jetzt vor wie eine unbeleckte tussi mit so vielen Rätseln :-)
Im Restaurant am Speisetisch oder im Supermarkt krieg ich immer andere spargeleindrücke … gut, ich muss nicht alles wissen … auch nicht, wie es im Schlachthof zugeht. Irgendwo bin ich der Landwirtschaft ferne, trotzdem ich als Kind vieles sah und erlebte, ganz unamerikanisch-erdig. Also, wenn’s um meine lebensmitte lgeht, da will ich nur cleane Bilder im Kopf haben. Gemüsehändler und Fleischer haben vielleicht einen anderen Zugang.
Tut mir leid, wenn mir nicht zuerst fotografische Gedanken kommen, sondern ökologische. Ich habe Spargel deshalb derzeit generell von meinem Speiseplan gestrichen ...
Ich möchte das selbstverständlich nicht vorwerfen. Die Dokumentation ist absolut nicht die Ursache. Ich würde nicht einmal einem Kriegsberichterstatter den Krieg vorwerfen. Manche landwirtschaftlichen Betriebe sind mir sehr sympathisch. Vielleicht ist das hier sogar eine ohne Folie arbeitende Bio-Firma.
Es war lediglich meine ehrliche spontane Assoziation zu Eurer oben stehenden Frage: Was löst das Bild in mir aus? Ich leide durchaus an ecological grief. Beim vorhergehenden durfte ja auch über Architektur diskutiert werden. Danke.
Ich habe über Jahre keinen Thunfisch aus Dosen gegessen - essen mögen, weil ja auch Delphine darin sein könnten. So straff tut man sich selbst keinen Gefallen, dann doch lieber Briefe schreiben, demonstrieren, sich öffentlich aufregen,
Matthias von Schramm 17/07/2022 13:31
Erst einmal ist die Dokumentation von Lebensmittelerzeugung ein für mich sehr spannendes Fotothema. Schön auch, dass Agora es mal gewagt hat eine Kurzserie mit ins Programm zu nehmen. Man ist hautnah dabei und dennoch jemand von aussen, der gewisse Fragen stellt. Das ist so ähnlich wie bei der "Sendung mit der Maus".Grundlegend ist Spargel für mich ein Thema, welches nun einmal viel private Emotionen auslöst, aber auch ein politisch ökologisches Thema ist. Aus solchen Gründen macht man nämlich eine Reportage. Ich will das hier gerne kurz aufnehmen, aber nicht vertiefen. Erst einmal denkt jeder, der hier im Norden die Spargelfelder kennt unwillkürlich an die Ausbeutung von Billigarbeitskräften. Das Zweite ist die Art der Produktion - vielen Dank für den Link von
Das andere ist der persönliche Bezug. Ich kannte Spargel aus der Kindheit nur als Beilage zum Sonntagsbraten oder ähnliches. Weich verkocht und lieblos angerichtet. Erst als ich aus dem Bauerngarten meiner Schwiegermutter immer unsortierten Spargel kennenlernte, in allen Größen, von weiss bis violett, mit abgebrochenen Köpfen von dick bis dünn, lang und kurz, lernte ich das Naturprodukt schätzen. Ihn zu Essen war auch recht einfallslos. Mit einer fingerdicken Scheibe Katenschinken, Salzkartoffeln und mehliger Sauce.
Heute beziehe ich in der Spargelzeit den Spargel vom "Spargel-Papst" Aloys Rosen, der auch alte Pflanzensorten für den eigenen Garten anbietet und ich beziehe Spargel nicht von ihm , weil ich von Spargel so ungeheuer viel Ahnung hätte, sondern, weil mein Marktverkäufer-Ehepaar aus der gleichen Gegend bei Mölln stammt und den Spargel von dort bezieht. Wer mehr wissen will, also diesen Namen googeln.
Hier wird also Spargel sortiert, gewaschen und vorgeschält (was ich mir als Verbraucher verbitten würde) und für den Verkauf offenbar in einem Hofladen fertig gemacht. Den Gesichtsausdrücken zur Folge, sehe ich bzw. bilde ich mir einen näheren Bezug zum Produkt ein. Und das ist bei Fotoreportagen meines Erachtens wichtig, dass zwischen Mensch und Produkt fotografisch ein Bezug hergestellt wird. Das ist auf sehr nüchterne Weise geschehen. Ehrlich gesagt aber reicht mir zur Doku das Bild hochkant links, die anderen beiden taugen dennoch als Ergänzung.
"Genuss" steht da und die Frage: Brauchts einen Titel? Es wird ein Produkt hergestellt, welches für viele Feinschmecker nicht mehr weg zu denken ist, eigentlich als regionales saisonales Produkt gilt und dessen Hype wohl viele Menschen ernährt - viele auch so wenig, dass sie davon nicht leben können. Mich bringt das unwillkürlich auch zu der Thematik, wieviel bin ich bereit für Genuss und mühsam produzierte Lebensmittel auszugeben, aber auch zu der, wäre das Stück Land nicht anders und sinnvoller verwendbar und warum eigentlich sehen so viele Menschen inklusive mir im Spargel so ein besonderes und wertvolles Produkt!?
So darf man wohl sagen, dass es unwillkürlich eine Reportage mit Inhalt ist, schnörkellos und ob man will oder nicht ein ökologisch ernährungspolitisches Thema. Und nein, liebe Agora, ich unterstelle weder dem/der BildautorIn noch den Leuten auf dem Bild irgend etwas, was ich nicht wissen kann.
N. Nescio 17/07/2022 10:18
Ist das links ein schwarz-weißes Förderband, oder unmotiviert eine klaviertastatur? Was machen die rechts in ihrem unfrisierten konzentrierten Stress? Nein, Titel braucht’s keinen, aber erklärtexte für unbedarfte Konsumenten wie mich. Die linken Spargel haben die Dimension von süsskartoffeln. Ich bin’s nimmer gewohnt zu rätseln, ob die Spargel oder die Hände gewaschen werden in der Lebensmittelindustrie …kommt irgendwo die Resterde ab, oder fällt die von selber ab? Werden geschälte Spargel geliefert? ich komm mir jetzt vor wie eine unbeleckte tussi mit so vielen Rätseln :-)Im Restaurant am Speisetisch oder im Supermarkt krieg ich immer andere spargeleindrücke … gut, ich muss nicht alles wissen … auch nicht, wie es im Schlachthof zugeht. Irgendwo bin ich der Landwirtschaft ferne, trotzdem ich als Kind vieles sah und erlebte, ganz unamerikanisch-erdig. Also, wenn’s um meine lebensmitte lgeht, da will ich nur cleane Bilder im Kopf haben. Gemüsehändler und Fleischer haben vielleicht einen anderen Zugang.
Mittelosteuropa-Entdecker 17/07/2022 10:04
Tut mir leid, wenn mir nicht zuerst fotografische Gedanken kommen, sondern ökologische. Ich habe Spargel deshalb derzeit generell von meinem Speiseplan gestrichen ...https://www.waschbaer.de/magazin/spargelanbau-geht-das-noch-plastikfrei
Agora 3.0 - Bildbesprechung intensiv 17/07/2022 9:12
Der/Die FotografIn schreibt: "Reportage für den GenussBrauchts einen Titel?"