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Walter Münker


Premium (World), Hilchenbach / NRW

Ginsburg (2)

Ginsburg
Die Ruine der Ginsburg liegt im Gebiet der Stadt Hilchenbach im Ortsteil Grund. Die Burg wurde um 1100 von unbekannten Bauherren erbaut. Sie steht auf dem 590 m hohen Schlossberg der durch einen Sattel mit dem Gillergebirge verbunden ist.
Die Ruine der Ginsburg liegt im Gebiet der Stadt Hilchenbach im Ortsteil Grund. Die Ginsburg ist eine Höhenburg und wurde auf einem 590 m hohen, steil abfallenden Erosionsrand des Ederhochlandes erbaut. Der Schlossberg wird in der Volksüberlieferung -Geisenberg- genannt. Der Schlossberg ist mit dem Giller-Gebirge durch einen Sattel verbunden, der an seiner schmalsten Stelle 30 m breit ist.

Die Burg liegt strategisch sehr günstig. Schon früh war die Ginsberger Heide ein zentraler Verkehrsknotenpunkt. Sie war Kreuzungspunkt verschiedener Fernstraßen, die über die langen Höhenkämme aus dem Rhein-Main-Gebiet kamen, außerdem war sie eine Drehscheibe zwischen dem Sieger-, Sauer-, und Wittgensteiner Land sowie dem Dillgebiet. So führte zum Beispiel die Eisenstraße aus dem Dillgebiet an der Ginsburg vorbei in das Sauerland. So konnten die Besitzer den Verkehr über die Ederhochfläche gut kontrollieren und sichern.

(1345 wird dies eindeutig belegt, hier lag die 1319 erwähnte St.-Antonius-Kapelle und das Dorf Wehbach oder Wegebach, im Quellbereich des gleichnamigen Baches. Das Dorf wurde um 1350 zur Wüstung und lebte in dem gräflich-naussauischen Hof Ginsberg weiter (bis 1815), dessen Tradition bis heute das Forsthaus Ginsberg weiterführt.)

Die Burg wurde, von unbekannten Bauherren, gegen Ende des 11. oder Anfang des 12. Jahrhunderts als vierkant gemauerte Turmburg in einem späteisenzeitlichen Ringwall erbaut. Der Zweck lässt sich nur vermuten, aber wahrscheinlich wurde die Anlage im Zuge der sächsisch-westfälischen Vorstöße in das ehemals fränkisch-sächsische Grenzwaldgebiet gebaut. Somit richtete sich die Burg sehr wahrscheinlich gegen das Siegener Land. Von dem alten Turm der etwa 8 x 8 Meter maß, ist heute noch eine Mauer von 6 Meter Länge und 2 Meter Höhe erhalten geblieben. Sie zeigt eine romanische Stilform aus Schiefermauersteinen mit stark lehmhaltigen Mörtel. Diese kleine Festung hatte offenbar Wehr- und Wohncharakter. 1967 wurde eine Randscherbe eines Kugeltopfes und einige Geflügelknochen gefunden, die auf das späte 11. oder angefangene 12. Jahrhundert datiert wurden. Später sicherte man die Burg zur Sattelseite besser ab, indem man eine starke Bruchsteinmauer erbaute die auch heute noch in ihren unteren Lagen erhalten geblieben ist. Damals wurde wahrscheinlich auch der im Burghof gelegene Brunnen gegraben. Um das Jahr 1200 setzt man den Bau eines Rundturmes an, in dessen innerem Mauerwerk die Reste des alten Vierkantturmes zu finden sind. Der Durchmesser betrug 11,20 m bei einem Umfang von 35 Metern.

Wie die Burg zu ihrer Hochzeit ausgesehen haben mag, läßt sich aus einer Urkunde aus dem Jahre 1345 ersehen. Mit dieser Urkunde verkaufte Graf Otto II. (1302-1350/51) die Häflte der -burch zume Gensberghe- an Erzbischof Walram von Köln. Darin werden mehrere Türme, Pforten, Häuser, eine Umfassungsmauer, ein Graben und Befestigungsanlagen mit Wegen und Brücken und mehrere Brunnen genannt. Auch Burgleute, Pförtner und Wächter werden aufgeführt.

