Tag 2 - der Lubéron und die grausige Hotelsuche
9. Mai
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich kaum ein Wort französisch spreche? Um so unsicherer bin ich, als ich morgens beim petit déjeuner den Hausherren nach Salz frage und er mich anguckt, als hätte ich seinen Hund erschlagen. Aber daran liegt es gar nicht - er kam als wandelndes Fragezeichen zurück (mit Salz) und wunderte sich offensichtlich, was ich damit wollte angesichts der 37 Marmeladensorten auf dem Tisch. Franzosen scheinen keine Menschen zu kennen, die nichts Süßes zum Frühstück essen :-)
Heute mache ich den Luberon kreuz und quer unsicher. Es ist sonnig, ich fahre so durch die Wildnis und mache hier und da halt, natürlich auch in Menerbes, den Ort, den Peter Mayle so liebevoll in seinen Büchern beschreibt. Recht hat er. Das trifft allerdings auf 90% aller Luberon-Orte zu (nur geschätzt, da ich die restlichen 10% nicht gefunden habe). Mittlerweile kann ich in Bars fehlerfrei nach dem Klo fragen, was mich ungemein beruhigt :-) Am späten Nachmittag überquere ich das Luberon-Massiv, eine atemberaubende wilde Landschaft und außer mir scheint das niemand zu interessieren, ich bin fast ganz allein auf der Straße und genieße die Ruhe bzw. das Grillenzirpen. Zeit für die Hotelsuche. Die gestaltet sich heute schwieriger als ich dachte. Ich fahre bis kurz hinter Marseille und stelle fest, dass ein Schild "ouvert" keineswegs bedeutet, was es eigentlich bedeuten soll. Viele Hotels sind einfach noch zu. Der Baedeker führt mich entnervt (es wird schon dunkel) nach Salon de Provence, wo in der historischen Altstadt ein günstiges altes Klostergemäuer sein soll, ein Anruf bestätigt, dass es noch frei ist. Aber was heisst für den Baedeker schon günstig. Mir war es mittlerweile egal, wenn ich es nur finden würde! Noch mehr entnervt gebe ich nach einer halben Stunde auf, es ist schon halb 10 und ich erinnere mich, ein paar Motels am Rande der Stadt gesehen zu haben. Das erste hat ein Zimmer für mich - spottbillig. Der Haufen Fernfahrer oder Monteure, die mir im Eingang Platz machen und plötzlich ganz still sind, stören mich zunächst nicht - die Zimmer werden ja wohl abschließbar sein. Das schon, aber das Mädel an der Rezeption fragt mich (mit einem leicht grinsenden Seitenblick zu diesen Kerlen), ob ich auch wüsste, dass es bei dieser Art Motels kein Bad/WC auf den Zimmern gäbe - sondern Gemeinschaftsbäder auf den Fluren. Angeekelt ziehe ich meine Kreditkarte schnell wieder zurück und stolper rückwärts wieder raus. Ok, nebenan ist ein fürchterliches Ibis, dass ich dann endlich nehme. Schweren Herzens, denn der Preis ist unverschämt und very charming ist es sowieso nicht. Egal - Hauptsache ein Bett und ein eigenes Bad. Aber damit mir sowas nicht wieder passiert, suche ich schnell noch völlig gerädert ein paar nette Adressen für die nächste Nacht - ich könnte mein Notebook und Vodafone küssen!
Andreas Werner Berlin 19/07/2007 14:44
Eine tolle Story Deiner Reise, die man direkt veröffentlichen könnte, so wie sie ist. Jedenfalls finde ich sie sehr schön und lachen musste ich, als ich dieses Bild hier sah.Weil...
Grüße A
Klaus F. 17/07/2005 22:05
Sehr gutes Foto!Wenn man Deinen Reisebericht liest, will man gleich wieder los.
LG
Klaus
Thomas72 Stiegler 13/05/2005 11:49
Die Farben sind ja schön!Ich glaub ich pack meine Koffer und hau auch mal ab...
Pelue 11/05/2005 18:51
angesichts der flut von fotos, die täglich jeder mensch (ob in der fc oder sonstwo) sieht und sehen muss, ist es verdammt schwierig, jemanden dazu zu bewegen, sich mit einer aufnahme intensiver auseinanderzusetzen. da hilft der text ungemein: gute fotos brauchen brauchen einfach gute texte ... wir sehen hier gerade einen beweis für die richtigkeit der these. lg martin.Loje 11/05/2005 14:03
sehr schöne reiseerzählung! aber das foto ist mit seinen warmen farben auch nicht ohne...Martina Brand. 11/05/2005 13:54
..ich lese Dich fast noch lieber als Deine Bilder anzugucken :O) - keine Bange, nur fast ;O).Ganz liebe Grüße an die große Weltenbummlerin :O),
Martina
Günter Frank 11/05/2005 9:54
ja, Maike, Du hast neben einem schönen Foto Deine Erfahrungen in der Provence drastisch und bildhaft beschrieben - sehr gut gemacht, beides!Das ist ja meine "zweite Haimat" da unten, da ich ca. 20 km südlich von Salon de Provence einige Jahre gewohnt und gearbeitet habe, genau in Istres. Wenn Du wieder mal eine Frankreich-Tour machen willst, kann ich Dir nur empfehlen, nach dem "Logis de France-Führer" Unterkünfte zu suchen. Diesen gibt es bei den mit dem speziellen Schild gekennzeichneten Hotels meist kostenlos und ist deutlich besser als der Guide Michelin. Wir waren im vorletztes Jahr auch im Luberon im Urlaub - hat uns gut gefallen, wie überhaupt die ganze Provence zu unseren Lieblingsgegenden gehört. Wir meiden nur die Küste, die Cote d´Azur, da man sich dort nicht mehr ganz sicher fühlen kann, was im Hinterland deutlich besser ist.
Noch angenehmer kann man in Frankreich reisen, wo die Franzosen Urlaub machen und weniger die Ausländer, z. B. im Zentralmassiv, da ist die Welt noch in Ordnung, auch die Preise!
So viel zu Frankreich - LG von Günter
die Maike 11/05/2005 9:43
Hallo Ihr, freut mich, dass Ihr so eifrig mitlest und sogar mein Plümschnbild anguckt :-)Johannes Müller aus Lobetal 11/05/2005 9:40
Tolle Geschichte und erst das Photo.... es erinnert an Malerei bin sehr angetan davon, es lebt von den Farben, ich mach erstmal auf Favorit.....gruss joAbstrakte Welt 11/05/2005 9:17
geile geschichte :-)))))))) maike in der grossen weiten welt. feines foto.viele grüße,
boa
Holger V. 11/05/2005 9:12
Schnitt, Perspektive, Farben: Einfach gut!Gruß,
-Holger-
Matz Wachter 11/05/2005 7:48
lol, könnte auch italien sein ;-) das wird ja ein richtiges reisetagebuch und das finde ich sehr schön. so wie das bild, aber du weißt ja, dass ich so was mag. und wow, sogar plümchen drauf ;-)lg matz
Der Dicke 11/05/2005 7:29
die reiseberichte sind fast noch besser als die fotos. aber nur fast. ;-)))draußen gibt`s nur kännchen 11/05/2005 7:22
Farbe ? Maike ?Guido Wörlein 11/05/2005 1:51
....Gemeinschaftsbäder?! Igitt! *gräuslig*VG
Guido