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Seit nunmehr über 20 Jahren dominiert in deutschen Wohnungen die zu aller Einfallslosikeit meist noch weiß getünchte Rauhfasertapete. Nicht nur das allgegenwärtige Rauhfaserdiktat von Vermietern und Bauträgern, für welche diese, sowohl in Hinblick auf die Herstellung (Kosten), als auch auf den individuellen Geschmack der Bewohner (Austauschbarkeit) anspruchslose Wandgestaltung von klarem Vorteil ist, hat zur gegenwärtigen Monowohnunkultur geführt. Auch Haus-und Wohnungsbesitzer unterwerfen sich dem gleichgeschalteten Geschmack, gilt doch eine unifarbene, besser noch weiße Wand als Zeichen der eigenen Modernität, sauber, klar, sachlich und nochdazu so praktisch: Bei Bedarf einfach überstreichen. Jedwede Art farbiger Mustertapete ist unter dem Stigma "Blümchentapete" mit den tiefsitzenden Klischees von Omahaftigkeit und Speißertum behaftet, gilt als Zeichen von Rückschrittlichkeit schlechthin.
Dabei scheint niemandem bewußt zu sein, wie Rauhfaser die Kultur der Tapete pervertiert: Früher strich man Wände einfach, Schicht auf Schicht, konservierte somit nebenbei alle Geschmacksänderungen für die Nachwelt. Tapete war Mittel zur Darstellung der gehobenen Kultur der Wohlhabenen. Auch mit der Verbreitung der Tapete durch alle Bevölkerungsschichten im 20. Jahrhundert war sie stets, wenn natürlich auch den jeweiligen Modeströmungen unterworfen, Ausdruck des Geschmacks des Wohnenden, ein deutliches Zeichen der Individualität. Und heute benutzt man Tapete, die von vornherein zum Überstreichen vorgesehen und somit ihres eigentlichen Potentials der hochwertigen, kunstvollen, dekorativen Wandgestaltung beraubt ist. Nochdazu wird die rohbauliche Jungfräulichkeit des Mauerwerks aufgrund leichter Entfernbarkeit möglicher Kulturschichten gewährleistet.
Mit dem Siegeszug der Rauhfaser scheint eine über 300 Jahre währende Phase der europäischen Tapetenkultur zu enden, sieht man einmal von der unter ähnlichen Umständen zur Domninaz gelangten Fototapete für Fussböden, auch Laminat genannt, ab. Die früheren Zeiten, als Tapete noch den Wohlbegüterten vorbehalten war, das Musterrepertoire überschaubar blieb und sich meist aus der Imitation edlerer Materialien rekrutierte und über die Jahrhunderte hinweg gern in manigfaltigen Abwandlungen repetiert wurde, sind heute in Palais, Schlössern, gar Museen gut dokumentiert. Doch die mit der Massenverbreitung der Tapete einsetzende Phase exzessiver Kreativität, die in den 60er und 70er Jahren ihren Höhepunkt fand, ist bisher kaum dokumentiert. Um sich dem großen Schatz der Farben, Formen und Muster dieser Zeit des Zenits der Tapetenkultur zu nähern, muss man mittlerweile auf archäologische Mittel zurückgreifen: Hinter Verkleidungen, Schrankwänden, Heizkörpern oder in lange Zeit verlassenen Räumlichkeiten finden sich die Zeugen, farbenfroherer, blumigerer, mutigerer, individuellerer, einfach schönerer Zeiten.
Die Ergebnisse meiner tapetenarchäologischen Bemühungen möchte ich hier, garniert mit allerlei praktischen Tipps zum Tapezieren und der Frage "Schonmal drüber nachgedacht?" präsentieren.
Über Anmerkungen nach dem Schema "Genau diese Tapete hatte ich auch um 1976 im Schlafzimmer" würde ich mich immer freuen.
Dabei scheint niemandem bewußt zu sein, wie Rauhfaser die Kultur der Tapete pervertiert: Früher strich man Wände einfach, Schicht auf Schicht, konservierte somit nebenbei alle Geschmacksänderungen für die Nachwelt. Tapete war Mittel zur Darstellung der gehobenen Kultur der Wohlhabenen. Auch mit der Verbreitung der Tapete durch alle Bevölkerungsschichten im 20. Jahrhundert war sie stets, wenn natürlich auch den jeweiligen Modeströmungen unterworfen, Ausdruck des Geschmacks des Wohnenden, ein deutliches Zeichen der Individualität. Und heute benutzt man Tapete, die von vornherein zum Überstreichen vorgesehen und somit ihres eigentlichen Potentials der hochwertigen, kunstvollen, dekorativen Wandgestaltung beraubt ist. Nochdazu wird die rohbauliche Jungfräulichkeit des Mauerwerks aufgrund leichter Entfernbarkeit möglicher Kulturschichten gewährleistet.
