(m)ein etwas anderes Frühlings-Motiv
beim Vorlesen und Geschichten erzählen kam ich vorige Woche auf die Idee, meiner Enkelin etwas aus meiner Kinderzeit zu zeigen:
Sobald die Bäume und Sträucher im Frühjahr genügend frisches Grün zugelegt hatten (und damit deren Holz unter der Rinde in vollem Saft stand),
konnten wir Dorfjungs es kaum erwarten, unsere ' Flötepfeiffen' zu schnitzen.
Die ' Bauanleitung' :
man wähle einen geraden, möglichst Augen-freien Ast (Zweig) von frischem Erlen-, Haselnuss-, Ahorn- oder einem anderen, frischen Frühlings-Gehölz,
etwa von mindestens 8 mm Durchmesser (maximal etwa 15 mm d)
und schneide ein etwa 9- bis 14 cm langes Stück heraus.
mit dem flachen Heft des Taschenmessers klopfe man nun sanft unter ständigem Drehen des Aststücks auf dem Oberschenkel die gesamte Rinde ab, ohne jedoch diese dabei zu verletzen.
Nachdem man ein paar Minuten die Rinde beklopft hat, lässt sie sich nun Abziehen;
aber bitte noch nicht ganz (nur den Test, ob die Rinde sich inzwischen auf dem saftgeschmierten Holz verschieben lässt !).
Nun schneide man etwa 1- bis 1,5 cm vom dünneren Astende eine Kerbe
(Schnitt vorne senkrecht, etwa bis zu einem Drittel bis max. der Hälfte des Durchmessers; zweiter Schnittansatz schräg dahinter, so dass sich eine Luftöffnung in Form der bei einer Blockflöte ergibt).
Nun schneide man am hinteren Ende etwa 10mm der Rinde ab
und ziehe das Kernholz vorsichtig aus der Rinde.
Am senkrechten (vorderen) Schnitt der künftigen Luftaustrittsöffnung durchtrenne man das Rundholz nun völlig;
anschliessend trenne man mit einem Längsschnitt am oberen Teil dieses
künftigen Mundstücks etwa ein Viertel bis ein Drittel des Querschnitts
( in Längsrichtung also !) ab.
Anschliessend schiebe man das so bearbeitete Innenteil des Mundstücks wieder in die künftige Flöte.
Das verbliebene Mittelteil des Rundholzes wird am hinteren Ansatz der Luftöffnung ebenfalls senkrecht gerade geschnitten
und wieder bis ca. 10 mm hinter dem Schrägschnitt der Luftöffnung in das ' Instrument' geschoben
Wer möchte, kann das Mundstück vorne im unteren Teil schräg anfasen
(wie bei einer Blockflöte).
Das innenholz des Munstückes sollte möglichst festsitzen (evt. dort den
Saft abwischen oder /und das Teil anschliessend im Wasserbad etwas quellen lassen).
Das Mittelstück, bzw. das hintere Rundholz dagegen sollte im unverletzten
Rindenrohr verschiebbar bleiben..
Mittels Verschiebung des hinteren Kernholzes lässt sich der Resonanzraum variieren (und so die Tonlage verändern !).
Viel Spass bei der Arbeit (etwa 10 Minuten) und beim Ausprobieren !
Könner schaffen es damit, sogar Melodien zu flöten.
Kleine durchmesser ergeben hohe Tonlagen;
grössere Ast-Durchmesser ergeben tiefe Tonlagen.
Eine einfache Variante eines solch schnell gefertigten ' Blasinstrumentes':
man wählt ein dünnes Aststück von etwa 5- bis 6mm d,
trennt auf die oben beschriebene Weise die Rinde vom Holz,
schneidet dann das Rindenröhrchen etwa in 4- bis 6 cm Länge,
quetscht das dünnere Ende als ' Mundstück' zusammen
und erhält so ein garantiert nervtötendes Kinderspielzeug
(genügend Lungenvolumen vorausgesetzt !)
