junge Fliege auf rotem Granitstein

junge Fliege auf rotem Granitstein

Gestern an einem warmen, sonnigen Nachmittag Ende April hörte ich in unserem Garten ein vielfältiges Surren und Brummen. Bei genauerem Hinsehen und Hinhorchen entdeckte ich hunderte von kleinen frisch geschlüpften Fliegen in der Sonne auf Steinen vor dem großen Yasminbusch. Sein Duft und der Nektar seiner Blüten werden in ein paar Wochen wiederum tausende verschiedener Fliegen und insbesondere Schwebfliegen (von meinen Kindern liebevoll als BVB-Fliegen bezeichnet ...) anlocken. Diese werde ich dann im Stehen mit dem Einbeinstativ fotografieren können.
Diese hier gezeigte Fliege, womöglich große Stubenfliege (musca domestica), zeigte mit allen anderen interessanterweise ein sehr ausgeprägtes Spielverhalten. Sie schienen Jagen und Abschlagen zu spielen ... . Erwähne dies nur, da ich ein derartiges Verhalten von älteren Fliegen nicht kenne und das Spielverhalten als solches verhaltensbiologisch erst ab der evolutiven Stufe der höheren Säugetiere (Raubkatzen bis hin zu Primaten) auftritt. Dies wurde in arterhaltendem Sinne erforderlich, da zum Beispiel komplexere Jagdtechniken nicht mehr als angeborene Verhaltensweisen von einer Generation auf die nächste weitergeben werden konnten. Das Spielverhalten als breites Übungsfeld ohne Ernstbezug von den erwachsenen Artgenossen abgeschauter Verhaltensweisen wird fortan mit immer komplexer werdenden Lernerfordernissen bei weiteren Höherentwicklungen eine Rolle spielen, so auch bei den Primaten und dem Menschen. Das Spielverhalten im Tierreich ist ein explizites Jugendmerkmal, das sich erst in der stammesgeschichtlichen Entwicklung zum Menschen und aufgrund dessen gesonderter Evolution zu einem lebenslangen Verhalten weiterentwickte. In allerjüngster Zeit ist das Spiel zu einem neuen Suchtfaktor bei Homo Sapiens jeden Alters geworden, denken wir an die vielen Spielsüchtigen in Spielhallen oder Casinos oder an die zahlreichen jüngeren und auch älteren Menschen, die ohne dauerndes Spielen auf ihren Computern, Playstations oder Handys mitunter nicht mehr viel mit sich und ihresgleichen anzufangen wissen. Ob wir uns hier noch im Bereich eines arterhaltenden Nutzens bewegen, wird die Geschichte zu bewerten haben ...

Wünsche allen Macrofans hier in der fc und mir selbst natürlich ebenso ein ergiebiges Macrojahr mit vielen, vielen Insekten & Co.

Klar, hatte das Ganze für mich gestern auch immensen Spielcharakter, als ich meine Macrosachen & Kamera, die Spielzeuge eines großen Jungen, herausholte und glücklich war, die alten Manuelfocuszwischenrigsätze und Telekonverter so lang kombinieren zu können, bis ich mit dem Abbildungsmaßstab zufrieden war. Das kreative Kind im Manne zu bewahren hat wiederum einen seher hohen psychohygienischen Wert für mich und damit eben auch einen arterhaltenden Nutzen ...

Hatte übrigens versäumt, darauf hinzuweisen, dass es auch "große Mädchen" gibt, gemeint sind hier die ausgewachsenen weiblichen Exemplare von Homo Sapiens, die sehr gern ein Spielverhalten mit ihren Kameras an den Tag legen und sogar bereit sind, sich für ein gutes Motiv in den Dreck zu begeben. Danke, Sigrid und Angela, wollte dieses unser bestes anderes Geschlecht hier nicht stoffelig übrgehen ...