Man kann davon ausgehen, dass die Grafen von Nassau die Burg zwischen 1220 und 1240 erworben haben. Urkundlich wird die Burg aus Anlass der ersten Landesteilung zwischen Walram und Otto von Nassau, den Söhnen Heinrich II. von Nassau, als -novum castrum- (neue Burg) am 12. Dezember 1255 erwähnt. Sie gehörte zu diesem Zeitpunkt als nördlichste Markierungsmarke zu einer Burgenachse, welche die ältere Grafschaft Nassau von der Siegquelle bis nach Sonnenberg bei Wiesbaden errichtet hatte. Sie fiel an die nach dem Grafen Otto benannte Ottoische Linie des Hauses Nassau, die sie bis 1815 auch behielt. Der heute gebräuchliche Name Ginsberg taucht zum ersten Mal am 17. April 1292 auf. Wobei nicht ganz sicher ist, ob sie den alten Namen übernommen haben, oder selbst einen Namen erfanden.

Im Jahre 1355 geben die Gräfin Adelheid (aus dem Hause Vianden) und ihr Sohn Johann I. (um 1347-1416) ihre Hälfte der Bug als Unterpfand einer Versetzung an die Adligen Manegold und Heidenreich von Haiger. Dazu gehörte die Hälfte des Amtes und des Schlosses Ginsberg mitsamt Land und Einwohner, dazu noch 65 Schilde Geldes von der Burghude und andere Gefälle und Gewohnheiten. Doch schon 1356 gab es Streit und die Gräfin entschloss sich zu einem Bündnis mit dem Landgrafen von Hessen und dessen Sohn Otto. Sie öffnete damit dem Landgrafen nicht nur die Ginsburg sondern auch die Burgen Dillenburg, Tringenstein, Herborn, Löhnberg, Siegen und Hainchen. Diese Streitigkeiten erreichten bis 1360 ihren Höhepunkt. Im Jahre 1360 gaben die Haiger die Burg schließlich wieder zurück. 1384 erreichte Johann I. in Frankfurt/Main die Genehmigung des deutschen Königs Wenzel IV. zur Errichtung eines Freistuhls mit Sitz auf der Ginsburg, die 1389 erneut bestätigt wurde. Wie aus der Urkunde zu entnehmen ist, reichte die Freigrafschaft von der Grafschaft Bilsstein im Norden bis zur Grafschaft Sayn in Süden. Als Freigraf stand diesem Fehmgericht ab 1398 Wynekin von Hilchenbach vor. Es soll bis 1416 oder 1424 bestanden haben, weiteres ist leider nicht überliefert.

Im Jahre 1472 erlaubte der Mainzer Erzbischof auf Bitten des Grafen Johann IV. von Nassau, mit Genehmigung des Papstes Sixtus IV den Bewohnern der Ginsburg und näherer Umgebung, wegen Mangels an Öl und Fischen den Kranken und Schwachen an den Fastentagen Butter und Milchprodukte zu geben. 1468/69 errichtete man eine Burgkapelle, die 1490 erneuert und vom Mainzer Weihbischof geweiht wurde. Aus einem Sühnebrief von 1516 erfahren wir, dass der amtierende Burggraf Hannes, genannt der Leuffer, Pulver verkauft oder verbrannt, die Pforten der Burg unbewacht lies und andere Pflichtverletzungen begangen hat. Sein Nachfolger Ulrich von Anspach ließ bis 1522 einige Baumaßnahmen vornehmen. Im Jahre 1520 werden drei angebliche Zauberinnen verbrannt.

Aber erst in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts wird auf der Ginsburg auch Weltgeschichte geschrieben. Der 1533 auf der Dillenburg geborene Prinz Wilhelm I. Von Oranien erbte 1544 die niederländischen Besitzungen und das Fürstentum Orange. Erzogen wurde er am kaiserlichen Hof in Brüssel, das damals noch zu den Niederlanden gehörte. 1567 mußte er die Niederlande Aufgrund von Aufständen verlassen und fand Zuflucht auf der Ginsburg. Von hier aus plante er seine Feldzüge gegen Spanien, mit denen er den Niederländern helfen wollte. Damit wurde die Ginsburg zum Ausgangspunkt für den Befreiungskrieg der Niederlande unter Wilhelm von Oranien.

Sein Bruder, Graf Ludwig zu Nassau-Dillenburg sammelte 1568 den dritten Heerbann auf der Ginsberger Heide. Damit siegte er am 23. Mai des Jahre bei Heiligerlee in Friesland, wurde aber zwei Monate später bei Jemmingen an der Ems vernichtend geschlagen. Kurz danach hatte der Prinz trotzdem wieder eine schlagkräftige Armee zusammen. Am 5. Oktober 1568 überquerte er mit 18000 bis 20000 Mann die Maas bei Maastricht. Doch 1569 mußte er, durch die hinhaltende Taktik seines Gegners und Geldnot das Heer wieder auflösen.

