Spätsommer (1) oder: A ruby in a mountain of rocks
Karlsruhe, Botanischer Garten (Frucht der Kornelkirsche), 20.08.2009
(Titel aus "Two Out of Three Ain't Bad", Meat Loaf)
(Canon 400 D, f/4 bei 119 mm, 1/125 s, ISO 800, Teilbereichsmessung - mittenbetont, Programmautomatik, Bearbeitung: Adobe Photoshop 7.0, selektive Farbkorrektur, Rahmen)
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1. Korinther
Das Hohelied der Liebe
1 Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte die Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.
2 Und wenn ich prophetisch reden könnte und wüsste alle Geheimnisse und alle Erkenntnis und hätte allen Glauben, sodass ich Berge versetzen könnte, und hätte die Liebe nicht, so wäre ich nichts.
3 Und wenn ich alle meine Habe den Armen gäbe und ließe meinen Leib verbrennen und hätte die Liebe nicht, so wäre mir's nichts nütze.
4 Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf,
5 sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu,
6 sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit;
7 sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.
8 Die Liebe hört niemals auf, wo doch das prophetische Reden aufhören wird und das Zungenreden aufhören wird und die Erkenntnis aufhören wird.
9 Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk.
10 Wenn aber kommen wird das Vollkommene, so wird das Stückwerk aufhören.
11 Als ich ein Kind war, da redete ich wie ein Kind und dachte wie ein Kind und war klug wie ein Kind; als ich aber ein Mann wurde, tat ich ab, was kindlich war.
12 Wir sehen jetzt durch einen Spiegel ein dunkles Bild; dann aber von Angesicht zu Angesicht. Jetzt erkenne ich stückweise; dann aber werde ich erkennen, wie ich erkannt bin.
13 Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.
http://www.die-bibel.de/nc/online-bibeln/luther-bibel-1984/lesen-im-bibeltext/bibelstelle/1Kor13,13/#iv
† Bernhard Buchholz 20/06/2012 11:39
Du hast hier wieder ein erstaunliches Foto gezeigt,fantastisch.Deine texte auf deinen Seiten sind sehr gut und regen zum nachdenken an.Bin BeeinderucktGruß Bernhard
erich w. 14/11/2009 17:55
die quintessenz der paulinischen lehre, von ihm selbst postuliert...gleich dem feinen bild..
von den dicken steinen, die beim denken bewältugt werden müssen..
um einen kleine, rote frucht zu finden..
lg.e
Sami Takami 08/11/2009 6:55
Großartige Bildidee. Bild und Begleittext werten sich gegenseitig auf. Gut gemacht !lg Harry
Dirk Leismann 30/10/2009 16:57
Sehr gute Bildidee und ebenso gut umgesetzt. Klasse!Gruß,
Dirk
Marlise 20/10/2009 23:21
mir gefällt es einfach nur..lgrgrowing-ok-ego 04/10/2009 18:14
Ausdrucksstark und absolut wirkungsvoll, starke Umsetzung, klasse gemacht.LG growing-ok-ego
Flighty Furrow 23/09/2009 13:18
The ruby here is a fruit not a rock - it can come to life again.But not without, for instance, those minerals.
Arnd U. B. 17/09/2009 12:22
Das hast Du da so gekonnt platziert-gib es zu.....Ohne Spaß: Eine feine Aufnahme. Lg ArndKerstin Stolzenburg 11/09/2009 6:44
Lieber Eckhard, nochmals herzlichen Dank, dass Du Dich auch mit dieser kleinen Reihe Spätsommerbilder befassen magst, die doch bezüglich ihrer Interpretationsmöglichkeiten diesmal recht einfach gehalten ist, vergleichbar etwa mit der „Autumn Leaves“-Serie im letzten Herbst :-).An dein Foto „Inter spinas“ musste ich denken; ich hatte es allerdings beim Vorbereiten dieses Bildes nicht gleich oder zumindest nicht bewusst im Kopf, so dass das Spätsommerbild die in deinem Bild besprochene Thematik nicht einfach nur noch einmal aufnimmt. Es wurde ja vordergründig auch in einem anderen Kontext eingestellt. Der Begriff „Inter spinas“ hätte bei dem hier zur Diskussion gestellten Bild auch gar nicht direkt greifen können, darauf wäre vom Betrachter, ausgehend vom Abgebildeten, nicht logischerweise zu schließen gewesen. Hier war also nur eine direkte Bezugnahme auf die „Definition der Liebe“ möglich, was auch durch die Farben im Bild unterstrichen wird, wohingegen „Inter spinas“ doch weiter oder auch anders gedeutet werden kann.
