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? o d e r . n i c h t ?
[Diese Geschichte handelt von dem legendären Duell zweier Lügengladiatoren : zwischen dem unbesiegten Champion Käpt´n Blaubär und seinem Vorgänger Nussram Fhakir, der Einzigartige.
Sie ist mein diesjähriger Versuch einer vorweihnachtlichen Geschichte … viel Stoff und hoffentlich finde ich Zeit, jeden der 24 Tage mit Bildern und Worten zu füllen.]
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Die nächsten elf Runden gingen alle an mich. Der Bann war gebrochen, der Heimvorteil Fhakirs vergessen, die Gunst des Publikums auf meiner Seite. Mein Gegner kam nicht schlecht dabei weg, seine Geschichten waren nach wie vor brillant, aber ich lag immer ein oder zwei Punkte vorn. Um ehrlich zu sein: Ich setzte weiterhin auf die anwesenden Damen unter den Zuschauern. Die folgenden Lügen hatten alle einen romantischen Aspekt, es ging um große Gefühle, ewige Treue, Liebesschwüre, dramatische Trennungen und gebrochene Herzen, alle hatten ein Happy-End, und es kam immer ein Ring darin vor. Wenn die Frauen applaudierten, taten dies die Männer um so heftiger, um ihnen zu gefallen. Nach elf Geschichten gingen mir allerdings die Stoffe aus, die sich mit der romantischen Übergabe von Goldringen verknüpfen ließen. Das Interesse des Publikums an schmachtenden Prinzessinnen erlahmte außerdem zusehends.
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Nussram Fhakir wittere die Gunst der Stunde und verlegte sich auf einen ganz anderen Themenbereich: die zamonische Dämonologie. Das war eine seiner Spezialitäten, wie ich aus der Lektüre seiner Biographie wußte. Nirgendwo auf der Welt gibt es mehr Dämonen als in Zamonien, und nirgendwo konzentrieren sie sich stärker als in Atlantis.
Es gab Gebirgsdämonen, Erddämonen, Luftdämonen, Wasserdämonen, Tierdämonen, Sumpfdämonen, Schilfdämonen, Moosdämonen, Zwergdämonen, Dämonenriesen und die bekannten Rikschadämonen. Jeder Bewohner von Atlantis war entweder mit einem oder mehreren Dämonen bekannt, verwandt, verschwägert, verheiratet, befreundet oder selbst einer.
Nun war mit der Zeit mit den Dämonen eine Veränderung vorgegangen. Früher hatten sie ausschließlich Angst und Schrecken unter den anderen Lebensformen verbreitet, sich vorwiegend nachts herumgetrieben, in Wäldern Wanderern aufgelauert, in Gewitternächten in Kaminen rumort, Kinder erschreckt und so weiter. Als dann die Dämonenbevölkerung immer mehr zunahm, wurden die Belästigungen durch sie zur Tagesordnung. Es war normal, daß ein Dreizüngiger Moosdämon mit einer blutigen Axt im Kopf über die Bettkante lugte und heilte wie ein Nachtgespenst, wenn man sich zur Ruhe legte.
Man erschreckte sich nicht mehr, wenn bei einem Waldspaziergang ein Gnom hinter einem Baum hervorsprang und schreckliche Grimassen schnitt. Nicht einmal die Kinder ängstigten sich noch, wenn die Kohlendämonen unter der Kellertreppe randalierten. Man hatte sich nach und nach an sie gewöhnt: Niemand in Zamonien fürchtete sich mehr vor einem Dämon.
Die Dämonen selbst änderten ihr Verhalten, sie paßten sich den allgemeinen Gepflogenheiten an, ergriffen bürgerliche Berufe, fügten sich ins allgemeine Stadtbild. Bald war es keine Besonderheit mehr, sich von einem Dämonen die Brötchen backen oder durch die Stadt tragen zu lassen. Es gab sie in jedem Kegelclub und Gesangsverein, sie fegten den Bürgersteig und waren im Stadtparlament, selbst einige der gefeiertsten Gebba-Spieler und Lügengladiatoren waren Dämonen.
Im Widerspruch dazu waren sie allerdings immer noch sehr häßlich. Verzerrte Grimassen, lange gelbe Zähne, sichtbares Zahnfleisch, verdrehte Augen, heraushängende Zunge, Haare in den Ohren, bunte Lippen, Hörner auf dem Kopf, Warzen im Gesicht, Stachelhaare – all das waren typische Merkmale, gegen die sich wenig ausrichten ließ. Dennoch versuchten es die eitleren unter ihnen immer wieder. Sie ließen sich die Zähne bleichen und die Haare entfärben, versuchten, ihre Zungen im Zaum zu halten und nicht zu toll mit den Augen zu rollen, sie verdeckten Hörner mit grotesken Hüten, trugen maßgeschneiderte Kleidung und taten auch ansonsten alles, um nicht zu sehr aufzufallen.
Diesen gesellschaftlichen Aspekt machte sich nun Nussram für seine nächsten Geschichten zunutze.
aus : Walter Moers – Die 13 ½ Leben des Käpt´n Blaubär,
Goldmann-Verlag, ISBN-13 : 978-3-442-45381-8
h i e r . g e h t ´s . w e i t e r :
http://www.fotocommunity.de/fotograf/reiner-h/fotos/augen-schokolade12/728010
Reiner H. 15/12/2012 12:45
Mira, diese "Bestie" habe ich am Hafen von Victoria (Vancouver Island) abgelichtet ... der Plattnasendämon war noch jung, sehr neugierig und hätte sich am liebsten stundenlang streicheln lassen.Mira Culix 15/12/2012 12:37
Und dieser Plattnasendämon mit Fledermausohren wird müsam im Zaum gehalten, aber sein Schatten ist stark und frei. :-)))Feines Bild wieder!