Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

Gedanken sind nicht frei von Schuld

Ausblick aus meinem Fenster daheim im Herbst - mit Holga am 5. November 2007 mit Fuji Pro 160 und feinem Scan mit Schrammen.

Dazu eine grenzwertige Scheißgeschichte

Die Notdurft feiner Damen

Sie schaut mich an, als wäre ich ein Arsch mit Ohren. Ich sehe in den Spiegel. Und tatsächlich: meine aufgeplusterten Wangen sind backenrund und apfelvoll. In der Mitte das ausgefranste Mundloch, umgeben von einzelnen Barthaaren. Gesichter verändern sich im Leben. Charaktere, Hunde und Ehepartnerinnen prägen einen. Aus einem drahtigen Solitär mit Liebeshunger und guter Komikkondition, wird eine Trauer tragende Bulldogge.

Ansonsten ist sie eine äußerst angenehme Gesellschaft für mich. Sie schlägt die Beine entzückend, schamhaft und gleichzeitig erregend übereinander. Sie duftet. Sie ist so jung, dass ihre Augäpfel absolut ungetrübt strahlen. Aber sie ist alt genug, um alleine die Toilette zu benutzen.

Verändern sich feine Damen hinter den Türen? Verrichten sie ihre Notdurft ebenso stilvoll und behände, wie sie auch auf Garnituren Platz nehmen können? Oder lassen sie ab wie Menschen, die sich mit der Hässlichkeit ihres Fleisches und ihrem krötenartigen Kopf auseinandersetzten müssen? Feine Damen atmen erst einmal ungeschminkt aus, verlieren sie die Kontenance und verschwinden sie aus dem Blickfeld ihrer Bewunderer. Sie flegeln sich zwischen Brille und Kajalhoffnung. Sie machen Fratzen, sie sinken in ihren Problemzonen ein und werden zu kackenden Monstern und scheißenden Schabracken. Sie verlieren sich genussvoll in den eigenen Ausscheidungswolken und produzieren ein Gemisch aus Parfüm, Faulstoffen, Methan, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und Schwefelwasserstoff. Sie schwitzen dabei ausgiebig und würdefrei.

Sie kehrt zurück, frisch umwölkt und zuckersüß. Ihre weißen haarlosen Arme von unermesslicher Schlankheit werden von dezentem, goldenem Armschmuck umhübscht. Ich sitze dieser Schönheit hilflos gegenüber. Mein Bauch krampft. Ich entlasse verzweifelt eine Flatulenz nach der anderen.

Nach dem sie längst gegangen ist, ich ihren Drink und ein Taxi bezahlt habe, sitze ich noch immer in dieser Bar und fühle mich ziemlich leer.


18. Oktober 2007

Die Hand Ottes

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