Schön, dass Du auf das Hohelied noch einmal ausführlich eingegangen bist. So kann der verlinkte Text auch im Zusammenhang betrachtet werden. Dass wir „bei aller Idealisierung der Liebe auch berücksichtigen müssen, dass es bei ihr unter Menschen nun einmal Menschen sind, die sich lieben“ wird im Alltag das Normale sein, denke ich, zumindest bei erwachsenen, lebenserfahrenen Leuten. Wie sollte wohl auch eine perfekte Liebe oder eine Liebe zwischen perfekten Persönlichkeiten aussehen, vorausgesetzt, es gäbe sie überhaupt? Nein, natürlich werden real lebbare und tragfähige Beziehungen in gewisser Weise erst eine Entidealisierung des Traumbildes brauchen, das in einer ersten Phase der Verliebtheit gewiss vorhanden ist, und damit auch Toleranz für und Anerkennung von Schwächen, Fehlern, Makeln benötigen, die es neben den positiven Eigenschaften eben auch gibt. Das bedeutet aber nicht, dass man das Bild vom Ideal der Liebe nun resignierend ganz aufgeben müsste. Der Mensch hat durchaus auch die Möglichkeit, an sich zu arbeiten, Dinge und Zustände zu ändern, zu verbessern, so dass einem Ideal immer auch zumindest ein kleines Wegstück entgegengegangen werden kann.
Problematisch wird es (was das Ideal betrifft) allerdings auch, das aber nur als Überlegung am Rande, wenn einer der beiden Partner versucht, dem anderen ein Ideal zu sein und sich so sehr anpasst an Wünsche und Vorstellungen des Anderen, ihn vielleicht gar imitiert in Sprache, Auftreten usw., in eine Rolle des Nachahmenden fällt, bis die Liebe erwidert wird. So etwas soll es ja in der Tat auch geben, nicht nur als fürchterliche Geschichte in billigen Romanen :-).
Danke für das wunderbare Gedicht „Dû bist mîn, ich bin dîn“. Ich habe mal ein wenig nachgelesen, was man darüber im Internet finden kann ;-).
„Das Gedicht findet sich am Ende eines ansonsten in lateinischer Sprache geschriebenen Briefes einer hochgestellten Dame an ihren Lehrer, einen Geistlichen. Thema des Briefes ist die 'amicitia'. Im darauffolgenden Brief wirbt der Geistliche um die Dame, die ihn aber in einem dritten Brief klar abweist - sie hat das Gedicht offenbar eher platonisch gemeint. Alle drei Briefe stammen aus einer Briefsammlung des Werinher von Tegernsee, die uns in einer um 1200 geschriebenen Handschrift erhalten ist (heute in der Münchner Universitätsbibliothek, Codex lat. 19411). Die Verfasserin ist im übrigen unbekannt.“
http://www.staff.uni-mainz.de/pommeren/Gedichte/dubistmin.html
Oder auch das, was dazu im Reallexikon der germanischen Altertumskunde geschrieben steht, ist sehr interessant.
http://books.google.de/books?id=vnW0nhUevx0C&pg=PA195&lpg=PA195&dq=D%C3%BB+bist+m%C3%AEn,+ich+bin+d%C3%AEn+%C3%BCbersetzung&source=bl&ots=EHhbEW7ich&sig=H5vreG70j06MMyXW8PlgTqcOAEU&hl=de&ei=MqqoSqjkC4qD-QbCiaHGBg&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=7#v=onepage&q=&f=false Natürlich sind das nur Bruchstücke an Wissen, die sich in diesem Medium nachschlagen lassen, aber für den Laien ist auch das bereits interessant.
