Bubb, setz die Sonnebrülln auf
War wieder einmal so eine Zufallsgeschichte. Als ich mich letzte Woche entschloss, mich den Unbilden des Herbstes auszusetzen, dieser grellen Farbigkeit, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und tat das auch. Ich packte meine Fotosachen und Augentropfen ein und machte mich auf den Weg. Es war noch so vor dem Sonnenaufgang und dachte so bei mir "geht ja noch, ganz so schlymm kann es ja nicht werden ! Aber als die Sonne über die Hügel des Odenwaldes kroch, merkte ich, wie sich meine Bindehäute meldeten, diese lästigen Herbstfarben verstärkten sich immer mehr...
Besonders diese Gelbtöne, einfach widerlich, das Rot geht ja noch. In meiner Not zog ich meine Übergangsjacke über den Kopf, was zur Folge hatte, dass mein empfindsamer Bauchnabel fror. Wie man es macht, macht man es verkehrt.
Auf einmal hörte ich aus der Ferne das Jammern eines Kindes "Pabba, Pabba, des tut so weh, meine augn tun so weh". Dieses Kind im Alter von vielleicht 7 3/4 Jahren saß neben seinem Vater auf dem Traktor, den der Vater mit etwa 16,78 kmh heimwärts steuerte. Der Vater war erstaunlich ruhig und gelassen, was mich über die Maßen wunderte. Der Bubb winselte "Pabba, Pabba, ieh holt*s nimmer aus, mach wos !"
Auf einmal schien dem Vater der Gaul, obwohl er auf einem Traktor saß, durchzugehen. Er schrie den Bubben an "Bubb, setzt holt die Sonnebrülln auf." Offensichtlich war der Vater ein österreichischer Emigrant, der bei uns Obdach gefunden hat. Ein Einheimischer würde in dem hier ansässigen Dialekt rufen " Buhh, setz die Sunnebrill uff !" So erfährt man schon früh morgens die Umsetzung der europäischen Idee, ich fand das so klasse, dass mir einige Zähren an meinen Wangen herunterliefen und sich auf dem taubenetzten Gras sich mit dem Tau vermischten.
Jedenfalls setzt der Bubb die Sonnebrülln auf und bedankte sich artig bei seinem Vater, wie sich das gehört, wenn man eine gute erziehung genoss.
Sigrid W 21/11/2020 12:46
Und im Winter jammern alle weil alles so grau ist. LG SigridHelga Niekammer 14/11/2020 19:49
" Buhh, setz die Sunnebrill uff !" Und ich dacht doch glatt, dir sind die Farbregler im Bildbearbeitungsprogramm entglitten. Da kann man mal sehen, wer vor dem Sonnenaufgang startet hat mehr Buntes im Kasten als der Sonnenanbeter. Auf jeden Fall ist es ein stimmiges Foto mit einer phantasieanregenden Landschaft in starken Farbreigen vor Sonneaufgang. Nicht vorstellbar, wie bunt es mit Sonne wäre.....Thoralf 06/11/2020 16:15
einfach herrlich (die Geschichte) , ein schönes HeimatbildLG Thoralf
Marina Luise 04/11/2020 16:03
Der Traktor rattert durch das Feld,das immer noch nicht ist bestellt!
Mit seinem Sohne fährt der Bauer
und beide sind arg auf der Lauer.
Zwar hören sie das Gras nicht sprießen
doch dieses Herbstlaub lässt sie nießen.
Sie tragen beide dunkle Brillen
und holpern durch die tiefen Rillen.
Von all dem Laub gelb, gold und rot,
bekommt man Augen müd und tot.
"An Augenkrebs, den kriagst allhier,
dös bunde Zeigs - i werd' zum Tier."
"Jo Babbe mach' die Augen zu,
wann Winda is, do hoast dei Ruh!"
