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Jo Resch


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Comentarios 11

  • Jo Resch 06/02/2012 15:49

    Nein, hier fühle ich mich ganz und gar nicht als Fremder. Das ist aber eine sehr persönliche Geschichte, denn ich denke das dies davon abhängt, wie man selbst aufgewachsen ist. Ich bin kein heimat- oder familenloser Mensch. Ich komme vom Land und hatte als Kind immer eine Großfamilie um mich herum. Auch wenn ich jetzt in einer Tadt wohne, ich fühle mich nicht zerissen.
    Das ist so etwas wie ein Urvertrauen, ein Heimat-Gefühl was ich nur hier in meiner Kultur habe. Trotzdem sind mir die Werte auf Fais wesentlich vertrauter. Daher fühlte ich mich auch dort von Anfang an zu Hause.

    Um dies zu vertstehen, muss man aber auch wissen, wie sehr anders die Kultur dort ist hinsichtlich des Alltags-Habitus. Am Anfang verstand ich so gut wie nichts, habe viele Reaktionen fehl-interpretiert. Es ist eben kein unmittelbares, direktes Verstehen, daher gehen wir Ethnologen auch in solche Gebiete. Man weiß nicht, was die Menschen über einen denken, das fand ich das Schwierigste.
  • Xtrada 05/02/2012 21:27

    ...und bist du hier kein Fremder? Kein Einsamer?
    Was macht hierzulande Integration aus? Außer einen Arbeitsvertrag und die Einbindung in Verpflichtungen?

    Ich glaube, hierzulande sind die Menschen, wenn auch zahlenmäßig konzentrierter auf engen Raum, so doch im Innersten viel allein und oft leer.

    ...und suchen... und suchen... und suchen.... das Glück.
  • Jo Resch 05/02/2012 20:50

    Eine Frage, die nicht so einfach zu beantworten ist. Einerseits habe ich mich dort von Anfang an zu Hause gefühlt. Ich war integriert und fühlte mich frei. Andererseits war es auch eine Erfahrung von mir, daß ich meine eigene Kultur nicht leugnen kann. Ich war schon sehr froh, als ich wieder zurück in Deutschland war, meine gewohnten Konversationen und Freiheiten zu haben, ohne mir fremde Tabus.
    Ich habe mich dort nie alleine gefühlt, aber manchmal einsam. Die Einsamkeit war eben der Teil in mir, der stark mit meiner eigenen Kultur verwurzelt ist. In einer gewissen Weise war ich weder ein Fremder, noch war ich einer der Menschen von dort.
  • Xtrada 05/02/2012 20:36

    ..und wie ist es dir ergangen?
    Mit welcher "Welt" fühlst du dich verbunden?
  • Jo Resch 05/02/2012 20:24

    Xtrada, das hast Du sehr schön ausgedrückt und das kann ich auch genau so bestätigen. Ich habe bewusst versucht, auf das "exotisch-paradiesische" bei den Aufnahmen zu verzichten. Inwieweit das ganze wirklich ein Paradies ist, kann man nur subjektiv beurteilen.
    Ich kann dazu nur sagen, daß die 14 Monate zum Teil sehr hart waren, sowohl physisch als auf psychisch. Für die Menschen selbst, die dort leben, ist es zum Teil ein harter Existenzkampf.
    Interessant ist die Wahrnehmung derer, die die Insel einaml verlassen haben um zum Beispiel in den USA zu studieren, danach aber wieder zurück auf ihre Insel gegangen sind. Zum einen wissen diese Menschen sehr wohl einzuschätzen, was sie auf ihrer Insel haben und was anderswo vielleicht verloren gegangen ist. Auf der anderen Seite sind sie sich auch bewusst, wie hart das Leben auf der Insel ist im Vergleich zu der westlichen Welt.
  • Xtrada 05/02/2012 19:58

    Ja, Ilse, das hat sie, diese Frage - mich interessiert. Aber ich hätte sie wohl nie im öffentlichen Raum zu stellen gewagt :)
    Ich schätze, Jo, unsere Gedanken und Fragen zu deinen Fotos klingen ein wenig... exotisch... so als würde man zu Feierabend mal losgehen, sich "Menschen" anzuschauen.