„Aber solange wir mehr wollen, als wir können, ist es gut.“ Das ist natürlich ein Satz, der allgemein gesehen, absolut Gültigkeit hat, der etwas Positives, nach vorn Gerichtetes, der Bewegung in sich trägt. Trotzdem könnte man sich durchaus etwas an dem Wort „können“ in ihm reiben. Es trägt etwas Statisches in sich, etwas, das man entweder akzeptieren kann oder nicht, das aber starr und wie vorgegeben wirkt. Menschen und Bedingungen, in die sie eingebunden sind, ändern sich jedoch, sie entwickeln sich, passen sich mitunter auch an. Damit könnten sich auch die Grenzen des Könnens verschieben. Wenn dies dann sogar zum Positiven geschähe, wäre es schön.
Kerstin
E. W. R. 09/09/2009 19:17
Liebe Kerstin,eine verwandte Thematik hatten wir einmal unter dem Bild
besprochen, das auch von der Bildidee dem von Dir eingestellten ähnlich ist. Bekanntlich ist das Hohelied, aus dem Du die unübertreffliche Definition der Liebe zitierst, ursprünglich tatsächlich eine Sammlung von Liebesliedern. Und sie wurden dann ins Geistliche gewendet und zumindest in einem Strang der Rezeption auf das Verhältnis von Christus und der Kirche sowie der synagoga gedeutet. Sonst hätten sie ja auch keinen Eingang in die Bibel gefunden.
„Das Hohelied Salomonis im Alten Testament ist wohl das heiterste, diesseitigste Buch der biblischen Schriften: Höfische und volkstümliche Hochzeits- und Liebeslieder aus dem alten Israel bilden einen Reigen von Brautgesängen, Sehnsuchts- und Erfüllungsliedern. Sie preisen die Schönheit des und der Geliebten und die Wonnen der Zärtlichkeit in Bildern aus dem Hofleben, der Stadt Jerusalem, besonders aber aus den Bereichen der frühlingshaften Natur sowie den Sphären des Hirtenwesens und des Gartenbaus.
Die jüdische Tradition überlieferte diese oft nur fragmentarisch erhaltenen Texte, da sie als Dichtungen des Königs Salomo, ca. 965-926 v. Chr. galten, dem auch einzelne Psalmen und die Bücher der Sprüche und der Weisheit zugeschrieben wurden. Aufnahme in die hebräische Bibel fanden sie erst nach heftigen Diskussionen, nachdem sich ihre allegorisch-symbolische Deutung etabliert hatte: all die besungenen Ebenen der zwischenmenschlichen Liebe wurden gedeutet als Erscheinungsformen der Liebe Gottes zum Volk Israel und umgekehrt. Diese Symbolik übertrugen die Christen der Spätantike auf ihre Situation und erklärten das Hohelied zum Liebeslied Christi und der Kirche.
Im Mittelalter kamen noch Deutungsebenen hinzu: in der jüdischen und christlichen Mystik diente der Bilderreichtum des Hoheliedes der Versenkung des frommen Individuums in die Geheimnisse der Liebe Gottes zum Einzelnen und seiner Liebe zu Gott. Ferner fand das Hohelied Eingang in die Marienverehrung, die Brautlieder und -Verse wurden auf die Mutter Jesu projiziert.
Während im Protestantismus nur die Sichtweise des Hohenliedes als Symbol der Beziehung Gott - Kirche bzw. Christus - Seele lange erhalten blieb, hat die katholische Liturgie auch den Bezug zur Marienverehrung weiter gepflegt und so sind vom gregorianischen Choral über die Marienminne der Gegenreformation (Lasso, Palestrina) bis zur Gegenwart Verse des Hohenliedes als Motetten vertont worden.“ (Wikipedia)
„Sicut lilium inter spinas
Sic amica mea inter filias“
„Wie eine Lilie unter Dornen
so ist meine Freundin unter den Mädchen.“
Wenn nun hier die Geliebte als „lilium inter spinas“ ‚Lilie unter Dornen’ oder bei Meat Loaf motivverwandt als „Ruby in a mountain of rocks“ bezeichnet wird, so ist das gewiss eine Idealisierung, wie sie dem Liebeslied wohl ansteht und uns auch bei Gestalten des Gottesglaubens angemessen erscheint.
