Pietà
Ich habe dich in tiefster Lust empfangen,
in dir ward ich zum zweiten Male Kind,
doch als ich dich gebar in wehsten Schmerzen,
ward meine Seele in Erkenntnis blind.
Ich hab mich grenzenlos in dich geflüchtet,
ich lehnte mich an deinen Schlummer an,
und dein Erwachen war mir leise Frühe,
in deinem Jubel war ich aufgetan.
Nun bin ich fremd und kalt in dir gestorben,
nun bist du meines Todes schwere Ruh,
aus deinen großen Augen, leidbewimpert
schau ich mir unentwegt und traurig zu.
O Kind, du bist unendlich aufgerissen -
ich hab dich wider eine Welt gestellt.
O banges Ahnen, folternderes Wissen:
Das Kind ist nicht von dieser Welt.
Daß ich empfangen dich, gebären mußte!
O riß ich dich zurück in meinen Schoß!
O trüg ich dunkel dich durch dieses Dunkel -
Nun sind wir beide Schmerz und grenzenlos.
Ich will an meine welke Brust dich betten,
ich will dir Mutter aller Mütter sein,
reich mir den bittern Kelch, ich will ihn trinken.
O kehr in meinem leeren Herzen ein!
O senk dich, Schlaf, auf seine dumpfen Lider,
die Wundenmale eitern heiß und schwer.
O Kind, du bist unendlich aufgerissen -
Ich trage dich, doch blute nicht zu sehr.
Karl Stamm (1890-1919)
Treweg 17/05/2012 11:58
Guuuut!!!!LG Jens
Schoengeist 14/05/2012 16:00
Fast wie eine Silhouette, dennoch mit Zeichnung gerade in den Gesichtern. Mal etwas anderes und gut umgesetzt.LG
Jens
Ars moriendi 13/05/2012 21:39
Richtig schön.Ich mag diese Art der Fotografie.
Und mir kommt diese Pieta so was von bekannt vor.
Würde behaupten, das ihr gegenüber ein weiß rotes Gebäude steht ;D
Grüßle, Sandra
schorlestumpen 13/05/2012 8:30
ganz mein Ding !!lg schorle