Kinder der Krieges
Wo bis 1996 der Tod durch Scharfschützen lauerte, ziehe ich im Sommer 2017 mit meiner Kamera alleine durch die Straßen. Bei Sonnenuntergang laufe ich zur gelben Bastion, die bei Sonnenuntergang viele Touristen durch ihren atemberaubenden Blick auf die Stadt anzieht. Obwohl Sarajevo heute als sicher gilt und die Stadt durch das friedliche Zusammenleben verschiedenster Kulturen, dem Geruch nach Börek und Wasserpfeifen und der Geräuschkulisse aus Popmusik und Muezzinrufen durchaus einladend wirkt, bekomme ich kurz Gänsehaut, als ich eine Gruppe Jugendlicher in schwarzen Kapuzen vor mir aus einer Gasse kommen sehe. Reflexartig suche ich aus den Augenwinkeln nach Fluchtmöglichkeiten, stelle dann aber fest, dass die Gruppe unter fröhlichem Gelächter nur die nächste Cevabdzinica sucht, um dort Abend zu essen.
Schlagartig wird mir bewusst, wie präsent die Belagerung Sarajevos in den Köpfen der Menschen noch immer ist und ich frage mich, wie lange es wohl noch brauchen wird, bis die Bilder des Krieges durch neue, schöne Bilder der wiederauflebenden Stadt ersetzt werden können.
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