Dennoch war Jesus erst einmal Menschensohn, und zum Gottessohn wurde er bekanntlich erst auf Beschluss des Konzils von Nicäa; auch darüber sprachen wir an anderer Stelle.
Um so mehr, würde ich meinen, müssen wir bei aller Idealisierung der Liebe auch berücksichtigen, dass es bei ihr unter Menschen nun einmal Menschen sind, die sich lieben. Übrigens hat auch die weltliche Liebeslyrik wunderbare und in der Dichte ihrer Aussage schwer zu übertreffende Kunstwerke hervorgebracht.
Dû bist mîn, ich bin dîn
Dû bist mîn, ich bin dîn:
des solt dû gewis sîn.
dû bist beslozzen
in mînem herzen:
verlorn ist daz slüzzelîn:
dû muost immer drinne sîn.
Chume, chume, geselle mîn,
ich enbîte harte dîn!
ich enbîte harte dîn,
chum, chum, geselle mîn.
Suozer roservarwer munt,
chum unde mache mich gesunt!
chum unde mache mich gesunt,
suozer roservarwer munt!
Ich wil trûren faren lân,
ûf die Heide sul wir gân,
vil liebe gespilen mîn,
dâ seh wir der blumen schîn.
Ich sage dir, ich sage dir,
mîn geselle, chum mit mir!
Suziu minne, râme mîn,
mache mir ein krenzelîn,
daz sol tragen ein stolzer man,
der wol wîben dienen chan.
Dabei bedeutet übrigens der bekannte Satz „Ich bin dîn“ weniger „Ich bin Dein“ als vielmehr „Ich bin Du“ und „Du bist mîn“ „Du bist ich“, was die Verschmelzung der Seelen, die mit der Vorstellung der Liebe verbunden sein kann, in ein nicht mehr steigerbares Bild fasst.
Dennoch ist sie eine Liebe unter Menschen. Menschen, die nun einmal ziemlich vorläufige Wesen mit gemischtem Charakter sind, wie wir es unter
besprochen haben. Das wird bei aller Idealität und Tiefe der Gefühle auch ein Gespür für die Grenzen mit sich bringen müssen, die uns gesetzt sind. Wir bemerken sie, weil wir viel mehr wollen, als wir können. Aber solange wir mehr wollen, als wir können, ist es gut. Eckhard
Kerstin Stolzenburg 08/09/2009 19:46
@Alle: Allen herzlichen Dank für die Anmerkungen.Grüße, Kerstin
Kerstin Stolzenburg 08/09/2009 19:45
@EL-SA: Natürlich würde die glänzend rote Beere unter lauter glänzend roten Beeren nicht oder kaum oder erst bei genauem Hinsehen auffallen. So ist es ja auch im realen Leben.Grüße. Kerstin
Kerstin Stolzenburg 08/09/2009 19:34
@Karl-Dieter Frost: Lieber KD, da kann und brauche ich nichts hinzufügen ... unterschrieben! ;-))Grüße. Kerstin
Kerstin Stolzenburg 08/09/2009 19:33
@Walter Zeis: So würde ich es auch sehen. Das Motiv bot sich in diesem Kontext regelrecht an.Danke und Grüße. Kerstin
Kerstin Stolzenburg 08/09/2009 19:28
@Stefan Adam: Lieber Stefan, natürlich nicht! Mir würde ein derart gestelltes Bild selbst überhaupt keine Freude machen. Die Beere lag dort wirklich und ich saß auf einer Bank unter dem Baum von dem sie fiel :-).Grüße. Kerstin