(3) Auflösung des Donnerstagnacht-Rätsels vom 1.6.2023: EINTAGSFLIEGE!
Nix KI und Massachusetts mit einem Roboter :-) ...
Diese Eintagsfliegen (Ordnung Ephemeroptera) habe ich am 1.6.2023 in meinem Gärtchen in Regenstauf/Opf. gefunden.
Es sind Männchen, was man an den riesigen Augen erkennen kann. Die dienen dazu, nachts die über ihnen fliegenden Weibchen beim Paarungstanz besser zu sehen.
Sind die Augen zylindrisch - und nicht, wie hier, kugelförmig - nennt man sie "Turbanaugen"; die können ganz bunte Farben haben, z.B. leuchtend gelb oder rot - jedenfalls bieten sie immer (in unseren Augen!) ein ulkiges Bild.
Bei dieser Art stehen die drei Ocellen (Stirnaugen) "schielend" zwischen den großen Facettenaugen. Die (meist drei) Ocellen sind bei vielen Insektenarten vorhanden, sie erlauben nur eine grobe Hell-Dunkel-Unterscheidung und dienen der Orientierung.
Abb. 1 und 2: verschiedene Ansichten von Tier 1.
Abb. 3: ein Männchen derselben Art landete gleichzeitig mit mir auf einem Gartenstuhl - wir hatten uns jeweils den anderen von zweien ausgesucht; gut für das Tier!
Abb. 4: die großen Augen von Tier 1 im Portrait.
Es mag sich bei der Art um HEPTAGENIA FLAVIPENNIS handeln - die Eintagsfliegen sind oft schwer zu bestimmen, besonders für uns Laien. Nächstes Mal werde ich dran denken, das Hinterende von oben aufzunehmen, an dessen Aussehen man zumindest bei den Männchen die Art leichter bestimmen kann.
Diese hier gehören in die Familie der Ecdyonuridae mit wohl ca. 20 teils schwer unterscheidbaren Arten in Mitteleuropa.
Außer genau zum Aufnahmezeitpunkt habe ich weder vorher noch nachher die Art hier in der Nähe des Regens gesehen. Verschiedenste Eintagsfliegen sind in Gewässernähe nicht selten; ihre Umweltansprüche sind genau festgelegt, sodaß etliche auf ganz sauberes Wasser angewiesene Arten selten geworden sind!
Dafür gibt es auch schon einmal Massenvermehrungen anderer Arten, wegen derer u.a. in der Umgebung von Regensburg ganze Straßen und Gewässerbrücken gesperrt werden, damit Verkehrsteilnehmer nicht auf den manchmal zentimeterdicken Schichten der Insekten ausrutschen.
Das kommt sogar auch am Niederrhein vor.
Die Schlupfzeiten der einzelnen Arten sind so festgelegt, daß man die Maßnahmen vorher schon planen kann. Hier wird in Flußnähe oft das Licht auf den Brücken ausgeschaltet oder die Beleuchtung teils darunter angebracht, denn in den Hochzeitsnächten der Eintagsfliegen sammeln sich die Tiere gern am Licht.
Die Angler (Fliegenfischer) sind - besonders in England - Experten für Eintagsfliegen. Sie bauen aus Federn und Haaren viele Arten der kleinen Insekten am Haken genau nach (Fliegenbinden), was eine eigene Handwerkskunst darstellt. Die Fische der Bäche und Flüsse beißen zur Flugzeit bestimmter Arten nur auf diese und finden wohl nicht in die Zeit passende Köder verdächtig. Eine tolle Spezialisierung! Besondere Liebhaber analysieren sogar den Mageninhalt der gefangenen Fische, um herauszufinden, wann man welche Köder braucht!
Alles hat in der Natur seine Zeit - auch die nur ein bis zwei Tage lang lebenden Eintagsfliegen.
In etwa einhundert Jahren (seit der "Tierwelt Deutschlands" von F. Dahl) hat sich die Zahl der weltweit bekannten Arten von damals 800 auf inzwischen über 3000 erhöht - und für Deutschland von 68 (Dahl, 1930) auf 117 fast verdoppelt!
Und in den letzten Jahrzehnten hat der egoistische Mensch mit seinen Ansprüchen etliche davon an den Rand der Existenz gebracht!
SCHÜTZT DIE GEWÄSSER UND IHRE LEBEWESEN!!!
7.6.2023 f
alicefairy 08/06/2023 7:55
fantastisch gezeigtLg Alice