Chester Rows
Die historische Altstadt Chester, England ist
für seine „Rows“, aus dem Mittelalter stammende, in Stockwerkhöhe gelegene Fachwerkkolonnaden, bekannt.
Chester: von der Römerzeit bis heute
Römerzeit
Chester ist rund 2000 Jahre alt; aus dieser Zeit datieren Teile der Stadtmauer. Es wurde in der Zeit der Römer Deva oder Castra Devana genannt. Als Kastell für die Legio XX Valeria Victrix lag Chester sicher in einer Schleife des Dee, die als Hafen und Verteidigungsanlage gegen die einheimischen Kelten genutzt wurde. Chester war zu der Zeit die wichtigste Stadt in England und ein bedeutender Markt- und Warenumschlagsplatz, unter anderem für den Käse der Region, der bis heute einen wichtigen Wirtschaftsfaktor darstellt. Viele Relikte der Römerzeit sind bis heute erhalten geblieben, darunter das Wehr, das den Wasserstand des Flusses reguliert, das „Cross“, an dem vier Hauptstraßen zusammenkommen und andere Andeutungen einer damals streng systematischen Anlage der Stadt, Reste von Hypokausten unterhalb vieler Läden sowie ein halbes Amphitheater, dessen zweite Hälfte überbaut ist. Nach dem Rückzug der Römer erweiterten und verstärkten die Angelsachsen die Wälle, um die Stadt vor den Angriffen der Dänen zu schützen.
Mittelalter
Nach der normannischen Invasion 1066 wurde als weitere Verteidigungsanlage gegen die Waliser Chester Castle gebaut. Die Stadt diente bis ins 13. Jahrhundert immer wieder als Ausgangspunkt für englische Feldzüge nach Nordwales. Gleichzeitig errichteten die Normannen im Zentrum der Stadt Chester Cathedral. Die Kathedrale war der heiligen Werburgh gewidmet, bis König Heinrich VIII. die englische von der katholischen Kirche trennte. Chester war damals der größte Binnenhafen Englands, dessen Umschlag der Stadt Wohlstand brachte. Als der Dee versandete, bevorzugte der Seehandel die relativ junge Stadt Liverpool. Das versandete Gebiet ist nun Chesters Rennbahn (Roodee), auf der ein Steinkreuz steht, mit dem früher der Wasserstand markiert wurde.
In den 1640er Jahren fand im Rahmen des englischen Bürgerkriegs auf den nahegelegenen Wiesen die Schlacht von Rowton Moor statt, in der die Streitkräfte des Parlaments die Royalisten schlugen, während König Karl I. vom Wasserturm aus die Niederlage verfolgte.
Georgianische und Viktorianische Ära
In der Georgianischen Zeit wurde Chester erneut wohlhabend, diesmal als Stadt, in der die vom Land weggezogene Aristokratie lebte. Diese Entwicklung setzte sich bis in die Zeit der industriellen Revolution fort, in der die Stadt zwischen den Industriestädten Manchester und Liverpool von der englischen Oberschicht bewohnt wurde. Der malerische Charakter der Stadt wurde bewusst gepflegt, die Tore Eastgate und North Gate wurden erneuert und ausgeschmückt. Für die Industrie wurde der heute zum Shropshire-Union-Kanal gehörende Chesterkanal gebaut, der als „Englands erster erfolgloser Kanal“ bezeichnet wurde, da durch ihn keine Schwerindustrie nach Chester kam. Der Kanal, ein sogenannter Narrowboat-Kanal, dient heute nur noch der Freizeitschifffahrt. Später erreichte die Eisenbahn Chester mit zunächst zwei Hauptbahnhöfen, von denen nur einer stehen geblieben ist. In der viktorianischen Zeit wurde Chesters neugotisches Rathaus gebaut, das nach dem Brand der alten Guild Hall errichtet werden musste und heute gemeinsam mit der Kathedrale das Stadtbild bestimmt. Bestandteil des Rathauses ist ein Uhrturm mit drei Zifferblättern, dessen nach Wales gerichtete Seite leer blieb: Der Architekt gab als Grund dafür an, “Chester won’t give the Welsh the time of day”.
Ein bedeutender Teil des Grund und Bodens in Chester ist Eigentum des Duke of Westminster, der in der Nähe, in Eccleston, lebt. Sein Familienname Grosvenor taucht in der Stadt häufig auf, zum Beispiel beim Grosvenor Hotel und Grosvenor Park. Ein großer Teil der viktorianischen Architektur in Chester wurde von dem Architekten John Douglas im Auftrag des damaligen Dukes im Fachwerkstil des Mittelalters errichtet. Douglas’ Markenzeichen sind die verdrehten Schornsteine, die zum Beispiel am Grosvenor Hotel und an den städtischen Bädern zu sehen sind.
20. Jahrhundert
Noch 1938 errichtete man aus Verkehrsgründen ein neues Stadttor, das Newgate. Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs machte sich ein großer Mangel an erschwinglichen Wohnungen in Chester bemerkbar. Es wurden deshalb moderne Vorstädte gebaut, die die Stadt und das zum University College Chester gehörende Studentenviertel fast völlig umgeben. In den 1960er Jahren ersetzte man die Slums und eine Anzahl von Beton- und Stahlbauten durch vier große Wohntürme, die in einem gewissen Widerspruch zum zuvor dominierenden pittoresken Ortsbild stehen.
Derzeit steht wieder die Pflege des touristischen Images der Stadt im Vordergrund, eine „Renaissance“ Chesters wird anvisiert.
Chester ist eine Reise wert....
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