Alstertalromanze 107

Alstertalromanze 107

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Juli 2009

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Die Mädchen aus dem Alstertal

Sprachlos und verschnürt komme ich mir vor, wenn ich sprachlosen und verschnürten Menschen begegne. Wenn sie schweigend an mir vorübergehen, mit Tennisgesicht. Ovale Wangen, zugespitztes Kinn. Versessen auf Pferde ohne Emotionen zu zeigen. Sie kichern gehemmt, wenn einer betrunken durchs Dorf torkelt und Heine rezitiert. Die Spangen leuchten im Silberwind, unterm Silberblick. Die Lesebrillen für die Speisekarte.

Im Supermarkt sind sie manchmal freundlich. Gut erzogen nennt man das. Lassen einen vor, wenn man nur die Zeitung und einen Joghurt rausholen will. Dann berühren sie einen sogar sanft am Arm. Dann reißt für einen Moment sogar eine Bluse. Aber nur in Gedanken und nur ganz wenig.

Zwei Mal habe ich ein Mädchen aus dem Alstertal geküsst. Es war nicht anders, wie damals mit der norwegischen Reiseführerin, so einer zarten großen Frau mit breitem Mund. Es war nicht anders. Doch dann verschlossen sich die Seelen für immer.

Ich gehe alleine frühstücken. Ohne Mädchen aus dem Alstertal. Ich sehe ihnen nicht einmal beim Tennis zu. Ich sehne mich nach dem Elbblick.


31. Juli 2009