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Heiner Schäffer


Premium (World), Tecklenburg

Zorro 2015 ::

„Zorro“ ist kein Abenteuerklamauk, keine Komödie und keine Romanze: „Zorro“ ist die dramatische Geschichte zweier Brüder. Erzählt wird vom verzweifelten Kampf eines Volkes um die Freiheit, von mutigen, aber auch von hasserfüllten Menschen. Also ein Drama? Keineswegs. Das Musical, das am Samstagabend auf der Freilichtbühne Premiere feierte, ist bewegend und fesselnd, hat aber auch immer wieder heitere Momente. Keine allzu leichte Kost, aber sehr unterhaltsam. Und das alles in einer Qualität, die man von den Freilichtspielen gewohnt ist. Wer hier etwas bemängeln will, kritisiert – weil von der Bühne Saison für Saison verwöhnt – auf extrem hohen Niveau.
Hervorragende, volltönende, glasklare Stimmen – von den Hauptdarstellern bis zum kleinsten Gesangspart – klangen durch die alte Burgruine. Jemanden hervorzuheben, damit täte man den anderen Unrecht. Das Ensemble begeistert bei feurigen, spanischen Tänzen ebenso wie bei packenden Fechtszenen, bewegt als leidendes Volk und als temperamentvoll feiernde Zigeuner.
Regie (Ulrich Wiggers), Choreografie (Kati Heidebrecht) und Bühnenbild (Susanna Buller) sind einfallsreich. Oft wird die ganze Breite der Bühne ausgenutzt für prächtige Bilder. Und diese große Fläche wird auch gebraucht, wenn sich die Frauen laut im Stakkato klopfend auflehnen gegen den brutalen Herrscher Ramon, wenn Zorro auf die Bühne fliegt, ja, in der Tat, er fliegt, um seine geliebte Luisa zu retten. Die Fechtszenen, sie gehören mit zu den beeindruckendsten. Da kreuzen Kämpfer gekonnt die Klingen und das Publikum hält schon mal den Atem an – um spontan Beifall zu klatschen, als Zorro und Luise sich in Zeitlupe gegen die Angreifer verteidigen.
Und doch sind es die dramatischen Szenen, die am meisten nachklingen. Da zeigt sich wahre darstellerische Kunst der Hauptakteure. Diego (Armin Kahl), der sich als Straßenmusikant durchschlägt und sich vor seinem Bruder Ramon als dummes Weichei ausgibt, verwandelt sich überzeugend in den Rächer mit der Maske. Seine Zweifel, sein wachsender Mut und letztendlich sein Charakter, der ihn daran hindert, seinen Bruder zu töten, sind zu spüren.
Und Ramon (Kasper Holmboe), der brutale Despot, er ist grausam und gefühlskalt. Und doch vermag er es, beim gebannt lauschenden Publikum Mitleid auszulösen als jemand, der sich von seinem Vater nicht genug geliebt fühlt, der zerfressen ist von Neid und Hass auf seinen Bruder.
Zwei temperamentvolle Damen stehen den männlichen Hauptdarstellern in nichts nach. Patricia Meeden ist in die Haut der stolzen Zigeunerin Inez geschlüpft, die mit ihrem Volk den Kampf aufnimmt gegen Ramon. Unerschrocken und erhobenen Hauptes, aber auch einfühlsam nimmt sie das Publikum für sich ein. Wenn Inez mit blitzenden Augen kokett über die Bühne wirbelt, wird die Luft heiß.
Inez ist die Einzige, die weiß, wer sich hinter der Maske des „Zorro“ verbirgt. Sie verbündet sich selbstlos mit Diegos Jugendliebe Luisa (Maxine Kazis), die sich immer mehr zu Zorro hingezogen fühlt. Verunsichert und verliebt, aber auch mutig und letztendlich resigniert erweist sie sich als große Darstellerin.
Der Weichling Garcia (Benjamin Eberling), der durch Luisa Zuversicht fasst, sorgt mit seinem teils komödiantischen Spiel für einige herzhafte Lacher. Reinhard Brussmann als Vater von Diego und Ramon lässt seine warme, volltönende Stimme erklingen.
Apropos Klang: Als musikalischer Leiter dirigiert Klaus Hillebrecht wieder einmal ein hervorragend aufgestelltes Orchester, das so wunderbar mit den Darstellern harmoniert.
Das gewohnt große Abschlussbild gibt es erst nach dem dramatischen Finale, quasi als Zugabe. Aber da steht es auch längst, das begeisterte Publikum, und belohnt die Akteure minutenlang mit Beifall.
Mit „Zorro“ ist der Bühne ein Musical gelungen, das sich in keine Schublade packen lässt. Weder Drama noch Komödie, vereint es Aspekte aus beiden Genres in sich und ist Unterhaltung auf hohen Niveau.

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