Blickachsen 10, 2015, Nr. 13

Blickachsen 10, 2015, Nr. 13

"Blickachsen" ist eine im Rhythmus von zwei Jahren den ganzen Sommer über stattfindende Ausstellung zeitgenössischer Großskulpturen und Installationen internationaler Künstler/innen in den historischen Parkanlagen Bad Homburgs v.d.Höhe.

Titelgebend für die einzigartige Ausstellungsreihe sind die von Peter Joseph Lenné Mitte des 19. Jahrhunderts in der Gartenarchitektur des Bad Homburger Kurparks angelegten „Blickachsen“.

Jede neue Ausstellung bietet durch die behutsame Platzierung zeitgenössischer Werke unterschiedlichster Ausprägung in der historischen Umgebung neue Perspektiven auf die Werke selbst und auf den landschaftlichen und architektonischen Kontext.

Dieses Erlebnis des Perspektivenwechsels ist das Leitmotiv des erfolgreichen Ausstellungskonzepts.
http://www.blickachsen.de/root/index.php

Das Motiv „The Container“ von Luc Deleu ist vom 13. Juni 2015 – Kurpark Bad Homburg

Es musste für eine Nachtaufnahme mit entfesseltem Blitz herhalten.

Wirkt riesig aus der Nähe: Luc Deleus »The Container« im Dunkeln - fotografiert von Helmut Landwehr aus Bad Homburg, schreibt die Taunuszeitung unter mein Foto.

Blickachsen im Kurpark: Alles eine Frage der Perspektive
21.09.2015 Von ANKE HILLEBRECHT Luc Deleus „Container“ im Kurpark ist das vielleicht spektakulärste Werk der diesjährigen „Blickachsen“-Schau. Es lehrt einen frischen Blick auf die Relationen.

Wie kann das sein? Ein gewaltiger Schiffscontainer ruht auf einer Ecke nur. Keine „Blickachsen“-Führung, in der die Kunsthistoriker nicht erklären müssen, wie das geht. Nun, es ist ganz einfach: Ein großes Fundament wurde für die Kunst in die heilige Erde des Kurparks gegraben. Im abgeschabten Gras sieht man den unterirdischen Betonblock, der das enorme Gewicht des Kunstwerks hält.

Natürlich lockt der Container zum Posieren wie ein moderner Gulliver. Unzählige Handyfotos wurden schon geschossen: Kleiner Mensch schiebt riesigen Container. Unerschrockene Parkbesucher legten sich an manch heißem Sommertag in den Schatten, den die rote Kiste warf. Luc Deleu möchte das Bewusstsein der Betrachter für Dimensionen im öffentlichen Raum schärfen. Seit den 1980ern arbeitet der Belgier mit Schiffscontainern. In den Niederlanden arrangierte er zwei davon über einen Kanal. In dessen Mitte berühren sie sich – eine dicke, unbegehbare Brücke.

Mehr als 30 Millionen solcher Container sind heute rund um den Globus unterwegs. Der Soziologe Max Weber sprach vom „stählernen Gehäuse des Kapitalismus“, der Architekt der Moderne Le Corbusier meinte, man müsse Häuser als Serienprodukt konzipieren, „wie eine Schiffskabine“. Wie fühlen wir uns mit einem solchen standardisierten Zuhause? Tatsächlich wird mancherorts auch immer enger gebaut. Man könnte es aber auch anders sehen. Ein schwergewichtiger Container tänzelt auf einer Ecke; er übertölpelt die Gesetze der Statik. Alles geht, wenn man nur will.