Matthias von Schramm


Premium (World), Hamburg

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David

Draußen Hagelschein und warmes Frühlingsfrieren. Ich bin sentimental bis in die Nebenhoden, bis in die Krebsschwänze. Sie zappeln aufgeregt vor mir auf dem Teller. Nur langsam erlahmen sie. Der Arzt fragt, ob ich noch Nachschlag will. Er massiert meinen Nacken langsam und gründlich mit der Nagelfeile, solange bis er zum Knochen durchdringt.

Dann werde ich sehr müde und ich gebäre Fische. Der Stuhl ist weich und breiig und sieht gesund aus. Nur die Fischköpfe sehen mich unverdaut an. Es sind die letzten Tage zwischen himmelhochjauchzend und Bernadettes Mitte. Eine Strandkorbbekanntschaft mit unrasiertem Intimbereich. Aber alles gesund bei ihr. Sie furzt wie eine Engelstrompete. Es riecht nach Meeresbrise.

Hier im Norden gibt’s keine Brisen, nur Stürme und domestizierte Wackeldackel. Hier geht man also zum sterben in den Wind. Man merkt viel. Die Schmerzen sind knochig, sie fressen einen auf. Man verdrängt sie und beißt in Pampelmusenfruchtfleisch mit viel Zucker.

David schüttelt mir die Hand. Nur noch der Versuch eines letzten Händedrucks. Eigentlich nur eine kalte, durchaus filigrane und transparente Berührung, dünn wie Pergament. Er kämpft in Zeitlupe. Bis zuletzt.

Am Ende nur ein Flüsterton.


20. März 2008

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