Comentarios
16
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Suse70 27/07/2011 15:11
hab mir das Bild incl. Bauanleitung gleich mal unter meinen Favoriten abgespeichert ;-))erinnert mich auch sehr an die Frühsommer meiner Kindheit
lg Suse
† werner weis 29/05/2011 16:01
noch einmal schaue ich hocherfreut dies alles hier, das Bild, den Text - Danke !
Norbert Kappenstein 16/05/2011 23:15
Auch für mich eine schöne Kindheitserinnerung.Deine Idee das hier zu zeigen und die schöne Aufnahme finde ich herrlich.
LG Norbert
E. W. R. 16/05/2011 12:08
Lieber Michael, ich dachte bereits, die Zeit der Dorfjungs, die sich aus Zweigen Flöten schnitzen, sei vorbei. Gut, dass man sich ab und zu täuscht! EckhardHans Peter von Wyl 15/05/2011 13:33
Welch gute Idee! Auch bei mir weckst du längst vergangene Erinnerungen. Danke! Meine Enkelin wird nächstens damit beglückt werden.Gruss hp
Andreas_Napravnik 15/05/2011 6:55
Klasse , Diese Pfeifen hat mein Vater mit mir und ich mit meinen Kinderngebaut.
Eine schöne Erinnerung.
Wir haben immer Esche genutzt, da lies sich Di Rinde sehr schön lösen.
LG Andreas
Jürgen Platz 14/05/2011 9:45
tolles Macro Foto die Flöten aus der Naturein seltenes Motiv aber klasse umgesetzt und
guter Schärfeverlauf.
Gruss Jürgen
Michael Jo. 13/05/2011 23:21
@ Johanna:das habe ich mit einem ganz billigen Objektiv gemacht,
dem 3,5/ 100er Macro von Vivitar aus ca. 20 cm Entfernung und beim letzten Sonnenstrahl durch die Fensterscheibe nebenan.
Ich war zu faul, erst das Stativ auszupacken ....
Schärfefokus auf der Luftöffnung der hinteren Flöte.
War auch nicht meine Intention, das einmal
hier hochzuladen.
Hätte ich das Motiv zum Hochladen geplant gehabt, dann hätte ich das Stativ benutzt und vielleicht
noch einen Styropor-Aufheller !
Der dunkle Bereich im HG ist tatsächlich tiefster
Schatten. Zwei Min. später war die Sonne weg.
Johannisbeere 13/05/2011 22:27
Gefällt mir gut, schöner Schärfeverlauf.Könnte mir aber mehr Kontrast gut vorstellen bzw. mehr dunkle Bereiche.... um das Licht dadurch noch mehr zu betonen. Irgendwie so halt :)
Lg Johanna
Ryszard Basta 13/05/2011 15:21
war auch bei uns ueblich...schoene Erinnerung
ESC 13/05/2011 14:50
... ein super-guter Vorschlag - fühl' mich um 'zig Jahrzente zurückversetzt - eine gute Erinnerung !Gruß Eckart
Willi Klimek 13/05/2011 11:41
Da können die Enkel auf den MP3 Player eine zeitlang gut verzichten.Opa fotografiert nicht nur gut, er vermittel seinen Enkeln auch erhaltenswerte Fähigkeiten.Klaus-Günter Albrecht 13/05/2011 8:16
Hu. Das erinnert mich an meine eigenen Versuche. Wir hatten es auch mal mit Holunder probiert. Aber so richtig was ist es nie geworden.Schönes Bild!
Liebe Grüße Klaus
† werner weis 13/05/2011 0:51
Du hast hier wunderbar-nah
diese kleinen Kunstwerke fotografiert
† werner weis 13/05/2011 0:50
oh, Michael,
mein Vater
brachte dies mir bei und nahe und ich beeindruckte damit
auch die folgende Generation - nun warte ich darauf, es der Enkel-Generation zu zeigen,
wie man aus Weiden-Zweigen Pfeifen schnitzt ... Danke für Dein Foto !!!