1.11.12
Heute flog ein Admiral von innen gegen unsere Balkontür. Ich hatte in der
Küche gewerkelt und hörte plötzlich das kleine Geflatter und das leise,
stumpfe Bumm, als er vergeblich gegen die Scheibe anflog. Ich erinnerte
mich an den Frühsommer, an die gleichen Fluchtversuche genau so eines
Schmetterlings. Damals hatte ich versucht, ihn vorsichtig hinauszubugsieren,
aber es war mir nicht geglückt. Der Falter war mit einigen hektischen Flügelschlägen
Richtung Flur entflattert und blieb verschwunden. Ich zweifelte keinen Augenblick,
dass dieser jetzt derselbe Falter war. Diesmal wollte ich mich ihm behutsamer
nähern. Im gleichen Augenblick gewahrte ich eine Blaumeise vor der Scheibe,
die mir mit dem Falter drinnen ein seltsames Ballett bot. In ihrer Gier auf den Leckerbissen
ließ sie ihre übliche Scheu vermissen und hob und senkte sich ein paar Augenblicke
synchron mit dem aufgeschreckten Falter. Als ich mich drinnen langsam rührte,
um meine Kamera zu holen, flog sie davon. Ich nahm den Schmetterling vorsichtig
auf den Finger. Er verhielt sich still. Vielleicht war er geschwächt. Seine Flügel zitterten.
Ich öffnete die Balkontür und trat mit ihm hinaus. Die Bäume standen kahl im Hof,
aber die Sonne wärmte. Das Zittern seiner Flügel verlor sich. Ich ließ ihn
meinen Finger hinaufkrabbeln. Doch machte er keine Anstalten davonzufliegen.
Ich dachte an all die Blumen des Sommers, die er nicht besucht hatte, und daran,
wie sie nun vertrocknet und braun von ihren Stengeln hängen oder ihrer bunten Blütenblätter
beraubt wie verdorrte Zepter in den Wind ragen. Die Falterflügel hatten eine
leuchtend rote, akurat gepunktete Borte. Ich bließ sacht auf den feinen Flaum,
der die Flügelansätze bedeckte. Er machte noch immer keine Anstalten davonzufliegen.
So blieb ich ein paar Augenblicke mit ihm in der Novembersonne. Ich schaute nach
der Meise und dachte mir, es wäre nicht der schlechteste Tod für einen Falter -
immerhin ein geflügelter. Da erhob er sich plötzlich. Ein paar Flügelschläge und
mit flatterhaftem Taumelflug war er hinter einer Ecke unseres Hauses verschwunden.
...
Filmscan
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Lilelu 12/02/2017 16:58
Morgen scanne ich mein film auch...zum ersten mal :) ich hoffe es wird auch so gut wie bei dir :-)- pierrick - 12/01/2013 10:54
ausgesprochen hübsch, im farben und formen, lg pierrickmarie-antoinettesgiraffenhals 04/01/2013 10:04
Ein Anthologiestück der Schmetterlingsliteratur.Bernadette O. 11/12/2012 19:28
Feines Geflatter hier! Auch farblich sehr gelungen.LG Bernadette
KooKoo 06/12/2012 18:08
*0x FF 28/11/2012 5:48
Die Schnepperlinge sehen aber sehr festgetackert aus .-)erich w. 11/11/2012 18:08
erzähl-bild..schön
lg.e
_visual_notes_ 11/11/2012 0:42
"Falter können lange irgendwo hockend überdauern, das habe ich schon manchmal beobachtet."Bei uns nicht. Schnell kommen die Anolis und fressen sie - vorausgesetzt dass Chocolate, der Kater unserer Nachbarn, die Anolis nicht vorher frisst. Das tut er aber nur, wenn unser Hund Rambo nicht im Garten ist. Das kommt vor, wenn er sich auf der Straße mit dem Nachbarhund Papeto zofft.
Frau Ke 03/11/2012 13:41
Danke für eure Besuchsspuren! :-)In diesem Fall ging es mir mehr um das Erzählen der Geschichte und da ich (weil die Meise ja weggeflogen war ;) kein Foto der Situation machen konnte, habe ich ein einigermaßen passendes Begleitfoto gesucht. Es würde mich interessieren, ewig, welche Intention dir aufscheint? Ergibt sie sich aus dem Text, dem Bild oder der Kombination aus beidem? ...wenn es einfach nur ein nach draußen gebrachter Falter gewesen wäre, hätte ich es nicht aufgeschrieben. Was mich daran interessierte, war der (vermutete) Umstand, dass der Falter den ganzen Sommer über irgendwo in unserem Flur versteckt gewesen war und ich ihn in eine nun falterfeindliche "Freiheit" entließ. ...Falter können lange irgendwo hockend überdauern, das habe ich schon manchmal beobachtet.
irene de navarro 02/11/2012 9:51
farbige blätterersetzen jetzt
flatternd schmetterlinge