Transamazonica #2

Transamazonica #2

Ich habe das Bild nun nicht mehr bearbeitet - ich habe es so eingestellt, wie ich es dereinst halbwegs habe retten können. Ungefähr zwei Jahre nach Rückkehr aus Brasilien fanden sich in einer Schublade meiner Dunkelkammer 6 belichtete SW-Filme, an die ich keinerlei Erinnerung hegte. Nun gut, einfach mal entwickeln - man wird ja sehen..... aber die Filme hatten gelitten, waren feucht und teilweise von Sporen befallen gewesen auf der Reise und mehr war aus der eigenen Duka nicht mehr herauszuholen.
Den Namen des Ortes mag ich vergessen haben - und wahrscheinlich war es auch gar kein Ort, sondern, wie so oft vorher, einfach eine Ansammlung roh zusammengehauener Bretterbuden auf dem langen Weg von Santarém nach Marabá. Ich erinnere, daß wir gerade in Begleitung einiger Indianer auf einer Fähre über den Rio Xingu gesetzt hatten. Dann Rast in dieser Kneipe. Die wenigen Besucher ließen sich von einer Telenova im Fernsehen fesseln. Ein junger, offensichtlich bereits promillebeladener Farbiger mit abgearbeiteten Händen kam wankend herein. Allem Anschein nach, wie auch die anderen, ein Holzfäller, der im Auftrag und Schutze eines internationalen Konzerns im Amazonasdschungel wilderte und nun seinen Lohn verpraßte. Er trug einen altmodischen Hut, unter dem nach dessen Absetzen ein stattliches Bündel zerknitterter Geldscheine hervorquoll. Mit großer Geste bestellte der Mann eine Lokalrunde, die auch uns mit einbezog. Kein Zweifel, daß das Bündel im Laufe der nächsten Stunden schrumpfen würde - in dieser Kneipe, in anderen, in irgendeinem jämmerlichen Hurenhaus oder nachts unter den Händen eines Kollegen, dem diese Art des Gelderwerbs näher als harte Arbeit war.
Ich habe nicht wirklich fotografiert - die Kamera - eine alte, aber extrem zuverlässige Yashica FR1, lag eben so neben mir auf dem Tisch und wollte abgedrückt werden - weiter nichts.....

Brasilien, Pará 1993/94 - Scan vom kaputten SW-Neg.