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drachenexpress.1999

drachenexpress.1999

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focusfinder


Premium (Pro), nähe Duisburg

drachenexpress.1999

Die 38 2267 im Bahnhof Linz (D). Sommer 1999, Sonderfahrt "Drachenexpress". Der 2te Zug wurde von einer V-200 gezogen.

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Aufgenommen mit einer analogen Minolta X 300 und Festbrennweite MD 50mm 1:2 auf 100er Farbfilm. Scan, nachbearbeitung der Bildschärfe und Farben.

Comentarios 4

  • focusfinder 12/03/2015 18:58

    wow, was für ein cooles video. ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich glaube da husch ich sogar irgendwo um die 38. bilder von der bekohlung und dem LKW hab ich damals auch geschossen. Dir einen schönen abend und viele ganz lg
    Markus
  • summertime1 09/03/2015 10:32

    Hallo Markus,

    stimmt die 41 360 ist kurzfristig aus dem Plan genommen worden, weil nach ihrer Reparatur einige Unterlagen für die Zulassung fehlten. Die V 200 135 der Barbara Pirch hat ihre Leistung übernommen.

    Die Dampflok der BR 18 ist mir damals garnicht aufgefallen. Ich kenne ein Video, daß die Ereignisse in Linz zeigt, da habe ich die Lok auch nicht bemerkt.

    http://youtu.be/B2u71eVHgaA

    Erst jetzt beim genauen Hinsehen (etwas bei 10:23) ist sie ganz deutlich zu erkennen. Danke für diesen Hinweis!!
  • focusfinder 08/03/2015 20:45

    @Summertime

    wow, dass nenn ich mal ausführlich und interessant :-) danke Dir fürs lesen lassen und die spannenden einblicke!

    ich habe die fahrt damals von Dorsten aus mitgemacht. dieser zug sollte ursprünglich von der "41 360" (aus Oberhausen) gezogen werden. leider wurde dann umdisponiert und eine "V 200" (soweit mit bekannt, ist diese im privatbesitz einer lokführerin) brachte uns dann nach Linz (ja, dass am am Rhein liegt, nicht in AT).

    heiss ... ja, dass war es. verdammt heiss. auf der rückfahrt (es war bereits dunkel) entlud sich diese hitze dann in einem super heftigen sommergewitter. blitze, noch mehr blitze und krachen ohne regen. verdammt imposant.

    es war eine super fahrt. und in Linz befand sich zu diesem zeitpunkt auch noch eine BR 18 (?) auf einem abstellgleis. mal sehn, ob ich davon auch noch brauchbare fotos finde. nach fast 16 jahren sind die alten abzüge leider nicht mehr alle so optimal zum scannen.

    viele liebe grüsse und immer viel dampf im kessel!
    Markus
  • summertime1 08/03/2015 19:27

    Was denn, noch keine Bemerkung?

    Dann schreibe ich mal eine, aber extra lange. Denn mich verbindet mit dieser Tour eine ganze Mange. Das Foto ist übrigens entstanden, als wir von der Frühschicht schon fast zu Hause waren.


    Die Sache mit der Höllenglut

    Am geschlossenen Gasthof „Georg und der Drache“ bittet ein Bettler um eine milde Gabe. Die Wirtsfrau öffnet, und sogleich schilt sie ihn ob seiner Liederlichkeit und Faulheit. Schließlich und endlich fort jagt sie ihn fort. Nach einer Weile kehrt der Bettler zurück und hat nur eine Bitte: “Kann ich jetzt mit Georg sprechen?”

    Solche Geschichten und ähnliche Bezeichnungen für Schwiegermütter fallen doch ein, wenn im Dienstplan “Sonderzug »Drachenexpress«” steht. Hoffentlich sind die Fahrgäste keine zänkischen und keifende Weiber. Die Sache hellt sich auf, als das Ziel der Fahrt bekannt wird: Linz am Rhein mit Wendefahrt nach Koblenz. Linz, liegt das nicht im Siebengebirge? Natürlich. Und da gibt es den Drachenfels, eine der markantesten Erhöhungen. Jetzt macht der Name des Sonderzuges auch Sinn.
    Eine überregionale Zeitung im Ruhrgebiet hat Ende Mai von verschiedenen Bahnhöfen des Reviers zu einer Reise an den Rhein geladen und dazu zwei Züge losgeschickt. Einer startet in Dorsten, der andere in Haltern, und beide Züge treffen sich in Hagen. Da die Fahrt gleichzeitig ein eisenbahnhistorisches Spektakel abgeben soll, werden die 41er, V 200 und P8 zum Einsatz gelangen. So weit, so gut. Einen Tag vor der Veranstaltung musste die 41 aus dem Programm gestrichen und alles neu organisiert werden.

