Ende der Gebäudefotografie?

Ende der Gebäudefotografie?

Vorab: Wenn dieser Beitrag als unangenehm aufrüttelnd verstanden wird, ist er polemisch. Wenn Fotografie politisch ist, ist er auch politisch. Aber sachlich ist er auf jeden Fall, denn jetzt kommen Fakten, Fakten, Fakten:

Bislang war das Fotografieren von Gebäuden in Deutschland vom öffentlichen Raum erlaubt. Weder das Hausrecht noch das Urheberrecht greifen hier. Das ist auch gut so, denn sonst dürften wir fast gar nichts mehr fotografieren, geschweige denn ins Web stellen.

Google veröffentlicht derzeit flächendeckend Straßenansichten unter dem Namen "Street View" im Web. Wohlgemerkt: vom öffentlichen Raum aus. Dass hierbei keine Privatsphäre verletzt werden darf, ist klar. Nun regen sich einige Leute darüber auf, dass ihr Privatbesitz fotografiert wird. Obwohl in Google Maps alles bereits detailliert von oben zu sehen ist. Auch die Straßenansichten sind öffentlich und somit legal. Da alle vor dem Gesetz gleich sind, spielt es keine Rolle, ob ich oder Google diese Fotos macht, ob es nun gefällt oder nicht.

Nun plant Verbraucherschützerministerin Ilse Aigner ein Gesetz, nachdem auch solche Fotos künftig der Genehmigung der Hausbesitzer bedürfen. Und da wieder vor dem Gesetz alle gleich sind, gilt das eben nicht nur für den finanzstarken Konzern Google, der möglicherweise unsere Daten sammeln könnte (obwohl das unsere Politiker und Geheimdienste viel besser können) sondern auch für dich und mich. Weil es vor dem Gesetz eben egal ist, zu welchem Zweck ein Foto gemacht wurde.

Nach dem Vorhaben von Frau Aigner wird man getrost auch die Präsentation (nicht nur) von Industriegebäuden im Web vergessen können. Nehmen wir das obige Foto: Es handelt sich um ein Industriegebäude an einer öffentlichen Straße in Mannheim. Es ist Privateigentum und wird auch privat genutzt. Also künftig tabu!

Natürlich können wir um Erlaubnis fragen. Dazu müssten wir aber zunächst einmal den Besitzer finden. Und jeden einzelnen Mieter noch um Zustimmung bitten. Und wenn wir es trotzdem veröffentlichen, flattert uns möglicherweise eine mehrere tausend Euro schwere Abmahnung ins Haus.

Einige süddeutsche Gemeinden wittern bereits ein Geschäft. Hier soll Google für solche Fotos löhnen. Aber im Ernstfall eben nicht nur Google.

Natürlich besteht ein Recht auf Persönlichkeits- und Datenschutz. Aber dazu brauchen wir kein Absurdistan. Und in dem Fall wird eine vielleicht gut gemeinte Sache nach hinten losgehen. Und Omas Häuschen im Wald kann trotzdem von Einbrechern heimgesucht werden, weil ein Foto davon im Web steht. Als Luftaufnahme bei Google Maps. Oder weil die Einbrecher einfach mal vorbeigefahren sind.

P.S. Ein ähnlicher Beitrag wurde in einem namhaften Fotoforum leider zensiert. Sollte hier also auch jemand der Meinung sein, dass hier kein Platz für derartige Dinge ist, bitte keinen Zwang antun.

Aber dann bitte auch nicht meckern, nach dem Motto: "Wenn wir das gewusst hätten ..."