Im Mai 1572 versammelte Wilhelm in Siegen, Dillenburg und auf der Ginsburg erneut Truppen. Er zog über Freudenberg-Wenden-Drolshagen durch das Bergische Land nach Essen und überquerte am 8. Juli 1572 bei Duisburg den Rhein. Leider erlebte er das Ende des Freiheitskampfes nicht mehr, denn im Jahre 1584 wurde er bei einem Attentat am Prinzenhof zu Delft getötet.

Durch die Kriege mußte die Verteidigung der Grafschaft Nassau-Dillenburg ständig verbessert werden. Ab 1569 wurde fast jedes Jahr an der Ginsburg gebaut. Das ging bis 1621, doch schon Ende des Jahres war die Burg nicht mehr bewohnbar. Die Grafen und späteren Fürsten zu Nassau versuchten zwar noch den Verfall aufzuhalten, so sollte 1623 nach der Gründung der selbstständigen Grafschaft Nassau-Siegen-Ginsberg die Burg zur Residenz werden, doch 4000 Gulden für die Renovierung konnte man nicht aufbringen. Man erwarb stattdessen die Wischel`sche Wasserburg, doch bewohnt wurde sie nicht. Graf Wilhelm (1592-1642) hielt sich vor allem in den Niederlanden auf, in der Funktion eines Feldmarschalls. Als letzter versuchte Fürst Wilhelm Moritz zu Nassau -Siegen (1649-1691) im Jahre 1683 die Anlage auszubessern. Johann Heinrich Jung (später Jung-Stilling) lernte die Burg um 1750/55 nur noch als Ruine. Er hat einige Sagen über die Ginsburg überliefert.

Nach dem Wiener Kongress (1815) fiel das Fürstentum Nassau-Siegen an das Königreich Preußen. Die Ruine wurde dem Forstfiskus unterstellt. Um 1850/60 brachen sich die Bauern Steine aus den Mauern und verwandten diese für den Neubau der evangelischen Kirche in Hilchenbach. Zwischenzeitlich hatte sich das fahrende Volk dort einen Unterschlupf gesucht, woraufhin die Forstverwaltung die Reste einebnen ließ.

Erste denkmalspflegerische Ansätze sind 1863 zu vermerken, als der Provinzialbaurat Hartmann aus Münster den sichtbar gebliebenen Grundriss vermaß und eine Rekonstruktion der Burgansicht zeichnete. In den Jahren 1887, 1910 und 1931 wurden erste Ausgrabungen von Siegerländer Bürgern vorgenommen. Im August 1931 führte der Oberstudienrat Hermann Böttger aus Weidenau eine dreiwöchige Grabung durch, bei der er den Grundriss der Kernburg einigermaßen feststellen konnte. Der Siegerländer Heimatverein brachte am 8. August 1933 aus Anlaß des 400. Geburtstages von Wilhelm I. eine Eisengussplatte an den Mauern an. Nach 1945 wurde sie aus Sicherheitsgründen wieder entfernt. Am 31. August 1968, dem Geburtstag der verstorbenen Königin Wilhelmina der Niederlande wurde sie wieder angebracht. Sie trägt auf dem Relief des Prinzen Wilhelm folgende Inschrift:

ZUR ERINNERUNG AN WILHELM DEN SCHWEIGER DER AUF DIESER NASSAUISCHEN GRENZFESTE IM JAHRE 1568 DAS ERSTE HEER ZUR BEFREIUNG DER NIEDERLANDE SAMMELTE. IM JAHRE SEINES 400. GEBURTSTAGES 1533-1933

1960 wurde der Verein zur Erhaltung der Ruine Ginsburg gegründet und seit 1961 arbeiten die Mitglieder stetig an der weiteren Freilegung und dem Erhalt der Burgruine. So konnte 1968 der wiedererstandene Bergfried dem Publikum präsentiert werden. Im Gedenkraum des Turmes steht eine Bronzeplastik von Wilhelm von Oranien und zwei Eisengusstafeln, die auf die geschichtlichen Ereignisse in den Jahren von 1568 bis 1968 hinweisen.

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