    Schon morgens um sechs Uhr ist die Hitze des Tages deutlich zu spüren. Nur schleichend kommt die P8 voran. Seit Steele-Ost folgen wir einer S-Bahn im Raumabstand. Der Fahrtwind bringt nicht all zuviel Kühlung, wenn vor jedem Blocksignal “Halt erwarten” angekündigt wird. Mehr als 50 km/h sind da nicht drin. Vor Bochum-Ehrenfeld wird das Gleis gewechselt. Jetzt darf die P8 rennen. Und sie tut es. In Nullkommanix erreichen wir Dortmund Hbf. Der Lotse meldet sich beim Fahrdienstleiter, und sofort darf die Maschine zum Wasserfassen in den Abstellbahnhof vorrücken. Neben der Reparaturhalle soll ein Hydrant sein. Ein Mitarbeiter des Museums hat sich ein paar Tage zuvor hier umgesehen. Problemlos finden wir den Hydranten. Die Lok wird in das Seitengleis eingelassen. Nur langsam und bedächtig das Standrohr einschrauben. Bloß keine hastigen Bewegungen, der Schweiß fließt auch so in Strömen. Außerdem ist reichlich Zeit. Das zweite Ventil auch etwas aufgedreht, und schon kann man sich mit kühlem Wasser erfrischen. Ah, das zischt. Wie gut, dass Sprudelwasser mitgenommen wurde, aber ob ein Kasten reicht? Jedenfalls werden die restlichen Flaschen erst mal unter die kalte Dusche gestellt.

    Der Tender ist voll. Bis zu Abfahrtzeit ist jetzt nicht mehr weit. Alles wird wieder abgebaut und ordentlich verstaut. Vor Dortmund Hbf gibt es noch eine IC-Überholung, da merkt man wieder die Hitze. Langsamfahrt mit 40. Es geht weiter bis Gleis 8. Gerade kommt der Sonderzug auf Gleis 11 an, gezogen von einer 110 mit Bügelfalte.

    Ach, du lieber Schwan, nimmt der denn gar kein Ende? Vier bis fünf Wagen waren angekündigt, und jetzt? Acht schwere D-Zugwagen hat die 110 im Schlepp. Mein Heizer wird kreidebleich. Das sind mindestens 350 t. Na, Mahlzeit - bei der Hitze. Die P8 setzt an das andere Zugende. Da wir über das Signal hinausstehen, müssen wir zurückdrücken. Steuerung liegt auf vorwärts, weil die Zugfahrt Tender voraus erfolgt. Regler auf und... nichts tut sich. Bremsen kontrolliert. Die Hauptluftleitung zeigt fünf bar , die Löseventile auf der Lok werden betätigt, alles ist entlüftet. Noch mal Regler auf. Wieder nichts. Die Lok steht, wie man so sagt im “Totpunkt”. Das darf nicht mit der Totpunktlage der Kolben verwechselt werden. Hier ist eine ungünstige Stellung der beiden Schieber gemeint. Während die Dampfeinströmung der einen Dampfmaschine noch nicht ganz geöffnet ist, hat die andere bereits geschlossen. Bei einem so schweren Zug reicht die Kraft einer Dampfmaschine nicht. Da hilft nur, die Steuerung umkehren und die Maschine in die andere Richtung bewegen und dann wieder vorfahren. Alles kostbare Minuten, die verloren gehen.

    Bremsprobe, wie gehabt. Aber der Bremszettel birgt eine Überraschung: Danach ist der Zug ist nur 120 m lang. Wenn dem wirklich so wäre, könnte er auch von Gleis 1 oder 2 abfahren, das sind normalerweise die Gleise für Züge über die südliche Route in Richtung Unna oder Schwerte. Dem Zugführer ist einfach ein Zahlendreher unterlaufen. 210 Meter muss es heißen.

    Ausfahrt mit 40. Langsam bahnt sich die P8 den Weg über die Weichenstraße. Aber es geht nicht nach Süden, sondern nach Norden. Der völlig verkrautete Güterbahnhof Huckarde wird mit 25 km/h passiert. Das Gleis wendet sich nach links und gleich kommt die erste Steigung. Kein Problem für die P8. Der Druck im Kessel steht gut. Jetzt erst biegt die Strecke nach Süden ab. Endlich sind die Langsamfahrstellen mit dreißig bzw. zwanzig vorbei. Ich möchte die rückwärts zulässigen 50 km/h auch fahren. Der Fahrtwind kommt über den Tender und ist angenehm kühl. Auf freier Strecke plötzlich Wasserreißen, die Lichtmaschine verschluckt sich gewaltig. Kaum hat sie sich erholt, da gibt’s eine Zwangsbremsung. Der Strom war weg, da weiß die Indusi nicht, wo sie dran ist.

