Regresar a la lista
- A Z O R E S - (m)eine Geschichte

- A Z O R E S - (m)eine Geschichte

1.915 10

Mastkorb


Premium (Pro), Rostock, nah dran

- A Z O R E S - (m)eine Geschichte

Ohne sie hätte es das berühmte Lied von Udo L. nie gegeben, alles klar auf der "Andrea Doria" ?

Es gibt wohl kaum noch ein aktives Schiff, welches auf so eine lange Fahrenszeit verweisen kann.

In Dienst gestellt 1946 ( !!!!!) in Schweden unter dem Namen "Stockholm" fuhr sie im Transatlantikverkehr als beliebtes und verlässliches Schiff bis zu jenem unglücksvollen Tag am 25.07.1956. Hier kam es zu der Katastrophe. Sie stieß vor New York im Nebel mit dem Flaggschiff der italienischen Flotte, eben jener "Andrea Doria" zusammen, welche dann versank. Es gab insgesamt 51 Todesopfer zu beklagen. Obwohl die Schuldfrage bis heute umstritten ist, war der Ruf ruiniert und die Schweden mussten das Schiff irgendwie loswerden.

Das kam der kleinen und armen DDR gerade ganz recht, denn sie suchte ein Kreuzfahrtschiff, welches sie billig erwerben kann. Ab 1960 bis zum Februar 1985 fuhr es dann als DDR-Urlauberschiff "Völkerfreundschaft" hauptsächlich über die Ost- und Nordsee, das Mittel- und Schwarze Meer, aber auch nach Kuba in die Karibik.

Aber immer wieder wurde sie auch gerne von der schwedischen Stena-Line gechartert und Schweden oder westdeutsche Urlauber in die Karibik zu kutschieren. Ich selbst habe sie einmal in Santo Domingo (Haiti) unter Schwedenflagge fahrend, aber mit meinen Kollegen bemannt, getroffen. Wir "bösen, unberechenbaren Kommunisten" auf dem Frachter (die wir garnicht waren) wurden von Militärpolizei strengstens mit scharfen Waffen bewacht. Selbst das Tiefgang ablesen wurde nur unter Bewachung erlaubt. Unsere Kollegen, von denen man sogar einige kannte, konnten sich aber völlig frei bewegen, denn sie fuhren ja für die Schweden ;-). Aber besuchen wiederum durften sie uns nicht. Ich habe es erlebt, wie ein Militärpolizist seine Waffe entsicherte und anlegte, weil ein Crewmitglied die Aufforderung stehen zu bleiben im ersten Moment ignorierte.

1984 war ich selbst als junger, frischgebackener Vollmatrose der Handelsschifffahrt (Spezialisierung Decksbetriebstechnik, also auf deutsch Decksmatrose) Crewmitglied für ca. 4 Monate auf diesem Schiff. Wir fuhren damals für den FDGB (Freien Deutschen Gewerkschaftsbund) DDR-Urlauber "rechts herum" durch die Ostsee in polnische und russische Häfen.
Allerdings habe ich auch eine der berühmt-berüchtigten und sogenannten Sportlerreisen nach Kuba (ohne Klimaanlage) und zurück mitmachen können. Rückblickend muss ich sagen, es war eine recht verrückte und ziemlich wilde Zeit auf diesem "Fleischdampfer", wie wir Frachtschifffahrer zu sagen pflegten.

Es war üblich, dass man als Neuer erstmal da eingesetzt wurde, wo gerade Not am Mann war. Und so bin ich während meiner Zeit dort in einigen Bereichen tätig geworden, nur selten an Deck. Immerhin durfte ich als gelernter Seemann wenigstens mit Festmachen und war für ein Rettungsboot verantwortlich. Ich kann mich erinnern, dass ich u.a. auch einmal für ca. 14 Tage in der Offiziersmesse als Steward arbeiten musste. Die geduldige Stewardess brachte mir erstmal die Grundlagen der Bedienung etc. bei und ich lernte damals auch 4 bis 6 gefüllte Teller mit einem Mal zu tragen. Ich habe damals auch unseren berühmten Berufsseemann und Sänger Horst Köbbert bedient. Er war ein unterhaltsamer Geselle und öfters auch mal ein bisschen angetüttert. Mehr wird nicht verraten ;-)

Doch langsam begriff auch die DDR, dass so ein altes Schiff ohne enorme Modernisierungsmassnahmen nicht mehr kostendeckend betrieben werden kann. Anfang 1985 wurde sie dann an die Norweger verkauft und erstmal aufgelegt. Sie dient im Oslofjord für einige Zeit als Asylantenheim und eigentlich waren die Tage bis zum Hochofen gezählt.

