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"Tote unter dem Gletscher" …

"Tote unter dem Gletscher" …

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HL Photo


Premium (World)

"Tote unter dem Gletscher" …

… "Lebendige im Gedächtnis"

So steht es auf der Gedenktafel.

Um der Schwere des Ereignisses zu gedenken, liess ich das Motiv licht- und schattenbehaftet.

Mattmark – Staudamm und Erinnerungen
Friedlich liegt der Stausee hinter dem mächtigen Staudamm Mattmark. Grünblaues Wasser plätschert an der über 700 Meter langen Dammkrone. Wildes Felsgewirr umrandet das Seebecken, dahinter Berge, Eis, Schnee. Ein Gruppe Wanderer, eben aus dem Postauto geklettert, steigen in den Rundweg um den See ein. Ein prächtiger Herbsttag in den Walliser Bergen, zuhinterst im Saas-Tal. Eine Idylle, die eine Tragödie vergessen läßt.

Peter Maibach - Blenden wir in die sechziger Jahre zurück. Die Schweiz boomt. Immer mehr Einwohner, immer mehr Gastarbeiter, die Wirtschaft wächst, die Zukunftsprognosen sind euphorisch. Der Bergkanton Wallis entdeckt sein mächtiges Potenzial zur Energiegewinnung, die Strombarone bauen ihr Reich aus. So wird die auf 2000 Metern gelegene Ebene von Mattmark zur Großbaustelle. In drei Schichten stehen 700 Arbeiter im Einsatz, der Staudamm von Mattmark wird der größte Erddamm in Europa.

Dann das einschneidende Ereignis: am 30. August 1965, um 17.15 Uhr brechen rund 500 000 Kubikmeter Eis des Allalingletschers ab und stürzen ins Tal. Das glatt geschliffene, steile Bett des geschrumpften Gletschers wirkt wie eine Rutsche. Direkt in der Falllinie der Eismassen liegt die Barackenanlage. Einige Arbeiter hören das Eis krachen und versuchen, sich in ihre Behausungen zu retten. Eine fatale Entscheidung: 88 Tote lagen unter einer 30 Meter hohen Eisschicht begraben, 56 Italiener, 24 Schweizer, 3 Spanier, 2 Österreicher, 2 Deutsche und ein Staatenloser.

Eine Naturkatastrophe, lautete die Beurteilung durch die Fachleute. Zwar wurden Stimmen laut, welche die Arbeitssicherheit und insbesondere den Standort der Baubaracken in Frage stellten. Doch ein juristisches Nachspiel blieb weitgehend folgenlos. Die italienische Presse wetterte. Erst nach weiteren Unfällen auf anderen Baustellen, erst nach einigen politischen Interventionen und Forderungen der Gewerkschaften wurden für Bergbaustellen verschärfte Sicherheitsvorkehrungen vorgeschrieben.

In der Nähe des Berggasthofes steht ein hohes Granitkreuz, Gedenktafeln, ein Kranz mit grün-weiß-roter Schleife vergilbt in der Herbstsonne. Mattmark steckt in den Köpfen. Die Bilder, welche die Schweizer Filmwochenschau vom 3.9.1965 zeigte, blieben haften. Sie platzen in die heile Welt des Glaubens an Fortschritt und Technik. Wer diese Zeit erlebt hat, erinnert sich an die schlichten Schwarzweißaufnahmen, welche diese dunkle Seite der Schweizer Baugeschichte in die Stuben im Unterland brachten.

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