    Zunächst liegt die Strecke eben bzw. mit leichtem Gefälle. Hinter Sölde da kommt aber der Knapp. Mein Heizer hat die Kohle etwas zu spät aufgelegt. In der Steigung fällt der Druck, aber es reicht bis Holzwickede. Hier wird die Lok umgesetzt, und es geht Rauchkammer voraus nach Hagen.

    Doch bis die Lok umsetzen kann, sind noch zwei Züge abzuwarten. Fast alle Fahrgäste stehen auf dem Bahnsteig. Jede Menge Fotos werden gemacht und viele wollten auf die Lok, um einmal Dampflokromantik pur zu erleben. Kann man ja auch verstehen. Da sind wir Personale aus Dahlhausen großzügig. Einen haben wir aber nicht nach oben gelassen, der meinte nämlich, die Lok sei nicht gut genug geputzt. Die Treibstangen kleben voller Dreck, Blätter und so’n Zeugs. Recht hat er. Aber hat er es nicht bemerkt, dass der Zug durch wenig benutzte und daher völlig verkrautete Gleise gefahren ist?

    Nach dem Umsetzen geht es sofort los. Und gleich rein in die Steigung. Viel mehr als 60 km/h ist da nicht drin. Mitten im Tunnel liegt der Brechpunkt. Jetzt wird die Höchstgeschwindigkeit gleich erreicht. Nur lange braucht die nicht gehalten werden, denn Schwerte kündigt sich an. Fünfzehn Minuten Aufenthalt sind geplant. Der Zug füllt sich noch mehr. Wieder wird die Lok fotografiert. Der Fahrdienstleiter macht eine Durchsage, damit die Fahrgäste endlich einsteigen und das Gleis geräumt werden kann. Eine Regionalbahn ist bereits im Anmarsch. Wieder einmal muss die P8 beweisen, dass sie nicht zu Unrecht als eine der gelungensten Maschinen deutscher Lokomotivbaukunst gilt. Der Fahrplan ist längst Makulatur. Trotzdem legen mein Heizer und ich uns ins Zeug, um auch nur Sekunden aufzuholen. Schon kommt das Befehlsstellwerk von Hagen Hbf in Sicht, da verschluckt sich die Lichtmaschine auf’s neue. Was mit der Indusi und Zwangsbremsung folgt, kennen wir ja bereits. Peinlich, so dicht vor dem Stellwerk. Aber es war ja kein Bedienfehler oder Unachtsamkeit seitens des Lokpersonals.

    In Hagen sollen die beiden Züge vereinigt werden, und mit V 200 als Vorspann bis Köln-Deutz Tief über die Strecke zu gehen. Umständlicher kann man kaum rangieren. Der ganze Bahnhof ist dicht. Jeder Intercity und jeder Interregio haben Vorrang. Zum Glück ist nach vierzig Minuten alles beendet, und es kann weiter gehen. Der Drachenexpress ist jetzt über 400 m lang und besteht aus 15 Wagen. Ein wahrlich imposanter Anblick. Über 3000 Pferdchen ziehen den Zug nun bergauf. Schnell ist der Express nicht. Zwischen 60 und 70 km/h bewegt er sich. Aber bevor es so richtig bergwärts geht, wird in Hagen-Haspe von der ansässigen freiwilligen Feuerwehr die P8 betankt. Ein Boxenstop von Michael Schumacher ist nur unwesentlich schneller. Mit ihrer Druckerhöhungspumpe jagen sie förmlich die fünf Kubikmeter Wasser durch den Schlauch. Es dauert nur sechs Minuten, dann ist alles abgebaut und die Fahrt kann weiter gehen.

    Das schwerste Stück steht noch bevor, der Scheitelpunkt bei Milspe, aber der Drache lässt sich nicht bange machen und schafft auch dieses schlimme Stück. Wenn mein Heizer bis hier her geschuftet hat, nun ist es fast ein Zuckerschlecken. Bis Wuppertal-Zoo hat die Strecke Gefälle. Dann kommt noch die mäßige Steigung über Vohwinkel und Gruiten bis Ohligs. Der vereinigte Drachenexpress jagt mit Tempo 100 über die Schienen.

