Petermännchen /01
Das Petermännchen von Schwerin
Vielfältig sind die Geschichten um den Schweriner Schlossgeist. Über Generationen hinweg sind die Sagen immer weiter erzählt worden. Erzähler und Gelehrte, vor allem im 19. und 20. Jahrhundert, nahmen sie auf und veröffentlichten sie. Der bekannte Volkskundler Prof. Dr. Richard Wossidlo (1859 - 1939) befragte in jahrelanger Kleinarbeit viele Leute und trug über 700 Notizen zu den Sagen um das Petermännchen zusammen. Dabei begegneten ihm Menschen, die felsenfest davon überzeugt waren, das Petermännchen mit eigenen Augen gesehen zu haben. Wossidlo erkannte, dass die Geschichten um das Petermännchen einen "Sagenkreis (umfassen), der in der ganzen deutschen Sagenliteratur nicht seinesgleichen hat." Einige dieser Sagen kann man nun in diesem Buch nachlesen.
Wer ist dieses Petermännchen und wo kommt es her? Über die Herkunft des Petermännchens gibt es mehrere Annahmen: In einigen wird der Schlossgeist als ein verwunschener Prinz dargestellt, der Erbe des Königreiches Mecklenburg ist. Ein Fluch lastet auf ihm: er habe einen Priester getötet und dadurch wurde er verflucht, in kleiner Gestalt zu leben bis er erlöst wird.
Möglich ist ein ganz einfacher Ursprung der Sagen. Früher hielten sich Herrscher kleinwüchsige Menschen, die für Spaß und Unterhaltung am Hofe zu sorgen hatten. Man bezeichnete sie als "Mänken" (Männchen). Auch hieraus können die Sagen über den Schweriner Schlossgeist entstanden sein. Einigen soll das Petermännchen schon im Schweriner Schloss begegnet sein. Andere leben viele Jahre dort und haben es gar nicht zu Gesicht bekommen. Manche sagen, dass es sich nur selten und zu gewissen Zeiten in gewöhnlicher Gestalt zeigt. Und die ist seltsam: Das Petermännchen wird als kleinwüchsiges altes Männlein mit grauem Haar geschildert. In den meisten Überlieferungen wird seine Kleidung als mittelalterliche Hoftracht dargestellt, mit kurzem Wams, einer Halskrause, hohen Reiterstiefeln mit Sporen, einem Federhut und mit einem großen Schlüsselbund am Gürtel. Es sollen so viele Schlüssel sein, dass sie kein Mensch tragen kann. Im Museumseingang befindet sich ein Bild des Petermännchens auf einer Schranktür. Dort ist es auf Stelzen dargestellt. Darunter steht in Latein "Quid, si sic?", das bedeutet "Wie, wenn so?". Es mag wohl gerne größer sein. Eine ähnliche Darstellung finden wir in der Plastik, die im Schlossinnenhof steht.
Die Farbe der Kleidung soll je nach Anlass unterschiedlich sein. Mit schwarzem Mantel erscheint es als Verkünder eines traurigen Ereignisses, zum Beispiel wenn jemand im Schloss im Sterben lag oder als Ankündigung des großen Schlossbrandes. Es ist aber bekannt, dass es auch in roter oder weißer Kleidung erscheint und damit gute oder schlechte Ereignisse ankündigen will.
Auf vielen Schlössern und Burgen spuken Geister, die den Menschen Schrecken einjagen, sie ängstigen und quälen. Das Petermännchen ist anders. Es ist den Fleißigen gegenüber gutmütig, ist dem Fürstenhaus treu, verteidigt die Schlossherren und wacht über die Treue und Pflichterfüllung der Diener im Schloss. Hin und wieder neckt es sie mitunter auf unsanfte Art. Das aber nur, wenn sie gar nicht hören wollen. Deshalb ist das Petermännchen überall im Schloss, auch in seinen abgelegenen Winkeln, anzutreffen. Das geschieht meistens in unsichtbarer, selten in sichtbarer Gestalt.
Wo wohnt das Petermännchen?
Das Petermännchen hält sich an mehreren Orten auf. Sein Stammsitz befindet sich im Petersberg nahe Pinnow, wo es einen Schatz bewacht und als Schmied arbeitet. Noch vor Jahrzehnten behaupteten alte Leute, dass sie in ihrer Jugend oft das Ohr auf die Erde gelegt hätten und das Petermännchen deutlich schmieden hörten. Jede Nacht soll das Petermännchen aus dem Berg hervor kommen, um seinen Schimmel in dem nahe liegenden Heiligen See zu tränken.
