Windkrafträder: Noch nicht einmal die halbe Wahrheit 04
Bei einem Spaziergang im Taunus kam ich erstmals und wiederholt in nähere, also auch direkt optische und akustische „Berührung“ mit Windrädern.
Ich bin nicht „windkraftanlagensensibel“, aber da kann einem schon mal der Atem stocken und ich kann nur jedem empfehlen, sich vor einer Meinungsbildung einmal dieser sinnlichen Erfahrung zu unterziehen. Am besten gleich mehrfach.
Noch mulmiger wurde es mir beim Lesen der neben einem Windrad aufgestellten Informationstafel der Gemeinde Weilrod im Taunus:
„Windenergie in Weilrod
Vorteile für die Gemeinde
Windparks erhöhen dauerhaft die regionale Wertschöpfung. Die Anlagen in Weilrod wurden auf Flächen der Gemeinde errichtet. Deshalb kommen die Einnahmen aus der Pacht für Grundstücke und Wege sowie die Gewerbesteuer in vollem Umfang dem kommunalen Haushalt zugute. Mit diesen Mitteln wiederum können Einrichtungen für Bürger unterstützt werden, beispielsweise Schulen, Kindergärten und Vereine.
Auch lokale Unternehmen profitieren von den Aufträgen rund um den Bau der Anlagen.
Zugleich leistet Weilrod als Vorreiter im Hochtaunus – Kreis einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende. Dieser ist für Touristen und einheimische Wanderer auf der Energie Erlebnis Tour eindrucksvoll dokumentiert ….“
Ohne hier jemanden beleidigen zu wollen frage ich mich, warum – hier stellvertretend für zahlreiche andere Gemeinden – die Weilroder Bürger offensichtlich nur recht kurzfristig denken und ihre Politiker scheinbar bei einer grundlegenden Veränderung ihrer Heimat einfach so gewähren lassen.
Fragt hier eigentlich weiterhin niemand, warum nahezu alle Gemeinden in Geldnöten sind?
Nach jahrzehntelangen Versäumnissen von Verbrauchern und Politik (man beachte die Reihenfolge) sieht es derzeit so aus, als bestände die einzige Lösung für diverse Krisen darin, der Natur auch noch die paar wenigen, meist kleinteiligen bislang geschützten oder sinnvoll bewirtschafteten Flächen wegzunehmen.
Können und wollen wir uns – nur als Beispiel – Hessen in den Höhenlagen mit noch mehr abgeholzten und windkraftanlagenbestückten Wäldern vorstellen?
Möglicherweise können das die Taunus – Bürger recht gut oder aber ihnen sind die dauerhaften Folgen für die Natur und damit letztlich für sich selbst egal?
Modelle zur angeblichen Lösung der Energiekrise (n) werden nicht gelingen, weil die Verbraucher nicht einsichtig sind und unwillig, ihr Verhalten radikal zu verändern.
Eine Energiewende kann – wenn überhaupt – nur durch radikalen Verzicht auf Energie und damit einer dramatischen Veränderung der Lebensgewohnheiten gelingen.
Der Weg zur Energiewende muss beim Bevölkerungswachstum und dem Verbrauch (Konsum!) des Einzelnen ansetzen, alle anderen Wege werden unweigerlich ins Leere laufen und keines der Probleme beseitigen.
Was wir brauchen, sind persönliche Lebenswenden sowie eine radikale Änderung der Politik hin zu Mut und Ehrlichkeit.
Mit solchen Forderungen macht man sich sehr, sehr unbeliebt – es geht schließlich auch um viel Geld ….
Ganz sicher wird es anderenfalls aber klappen, durch Eingriffe wie immer weiterer Bau von WKAs und Solaranlagen die Natur so nachhaltig zu (zer-) stören, dass wir uns damit die nächsten Katastrophen selber schaffen.
Hier passend ein Artikel von Artikel von Harry Neumann, Bundesvorsitzender der Naturschutzinitiative e.V. (NI):
„Die Bundesregierung hat einen Änderungsentwurf des Bundesnaturschutzgesetzes vorgelegt, in welchem der Ausbau der Windenergieindustrie gegenüber der Natur der Vorrang gegeben wird. Sollten die geplanten Änderungen tatsächlich vom Bundestag beschlossen werden, wird diese Koalition aus SPD, Grünen und FDP als Koalition der Natur- und Landschaftszerstörer in die Geschichte unseres Landes eingehen. Diesem Angriff auf die Natur müssen wir eine starke Stimme entgegensetzen. Das vom Wirtschafts- und Umweltministerium am 04. April 2022 vorgelegte Eckpunktepapier verfehlt das selbstgesteckte Ziel, den Zielkonflikt zwischen Energiewende und Artenschutz zu lösen und dabei hohe Standards für den Artenschutz zu bewahren. Es bewirkt vielmehr für den Natur-, Arten- und Landschaftsschutz eine Schwächung von historischer Tragweite. Wenn zukünftig statt dem Schutz der Arten in Artenhilfsprogramme einzuzahlen sein soll, drängt sich der Eindruck auf, dass sich Windenergienutzung vom Artenschutz im Sinne eines Ablasses freikaufen kann. Dies macht deutlich, dass der Zweck offensichtlich alle Mittel heiligt. Die Umwandlung von Wäldern und noch naturnahen Lebensräumen in Energieindustriegebiete stellt eine der größten zusätzlichen Gefahren für die Biodiversität und damit für die Lebensgrundlagen von Menschen und Tieren dar.
Wir fordern daher die Bundesregierung auf, die geplanten Änderungen am EEG und im Bundesnaturschutzgesetz aufzugeben und den Wäldern, dem Schutz der Arten, der Lebensräume und der Biodiversität mindestens die gleiche Bedeutung zukommen zu lassen wie dem Klimaschutz. Eine echte Energiewende kann nur gelingen, wenn sich der derzeitige klimapolitische Tunnelblick öffnet, das gesamte Ökosystem mit seinen vielfältigen Verflechtungen und Abhängigkeiten, naturbasierte Lösungen wie den Moorschutz, Wildnisentwicklung, Renaturierung degradierter Ökosysteme und das tatsächliche Einsparen von Energie in den Mittelpunkt gestellt wird.“
https://www.naturschutz-initiative.de/
Hochtaunuskreis, Weilrod, 06.06.22.
Panasonic Lumix LX 15.
Willy Brüchle 22/06/2022 11:13
Ab in die Pellet-Heizung mit den Stämmen? MfG, w.b.