    In Deutz hat der Drache fünfzehn Minuten rausgeholt. Es steht das Wassernehmen auf dem Plan. Aber wo ist der Hydrant? Nichts ist vorbereitet. Zu allem Überfluss fragt der Lotse, ob die P8 auch ohne Wasserfassen weiter kann. Der Zug soll wieder getrennt werden und die Dampflok bekommt einen Wagen weniger, außerdem sind sie leichter. Mein Heizer ist skeptisch. Die Nadel steht bei 6 Kubik. Bis Linz sind noch gut 50 km. Mit Wassermangel liegen bleiben ist nicht schön und äußerst problematisch. Möglicherweise muss das Feuer rausgeworfen werden und noch einiges mehr. Aber der Wasserstand im Kessel ist sehr hoch, da sind auch noch 2 bis 3 Kubik Reserve. Ich entscheide mich für die Weiterfahrt. V 200 an die Seite, Zug getrennt, Bremsprobe, ein neuer Bremszettel und ab geht’s.

    Hinter Köln liegen rechts an der Strecke herrliche blaue Baggerseen. Mein Heize und ich würden liebend gerne den Zug in die Wüste schicken, und uns in die erfrischenden Fluten stürzen. Die Strecke ist fast geradlinig und die P8 rast dahin, als wolle sie um jeden Preis als erste Lok in Linz sein. Das ist sie doch sowieso. Nein, dass sie so flitzt, liegt daran, dass wir wissen, in Linz steht die Ablösung bereit, dann hat die Hitze ein Ende. Der Sprudel ist schon längst leer. Der Bahnhof Troisdorf wird durchfahren. Einige Einheimische nennen den Ort auch „Trostlos“. Einen ebensolchen Eindruck hinterlässt auch der Bahnhof. Hier erinnert nichts mehr an die frühere Lokführerschule.

    Ab Königswinter wird an jeder Station gehalten, um die Fahrgäste an einem der schönen Ausflugsorte im Siebengebirge aussteigen zu lassen. In Unkel ist ein besonderer Empfang. Eine mittelalterlich gekleidete Gruppe mit Gauklern, Handwerkern und Musikanten erwartet die Fahrgäste. Fast erscheint es, als wollen sie den Zug nicht fortlassen, das Ausfahrtsignal steht auf Halt. Da erscheint auch schon das Rotkäppchen. Nein, nicht das aus dem Märchen. Auf kleinen Stationen sind Fahrdienstleiter, Aufsicht und Vorstand ein und dieselbe Person. Die Heißläuferortung hat bei der Einfahrt einen Alarm gemeldet und das muss kontrolliert werden. Aus Erfahrung kennt das Lokpersonal die Problematik. Der heiße Dampfzylinder hat die empfindlichen Sensoren ansprechen lassen. Trotzdem kurze Kontrolle der Achslager. Die sind, wie nicht anders zu erwarten, nur leicht erwärmt. Das Rotkäppchen wird informiert und sogleich erhält der Zug Ausfahrt.

    Nur noch wenige Kilometer bis Linz. Das Vorsignal kündet „Langsamfahrt erwarten“. Am folgenden Einfahrsignal ist es dann amtlich: „Langsamfahrt, Halt erwarten“. Linz ist erreicht. Sanft wird der Zug abgebremst und die Regularien für den Personalwechsel vorbereitet. Mit nur fünfzehn Minuten Verspätung erreicht der erste Teil des Drachenexpress sein Ziel. Die Ablösung hat auch reichlich kalte Getränke dabei. Die zischen förmlich, als sie den Weg in unseren Schlund antreten. Mein Heizer ist völlig fertig, erschöpft klettert er von der Lok und setzt sich erst einmal in den Schatten. Die zweite Flasche Sprudel tritt den Weg in sein Innerstes an. Langsam kehren die Lebensgeister wieder. Die Ablösung hat in der Zwischenzeit ihre Sachen, vor allem den kalten Sprudel verstaut und schickt sich an, den nunmehr leeren Zug zur Abstellgruppe zu bringen. Ein Zeitungsschreiber nähert sich den Abgelösten. Das Gesicht von Kohlenstaub geschwärzt antworten sie bereitwillig auf alle Fragen. Besonders die Technik des Feuerns interessiert. Am nächsten Montag erscheint dann ein Artikel über die Sonderfahrt mit dem Titel: „Die Höllenglut von 2000 Grad“. Übertrieben ist das wahrlich nicht.