Das ganze Jahr über sieht man bei uns keine Hausrotschwänzchen - . . .
. . . aber im Oktober sitzen sie auf den Dächern rundherum und knicksen im Sitzen zwischen den blitzschnellen Flugeinlagen, während derer sie wohl Insekten fangen. Damit bereiten sie sich auf die lange Reise vor.
Vermutlich sammeln sie sich - ähnlich wie die Schwalben - an einigen Stellen, um so noch möglichst viel Zeit in der Sonne zu verbringen. Mal sehen, wann dieses Jahr die letzten zu sehen sein werden.
Der lange, heiße Sommer hat offenbar auch die Umfärbung verzögert; letztes Jahr konnte man schon beim Eintreffen (von wo auch immer) die Geschlechter nicht mehr so deutlich unterscheiden wie 2013.
Übrigens sitzen sie hier in der Sechserreihe von Häusern meist auf diesem der mittleren beiden.Dazu fallen mir spontan drei Begründungen ein: entweder erinnern sie sich an ihren ursprünglichen Lebensraum (flechtenbewachsene Felsen, evtl. im Norden, z.B. Schweden), hier gibt es am meisten Reiseproviant (Insekten) - oder sie bevorzugen die mittleren Häuser, weil sie sich da sicherer fühlen; dann gäbe es ja auch die Möglichkeit, daß die mittleren Häuser deshalb den schönsten Flechtenbewuchs haben, denn Lecanora* und Xanthoria* sind stickstofftolerant (kommen daher auch in Städten vor) und wachsen demnach auch häufiger auf vogelkotgedüngten Stellen . . .
Die Überwinterung der Kurzstreckenzieher findet im Mittelmeerraum, sogar bis nach Äthiopien und Indien statt.
Allemal intéressante Gedanken, die einem nur kommen, wenn man viel Ruhe hat!
"Mein" erstes Nest mit Jungen habe ich als Kind schon in meiner neuen und alten Heimat - in Göfis/Vorarlberg - gesehen.
*Die alten Firstziegel auf den Häusern, die noch ihr Dach aus der Bauzeit (1964) besitzen, sind mit großen Flechten bewachsen. Hier wird es wohl Lecanora muralis (graugrün) und Xanthoria parietina (gelborange) sein. Damit wären die Flechten bis zu etwa 50 Jahren alt. Wenn man den Durchmesser von Lecanora mit etwa 12 cm annimmt, hätten sie eine Wachstumsgeschwindigkeit von mindestens einem halben Zentimeter pro Jahr; wann sie entstanden sind, weiß man ja nicht so genau . . .
Düsseldorf-Garath, 19.10.2013
Ulrich Kirschbaum 20/10/2013 18:16
Hier sieht man es wieder: In der Ökologie hängt alles mit allem zusammen und man kann darüber trefflich spekulieren (anderes bleibt auch den Ökologen oft nicht übrig, weil das Beziehungsgefüge derart komplex ist, dass man einfache Ursache-Wirkungsbeziehungen nicht aufstellen kann ... interessant sind sie allemal.Deiner Bestimmung der Arten mittels Ferndiagnose möchte ich nicht widersprechen. Die Altersbestimmung erscheint mir zu spekulativ: Ich habe gerade eine Publikation über Wachstum und Vergehen einer mitteleuropäischen Laubflechte eingereicht, die ich vom ca. 5. bis zum 25. Lebensjahr (2013 ist sie abgestorben) begleitet habe - Altersbestimmungen sind sehr schwierig zu realisieren und daher selten gemacht worden ... und sicher kaum auf andere Arten zu übertragen.
mfg Ulrich