Der Privatdetektiv, Teil 2
„Hey, Giesbert! Alter Schwede, was machst du denn hier?“, rief ich meinem Kumpel laut zu, als ich ihn am Ufer des Teichs entdeckte.
„Psst! Nicht so laut! Duck dich!“, flüsterte Giesbert mir zu. Ich kroch zu ihm ins hohe Gras.
„Hey, Giesbert! Alter Schwede, was machst du denn hier? Lange nicht gesehen“, flüsterte ich leise zurück und überlegte zeitgleich, ob die Anrede „Alter Schwede“ passend für eine Kanadagans ist. Wie alt war Giesbert eigentlich…? Auch das wusste ich nicht genau.
„Ich observiere…“, erklärte er wortkarg.
Er war halt immer noch durch und durch ein Cop, obwohl er schon lange suspendiert war. Er ist nie wirklich darüber hinweggekommen, seine Frau in flagranti erwischt zu haben* und hat deshalb ein paar dumme Sachen angestellt. Dies hat ihn nicht nur seine Dienstmarke gekostet. Aber unsere Freundschaft hat nie darunter gelitten.
Jetzt verdiente er sich mit kleinen Auftragsarbeiten ein karges Zubrot. Egal, ob Einbruch, Erpressung oder Eierdiebstahl: Die Aufklärung tierischen Fehlverhaltens - die drei E´s, wie Giesbert sie gerne nannte - war sein Kerngeschäft. Ein schmutziges, wie er immer betonte.
„Was hast du denn entdeckt?“, wollte ich neugierig wissen.
„Siehst du die Ente dahinten?“
Vorsichtig folgte ich seinem Blick.
„Ja, was ist mit ihr?“ Für mich schien sie nicht außergewöhnlich.
„Sie tut so, als wäre sie nur zufällig hier.“
Ich sah genauer hin. Die Ente schlenderte nichtsnutzig zwischen den Picknickdecken und -körben der Parkbesucher umher.
„Jetzt pass´ auf!“ Giesbert zückte seine Kamera.
Dies tat er wohl zum richtigen Zeitpunkt, denn die Ente hatte eine unbeaufsichtigte Handtasche entdeckt, öffnete sie wieselflink und watschelte mit einer Geldbörse im Schnabel davon, während die arglosen Opfer dieser abscheulichen Tat ahnungslos auf der Wiese Frisbee spielten.
Willst du nicht hinterher?“ Ich sah Giesbert fragend an.
„Nein. Ich habe alles im Kasten.“ Er zeigte auf seinen Fotoapparat. „Ich brauche nur die Beweise. Den Rest erledigen die Cops.“
Ich merkte, wie schwer ihm der letzte Satz fiel.
„Du willst deine Marke zurück, stimmt´s?“
Giesbert nickte stumm.
„Auf einen Drink?“, fragte ich ihn.
„Besser auf zwei oder drei!“ antwortete er und so machten wir uns auf den Weg…
* siehe meine Kurzgeschichte „Der Privatdetektiv“
PeLeh 15/11/2023 5:51
Bild ud Geschichte sind sehr schön und erfreuen!Einen schönen Tag und viele Grüße
Peter
Corinna Lichtenberg 14/11/2023 21:46
Schöne Geschichte und schönes Bild!Liebe Grüße Corinna
Karl G. Vock 14/11/2023 20:15
Schönes Portrait.LG
Karl