Vom Petersberg kommt das Petermännchen in das Schweriner Schloss. Es fährt in der Johannisnacht (um den 24. Juni) mit einem Kahn über den See, legt an der Grotte an und betritt durch den Grotteneingang das Schloss. In den Kellergewölben soll es sein Reich haben. Von hier aus kann das Petermännchen über viele dunkle, zum Teil geheime Gänge und Wendeltreppen alle Räume aufsuchen, hört und sieht alles.
Andere Geschichten berichten, dass der kleine Schlossgeist durch einen unterirdischen Gang vom Petersberg bis zum Schweriner Schloss kommt. Und in ganz anderen Erzählungen fliegt das Petermännchen von dort bis zum Schloss. Dem Petermännchen werden also allerhand Fähigkeiten nachgesagt.
Einer anderen Sage nach wohnt das Petermännchen im Schweriner See. Zwischen der Insel Kaninchenwerder und der Stadt befindet sich eine flache Stelle- der Große Stein. Hier hat das Petermännchen sein Reich und bewacht einen Schatz. Wenn es erlöst wird, wird hier das alte Schwerin in seinem Glanze wieder auferstehen. Die Ritter und Getreuen des verwunschenen Prinzen, die dort in einem großen Saal sitzen, erwachen und huldigen ihrem Herrn.
Im Schloss soll es ein Zimmer unterhalb des Glockenturmes der Kirche haben. Dort stand früher stets ein für ihn gemachtes Bett, das von keinem anderen benutzt werden durfte. Ein Zimmermädchen hatte die Aufgabe, dieses Zimmer und das Bett in Ordnung zu halten, wofür es jeden Monat einen Lohn vom ihm erhielt. Wenn man am Morgen eine kleine Vertiefung im Bett entdeckte war klar, dass das Petermännchen in dieser Nacht in seinem Zimmer geschlafen hatte. Einige wollten das nicht glauben. Sie streuten vor dem Zimmer feinen Sand aus. Am nächsten Morgen fanden sie kleine Fußspuren und waren eines Besseren belehrt.
Das Petermännchen achtet sehr darauf, dass in seinem Zimmer keine Veränderungen vorgenommen werden. So geschah es auch im Januar 1705. Johann Kregendorff berichtete Herzog Adolf Friedrich II von Mecklenburg-Strelitz, dass bei der Erweiterung und Vergrößerung des Schlosses sich ein kleiner Mann habe sehen lassen, anfangs im schwarzen, dann im weißen Kleid. Er soll zwei Lakaien tüchtige Ohrfeigen gegeben haben.
Auch im Zuge des Schlossumbaus vor etwa 150 Jahren sollte dieses Zimmer umgebaut werden. Die Handwerker stellten aber erstaunt fest, dass die am Vortag begonnenen Arbeiten über Nacht immer wieder rückgängig gemacht wurden. Sie gaben auf. Über eine weitere Wohnung wird in einer Sage berichtet. Das Petermännchen erschien einem Zimmermädchen im Schloss, das gerade beim Betten machen war. Freundlich habe der kleine Geist gefragt, ob es auch sein Bett aufschütteln wolle. Das Mädchen war furchtlos und bejahte. Beide gingen durch einen langen unterirdischen Gang unter dem See hindurch bis zu der Stelle, an der sich eine Ziegelei befand. Hier hat das Mädchen das Bett des Petermännchens gemacht und viel Gold dafür zum Lohn erhalten.
Nach einer anderen Erzählung hat das Petermännchen einen unterirdischen Gang vom Schloss in den See hinein. Dieser Gang ist voller Kostbarkeiten. Hier soll auch ein verrostetes Schwert aufbewahrt sein, das für die Erlösung des Schlossgeistes eine ganz wichtige Rolle spielt. Auch das Bett des Petermännchens soll hier in diesem unterirdischen Reich stehen.
Quelle: http://www.spukorte.de/html/petermannchen_schwerin.html
dancingqueen74 19/11/2010 17:37
Der gute Geist von Schwerin ... Schöne Nahaufnahme. Als ob er einen direkt heran winkt ... lg Ulli