Anne Rudolph 04/11/2020 13:35
Die Story paßt doch super zum BildKlaus Duba 04/11/2020 9:22
Tja Günter wenn man erst dein Foto anschaut und dann den Text dazu liest wird ein Schuh draus ;-) Und zwar ein gut sitzender und vorne nicht drückender Schuh*g Und du als gewiefter Beobachter und Zuhörer hast natürlich sofort gemerkt dass es ein "Reingeplackter" ist ( Ich hoffe, dass ich das richtig formuliert habe ) Und was das Farbige anbelangt: Halte durch Günter............bald bist du davon befreit ;-))LG
Klaus
Stefan Jo Fuchs 04/11/2020 8:43
VIelleicht sind´s ja diese "Indian Summer"-typischen Farben, die in den USA die Leute wahnsinnig werden lassen, diesen narzisstischen Popanz wieder zu wählen - wenn das mal nur gut geht, mir ist schon ganz schlecht...Ahc, die Verzweiflung muss groß sein, wenn man selbsrt bei einem solch hübschen herbstlichen Foto an so ´nen Mist denken muss... :-((
lg stefan
Rob. Mueller 03/11/2020 20:34
Ich würde mich nicht trauen das Foto auszudrucken, da wären plötzlich alle Farbtinten leer:-)Gruß
Robert
Ruth U. 03/11/2020 20:20
Was für eine Geschichte, Günter, Du erlebst Sachen, da kommt man glatt ins Staunen, bei dieser herrlichen Pracht der Farben muss man keine Sonnenbrille aufsetzten, daran muss man sich erfreuen, Kinder haben oft noch keinen Blick für schöne Landschaften und Du Günter hast hoffentlich nur ein paar Tränen vergossen und danach mit klarem Blick die herrlichen Herbstfarben genossen, ich genieße jedenfalls dieses tolle Bild einer malerischen Herbstimpression in dem auch der Traktor noch einen feinen Akzent setzt.LG Ruth
Gerlinde Weninger 03/11/2020 18:40
Eiei, das ist ja schee giftig, oba i mog des!Und bei uns in Österreich sogt ma "Bua"
;-)))))
Ein PrrrrrOOO für das G´schicht´l!
Ein Servus von Gerlinde
Suze 03/11/2020 14:27
Was für eine Farbenpracht und natürlich wie immer ein unterhaltsamer und informativer Text dazu. Das Foto erinnert mich ein bisschen an Claude Monet :-) Viele Grüße SuzeDoroS 03/11/2020 14:25
Deine Geschichte ist noch größer als der herbstliche Gau.LG Doro
Anne Berger 03/11/2020 14:02
Ich dachte, du hättest dir schon im Schlossgarten neulich die volle Herbstdröhnung geholt. Also mir hat das für dieses Jahr gereicht. Dir anscheinend nicht. :-)Den Bub kann ich gut verstehen, ich brauch ja schon beim Anblick des Fotos eine Sonnenbrille.:-)
LG Anne
Ev S.K. 03/11/2020 13:22
Herbstgedanken, mehrere Herbsterlebnisse, Farben, Grellbuntes - und du Bub host deu Sunnebrill net uffgesetzt.. na sowas! Ich hoffe deine Zähren haben sich trotzdem in Grenzen gehalten und dein Nabel hat keinen Husten gekriegt..Schön bunt ists was du hier zeigst - un de Bulldotzer zwische de golden Herbstlichter... schee!
Na denn mal los in die neue Jahreszeit, liebste Grüsse!
Evelin
Klacky 03/11/2020 12:35
Klasse!Auch mir wurde schon früh der europäische Spirit eingepflanzt.
Wir fuhren im VW-Käfer nach Holland, wo Tee, Waschpulver, Pinatbutter und so eingekauft wurde. Bei der Rückfahrt über die Grenze saßen wir Kinder stolz auf der Konterbande und schüttelten die Köppe, als der Zöllner frachte, ob wir was zu verzollen hätten.