    Aber von dieser kleinen Inselwelt habe ich auch noch nie gehört und deine Fotos wirken wie ein "Paradies auf Erden" auf mich. Allein deine Informationen dazu machen klar, dass dies ein gewaltiger Trugschluss ist, zumindest wenn man unsere europäisch verwöhnte Messlatte anlegt z.B. was Strom-, Wasser- und Lebensmittelversorgung, ärztliche Präsenz, Mobilität und Wohlstandsdenken etc angeht. Bei längerem Nachdenken über den "Menschen" und das "Menschsein" komme ich allerdings stets zu dem Schluss, dass wir hierzulande nicht "verwöhnt" sondern einander längst "entwöhnt" sind. Insofern glaube ich gern an so ein "Paradies auf Erden" :)

  • Ilse Jentzsch 12/12/2011 9:41

    Jo, ich danke Dir für die Auskunft, denn es ist klar, daß die Frage nach der Inzucht jeden interessieren wird - und auch mich bewegt hat. :-)
  • Jo Resch 12/12/2011 9:35

    Ilse, das war auch gar nicht als Kritik an der Verwendung des Begriffes gemeint, sondern eher ein Hinweis darauf, daß wir Ethnologen an Verhalten interessiert sind, welches größtenteils unabhängig von der genetischen Herkunft entsteht.
    Das Frage nach der Inzucht wird mir auch immer wieder gestellt, da man sich schwer vorstellen kann, wie die Inselbwohner bei solch einer geringen Einwohnerzahl dies verhindern können.
    Dazu gibt es 2 wichtige Voraussetzungen: Erstens, dass man die Verwandtschaftsverhältnisse auf der Insel kennt und zweitens, dass man die Tabu's wie zum Beispiel das Bruder-Schwester-Tabbu, kennt.
    (Bruder und Schwester dürfen nicht miteinander reden oder sich in einem Raum aufhalten). Das ist natürlich sehr vereinfacht ausgedrückt, aber dieses Thema umfasst alleine schon ein ganzes Kapitel in meinem Buch.
  • Ilse Jentzsch 12/12/2011 7:32

    Danke, Jo. Wenn ich solch eine Frage stelle, dann ohne jeden Nebengedanken, wirklich nur aus Interesse, ob es möglich ist, daß Besatzungen ohne Vermischung stattfinden konnten. Und ebenso interessiert mich, berührt allerdings auch die Genetik, ob da nicht eine Inzucht stattgefunden hat? Ohne größere Einflüsse und Vermischungen von außen würden sich ja Erbkrankheiten ständig wiederholen.
    Der Begriff reinrassig wird leider nach dem bekannten Rassenwahn des Dritten Reiches nicht gern benutzt, doch ich wußte nicht, wie ich meine Frage anders formulieren sollte ohne dieses verpönte Wort zu benutzen.
  • Jo Resch 12/12/2011 0:01

    Was bei Wiki steht stimmt schon, zumindest was die Größe der Insel angeht. Ich werde heute Abend noch eine Luftaufnahme von mir einstellen, damit man sich ein besseres Bild machen kann.
    'Reinrassig' ist für einen Ethnoogen ein etwas seltsamer Begriff, da es uns um kulturelles Verhalten und nicht um die genetische Herkunft geht.
    Das Gebiet wurde von 2 Richtungen her (ca. 1500 v.Chr.) besiedelt: EIne Richtung vom Westen über Indonesien und die andere von Osten her etwas später. Von daher trifft der Begriff 'reinrassig' ohnehin nicht auf das Gebiet zu.
    Hinzu kommt, dass nicht nur die Amerikaner auf der Insel verweilten, sondern schon während des 1. Weltkriegs die Deutschen und später auch die Japaner. Die ein oder andere Spermie hat sich sicherlich auf der Insel ihren Weg gesucht. Zum Besispiel gab es in meiner Adoptiv-Familie einige Rothaarige...:-)
  • Ilse Jentzsch 11/12/2011 22:27

    Deine heute eingestellte wundervolle Dokumentation über Fais hat mich neugierig gemacht, denn dieses Inselchen, mit nur ca. 200 Einwohnern war mir völlig unbekannt, und so habe ich mir mein Wissen ergoogelt.
    Vorausgesetzt daß es stimmt, was Wiki dazu schreibt, dann ist diese Insel mit einer Länge von 2,7 km und einer Breite von 1,3 unglaublich winzig.
    Mich würde es seht interessieren, ob die Bewohner alle noch reinrassig sind, da die Insel ja im 2. Weltkrieg von den Amerikanern besetzt wurde.
    Sind die Menschen, die auf Deinen Fotos so aufgeschlossen und freundlich aussehen, tatsächlich so glücklich und zufrieden wie es scheint?
    Mit freundlichen Grüßen
    Ilse