Mit dem Siegeszug der Rauhfaser scheint eine über 300 Jahre währende Phase der europäischen Tapetenkultur zu enden, sieht man einmal von der unter ähnlichen Umständen zur Domninaz gelangten Fototapete für Fussböden, auch Laminat genannt, ab. Die früheren Zeiten, als Tapete noch den Wohlbegüterten vorbehalten war, das Musterrepertoire überschaubar blieb und sich meist aus der Imitation edlerer Materialien rekrutierte und über die Jahrhunderte hinweg gern in manigfaltigen Abwandlungen repetiert wurde, sind heute in Palais, Schlössern, gar Museen gut dokumentiert. Doch die mit der Massenverbreitung der Tapete einsetzende Phase exzessiver Kreativität, die in den 60er und 70er Jahren ihren Höhepunkt fand, ist bisher kaum dokumentiert. Um sich dem großen Schatz der Farben, Formen und Muster dieser Zeit des Zenits der Tapetenkultur zu nähern, muss man mittlerweile auf archäologische Mittel zurückgreifen: Hinter Verkleidungen, Schrankwänden, Heizkörpern oder in lange Zeit verlassenen Räumlichkeiten finden sich die Zeugen, farbenfroherer, blumigerer, mutigerer, individuellerer, einfach schönerer Zeiten.
Die Ergebnisse meiner tapetenarchäologischen Bemühungen möchte ich hier, garniert mit allerlei praktischen Tipps zum Tapezieren und der Frage "Schonmal drüber nachgedacht?" präsentieren.
Über Anmerkungen nach dem Schema "Genau diese Tapete hatte ich auch um 1976 im Schlafzimmer" würde ich mich immer freuen.
Andreas Beier Fotografie 16/11/2013 15:40
bitte um neue bilderHerr G. aus K.² 17/09/2009 21:30
Mein lieber Herr Tapete,sagen Sie mal, gibt's mal wieder etwas Wandbehangmäßiges ihrerseits?
Oder, ist dieses Thema hier mit 100 Tapeten abgeschlossen?
Ick würd mir freuen mal wieder wat tapetiges von Dir zu bekucken...
LG Marcel
Philipp E. Schädler 02/11/2008 0:16
Geniale Idee! Genial!LG
Philipp
m. siewert 27/07/2008 21:16
große klasse! :)sehr feine tapetendokumentationen.
vg martina
Bea Dietrich-Gromotka 21/01/2008 23:18
Da kann ich als alte Tapetenliebhaberin dich nur auf orange setzen..grins...Sebastian Weidenbach 07/01/2008 10:51
hallo veit,ich bin großer fan deiner unfassbaren tapeten-sammlung!
danke fürs zeigen! gruss sebastian
Christian Brünig 06/12/2007 9:21
ich bin natürlich seit geraumer Zeit ständiger Boebachter dieser wertvollen Galerie. Tapeten sind ein ähnlicher alttagskultureller Topos wie Möbel, Hausformen, KFZ, Tankstellen, Feuerwehrhäuser, Zäune etc. Weiter!welcome to adventure 25/11/2007 23:42
Das ist ja mega..-... , Dein Profil und Bilder. Wie gut, daß ich die Ost-Tapete einstellte, und Du Dich meldetest, so kann ich Dich auf Orange stellen...In meiner Wohnung befindet sich keine Rauhfasertapete, dafür weinrote Ornament-Tapete (wie aus einem Schloß), und die obligatorische Blümchentapete, mit grünem Sockel abgesetzt, im Eßzimmer, wie aus Omas Zeiten. Der Flur ist Pink gestrichen (mit Pigment-Farbe in Champagner-Kreide) und Streifen in ochsenblut, hellflieder, mintgrün und olivgrün, aber nur an manchen Stellen, und in verschiedenen Breiten. Im Wohnzimmer sind große freie Rechtecke, die das Darunter durchblitzen lassen, welches hervorkam nach dem Abreißen der Tapete. Sie blitzen aus einer champagnerfarbenen Kreideschicht. Auch ein Blau ist zu sehen. Das strich man um 1800 an Berliner Wände, in der industriellen Revolution und dem Boom des Mietskasernenbaus, rundum waren noch Felder, und das Blau hielt die Mücken ab, deshalb findet man es allerorten an allerlei Wänden untendrunter in Berlin...| Heike | 13/11/2007 20:08
Der account ist ja ein Kracher!mayli 10/10/2007 18:33
...omg ist das schön hier!...deine profiltapete hatten wir anfang der 80er im BAD! :-))) lg kathrin, die gern bunte tapeten tapeziert 8-)FERN-ARTs 26/09/2007 8:48
ich komm ja auch hier und da mal rum, wobei ich auch immer feine tapeten ablichte sie jedoch nicht hier hochlade ..weil ich ich dir dieses priveleg vorbehalten möchete..ich nutze sie eher mal als hintergrund..ich hab aber auch schon einige unter deinen tapetenbildern gesehen welche mir auch schon über den weg gelaufen sind :-)
klasse ...weiter so
Jutta Saar 08/09/2007 0:13
Danke für die Anmerkung!Es folgen bei mir noch ein paar Fotos mit Tapete...aus einer AKTUELLEN Wohnung einer 80jährigen Frau, deren Sohn, deren Enkelin und die Urenkelin wohnen auch darin!
Die siebente Werbepause des Weltuntergangs 16/07/2007 14:54
Ich war da jüngst in einer einschlägigen Immobilie ...Klaudia 04/04/2007 16:12
Finde deine Tapetendokumentation super. Ist mit Abstand das Originellste, was ich hier bisher gesehen habe.Die ein oder andere Tapete wirds von mir wohl auch noch geben.
Gruß
Caja
AniK 01/03/2007 21:22
Faszinierende Auswahl wunderschöner Tapeten... mehr davon!Liebe Grüße
Anika
P.S.: Auf alten Bildern werde ich noch einige Finden.