Doch dann besann man sich der immer noch sehr guten Qualität des Schiffskörpers (Schwedenstahl) und sie wurde 1989 nach Genua geschleppt, entkernt und neu aufgebaut.

Seit Anfang der 1990ziger Jahre fährt sie nun mit unterschiedlichen Namen (Italia, Italia Prima, Athena u.a. und nun Azores) wieder durch alle möglichen Gegenden (mit Klimaanlage) .

Heute ist ein besonderer Tag, denn sie liegt seit langem mal wieder genau an dem Liegeplatz, der ihr (und nur ihr) 25 Jahre gehörte.

Comentarios 10

  • Georg Geisler 09/07/2015 16:39

    Sehr interessanter Beitrag für einen "Schiffesammler" wie mich, Georg
  • Karla M.B. 09/07/2015 7:55

    Interessant und gut in Wort und Bild.
    LG Karla
  • Sanne - HH 08/07/2015 23:34

    ich stelle gerade fest....es ist eine Foto....Community....und es ist gut....das es so ist....ich gucke und schreibe gerne...und wenn sich Geschichten hinter Bildern "verbergen"....um so interessanter....Sanne
  • EriG 08/07/2015 23:02

    Falls mal einer deiner lieben nicht mit will oder noch ein platz frei, dann sage mal bescheid ... ich stehe aber nicht für Aktfotos zur Verfügung ;O)))
  • Mastkorb 08/07/2015 22:48

    Richtig, Erik !! Hauptsache Schiffe, es zieht mich immer wieder dahin und aufs Wasser, egal ob Segler (wie vor ein paar Wochen), das Containerschiff von 'nem Kumpel oder als Passagier auf einem Frachter oder Kreuzfahrer...
  • gelbhaarduisburg 08/07/2015 22:39

    Komischerweise kannte ich die Geschichte des Schiffs schon. Aus einer TV-Doku. Aber was Du hinzugefügt hast, ist definitiv spannender! Schön aufgeschrieben, sehr sehr gut!!!
  • EriG 08/07/2015 22:38

    Ein ganz toller Beitrag. Muss ich mir doch gleich mal "abspeichern" ;D
    Ich wollt ja auch zur Handelsmarine, mein Vater ist ja auch Jahre für die DSR gefahren, ich wurde aber leider abgelehnt, ... ja ja ... die liebe westverwandschaft ... hatte ja auch immer diese pakete geschickt ... aufgeflogen ;O)
    So ging ich dann auf die Werft ... Hauptsache schiffe!!! ;) ... allerdings an die Maschine ;))

    Du hättest sie in deiner aufnahme ruhig noch etwas hervorheben können Ingo, denn verdient hat sie es ja allemal ..
    lg, Erik
  • Mastkorb 08/07/2015 22:35

    Ingo: das Heck, der sogenannte Ducktale (Entenschwanz) ist erst in den 90zigern angebaut worden und soll die Stabilität verbessern, vor allem wohl das Schlingern, damit es den Passengern nicht gleich bei jeder Welle schlecht geht ;-)
    Aber schön ist es nicht

    VG Ingo
  • Insel.NOK 08/07/2015 22:28

    unter dem Namen ATHENA auch häufiger im Nord-Ostsee-Kanal unterwegs, das Heck sah immer ungewohnt aus. Gutes Foto und interessanter Text, klasse gemacht.

    VG
    Ingo

  • Sanne - HH 08/07/2015 22:01

    Interessant zu lesen...ihre und deine Geschichte....danke...für diesen Text...zum Bild...Sanne

Información

Sección
Carpeta Frachter u.a.
Vistas 1.915
Publicada
idioma
Licencia

Exif

Cámara Canon EOS 5D Mark II
Objetivo ---
Diafragma 8
Tiempo de exposición 1/1000
Distancia focal 55.0 mm
ISO 100

Fotos favoritas públicas