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Garzweiler II - aus Kohle wird Kohle...

Der Großtagebau Garzweiler (später Garzweiler I genannt) entstand im Jahre 1983 durch den Zusammenschluss der Abbaufelder Frimmersdorf-Süd sowie Frimmersdorf-West. Frimmersdorf-Süd war um 1960 aus dem Zusammenschluss der Gruben Neurath und Heck hervorgegangen, deren Abbaugeschichte bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht.[1] Der Abbau durch das RWE-Tochterunternehmen RWE Power erfolgte zunächst im ersten von zwei als Garzweiler I und II bezeichneten Abschnitten. Garzweiler I betrifft ein 66 Quadratkilometer großes Gebiet östlich der ursprünglichen Trasse der Autobahn A 44, das Abbaugebiet Garzweiler II betrifft ein Gebiet direkt westlich von Garzweiler I einschließlich der ursprünglichen Autobahntrasse und ist 48 Quadratkilometer groß.

Am 31. März 1995 hat die nordrhein-westfälische Landesregierung (damals Kabinett Rau IV) den Braunkohlenplan Garzweiler II genehmigt. Sechs Wochen später ergab die Landtagswahl zur 12. Wahlperiode einen Verlust der absoluten SPD-Fraktionsmehrheit. In der Folge ist erstmals in der Landesgeschichte eine Koalition von SPD und B’90/Die Grünen (Kabinett Rau V) gebildet worden. Indes sollte die Koalitionsbildung hinsichtlich der Braunkohleförderung und -verstromung wesentliche Probleme zeitigen.

Aufgrund von Nacharbeiten ist der geplante Tagebau Garzweiler II durch den Bergbaubetreibenden verkleinert worden: Ursprünglich war ein Flächenbedarf von 68 Quadratkilometer vorgesehen, d. h. Abbaggerung bis zur A 46 bei Erkelenz und Hochneukirch[2], später wurden nur noch 48 Quadratkilometer beansprucht. Die Dörfer Venrath, Kaulhausen, Wockerath und Kückhoven auf Erkelenzer Gebiet und der Mönchengladbacher Stadtteil Wanlo werden somit nicht abgebaggert.

Der Koalitionsvertrag von SPD und B’90/Die Grünen aus dem Jahre 1995 ließ die endgültige Entscheidung über Garzweiler II bis zum Jahr 2000 offen und schrieb damit den Status quo trotz Widerstands des zahlenmäßig kleineren Koalitionspartners gegen dieses Projekt fest.[3]

Während B’90/Grüne als einzige Fraktion während der 12. Landtags-Wahlperiode geschlossen gegen das Projekt opponierte, war Garzweiler II innerhalb der Fraktionen von CDU und SPD hochumstritten. Allerdings ist der Widerstand innerhalb der CDU-Fraktion nie während Ausschusssitzungen oder gar plenarisch artikuliert worden.[4] Der damalige stellvertretende nordrhein-westfälische SPD-Landesvorsitzende Christoph Zöpel, seinerzeit Bundestagsabgeordneter, opponierte indes gegen das Projekt und sagte: „Garzweiler II ist ein Anachronismus“[5]; Vertreter von SPD-nahestehenden Industrie-Gewerkschaften unterstützten das Projekt Garzweiler II.[6] Die Fraktion von B’90/Die Grünen scheiterte 1997 mit einer Verfassungsbeschwerde gegen die Genehmigung von Garzweiler II noch während der 12. Wahlperiode.[7]

Am 18. Juni 2006 – seit Juni 2005 regierte eine Koalition von CDU und FDP, Ministerpräsident war Jürgen Rüttgers – griffen die Schaufelradbagger auf das neue Gebiet über. Betroffen ist erstmals mit 40 Quadratkilometern Gebietsfläche die Stadt Erkelenz (Kreis Heinsberg) und nahezu ein Drittel der Stadtfläche wird bearbeitet. Zusätzlich 6,5 Quadratkilometer liegen auf dem Gebiet der Gemeinde Jüchen und etwa 1,5 Quadratkilometer auf dem Gebiet der Stadt Mönchengladbach, erstmals hat der Tagebau den Abbaunorden vollends ergriffen.

Die Nuklearkatastrophe von Fukushima 2011 hat die Regierungsbildung nach der Bundestagswahl 2013 energiepolitisch grundlegend geprägt. Die angestrebte Energiewende sowie der Preisverfall im Strom-Großhandel, seit Mai 2013 zusätzlich der fast verdoppelte Preis für CO2-Emissionsrechte[8] haben RWE zu einem Strategiewechsel geführt. Im Herbst 2013 hat RWE öffentlich spekuliert, elf der Braunkohlekraftwerk-Blöcke stillzulegen.[9] (Ein Kraftwerk hat mehrere Blöcke; zum Beispiel hat das Kraftwerk Niederaußem neun Blöcke. Sie sind unabhängig voneinander betreibbar). Daraufhin kündigte die Stadt Erkelenz am 9. Oktober 2013 (in einem offenen Brief an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft) das sofortige Ende der Vorbereitung von weiteren Umsiedlungen an.[10]

Im März 2014 kündigte die rot-grüne NRW-Landesregierung an, die zukünftige Tagebaufläche zu verkleinern. Es werde angestrebt, das sogenannte Abbaugebiet 4 mit den Ortschaften Holzweiler und Dackweiler fortan den Abbauplänen anzupassen.[11] Im Juli 2016 entschied die NRW-Landesregierung dann endgültig, das Abbaugebiet von Garzweiler II zu verkleinern.[12]
Geologie der Lagerstätte

Garzweiler II besitzt nach geologischen Schätzungen Reserven von 1,3 Milliarden Tonnen. Die Braunkohle entstand aus weitflächigen Wäldern und Mooren, die sich in der Niederrheinischen Bucht vor 30 bis vor 5 Millionen Jahren entwickelten. Die Geologie der Niederrheinischen Bucht ist gekennzeichnet durch langanhaltende Senkungsbewegungen in den letzten 30 Millionen Jahren, die zur Ablagerung eines bis zu 1300 m mächtigen Sedimentpaketes durch die Nordsee und durch viele Flüsse geführt haben, in dem sich heute bis zu 100 m mächtige Braunkohleflöze befinden.
Nutzung der Kohle

Die in Garzweiler abgebaute Braunkohle wird überwiegend in den Kraftwerken der Region verbrannt, der Transport von Garzweiler zum Kraftwerk Frimmersdorf und zum Kraftwerk Neurath erfolgt sowohl über die auch als Nord-Süd-Bahn bekannte Eisenbahnstrecke der RWE Power AG, als auch per Bandförderung.


(Wikipedia)

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